Star Trek - The Next Generation: Kollateralschaden. David Mack

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Nachbau konnte jemals perfekt genug sein, um jemanden zu täuschen, der darin gelebt hatte. Also warum es überhaupt versuchen?

      Das erinnerte Picard an ein altes philosophisches Gedankenspiel: Wenn man nach und nach alle Teile eines Schiffs ersetzte – mal eine Planke hier, mal einen Bolzen da, ein Segel, ein Ruder, ein Steuerrad – und dann an irgendeinem Punkt begriff, dass kein einziges Stück des ursprünglichen Schiffs noch vorhanden war … handelte es sich dann noch um dasselbe Schiff?

      Handelte es sich hierbei noch um dasselbe Heim? Er schüttelte den Kopf.

      Diese Frage überlasse ich lieber den Gelehrten.

      Eine Sache hatte sich nicht verändert: das verführerische Aroma eines Brie-Käses, verfeinert mit Preiselbeersoße und umhüllt von Blätterteig, der im Ofen backte. Sein süßer Geruch erfüllte das ganze Haus, wehte durch das offene Fenster auf die Veranda und zauberte ein zufriedenes Lächeln auf Picards Gesicht. Ein gebackener Brie und eine Flasche Cote du Rhône oder vielleicht eine Flasche von dem Languedoc … das rief angenehme Erinnerungen bei ihm wach. An Nächte am Esstisch mit seinen Eltern und seinem Bruder, an gebratenes Huhn und gestampfte Kartoffeln, gedünsteten Spinat mit Knoblauch und warmes Baguette, frisch aus dem Ofen …

      Die Eingangstür des Hauses öffnete sich hinter ihm. Einen Moment lang drangen fröhliche Geräusche aus dem Inneren – das Kichern von Picards kleinem Sohn René, der mit seiner Tante Marie spielte.

      Leise schloss Crusher die Tür hinter sich und gesellte sich zu Picard. Ihr Blick richtete sich auf den Weinberg. »Deine Schwägerin ist unglaublich vernarrt in unseren Sohn.«

      »Kannst du es ihr verdenken?«

      »Ich schätze nicht.« Crusher legte ihre Hände auf das Geländer und schaute hinaus in die Dämmerung. »Ich war so frei, unsere Taschen auszupacken.«

      Er legte seine Hand auf die ihre. »Danke.« Er warf einen Blick über die Schulter und lächelte beim Anblick von Marie und dem kleinen René, die mit einem Plüschhasen spielten. »Wann gibt es Abendessen?«

      »Pünktlich um acht, sagt Marie. Sie wird eine Flasche des besten Jahrgangs Château Picard aufmachen, um deine Rückkehr nach Hause zu feiern.«

      Zu Picards Überraschung füllten sich seine Augen plötzlich mit Tränen. Daran erinnert zu werden, wie lange er schon wieder fort gewesen war, weckte Erinnerungen an seine schwierige letzte Begegnung mit Robert im Anschluss an Picards gewaltsame geistige und körperliche Übernahme durch die Borg.

      »Zwanzig Jahre«, sagte Picard und rang um seine Stimme, während ein Schluchzen in seiner Brust aufstieg. »So lange ist es her, seit Robert mir Vernunft eingeprügelt hat. Seit er mich gezwungen hat, mich dem zu stellen, was mir die Borg genommen hatten. Seit er mir half, mich daran zu erinnern, wer ich bin.« Er wischte die Tränen der Dankbarkeit mit dem Handrücken fort. »Vier Jahre später war er tot. Er und René.« Ein tiefer Atemzug verhalf ihm zu einem Anflug von Würde. »Ein Teil von mir würde alles dafür geben, sie zurückzubekommen. Wenn sie mich nur nicht so sehen müssten.«

      Crusher legte einen Arm um ihn. »Sie wären trotzdem stolz auf dich, Jean-Luc. Genau, wie ich es bin.«

      Er wandte dem Weinberg den Rücken zu und betrachtete das unvertraute Haus, das das Gebäude seiner Erinnerung ersetzt hatte. »Manchmal dachte ich, dass ich diesen Ort nie wiedersehen würde. Selbst wenn ich über meinen Lebensabend nachgedacht habe, war es nie mein Plan, hierher zurückzukehren. Das ist jetzt Maries Heim. Ihr Erbe, mehr als es meins jemals war.« Er spürte, wie ihn der Sog der Erinnerungen hinabzuziehen begann, und wandte sich ein weiteres Mal den geordneten Reihen des Weinbergs zu. »Meine Verbindung zu diesem Land, zu seiner Geschichte … sie ist so schwach, dass ich kaum ein wahres Gefühl von Besitz für irgendetwas hier verspüre.«

      Crusher blickte ebenfalls auf die Weinreben. »Das verstehe ich. Aber ich denke, dass es wichtig ist, dass unser Sohn die Gelegenheit erhält, diesen Ort selbst kennenzulernen. Damit er seine eigenen Erinnerungen daran bekommt. Das ist ein Teil seiner Geschichte – und nicht weniger wichtig für seine Identität als unser Leben an Bord der Enterprise

      Sie hatte recht. Er blickte durch das Fenster, um Marie zuzuschauen, die mit René spielte, und verspürte einen unvermittelten Anflug von Nostalgie, als Erinnerungen an die Liebe seiner eigenen Mutter aufstiegen – dort, in der Küche, die es damals gegeben hatte, die nie wieder sein würde und die er doch niemals vergessen würde.

      »Ich wünschte, mein Bruder wäre hier. Ich wünschte, er hätte mich als Vater erleben können. Dass unsere Jungs die Gelegenheit bekommen hätten, einander kennenzulernen, um diese spezielle Verbindung zu erfahren, die zwischen Cousins besteht.« Ein Schatten legte sich auf Picards Gemüt. »Aber nicht, wenn es bedeutet hätte, dass sie mich so sehen. Entehrt. Beschuldigt, meinen Präsidenten betrogen zu haben. Meine Regierung. Meine Leute.«

      Picard wandte den Blick ab. Bestürmt von den Erinnerungen an diese dunklen Tage und verzweifelten Zeiten, an Kompromisse, von denen er sich wünschte, dass er sie nie eingegangen wäre, sah er in die nahende Nacht hinaus. Er hatte seiner Frau erzählt, was damals vorgefallen war – aber erst nachdem Ozla Graniv alles über Sektion 31 und ihre Beteiligung an dem Fall Min Zifes enthüllt hatte. »Schlimm genug, dass ich mich der Gerechtigkeit stellen muss. Wenn ich dich damals in alles eingeweiht hätte, was diese finstere Angelegenheit anging, hättest du vor dem gleichen rechtlichen Problem stehen können.« In einer Geste zärtlicher Zuneigung legte er seine Hand an ihre Wange. »Ich bin so froh, dass du nicht beteiligt bist. Um unseres Sohnes willen musst du über alle Kritik erhaben bleiben.«

      »Aber spielt das überhaupt noch eine Rolle zu diesem Zeitpunkt, Jean-Luc? Wenn deine Anhörung vorbei ist, werden ohnehin alle Einzelheiten des Vorfalls an die Öffentlichkeit gelangen.«

      Picard spürte, wie grimmige Vorahnung die Falten auf seinen Zügen vertiefte.

      »Genau davor habe ich Angst, Beverly.«

      KAPITEL 2

      Der Wind treibt Schmutz vor sich her, der das Vollgesichtsvisier meines Anzugs trübt. Ich wische ihn mit meiner behandschuhten Hand ab, dann schüttle ich meine Finger mit einer raschen Bewegung weitgehend sauber. Ein Sturm aus saurem Regen und korrodierendem Staub wütet in dieser Nacht, und man kann kaum etwas sehen. Hier am Rand der Stadt ist der Wind besonders stark, was auch an dem künstlich erzeugten Krater hinter uns liegt. Die Grabungsbagger laufen die ganze Nacht hindurch, bringen die Erde zum Beben und erfüllen die Luft mit Grollen, so als würde unablässig ein Unwetter am Horizont dräuen, ohne jemals loszubrechen.

      Die Kamhawy-Kolonie ist groß genug, um als Stadt durchzugehen, aber es handelt sich im Wesentlichen um eine riesige Ansammlung von Fertigstrukturen und behelfsmäßigen Energiegeneratoranlagen, die zum Schutz zusammengedrängt am Rand eines Dschungels voll unbekannter Schrecken liegt. Und das Einzige, was die Wildnis im Zaum hält, ist ein Perimeter-Kraftfeld.

      Das Leben auf Celes II ist gefährlich, war es schon immer. Vor einem Jahrzehnt gehörte diese Welt den automatischen Legionen romulanischer Bergbaumaschinen. Dann ermordete Shinzon den romulanischen Praetor, und ihr Sternenreich vergaß diesen Ort. Celes II erklärte sich für unabhängig, und eine Gruppe unzufriedener Rohstoffsucher errichtete ein »unabhängiges Bergbaukonsortium«. Ich bin mir sicher, dass sie verdammt stolz auf sich waren – bis zu dem Tag, an dem die Borg die anderen Städte dieses Planeten binnen weniger Minuten in Schutt und Asche legten. Die Sucher verloren keine Zeit und baten die Föderation um das Aufstellen von Terraform-Reaktoren, um die Atmosphäre zu reinigen. Nach allem, was ich hier so gesehen habe, ist das reine Zeitverschwendung. Diese äquatornahe Insel ist einer der letzten Flecken lebender Biomasse auf dem Planeten. Meiner Meinung nach sollten sie sie sterben lassen.

      Doch die Föderation hängt an diesem zerschossenen Felsbrocken. Der Rest der Welt mag eine tote Einöde sein, aber solange dieser Krater Duraniumerz und Rohdilithium liefert, werden die Sucher und ihre Gäste dafür sorgen, dass es auf dieser heruntergekommenen


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