Fesseltrick. Klaus Stickelbroeck

Fesseltrick - Klaus Stickelbroeck


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Euro bis kommenden Samstag auf folgendes Konto.« Es folgten die erforderlichen Angaben für eine Überweisung.

      »Ein anonymes Konto auf den Bahamas«, erläuterte Busse.

      Hartmann überlegte. 25.000 Schleifen, das war nicht die Welt. Da gab Busse morgens an der Fleischtheke wahrscheinlich mehr Geld aus.

      Sein Klient klappte den Laptop zu. »Das Problem ist natürlich nicht das Foto an sich.«

      »Das dachte ich mir schon.«

      »Auch die Summe stellt nicht das Problem dar.«

      »Sie ist eher gering.« Natürlich, für einen Multimillionär waren das wirklich Peanuts.

      »Das Problem ist das Event als solches, auf dem das Foto gemacht worden ist. Beziehungsweise, wer ein weiterer Teilnehmer des Events war.«

      Hartmann hob fragend die Augenbrauen.

      »Dr. Felix Kettler.«

      Hui, pfiff Hartmann und ließ das erst mal sacken. Dr. Felix Kettler, und das wusste er auch nur zufällig, weil lokale Politik ihn nicht sonderlich interessierte, war in irgendeiner Funktion bei der Stadt Düsseldorf für die Vergabe von Baugenehmigungen zuständig. Die Zusammenhänge waren bestimmt noch komplizierter, aber definitiv war Dr. Felix Kettler eine Person, mit der Busse nicht bei frivolen Fesselspielchen gesehen werden wollte. Deshalb kam für Lutz Busse auch keine Polizei infrage.

      »Ich verstehe. Wird Herr Kettler ebenfalls erpresst?«

      »Und das ist das zweite Problem. Ja, wird er. Wie wahrscheinlich alle zehn Teilnehmer dieser Session.«

      »Zehn?«

      »Acht Männer und zwei Frauen.«

      »Hm.«

      »Wenn ich jetzt zahle und vielleicht auch Doktor Kettler zahlt, dann sind da noch acht Personen, die vielleicht nicht zahlen und sich an die Polizei wenden. Dann gerät der Sachverhalt wahrscheinlich an die Öffentlichkeit und wird zu einem Skandal, den ich mir nicht erlauben kann. Das Risiko kann ich nicht eingehen, der Erpresser muss gestoppt werden.«

      Das konnte Hartmann nachvollziehen. Und bei zehn Personen würden immerhin 250.000 Euro zusammenkommen, das lohnte sich wieder. Da bekam man an der Fleischtheke schon das ein und das andere gute Steak für gekauft.

      »Wer ist denn der Veranstalter?«

      »Das ist ein Problem. Es gibt im Internet diese Plattform, Funbox. Da bucht man sich in ein öffentliches Event ein. Partys, die in der Regel in Erotik-Clubs angeboten werden, da kann jeder ganz normal hin.«

      Von Funbox hatte Hartmann schon gehört.

      »Auf diese Events aufgesattelt werden dann etwas exklusivere Sessions mit einem sehr kleinen, ausgewählten Teilnehmerkreis. Das ist dann alles andere als öffentlich. Noch während der ursprünglichen Veranstaltung werden die Teilnehmer nach draußen geleitet und in einen Bus geführt, der sie an eine unbekannte Örtlichkeit fährt. Dort findet dann die eigentliche Session statt, eben auch die jetzt hier in Rede stehende.«

      »Sie wissen nicht, wo die Örtlichkeit war?«

      »Das ist richtig. Gestartet haben wir den Abend in einem Swinger-Club auf der Aachener Straße, im Night Fever. Ausgemacht war, dass wir uns um Punkt 23 Uhr auf den Parkplatz des Clubs begeben, dort wurden wir an einem Kleinbus erwartet. Der Bus hatte keine Aufschrift, ich nehme an, er war angemietet. Er hatte verdunkelte Scheiben. Jedem Teilnehmer wurden die Augen verbunden. Dann wurden die Hände so fixiert, dass die Binden nicht abgenommen werden konnten. Es weiß deshalb keiner der Teilnehmer, wo ein Event stattgefunden hat.«

      Damit ging Hartmann ein Ermittlungsansatz flöten. »Das macht meinen Auftrag nicht einfacher.«

      »Das ist mir auch in Bezug auf eine Bezahlung Ihrer Leistung durchaus bewusst.«

      Gut zu wissen, dachte Hartmann und eine Honorarforderung der ganz besonderen Art nahm plötzlich vor seinem geistigen Auge reizvolle Gestalt an.

      »Aber beim Event angekommen, werden die Augenbinden entfernt, wie ich auf dem Foto sehen konnte. Können Sie die Örtlichkeit dort beschreiben, den Raum, wo die Session stattfand?«

      Busse schüttelte den Kopf. »Nur ganz schlecht. Es war ein hoher Raum. Die Wände waren mit dunklem Stoff ausgeschlagen. Vielleicht der Speisesaal eines alten Herrenhauses oder der abgetrennte Teil einer Scheune oder Halle. Ich muss sagen, dass ich ganz bewusst nicht auf die Örtlichkeit selbst geachtet habe. Ich habe beruflich mit Immobilien zu tun und hätte automatisch angefangen zu schauen, wie ich den Raum gestalten, nutzen oder umwidmen würde. Das steckt in mir drin, das mache ich automatisch. Das wollte ich aber nicht. Teil der Phantasie dieser Events ist es, eben nicht zu wissen, wo man sich befindet. Ich wollte mir diese Phantasie nicht kaputt machen, indem ich genauer hinschaue.«

      »Und die Veranstalter sind ebenfalls unbekannt?«

      »Der Kontakt läuft ausschließlich über Funbox und die geben keine Auskünfte. Wahrscheinlich wissen die Betreiber der Plattform allerdings auch selbst nicht genau, mit wem sie es zu tun haben. So ähnlich steht es jedenfalls in den rechtlichen Hinweisen.«

      »Die zweite, exklusivere Veranstaltung hatte einen eigenen Veranstalter, das war also nicht der Betreiber des Night Fever

      »Nein, das waren zwei vollkommen getrennte Veranstaltungen.«

      »Kann ich eine Liste der Teilnehmer des Events haben?«

      »Außer meinem Freund Felix und einem Fotografen, mit dem ich seit vielen Jahren befreundet bin, kannte ich keine weitere Person«, erklärte Busse.

      Fotograf klang vielversprechend, dachte Hartmann. Fotografen hatten ein geübtes Auge für Situationen und Personen. Beim Knipser wäre bestimmt die ein und die andere gute Beobachtung abzugreifen.

      Lutz Busse zog einen Briefumschlag vom Schreibtisch und hielt ihn Hartmann hin. »Ich habe eine Übersicht mit den beim Event anwesenden Personen gemacht, so ich sie beschreiben konnte. Name und Adresse von Felix und des Fotografen hab ich aufgeführt.«

      »Das ist gut«, sagte Hartmann und nahm einen Umschlag an sich.

      Im gleichen Moment kehrte Huren-Heinz mit Gläsern bewaffnet ins Zimmer zurück. Zwei von ihnen drückte er Busse und Hartmann in die Finger. »Und, seid ihr euch einig geworden?«

      Lutz Busse blickte Hartmann fragend an, der nickte. »Ich übernehme den Fall.«

      Huren-Heinz baute sich vor Hartmann auf. »Du bist meine Empfehlung. Ich setz auf dich.«

      »Ich bin verschwiegen wie ein Grab.«

      »Grab ist in diesem Zusammenhang ein gutes Stichwort, wenn der Sachverhalt nicht vertraulich bleibt.«

      »Krieg dich ein, Heinz.«

      Des Zuhälters Gesicht changierte ins Rötliche. Lutz Busse stand auf und legte seine Hand auf Huren-Heinz’ Arm. »Heinz, ich habe ein gutes Gefühl.«

      »Ich brauche allerdings den Computer-Stick«, forderte Hartmann.

      »Den Original-Stick?«

      »Genau den. Das ist ungewöhnlich. Ich meine, normalerweise versendet der Erpresser ein Foto. Hier schickt er einen Computer-Stick. Warum macht er das?«

      »Das fragen wir uns auch«, erklärte Huren-Heinz und nippte an seinem teuren Whisky.

      »Auf einem Stick sind viele Sekundärdaten hinterlegt, die vielleicht einen Ermittlungsansatz darstellen können«, wusste Hartmann. »Warum geht der Erpresser ein Risiko ein? Ich habe eine freie Mitarbeiterin, die eine echte Spezialistin ist, die wird sich den Stick ganz genau ansehen.«

      »Ist das die Blauhaarige, die ich bei dir angetroffen habe?«, fragte Huren-Heinz.

      »Nein, das war meine Zugehfrau.«

      »Verarsch mich nicht, du Knaller. Das ist eine Granate!«, brüllte Huren-Heinz begeistert.

      »Äh,


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