Follower. Gunnar Engel
Dorfbewohner spionieren in die Fenster. Menschen stehen unangekündigt im Haus. Jeder Schritt ist sofort allen bekannt. Außerdem war es eine neue Verantwortung. Ich sollte der neue Pastor sein. Wie war die Geschichte der Gemeinde? Wie war die Verkündigung bisher? Wer sollte die Gemeinde mit mir leiten? Was würde ich tun, wenn sich in einem Jahr herausstellte, dass ich überhaupt nicht in der Lage war, meine Aufgaben zu erfüllen? Was sollte ich tun, wenn der Druck zu groß würde? Wie so oft waren die Ängste größer als die Realität.
Denn genau darin ist die Angst die Königin: Sie verbiegt die Realität, bis nichts mehr zusammenpasst. Wie oft erwische ich mich dabei, dass ich so viel mehr auf die Stimme um mich herum höre und nicht auf Gott. Höre ich auf die Stimme der Angst, lege ich mein Vertrauen in das Unbekannte und die Unsicherheit – und das sind beides Bereiche, die mir keine Sicherheit geben können. Allein die Stimme Gottes ist dazu in der Lage. Daher stehen wir immer wieder vor der Herausforderung, im Unbekannten auf die vertraute Stimme zu hören, denn es ist Gottes Stimme, die den Weg weist.
Ein Neuanfang mit Gott bedeutet, sich von dieser Angst nicht gefangen nehmen zu lassen. Die Stimme der Angst kann uns nämlich nur im Kreis führen. Sie geht Umwege, bringt vom Weg ab, bis sie uns schließlich im Dunkeln allein lässt. Dabei spielt sie ein Spiel auf Zeit. Abraham war sich sicher, dass nach 75 Jahren kein Nachkomme mehr kommen würde. Mit jedem Jahr, das verging, schwand die Hoffnung mehr und mehr.
Wie lange wartest du schon? Was ist dein Weg ins Unbekannte, den du nicht von dir aus gehen willst? Wo muss Gott dich erst hinrufen, damit du dann weißt, dass seine schützende Hand über dir ist? Der Weg zum größten Sieg führt am Ende meist durch das Tal deiner größten Angst.
Ich hätte mein achtundzwanzigjähriges Ich auf das, was vor mir lag, nicht vorbereiten können. Wie bereitet man sich auf das Unbekannte vor? Ich bin froh, dass ich nicht wusste, was kommen würde. Aber ich wünschte, ich hätte gewusst, dass Gott mir selbst in dieser dunklen Zeit etwas geben würde, das mir nie genommen werden konnte – er gab mir sich selbst. Ich wünschte, ich hätte gewusst, dass es nie ein Fehler sein würde, Gott zu vertrauen.
Der Weg ins Unbekannte
Dann befahl der Herr Abram: »Verlass deine Heimat, deine Verwandten und die Familie deines Vaters und geh in das Land, das ich dir zeigen werde! Von dir wird ein großes Volk abstammen. Ich will dich segnen und du sollst in der ganzen Welt bekannt sein. Ich will dich zum Segen für andere machen. Wer dich segnet, den werde ich auch segnen. Wer dich verflucht, den werde ich auch verfluchen. Alle Völker der Erde werden durch dich gesegnet werden.«
1. Mose 12,1-3
Wie am Anfang der Schöpfung so steht zu Beginn der Geschichte Gottes mit Abraham das göttliche Wort. Nachfolge beginnt immer mit dem Sprechen Gottes. Ohne sein Wort verkommt jede Nachfolge zu blindem Herumirren.
Wir sehen hier das Grundmuster der Berufung durch Gott. Und nicht nur zufällig ist es auch das Grundmuster der Schöpfung der Welt: Ankündigung (Gott sprach …), Gebot (Es werde …) und Bericht des Vollzugs (Es war sehr gut.). Durchbrochen wird dieses Muster bei Abraham jedoch durch die Verheißung.
Abraham hatte zu diesem Zeitpunkt bereits ein gutes Stück des Weges hinter sich. Er war mit seiner Familie aus dem chaldäischen Ur, einer großen südmesopotamischen Stadt und der Heimatstadt der Familie, in das mehrere Hundert Kilometer entfernte Haran gereist. In dieser blühenden Handelsstadt ließen sie sich nieder, bis Abraham die Stimme Gottes vernahm, die sein Leben komplett umkrempelte.
Das Wort führte Abraham auf einen einsamen Weg. Es führte ihn aus seiner neu gewonnenen Heimat und weg von seiner Herkunftsfamilie. Es war eine einsame Entscheidung, die Abraham traf. Er ließ sich auf das Gotteswort ein, ohne das Ziel seiner Reise zu kennen. Er hatte allein die Verheißung und Gottes Wort.
Ich will mich nicht gleich zu Beginn dieses Buches mit Abraham vergleichen. Gemeinsam haben wir aber immerhin, dass wir uns unseren Wohnort nicht ausgesucht haben. Meine Kirche hat eine interessante Art, einen jungen Pastor zu entsenden. Nach einem knapp dreißigminütigen Gespräch über Fähigkeiten und Wünsche erhält man ungefähr einen Monat später einen Brief mit der Post. In drei knappen Sätzen steht dort der Name der neuen Gemeinde (und damit auch der neue Wohnort), das Datum des Dienstbeginns und ein Hinweis, dass man sich schon einmal mit der Ehepartnerin absprechen sollte, wie es dann mit ihrem Arbeitsweg aussieht. Kein Scherz. (Aber ich hatte damals noch keine.)
Auch wenn Abrahams Leben ganz andere Bahnen nahm, als es unser Leben tun wird, ist er uns doch in einer Sache Vorbild: Er begab sich aus der Sicherheit der Familie hinein in ein Abenteuer, das ihn das Leben kosten konnte. Er war bereit, für Gott alles andere hinter sich zu lassen.
Auf seiner Reise in das Land des Glaubens machte Abraham konkrete Erfahrungen mit diesem Gott, der ihn zum Aufbruch aufgefordert hatte. Es entwickelte sich bei ihm eine Vorstellung, ein Gefühl, eine Ahnung. Mit der Zeit entstand vor seinem inneren Auge ein Bild von Gott.
Gott spricht zu uns, um Nachfolger für ihre Reise auszurüsten. Aber wie erkenne ich Gottes Stimme unter den lauten Klängen des 21. Jahrhunderts? Woher soll ich wissen, dass Gott mich ruft und ich nicht nur einem Bauchgefühl folge und erhobenen Hauptes in die falsche Richtung marschiere?
Manchmal glauben wir, dass Gott uns in eine bestimmte Richtung führt, aber wenn wir diesen Weg fortsetzen, werden wir entmutigt und unsicher, weil es nicht so funktioniert, wie wir es erwartet haben. Vielleicht ist es nicht so einfach und angenehm, wie wir dachten, oder es führt nicht dorthin, wo wir eigentlich hinwollen. Dann denken wir, dass wir offensichtlich den falschen Weg eingeschlagen haben, und entscheiden uns für eine Kurskorrektur. Doch auf dem neuen Weg entdecken wir schnell, dass wir einen gravierenden Fehler gemacht haben.
Einer der Gründe, warum wir die Wege ändern und Gott nicht gehorchen, ist, dass unser Glaube der Angst weicht. Daher möchte ich die Frage anders stellen: Was hält dich gefangen? Welche Angst hält dich fest umklammert und hat ihre Hände auf deine Ohren gelegt? Vielleicht sind es deine Erwartungen, Pläne, Zweifel oder dein Gedankenkarussell. Was auch immer es ist, es definiert nicht, wer du bist oder was Gott durch dich tun kann. Gott gibt uns keine Angst oder Unsicherheiten, er zerbricht sie.
Abraham ist ein Beispiel für jemanden, dessen Glaube der Angst gewichen ist. Als der Herr zum ersten Mal zu ihm sprach, gab er ihm klare Anweisungen und bedingungslose Verheißungen: »Zieh los, geh dorthin, wohin ich dich führen werde, und ich will dich segnen und zu einer großen Nation machen.«
Voller Glauben und Gehorsam verließ Abraham seine Heimat und reiste nach Kanaan. Nach seiner Ankunft baute er Altäre zur Anbetung des Herrn und stellte dort sein Zelt auf (1. Mose 12,7-8). Doch bald entstand eine Situation, die ihn dazu brachte, am Herrn zu zweifeln. »Damals brach eine Hungersnot im Land aus« (Vers 10), und Abraham wurde ängstlich.
Die Stimme, der du heute folgst, beeinflusst die Zukunft, die du erleben wirst.
DAS EVANGELIUM DES ABRAHAM
Die Angst im Unbekannten
Damals brach eine Hungersnot im Land aus. Und Abram zog nach Ägypten, um dort zu wohnen, denn die Hungersnot nahm große Ausmaße an.
1. Mose 12,10
Abraham ergriff die Flucht. Er floh aus dem Land, das Gott ihm gezeigt hatte, aus der Sicherheit und von dem Weg, den Gott ihm bereitet hatte. Dafür gab es einen einfachen Grund, der auch uns so viele Tausend Jahre später immer wieder vom Weg Gottes abbringen kann: Angst. Der Glaube weicht der Angst, wenn sich unser Fokus von Gott auf unsere Umstände verlagert.
Abraham hatte Gott während seiner ganzen Reise im Auge behalten und sich gehorsam im Land niedergelassen und ihn angebetet und ihm für seinen Schutz und seine Versorgung gedankt. Aber jetzt zweifelte er an seinem Überleben. Was für Abraham unerwartet und beängstigend war, betrachtete Gott als eine Gelegenheit für Abraham, ihm zu vertrauen. Anstatt