Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman. Patricia Vandenberg

Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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betrachten«, sagte Barbara. »Für diesen armen Menschen war es ja ein Glück, daß ihr gekommen seid.«

      »Sie sind sehr lieb, Frau Schönberg«. sagte Eva scheu.

      »Ich hoffe, daß du Mama zu mir sagst, wie Bernd«, sagte Barbara. »Wie hat er sich denn mit deiner Mutter geeinigt?«

      »Ich sage einfach Annelie zu ihr«, warf Bernd ein. »Eva sagt Mutti, das bringe ich doch nicht fertig.«

      »Nun, wenn Eva mich lieber auch mit dem Vornamen anreden will, habe ich nichts dagegen«, erklärte Barbara zum grenzenlosen Erstaunen ihres Sohnes.

      »Ich sage gern Mama«, erwiderte Eva spontan. »Barbara weckt Erinnerungen an eine Schulfreundin, die immer neckend Rhabarber gerufen wurde.«

      »Wie ich«, lachte Barbara auf. »Denk nur nicht, daß es früher anders war. Ich war wütend, daß ich so getauft worden war.«

      »Und dabei ist es doch eigentlich ein hübscher Name«, sagte Eva.

      »Kommt ja nicht auf den Gedanken, einmal eine Tochter so zu nennen, wenn ihr eine bekommt«, sagte Barbara heiter.

      Bernd konnte wirklich nur noch staunen, aber ganz wohl wurde es ihm, als er seiner Mutter in die Küche folgte und sie ihm zuraunte, daß sie Eva entzückend fände.

      »Du hast sehr guten Geschmack bewiesen, Bernd«, sagte sie. »Ich bin sehr froh.«

      Und das kam von Herzen. Selbst nach der vorangegangenen Aufregung konnten sie alle froh sein.

      Ja, auch Barbara Schönberg war zufrieden. Sie bekam eine Schwiegertochter, die nicht nur sehr hübsch, sondern auch sehr intelligent war, die Bildung und Niveau hatte, wie sie schnell feststellen konnte. Und nach dem Motto, daß der Apfel nicht weit vom Stamm falle, meinte sie auch, daß Evas Mutter ihrem Geschmack entsprechen würde.

      »Wie wäre es, wenn wir morgen mit deiner Mutti einen netten kleinen ­Ausflug machen würden?« fragte sie. »Ich würde euch gern zum Essen im Seegarten einladen. Ich habe gehört, daß man da ausgezeichnet bedient wird.«

      »Mutti würde wohl erst gern dich einladen, Mama«, sagte Eva.

      »Aber wir Mütter werden uns doch nicht streiten wollen«, sagte Barbara. »Schau, Kind, wir sind in der gleichen Situation. Wir haben beide unsere Männer früh verloren, wir haben beide nur ein Kind, und ich bin überzeugt, daß wir unsere Kinder glücklich sehen wollen und schon deshalb einig sind.«

      Bernd legte einen Arm um seine Mutter, den anderen um Eva, und dann sagte er: »Ich bin einfach happy!«

      *

      Es war neun Uhr, als es bei Dr. Norden läutete, Sturm läutete.

      »Es war so schön, es war so schön gewesen«, brummte Daniel ahnungsvoll, und als er die Tür öffnete, lag vor ihm ein weibliches Wesen, das er nicht sofort erkennen konnte, ärmlich gekleidet, schmerzlich schluchzend.

      Er beugte sich herab, schob seine Hand unter das Kinn, spürte und sah Blut an seinen Fingern und ein schlimm zugerichtetes Gesicht.

      »Emi!« sagte er erschrocken.

      »Helfen Sie mir, Herr Doktor, sie bringen mich um.«

      Daniel Norden stellte keine Fragen. Er half dem armseligen Geschöpf auf die Beine und trug es dann ins Haus.

      Fee wich erst einen Schritt zurück, dann sagte auch sie: »Das ist doch Emi.«

      Emi Kubelja, eines Tages war sie mit ihren Eltern und zwei Brüdern aus Rumänien gekommen, heim ins Vaterland, wie mancher mit bitterem Unterton sagte. Zwei Jahre mochte es her sein, so genau wußten es die Nordens nicht.

      Emi hatte beim Gärtner Kleinschmidt gleich eine Stellung gefunden. Ihre Eltern waren auf einem Bauernhof im Allgäu untergekommen, aber sie hatte nicht mitgehen wollen. Und von den Brüdern hatte man bald auch nichts mehr gehört.

      »Wer hat Ihnen das getan, Emi?« fragte Fee, während sie behutsam die Wunden der jungen Frau reinigte.

      »Ich darf nichts sagen, dann schlagen sie mich tot«, flüsterte Emi. »Ich möchte nur wissen, wie es dem Peter geht, was sie mit ihm gemacht haben. Sie haben was gemacht, das weiß ich. Er war nicht da, als ich ihm das Essen richten wollte.« Sie schluchzte wieder zum Gotterbarmen.

      Was dem Peter Kleinschmidt widerfahren war, wußte Dr. Norden noch nicht. Dr. Behnisch hatte ihm darüber keinen Bescheid gegeben, weil der Gärtner kein Patient von Dr. Norden war. Krank war er ja nie gewesen, der Peter Kleinschmidt.

      Emi war zusammengeschlagen worden, darüber konnte es keinen Zweifel geben. Aber herauszubringen war aus ihr jetzt nichts.

      Es grenzte schon an ein Wunder, daß sie noch bei Bewußtsein war, so, wie sie zugerichtet worden war.

      Als all ihre Wunden verbunden waren, sagte Dr. Norden:

      »Wenn Sie nichts sagen, Emi, muß ich die Polizei rufen.«

      »Nein, nein!« schrie sie auf. »Der Kolia war es und seine Freunde, aber Sie dürfen es niemandem sagen.«

      »Dein Bruder?« fragte Dr. Norden entsetzt.

      »Weil er meint, daß der Peter und ich…«, sie sprach nicht weiter, so sehr wurde sie vom Schluchzen geschüttelt. Und es dauerte lange, bis sie sich beruhigte.

      »Sie können von Peter doch nicht verlangen, daß er mich heiratet und ihnen dann auch noch Geld gibt«, sagte sie dann bebend. »Er ist gut zu mir. Ich kann arbeiten. Ich geb’ ihnen ja meinen ganzen Lohn. Nun ist alles aus.«

      »Nichts ist aus, wenn Sie uns alles erzählen, Emi«, sagte Fee ruhig. »Hier sind Sie sicher, und wir werden schon erfahren, wo Herr Kleinschmidt ist.«

      »Sie haben ihm was angetan, ich weiß es. Sie haben darüber geredet, weil sie dachten, daß ich es nicht höre. Dann bin ich zur Gärtnerei, aber Peter war nicht da. Nur in einem Gewächshaus ein Haufen Blut. Und dann bin ich zurück und habe Kolia gefragt, was sie mit Peter gemacht haben. Da haben sie mich verprügelt. Sie waren betrunken, wie immer. Die armen Eltern, der gute Peter, er tut doch niemandem etwas. Er hätte mich doch nie angerührt.« Emi schlug die verarbeiteten Hände vor ihr Gesicht. »Sie wollten ja auch nur einen Grund haben, damit er ihnen Geld gibt.«

      »Ruf mal bei der Polizei an, ob sie was über Peter Kleinschmidt wissen, Fee«, sagte Daniel.

      »Nicht die Polizei, dann wird doch als noch schlimmer«, flüsterte Emi.

      »Sie brauchen keine Angst zu haben, Emi«, sagte Dr. Norden ruhig, »aber Sie wollen doch, daß Peter Kleinschmidt beschützt wird.«

      »Ja, das will ich, aber dazu ist es doch zu spät. Ich weiß es. Deshalb haben sie sich doch aus dem Staub gemacht und mich liegenlassen. Und ich habe gedacht, daß Sie der einzige sind, der mir helfen könnte, Herr Doktor. Sie waren immer so gut zu mir.«

      »Wir wollen Ihnen ja auch helfen, Emi«, sagte Dr. Norden, »aber das können wir nur, wenn diese Burschen dingfest gemacht werden.«

      Die Injektion, die er ihr gegeben hatte, begann zu wirken. Ihre Augen fielen zu, sie war eingeschlafen.

      »Ein schönes Wochenende, Fee«, sagte Daniel.

      »Das arme Ding. Sie war doch immer so fleißig. Und sie erzählt uns bestimmt keine Märchen.«

      »Dann ruf die Polizei an.«

      Er konnte hören, was Fee sagte. »Ja, es handelt sich um Emi Kubelja. Sie war bei Gärtner Kleinschmidt angestellt. – Nein, sie ist jetzt nicht vernehmungsfähig. – Was, er ist in der Behnisch-Klinik? – Dann vielen Dank. – Morgen, vielleicht erst übermorgen. Aber es wird am besten sein, wenn sie auch in klinische Behandlung kommt.«

      »Na, Dieter wird sich schönstens bedanken«, sagte Daniel.

      Doch Dr. Dieter Behnisch äußerte nicht den leisesten Unwillen, als Da­niel und Fee ihm Emi brachten. Er schätzte den Gärtner, der ihm seinen Klinikgarten so schön und preisgünstig gestaltet hatte,


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