Star Trek - The Next Generation: Kollateralschaden. David Mack

Star Trek - The Next Generation: Kollateralschaden - David  Mack


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außen betrachtet, glitzert Kamhawy wie ein Juwel. Strahlend, kraftvoll und unantastbar wirkt der Ort unter seinem unsichtbaren Kraftfeld. Aber ich weiß es besser. Wie so vieles, was die Föderation baut, ist dieser Schild schwächer, als er aussieht. Er ist voller Mängel. Hat Schwachstellen.

      Er ist eine Blase. Blasen kann man leicht platzen lassen, wenn man weiß, wo man reinstechen muss. Ich aktiviere den Sendeempfänger meines Helms. »Kradech, Bericht.«

      Mein Waffenbruder antwortet auf unserem sicheren Kanal. »Kradech hier. Sprich, Kinogar.«

      »Sind die Ladungen angebracht?«

      »Ich bin gerade beim letzten Paar.« Das schlechte Wetter und die wilden magnetischen Störungen des Planeten lassen unsere Kommunikationen vor Rauschen knistern. »Aktiviere die Sprengsätze in sechzig Sekunden.«

      Ich überprüfe die Zeit auf der holografischen Anzeige meines Helmvisiers. Wir liegen vor dem Zeitplan. »Mach es richtig und in Ruhe. Wir haben keine zweite Chance.«

      »Verstanden.« Der Kanal wird mit einem leisen Klick geschlossen.

      Ein paar Schritte von mir entfernt studiert einer meiner Schützen, ein stiller Denker namens Drogeer, seinen Zielscanner. Obwohl er jung ist, habe ich gelernt, ihn in meiner Nähe zu behalten und seinem Rat zu folgen. Er ist selten bei uns: ein Schneeblut – ein Venolar in der alten Sprache. Es ist keine Leidenschaft in ihm, kein Zorn – aber auch kein Mangel an Guramba. Keine Angst. Nur kalte blaue Vernunft. Eiswasser fließt in seinen Adern.

      Ich öffne einen privaten Kommunikationskanal von meinem Helm zu seinem. »Drogeer, Bericht.«

      Seine Stimme ist monoton, ruhig. »Ziel hält Position. Große Anzahl von Lebenszeichen. Verschiedene Handfeuerwaffen, mehrere aktive Alarmsysteme. Verfolge einen neuen Feind in der Angriffszone.«

      »Irgendwelche Komm-Aktivität von der Stationssicherheit?«

       »Nichts auf ihren regulären Kanälen. Nichts, was von unserem Kommunikationsfilter angezeigt wird.«

      »Sag mir Bescheid, wenn sich was ändert.«

      »Geht klar.« Er scannt weiter. Er hat die ganze Zeit, während der er mit mir gesprochen hat, keinen Augenblick von dem Gerät aufgesehen. Ich schließe unseren Privatkanal und bewege mich weiter die Reihe entlang.

      Mein Ingenieur Majaf ist damit beschäftigt, letzte Einstellungen an einer Gruppe von Geräten vorzunehmen, die am Stadtrand platziert wurden und alle auf einen der Kraftfeld-Emitter gerichtet sind. Er hat heute Abend gute Arbeit geleistet. Mit nur wenig Hilfe hat er drei Subraumverzerrungsgeneratoren und eine Gruppe von Sprengsätzen installiert. Es muss alles ineinandergreifen, einige Teile davon nach einem streng festgelegten Zeitplan, andere nur bei Bedarf. Wenn uns auch nur ein Teil im Stich lässt, kommt keiner von uns lebend von diesem Felsen weg.

      Ich stehe neben ihm und bewundere seine Arbeit. Über einen sicheren Kanal frage ich: »Bereit?«

       »Drück den Auslöser, und wir werden es herausfinden.«

      Ich gehe weg und verfluche die Vier Winde, weil sie mir einen Ingenieur geschickt haben, der sich für witzig hält.

      Minuten später erreiche ich den Rendezvouspunkt. Kradech und Drogeer sind bereits dort, zusammen mit einem halben Dutzend weiterer unserer Brüder. Ich zähle die Leute durch. Überprüfe ihre Namen in der Anzeige meines Visiers. Dann schalte ich auf die taktische Übersicht und versichere mich, dass alle unsere externen Vorbereitungen platziert und scharf sind. Alles sieht gut aus.

      Ich aktiviere meine Disruptoren, ein Gewehr und eine Pistole. An der Luke, die in einen Schmugglertunnel und dann in die Stadt führt, halte ich an, um ein letztes Detail zu überprüfen. Ich wechsle auf meinen sicheren Hauptkommunikationskanal: »Kinogar an Seovong. Statusbericht.«

      Haylak, der oberste Pilot meines Schiffes, antwortet: »Bereit zum Start auf dein Kommando.«

      »Denk daran: Antrieb auslassen, bis ich ›Los‹ sage. Wenn du zu früh startest, wird das der Sicherheitsdienst der Station sehen.«

      »Verstanden. Seovong Ende.«

      Ich öffne die Luke und führe mein Team in den Tunnel hinunter und dann in die Randviertel von Kamhawy. Wir bleiben so lange wie möglich in den Servicetunneln – den Zugangsräumen unterhalb der Hauptverkehrsstraßen, von Rohrleitungen gesäumten Verbindungen unter und zwischen den Fundamenten der Gebäude.

      Als wir uns endlich ins Freie wagen, befinden wir uns in einem der dunkelsten Teile der Stadt, inmitten der Mietcontainer, die die ärmsten Arbeiter der Anlage ihr Zuhause nennen. Die Straßen sind gesäumt von Ablenkungen für die Elenden und Überarbeiteten: Bars, Spielhöllen und Bordelle. Für diejenigen, die noch glückloser sind als ihre geknechteten Nachbarn, gibt es Pfandhäuser.

      Aber das Wichtigste sind all die nicht gekennzeichneten Türen. Was sich dahinter verbirgt, hängt davon ab, wer man ist. Für die Schwachen gibt es auf der anderen Seite dieser Pforten nichts als Schmerz und Tod. Aber für die Starken, die Kühnen, die geborenen Raubtiere … sind diese Türen Zugänge zu ungeahnten Möglichkeiten.

      Wir folgen dem Signal von Drogeers Peilgerät und erreichen genau so eine Tür.

      Ich trete sie ein, stürme hinein und feuere aus allen Rohren.

      Meine Männer stürmen an meiner Seite voran, auch ihre Waffen jaulen.

      Kein Guramba, kein Ruhm.

      •

      »Ich weiß nicht«, sagte Kima. Die Orionerin blickte an mir hoch und runter, und als sie ein Bein über das andere schlug, fing ich den süßen Hauch ihrer Pheromone ein, die mich umschmeichelten. »Wo ist der Haken, Okona?«

      Ich spielte den Unbedarften. Gab vor, ein wenig benommen zu sein, nur für eine Sekunde, damit sie nicht erkannte, dass ich schon lange gegen die geschlechtsspezifische Gedankenkontrolle ihrer Spezies immun war. »Kein Haken«, sagte ich. »Was Sie sehen, ist das, was Sie bekommen: eine Omega-Partikel-Kanone des Husnock-Militärs.« Wie ein übereifriger Gebrauchtschweberverkäufer präsentierte ich mit einer Hand meine Ware. »Frisch aus einem schlecht gesicherten Waffendepot der Breen auf Salavat.«

      Kima erhob sich elegant und schritt um die Kiste herum. Wir waren über den Punkt des »Vertrauen-aber-Überprüfen« hinaus. Ich hatte ihren Tech-Nerd-Untergebenen jeden Zentimeter der OPK scannen lassen, um sicherzustellen, dass sie echt war und in der Lage, Verwüstungen in einer Größenordnung anzurichten, die man sich lieber nicht vorstellen wollte. Und ich war absolut offen gewesen im Hinblick auf die Sicherheitsvorkehrungen, die ich getroffen hatte, bevor ich die Waffe auf diese rückständige Schlammkugel gebracht hatte. Niemand konnte die OPK verwenden, bis ich die Sperre entfernte – ein Schritt, den ich erst dann vollziehen würde, nachdem meine UGO – meine unterstützende Geheimdienstoffizierin – bestätigt hatte, dass sie die volle Bezahlung erhalten hatte. So war es vereinbart worden.

      Jetzt musste ich bloß noch den Handel abschließen. Ohne erschossen oder in die Luft gejagt zu werden.

      Überall ringsum war das Zucken nervöser Finger an Abzügen zu vernehmen, während Kima vor der offenen Kiste auf und ab ging. »Ich muss zugeben, dass dies hier eine einmalige Gelegenheit darstellt. Auf dem Schwarzmarkt könnte diese Waffe ein stattliches Vermögen wert sein.«

      »Könnte? Als ob es daran den leisesten Zweifel gäbe. Dieses Ding ist eine Latinum-Mine.«

      »Alles, was so wertvoll ist, birgt auch seine Risiken.«

      »Welche zum Beispiel?«

      »Etwa Vergeltungsmaßnahmen. Woher weiß ich, dass die Breen nicht kommen und auf Rache sinnen?«

      »Wer würde sich mit jemandem anlegen, der eine dieser Waffen besitzt?«

      »Sie scherzen, Okona, aber …«

      »Bitte, nennen Sie mich Thadiun.«

      »Nein.«


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