Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman. Patricia Vandenberg
diskrete Art, deiner Schweigepflicht zu genügen«, meinte sie mit einem schelmischen Lächeln.
»Du lockst ja doch alles aus mir heraus, was du wissen willst.«
»Hoffentlich ist es wirklich der richtige Mann. Eine so reizende Schwiegermutter verdient nicht jeder.«
»Man heiratet ja auch nicht die Schwiegermutter.«
»Aber man sagt, man solle sich die Mutter ansehen, bevor man die Tochter zum Traualtar führe.«
»Ich weiß aus jüngster Erfahrung, daß nette Mädchen sich erst die Mutter des Mannes ansehen sollten, bevor sie ja sagen.«
»Du hast wie immer recht, mein Schatz«, sagte sie. »Ich hoffe, daß meine Schwiegertöchter einmal mit mir zufrieden sein werden.«
»Sie können dem Herrgott auf Knien danken«, sagte er. »Gott sei Dank ist bis dahin noch viel Zeit. Ich könnte dich mir zwar auch als ganz bezaubernde Großmama vorstellen, aber mir ist es bedeutend lieber, daß du noch für lange Zeit nur meine bezaubernde Frau bleiben wirst.«
Fee seufzte. »Ich höre so gern solche Komplimente«, meinte sie schelmisch. »Aber wie es scheint, werde ich mich jetzt meinen Mutterpflichten widmen müssen. Anneka ist mit ihren Brüdern uneins.«
»Sie hat schon ganz saftige Ausdrücke«, sagte Daniel, als die Kleine lauthals schrie: »Ihr seid Deppen, alle zwei, ich sag’s dem Papi, daß ihr Dreckschweine seid!«
Daniel erhob sich. »Es scheint, mein Herz, da muß der Papi einschreiten«, sagte er. »Bleib du nur liegen und ruh dich aus. Mal sehen, warum unsere Söhne Dreckschweine tituliert werden.«
Allerdings fand er Danny und Felix tatsächlich in unbeschreiblichem Zustand vor. Sie hatten sich mit feuchtem Sand beworfen und auch Anneka dabei getroffen.
»Ein feines Wochenendvergnügen für euren strapazierten Papi«, sagte Daniel. »Vielen Dank dafür.«
Ganz ruhig sagte er es, und damit hatte er sie zur Räson gebracht. Mit gesenkten Häuptern schlichen sie davon.
»Mich haben sie auch eingesaut«, jammerte Anneka.
»Das ist gleich wieder in Ordnung gebracht, mein Schätzchen«, sagte Daniel.
»Gell, ich bin dein Schätzchen«, zwitscherte sie.
»Natürlich bist du das, aber woher hast du solche Ausdrücke?«
»Von Danny und Felix ’türlich«, sagte sie. »In der Schule sagen sie noch ganz andere. Ich möchte gar nicht in die Schule gehen, Papi.«
»Darüber reden wir in drei Jahren noch mal«, meinte er schmunzelnd. »Jetzt gehen wir zu Lenni.«
»Da sind bestimmt schon Danny und Felix«, sagte Anneka. »Kannst du mich nicht sauber machen, Papilein?«
Und wie könnte er ihr widerstehen! Sie sah ihn mit Fees Augen an. Sie war ein richtiges süßes, kleines Mädchen.
»Meistens sind meine Brüder ja sehr nett«, sagte sie dann schon einlenkend. »Aber manchmal machen sie auch dollen Blödsinn.«
»Sonst wären sie halt keine richtigen Buben, Schätzchen«, sagte Daniel.
»Mami sagt’s ja auch immer. Hauptsache, sie sind gesund. Ich bin aber auch gesund, und das nächste Mal schmeiße ich auch mit Dreck.«
Jetzt behauptet sie sich auch schon, dachte Daniel. Wie schnell doch die Zeit vergeht, wie irrsinnig schnell wachsen sie heran. Man müßte die Zeit festhalten können. Aber nur die Fotos würden ihnen bleiben. Wie gut, daß Fee so viele machte.
Und deshalb kam sie ja auch so oft zu Frau Trewitz ins Geschäft, weil sie für eine Firma die Filme annahm.
*
Fotos wurden dort auch angeschaut nach dem gemütlichen Kaffeestünd-chen. Bernd hatte sich den Apfelkuchen schmecken lassen. Man konnte sagen, daß er sich wohl fühlte.
Er war mit einem zauberhaften Blumenstrauß für Annelie und drei roten Rosen für Eva gekommen. Er hatte mit seinem jungenhaften, bezwingenden Lächeln, aber richtig feierlich, um Evas Hand angehalten und damit Mutter und Tochter zum Staunen gebracht, aber dann hatte ihm Annelie beide Hände entgegengestreckt, und er hatte diese geküßt, und dann hatten sie du zueinander gesagt.
Der Champagner wurde nach dem Kaffee getrunken, und dabei wurden die Fotos aus Evas Kindheit angeschaut.
»Das war Vatis Lieblingsbeschäftigung«, erklärte Annelie, »und wie du siehst, Bernd, hat er es sehr genau genommen. Ich hatte dann nicht mehr so viel Zeit. Aber es ist auch für euch in späteren Jahren mal eine hübsche Erinnerung, wenn ihr die Fotos mit denen von euren Kindern vergleichen könnt. Von dir existieren ja sicher auch welche.«
»Nicht viele. Vater hatte keine Zeit und Mama kein besonderes Talent zum Fotografieren«, erwiderte Bernd verschmitzt. »Und ich war auch kein so hübsches Kind wie Eva. Ich habe mich zudem immer aus dem Staub gemacht, wenn der Fotoapparat gezückt wurde.«
Es ging vergnügt zu. Annelie fühlte sich wieder wohl, und es tat ihr gut, wenn Bernd so nett und heiter mit ihr sprach, und so herzlich, daß sie sich nicht ins Abseits gedrängt fühlen mußte.
Dann rückte er auch damit heraus, daß seine Mutter Eva kennenlernen wollte und sie zum Abendessen erwartete.
»Und wenn sie Eva beschnuppert hat, wird sie natürlich auch bald mit dir zusammentreffen wollen, Annelie«, sagte er. »Das arrangiere ich dann.«
Daß er sie mit dem Vornamen ansprach, gefiel Annelie auch irgendwie. Sie fühlte sich nicht so matronenhaft. Alles in allem schien sich ein eher freundschaftliches Verhältnis anzubahnen.
Mein Gott, habe ich ein Glück, dachte sie. Hoffentlich geht es zwischen Eva und seiner Mutter auch so gut.
Dieser Begegnung sah Eva allerdings mit einiger Aufregung entgegen. Ein Grund dafür war, daß sie keine Blumen hatte, weil sie ja mit der Einladung nicht gerechnet hatte.
»Beim Kleinschmidt bekommst du bestimmt noch welche«, meinte Annelie. »Der steckt doch immer in seinen Gewächshäusern.«
»Es geht auch ohne Blumen«, meinte Bernd.
»Nein, ich hole noch welche«, erklärte Eva.
»Wenn du unbedingt willst, holen wir welche«, sagte Bernd nachgiebig.
»Da bekommt ihr bestimmt etwas Schönes«, meinte Annelie.
Aber Bernd und Eva sollten etwas erleben, was keineswegs schön war. Sie fanden nämlich den Gärtner bewußtlos und mit einer schlimmen Kopfwunde in einem Gewächshaus vor, nachdem sie ihn erst längere Zeit vergeblich gesucht hatten. Und ihr später Besuch sollte für den noch jungen Mann lebensrettend sein, wie sie später erfuhren, als sie eilends den Notarzt verständigt hatten.
Peter Kleinschmidt wurde in die Behnisch-Klinik gebracht, nachdem die vom Notarzt herbeigerufene Polizei festgestellt hatte, daß es sich um einen Überfall gehandelt haben mußte. Daß niemand in der Nähe war, konnte damit erklärt werden, daß es sich bei Peter Kleinschmidt um einen Eigenbrötler handelte, dessen drei Angestellte Samstagmittag die Gärtnerei verließen und erst am Montagmorgen wieder antraten.
Bernd und Eva hatten gesagt, warum sie zu später Stunde hierher gekommen waren, und als sie den Gärtner dann in der Klinik gut aufgehoben wußten, kamen sie auch noch rechtzeitig zu Bernds Mutter. Allerdings ohne Blumen.
Eva stand noch ganz unter dem Eindruck des eben Erlebten. Bernd erklärte es seiner Mutter.
»Das tut mit schrecklich leid«, sagte Barbara, »aber auf Blumen verzichte ich gern, wenn dadurch ein Leben gerettet werden kann.« Und damit, mit diesen Worten, gewann sie Evas Zuneigung
»Hoffentlich nimmt es euch nicht den Appetit«, sagte Barbara Schönberg. »Es wäre wirklich schade um das Essen. Eva sollte vielleicht einen kleinen Cognac trinken, Bernd.«
»Ich auch, Mama«, sagte er, aber er konnte zufrieden sein,