Der Weg nach unten. Franz Jung

Der Weg nach unten - Franz Jung


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beordert worden, zu einer Besprechung mit den Herren der Seeversicherungsgesellschaften. Wir werden die Herausgabe einer wöchentlich erscheinenden Schifffahrtszeitung zu beschließen haben, mit den Schiffsankünften und -abfahrten im Stile von Lloyds List. In der Mönckebergstraße konnte man bereits den Anmarsch des Demonstrationszuges der Matrosen von der Minensuchboot-Flottille hören, Ziel der Rathausmarkt.

      Die Stimmung bei uns blieb sachlich und kühl.

      Die Herren wussten bereits, wer als neuer Hamburger Bürgermeister dem Revolutionsregime präsentiert werden würde … die Frachtraten würden steigen, die Prämiensätze würden sich wieder nach dem Londoner Markt orientieren. Fast alle der vertretenen Gesellschaften hatten ihre englischen Vertretungen für Deutschland und die Transporte von Übersee nach Deutschland bereits in der Tasche. Das an Lebensmitteln und Rohstoffen arm gewordene Deutschland verspricht ein ganz außerordentliches Geschäft … „Machen Sie entsprechende Vormerkungen und behalten Sie besonders diese Linie im Auge, Herr Jung.“

      In Berlin schien die Stimmung erregter. Die zugereisten Schieber und Kommissionsjäger sind mehr auf Gerüchte angewiesen. Aus Lieferanten werden zwar Aufkäufer der Heeresbestände, aber das geht nicht über Nacht. Dazwischen liegt das, was die Geschichtsschreiber den politischen Umsturz nennen. Dieser vollzieht sich in Etappen, die nicht übersprungen werden können, ehe daraus sich ein Geschäft entwickeln kann.

       II

       DIE ROTEN JAHRE

       Er hautse, er hautse

       Er hautse in die Schnautze

       Er hautse mit vergnügtem Sinn

      Immer in die Schnautze rin.

       Berliner Schlager 1918

      Nach dem Folgegesetz der Generationen, eine Erinnerung zu entwickeln, würde zu berücksichtigen sein, dass jede der nachfolgenden Generationen die nachfolgende in sich aufgesaugt hat und sich daran erbricht. Sie muss das Vergangene vergessen machen, nicht nur ablehnen, was bisher als das Vorrecht der Jugend gegolten haben mag.

      Welchen Sinn hat dann überhaupt noch Erinnerung?

      Die Forschung, um dieses Flickwort zu gebrauchen, hat eine Fülle von Wissenswertem zusammengetragen über die Vielfalt von Lebewesen ringsum, die sich in unseren Wahrnehmungen widerspiegeln. Ob richtig oder falsch – mit großer Wahrscheinlichkeit falsch, sollen diese dazu verhelfen, dem Menschen vergleichsweise eine Erinnerung seines Daseins aufzubauen, mehr nicht.

      Aus solchen Erinnerungen des Menschen etwas von dem biologischen Lebensanspruch und der Existenzfähigkeit zu erfahren, ist zum Scheitern verurteilt, denn nicht nur sind alle diese Erinnerungen sehr persönlich bedingt, das heißt, sie sind falsch und für einen allgemeineren Rahmen zweckverbogen. Es wird auch die Frage nicht beantwortet: Wer und was ist dieses Menschenwesen in Wirklichkeit und für sich allein, eine Vorbedingung, bevor eine tragfähige Erinnerung sich bilden kann?

      Wir ahnen nur, auch diejenigen, denen es niemals einfallen würde, sich erinnern zu wollen und derartiges zuzugeben, dass jeder Mensch von seinem Standort aus alles an Lebendem ringsum in sich einfrisst, und dass entsprechend der Zweckbildung in seinem biologischen Aufbau der Mensch auch bestimmt ist, selbst gefressen zu werden.

      Statt aller lebensträchtigen Erinnerung, die neues Leben entwickeln könnte, bleibt nichts zurück als ein dürftiger Haufen Asche, gerade noch genug, um eine kleine Kolonie von Bakterien zu nähren, die sich ausbreiten werden. Das Menschenschicksal mag für Jahrmillionen vorbestimmt sein. Es lässt trotzdem nichts zurück als diesen Dreck, den dürftigen Rest, womit er sich selbst verdaut hat. Es gibt in der einer Beschreibung zugänglichen menschlichen Gesellschaft eine besonders niedere Art von Beschäftigten, die diesen Dreck sammeln, kneten und zu modellieren vorgeben, die Wissenschaftler und in diesem besonderen Fall die Historiker.

      Ich muss zugeben, und nicht mit ganz leichtem Gewissen, denn ich habe das schließlich herausgefordert, es wäre mir nicht sehr angenehm, in dem Nachfolgenden zu den Historikern gezählt zu werden.

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