Ich bin der Sturm. Michaela Kastel

Ich bin der Sturm - Michaela Kastel


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doch runter und iss etwas. Auf meine Kosten. Ich gebe dir frei, okay?«

      Er betrachtet den Zwanzig-Euro-Schein, den ich ihm in die Hand gedrückt habe. Dann schaut er zurück in mein Gesicht, die Augen voller Fragen. Der Käfig, die Blicke, das Lächeln, all das ist Performance. Er verdient damit sein Geld, vierundzwanzig Stunden pro Tag. Sag einem Hund, der sein Leben lang an der Kette hing, er solle laufen, und er wird dich nicht weniger verzweifelt und verständnislos anschauen.

      »Jetzt mach schon«, dränge ich. »Geh, geh raus oder was auch immer du möchtest! Du hast frei für heute. Tu einfach, worauf du Lust hast.«

      Er scheint immer noch nicht zu kapieren. In seinen Ausdruck mischt sich Panik. Er will mir den Zwanzig-Euro-Schein zurückgeben, fasst nach meiner Hand, möchte mich zum Bett zerren, irgendwie muss er das hier durchziehen, sonst bringt sein Zuhälter ihn wahrscheinlich um. Erneut schiebe ich ihn weg, und er steht da wie erstarrt.

      Großartig. Ich und ein abgewiesener Stricher. Weil ich nicht länger von diesen verwirrten Augen angestarrt werden will, lasse ich ihn stehen und gehe raus auf den Balkon.

      Der Ausblick ist etwas vertrauter. Hochhäuser erhellen den Nachthimmel, und mir fällt ein, wie oft ich früher auf diesem Balkon stand und mir vorstellte, ich würde einmal in einem dieser Häuser leben. Mit einem Mann, der viel Geld verdient und uns eine Wohnung im obersten Stock gekauft hat. Es war ein verrückter Traum, das wusste ich schon damals. Ich hätte mich auch mit weniger zufriedengegeben. Solange ich Shark hatte, war mir jede Baracke gut genug.

      Ich lehne mich ans Geländer und ziehe die kalte, stinkende Luft ein. Ich muss nachdenken. Mich erinnern. Ich schließe die Augen. Die Treppe hoch, den Gang entlang, nach hinten zu Tür Nummer 13. Was kommt dann? Ich weiß es doch, verflucht. Durch die Tür und in den Raum. Der Raum. Der weiße Raum, der nun schwarz ist. Erinnere dich. Durch die Tür und in den Raum. Hinter das Bett. Nein, nicht hinter das Bett. Daneben. Im Boden, die Dielen. Ein Geheimversteck. Mein Geheimversteck! Jetzt weiß ich es wieder.

      Ich reiße die Augen auf und stürme zurück ins Warme.

      Ich habe ihm gesagt, er soll tun, worauf er Lust hat. Was ihm als Erstes einfällt, wenn eine komplett Verrückte ihm für eine ganze Nacht Freiheit erkauft. Er hat sich dafür entschieden, schlafen zu gehen.

      Bäuchlings liegt er da und rührt sich nicht. Sein rechter Arm hängt über die Kante. Das Gesicht ist tief im Kissen versunken, als wäre er aufs Bett gefallen und einfach so liegen geblieben. Wer weiß, wann er das letzte Mal geschlafen hat. Wer weiß, wie viele Fremde er für gewöhnlich küssen muss, ehe dieses Bett nur mehr ihm allein gehört.

      Ich versuche ganz leise zu sein. Ich will ihn nicht wecken, denn er soll nicht sehen, was ich tue.

      Es ist noch an derselben Stelle. Der Riss in der Diele, ein kleiner Spalt, gerade groß genug, um mit dem Finger hineinzugreifen. Wie damals ist es erstaunlich leicht. Ein schwacher Zug reicht schon aus. Ich halte vor Angst den Atem an. Ein dunkles, kleines Loch. Ein Bunker, in dem all meine Träume lebten. Ich hatte eine Schatulle mit Geld, mit Schmuck, aber das Wertvollste waren die Fotos. Bilder von meinen Eltern, dem Haus, dem Leben, das ich nie hatte. Alles weg. Das Loch ist leer. Ausgeräumt, gestohlen.

      Shark.

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