Der Malteser Falke. Dashiell Hammett

Der Malteser Falke - Dashiell  Hammett


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ich komme schon klar, besten Dank.« Das Lächeln verflog. Seine Oberlippe schob sich links über den oberen Eckzahn. Die Augen verengten sich zu feindseligen Schlitzen. Seine Stimme klang ebenso gepresst wie die des Lieutenants. »Mir gefällt das nicht. Was schnüffeln Sie hier herum? Sagen Sie’s oder schieben Sie ab, damit ich endlich ins Bett komme.«

      »Wer ist Thursby?«, fragte Dundy.

      »Ich habe Tom bereits gesagt, was ich über ihn weiß.«

      »Sie haben Tom so gut wie nichts gesagt.«

      »Ich weiß auch so gut wie nichts.«

      »Warum haben Sie ihn beschattet?«

      »Hab ich gar nicht. Miles hat ihn beschattet – aus dem einfachen Grund, weil unser Klient uns gutes amerikanisches Geld dafür bezahlt hat.«

      »Wer ist dieser Klient?«

      Spades Gesicht und seine Stimme nahmen wieder einen gelassenen Ausdruck an. Vorwurfsvoll sagte er: »Sie wissen, dass ich Ihnen das nicht sagen kann, bevor ich mit meinem Klienten darüber gesprochen habe.«

      »Sie sagen es entweder mir oder dem Richter«, explodierte Dundy. »Es geht um Mord, vergessen Sie das nicht.«

      »Vielleicht. Und hier ist was, das Sie nicht vergessen sollten, Freundchen. Ich sage was oder behalte es für mich, wie es mir verdammt noch mal passt! Es ist lange her, dass ich Tränen vergossen habe, weil mich ein Polizist nicht leiden kann.«

      Tom stand vom Sofa auf und setzte sich auf das Fußende des Betts. Sein schlecht rasiertes, schmutziges Gesicht war müde und faltig.

      »Sei doch vernünftig, Sam«, sagte er flehend. »Gib uns eine Chance. Wie sollen wir den Mord an Miles aufklären, wenn du uns nicht sagst, was du weißt?«

      »Zerbrich dir darüber nicht den Kopf«, erklärte Spade ihm. »Ich beerdige meine Toten schon selbst.«

      Lieutenant Dundy setzte sich und legte wieder die Hände auf die Knie. Seine Augen waren heiße grüne Scheiben.

      »Hab ich mir gedacht«, sagte er und lächelte mit grimmiger Befriedigung. »Genau so schätzen wir Sie ein. Stimmt doch, Tom, oder?«

      Tom stöhnte nur und sagte nichts.

      Spade beobachtete Dundy misstrauisch.

      »Genau das habe ich Tom gesagt«, fuhr der Lieutenant fort. »Tom, hab ich gesagt, ich glaube, Sam Spade ist einer von denen, die Familienprobleme innerhalb der Familie lösen. Genau das waren meine Worte.«

      Das Misstrauen schwand aus Spades Blick. Seine Augen wirkten stumpf vor Langeweile. Er wandte sich Tom zu und fragte betont lässig: »Was hat er bloß, dein kleiner Freund?«

      Dundy sprang auf und tippte Spade mit zwei gekrümmten Fingern auf die Brust.

      »Das werde ich Ihnen sagen.« Er gab sich Mühe, jedes seiner Worte zu betonen, während er sie mit dem Tippen noch unterstrich: »Thursby wurde fünfunddreißig Minuten, nachdem Sie die Burritt Street verlassen hatten, vor seinem Hotel niedergeschossen.«

      Spade gab sich ebenso große Mühe mit seiner Antwort: »Nehmen Sie Ihre verdammten Pfoten weg!«

      Dundy zog die Hand zurück, doch an seiner Stimme änderte sich nichts: »Tom sagt, Sie hatten es dermaßen eilig, dass Sie nicht mal einen Blick auf die Leiche Ihres Kompagnons werfen wollten.«

      »Verdammt, Sam, du bist einfach abgehauen«, brummte Tom entschuldigend.

      »Und Sie sind auch nicht zu Archer nach Hause gefahren, um es seiner Frau zu erzählen«, fuhr der Lieutenant fort. »Wir haben sie angerufen. Ihre Sekretärin war da und sagte, Sie hätten sie hingeschickt.«

      Spade nickte. Sein Gesicht wirkte beinahe naiv in seiner Gelassenheit.

      Lieutenant Dundy hob erneut zwei Finger vor Spades Brust, doch dann senkte er sie rasch wieder: »Nehmen wir an, Sie haben zehn Minuten gebraucht, um Ihre Sekretärin anzurufen und mit ihr zu reden. Weitere zehn Minuten, um bis zu Thursbys Unterkunft zu laufen – Ecke Geary Street und Leavenworth –, das schafft man mit Leichtigkeit, dauert maximal fünfzehn Minuten. Und damit hatten Sie noch zehn bis fünfzehn Minuten Zeit, um zu warten, bis er dort aufkreuzte.«

      »Ich wusste also, wo er wohnt?«, fragte Spade. »Und auch, dass er nach dem Mord an Miles nicht geradewegs nach Hause gegangen ist?«

      »Sie wussten, was Sie wussten«, entgegnete Dundy stur. »Wann waren Sie wieder zu Hause?«

      »Zwanzig vor vier. Ich bin noch eine Weile rumgelaufen und habe nachgedacht.«

      Der runde Kopf des Lieutenants bewegte sich auf und ab. »Wir wussten, dass Sie um halb vier nicht zu Hause waren. Wir haben versucht, Sie zu erreichen. Wo genau sind Sie rumgelaufen?«

      »Ein Stück die Bush Street rauf und wieder zurück.«

      »Sind Sie jemandem begegnet, der …«

      »Nein, keine Zeugen«, sagte Spade und lachte gutmütig. »Setzen Sie sich, Dundy. Sie haben noch nicht ausgetrunken. Gib mir dein Glas, Tom.«

      Tom sagte: »Nein, danke, Sam.«

      Dundy setzte sich, schenkte aber seinem Rum keine Beachtung.

      Spade goss sich nach, trank und stellte das leere Glas auf den Tisch, dann setzte er sich wieder auf die Bettkante.

      »Ich weiß jetzt, woran ich bin«, sagte er und ließ seinen freundlichen Blick von einem Polizisten zum anderen schweifen. »Tut mir leid, dass ich auf die Barrikaden gegangen bin, aber es hat mich nervös gemacht, dass ihr beide hier auftaucht und versucht, mir Daumenschrauben anzulegen. Dass man Miles umgelegt hat, macht mir schon genug zu schaffen, und dann taucht ihr beiden Vögel auf und setzt noch einen drauf. Aber das ist in Ordnung, wenigstens weiß ich jetzt, warum.«

      Tom sagte: »Schon gut.«

      Der Lieutenant sagte nichts.

      Spade sagte: »Ist Thursby tot?«

      Als der Lieutenant zögerte, sagte Tom: »Ja.«

      Schließlich sagte der Lieutenant wütend: »Nur damit Sie es wissen – falls Sie es noch nicht wissen –, er war tot, ehe er irgendwas ausplaudern konnte.«

      Spade war dabei, sich eine Zigarette zu drehen. Ohne aufzusehen, fragte er: »Was meinen Sie damit? Glauben Sie etwa, ich hätte es gewusst?«

      »Ich meine genau das, was ich gesagt habe«, antwortete Dundy grob.

      Spade sah lächelnd zu ihm auf, die fertige Zigarette in einer, das Feuerzeug in der anderen Hand. »Sie können mich nur noch nicht festnageln, oder, Dundy?«

      Dundy musterte Spade mit seinen harten grünen Augen und gab keine Antwort.

      »In diesem Fall gibt es auch keinen Grund, warum ich mir den Kopf darüber zerbrechen soll, was Sie denken, stimmt’s, Dundy?«

      Tom sagte: »Sei doch vernünftig, Sam.«

      Spade steckte die Zigarette in den Mund, zündete sie an und stieß lachend eine Rauchwolke aus.

      »Ich werde vernünftig sein, Tom«, versprach er. »Wie habe ich diesen Thursby noch mal umgelegt? Ich hab’s schon wieder vergessen.«

      Tom grunzte ärgerlich. Lieutenant Dundy sagte: »Ihm wurde viermal in den Rücken geschossen, mit einer Vierundvierziger oder Fünfundvierziger, von der gegenüberliegenden Straßenseite aus, gerade, als er das Hotel betreten wollte. Gesehen hat es keiner, aber so muss es gewesen sein.«

      »Er hatte eine Luger im Schulterholster«, ergänzte Tom. »Sie ist nicht abgefeuert worden.«

      »Was wissen die Leute im Hotel über ihn?«

      »Nichts, außer dass er seit einer Woche dort gewohnt hat.«

      »Allein?«

      »Allein.«

      »Was habt ihr bei ihm gefunden oder in seinem Zimmer?«

      Dundy


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