Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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kennt dich doch, Mutti.«

      »Woher denn?« fragte Barbara bestürzt.

      »Er hat mal eine Zeit Pakete ausgefahren«, erwiderte Annelie leise. »Man müßte die Polizei benachrichtigen.«

      »Das besorge ich«, sagte Bernd, ohne lange zu überlegen. Und schon ging er zur Telefonzelle.

      Die drei Burschen legten sich schon mit dem Wirt an, der ihnen keinen Schnaps geben wollte. Einige Gäste zahlten rasch und gingen, als der Lärm größer wurde. Eva hielt ungeduldig nach Bernd Ausschau, aber er kam erst in die Gaststube zurück, als draußen ein Funkstreifenwagen vorfuhr, allerdings ohne Martinshorn.

      Und dann ging alles ziemlich rasch. Ehe sich die drei Burschen versahen, waren sie schon mit Handschellen versehen, und sie waren so verblüfft, daß sie vorerst auch den Widerstand vergaßen.

      Was sich dann draußen abspielte, bekamen die drei Damen nicht mehr mit. Der Wirt ging auf Bernd zu und bedankte sich. »Ich kam ja nicht ans Telefon«, brummte er. »Betrachten Sie sich bitte als eingeladen.«

      So waren sie auch noch zu einem kostenlosen Abendessen gekommen, zu der Genugtuung, daß die drei Übeltäter so schnell gefaßt werden konnten.

      »Partout est l’aventure«, sagte Eva nachdenklich.

      »Überall ist der Zufall«, wiederholte Annelie auf deutsch.

      »Du bist aber noch gut«, staunte Barbara. »Ich habe alle Vokabeln vergessen.«

      »Ich mußte ja mit Eva immer pauken«, lächelte Annelie. »Das hat mir wieder auf die Sprünge geholfen. Aber wir haben in der Schule ja kaum etwas gelernt, was man später brauchen kann, zumindest in Sprachen nicht. Da sind sie heute doch schon weiter. Und Eva war ja von Anfang an so ein Sprachtalent«, fuhr sie nicht ohne Stolz fort.

      »Sonst wäre sie ja auch im Betrieb nicht so ein As«, warf Bernd ein. »Walchow wird rotieren, wenn sie kündigt.«

      Barbara warf Eva einen schrägen Blick zu. »Hast du das schon bald vor?« fragte sie.

      »Nicht so bald«, erwiderte Eva mit einem schelmischen Lächeln. »Mal sehen, was der Chef sagt, wenn wir heiraten.«

      »Vielleicht hat er selbst ein Auge auf dich geworfen«, bernerkte Barbara hintergründig, aber da lachte Eva hell­auf. »Er würde besser zu dir passen, Mama«, sagte sie. »Er ist wirklich sehr nett.«

      »Vielleicht erfahre ich nun mal auch ein bißchen mehr über den Betrieb«, meinte Barbara. »Aus Bernd bekommt man ja nichts heraus.«

      »Ich wußte ja nicht, daß du dich dafür interessierst, Mama«, meinte Bernd.

      »Nun, ich denke, daß du mir eher Eva vorenthalten wolltest«, sagte sie neckend.

      »lch mußte schließlich erst mal genau wissen, ob sie mir nicht doch einen Korb gibt«, erklärte Bernd. »Karrierestreben und Ehe lassen sich nicht miteinander vereinbaren.«

      »Warum eigentlich nicht?« fragte Eva. »Du bist doch nicht versessen, ein Hausmütterchen um dich zu haben. Ich behalte die Karriere jedenfalls im Auge, soweit sie im Bereich des Möglichen liegt.«

      Diese Bemerkung gefiel Barbara im Augenblick weitaus besser als Annelie, die dann, als sie allein waren, fragte, ob Eva dies ernst gemeint hätte.

      »Warum eigentlich nicht, Mutti?« fragte Eva. »Die Zeiten haben sich geändert. Und wir haben schließlich zwei liebe Großmütter, die sich zudem noch gut verstehen. Das ist eine feine Sache, finde ich. Bernd verdient gut, ich verdiene gut, und zu zweit schafft man leichter.«

      »Denk auch an die Steuern, Kind«, sagte Annelie warnend.

      »Na, wenn schon, Bernd holt schon das Beste heraus. Es gibt ja genügend Abschreibungen. Auf dem Gebiet ist er ein As. Dem Kind wird bestimmt nichts abgehen. Du könntest das Geschäft dann ja verpachten.«

      Annelie riß die Augen auf. »Nein, das tue ich nicht. Ich mache mich nicht von meinen Kindern abhängig.«

      »Liebe Güte, das brauchst du doch nicht. Du hast doch ein hübsches Polster.«

      »Man weiß nie, was kommt, und außerdem liebe ich auch meine Unabhängigkeit, Eva. Ich fühle mich nicht rentenreif.«

      »Mama ist bestimmt selig, wenn sie das Baby betreuen kann«, sagte Eva. Es war ihr so herausgerutscht, und es gab Annelie einen Stich. Aber sie gab kein Contra. Sie dachte: Warten wir es mal ab.

      »Es kommt nicht darauf an, daß ein Kind nur eine Bezugsperson hat«, fuhr Eva gedämpft fort. »Nur darauf, daß es sich bei weiteren Bezugspersonen auch wohl fühlt. Und außerdem wird unser Kind ja in eine Familie hineingeboren, in der es harmonisch zugeht. Ich bin wirkich sehr froh, daß du dich mit Barbara so gut verstehst, Mutti.«

      »Darüber bin ich auch froh«, sagte Annelie. Und worüber sie nicht ganz so froh war, behielt sie lieber für sich, denn, wenn sie auch fortschrittlich war, so meinte sie doch, daß die Mutter zum Kind gehöre und gerade die ersten Lebensmonate ganz entscheidend für beide sein konnten.

      *

      Peter und Emi hatten währenddessen schon von der Verhaftung der drei Rowdys erfahren und auch davon, daß wieder Bernd und Eva dazu beigetragen hatten.

      Peters Wagen hatte schon ein paar Beulen davongetragen, aber das tangierte ihn nicht weiter, obgleich er sonst so eigen mit seinen Sachen war. Ihm war wichtig, daß Emi bei ihm saß und daß es zwischen ihnen keine Mißverständnisse und Hindernisse mehr gab.

      Er hatte ein paar Stunden geschlafen, und sie hatte in einem Sessel neben seinem Bett vor sich hin geträumt, zwischendurch lindernde Kompressen auf ihr Gesicht gelegt und Beruhigungstees getrunken.

      Die Wirkung war erfreulich. Die Schwellungen waren weitgehend zu-rückgegangen. Die blauen Flecken würden allerdings erst langsam vergehen. Jenny Behnisch meinte, daß man die ja mit einer Deckcreme überdecken könnte.

      Schlimmer als dies war es für Emi jedoch, daß sie anderntags Kolia und den beiden anderen Übeltätern gegenübergestellt werden sollte.

      »Nur Mut, Emi«, sagte Peter, als er wieder erwacht war. »Es muß durchgestanden werden. Die beiden anderen werden abgeschoben, sie haben nicht mal eine Aufenthaltserlaubnis. Vielleicht geht Kolia dann doch ein Licht auf, was er sich da eingebrockt hat.« Er streichelte ihre kalten Hände, die ihre innere Erregung verrieten. »Etwas Gutes ist doch in jedem Menschen«, fügte er leise hinzu.

      »Das meinst du«, sagte sie. »Weil du selbst ein guter Mensch bist, glaubst du das, Peter.«

      »Du bist auch ein guter Mensch«, sagte er.

      »Aber ich weiß, was Haß ist. Ich kann auch hassen. Jetzt kann ich es.«

      Und dieses Haßgefühl verstärkte sich ihr noch mehr, als sie am nächsten Vormittag hören mußte, daß ihr Vater an einem Herzschlag gestorben war, nachdem er die Nachricht bekommen hatte, was Kolia angerichtet hatte. Aber dadurch hatte sie auch die Kraft, Kolia so gegenüberzutreten, wie Peter es gewünscht hatte, aufrecht und mutig.

      Er konnte ihrem verachtungsvollen Blick nicht standhalten.

      »Vater hast du ins Grab gebracht, für alles, was er für dich getan hat«, sagte sie, »zu schweigen von dem, was du Peter Kleinschmidt angetan hast. Und mich brauchst du nur anzuschauen. Aber jetzt wirst du dafür bestraft werden, Kolia. Jetzt kannst du mich nicht mehr erpressen.«

      »lch habe dich doch nicht geschlagen, Emi«, stieß er hervor, »und den Kleinschmidt auch nicht. Du kannst mich doch nicht hereinlegen.«

      »Ich lege dich nicht herein. Ich sage die Wahrheit. Peter wollte nichts sagen, meinetwegen, aber du hättest früher mal nachdenken sollen. Vater hast du umgebracht, seelisch gemordet, und Mutter wird daran zu tragen haben, weil sie dich wie ein eigenes Kind aufgezogen hat. Wir werden sie zu uns nehmen, wenn Peter und ich verheiratet sind, und wehe, wenn du dich dann noch einmal in ihre Nähe wagst. Das ist eine ernste Warnung, Kolia. Jetzt weiß auch Nino über dich Bescheid, und sein Leben lassen wir nicht zerstören.


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