Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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denke nicht, ich kombiniere nur«, sagte er. »Sein Blutdruck ist sehr hoch. Er regt sich innerlich auf. Er gibt es nicht zu, so ganz geheuer ist ihm die Heirat auch nicht. Aber Susanne liebt diesen Adrian von Cordes.«

      »Und sie sieht sehr glücklich aus«, sagte Fee. »Ich habe sie getroffen. Und wenn er dieses entzückende Mädchen nicht liebt, ist er blöd.«

      »Du hast es gesagt. Aber vielleicht ist er blöd. Zumindest degeneriert. Aber diese ganze adlige Gesellschaft soll sich nur nicht in Vinzenz Dittmar täuschen oder ihn gar auf die Palme bringen. Der Mann hat was auf dem Kasten, nicht nur Geld. Er hat auch Verstand. Und so sehr ich Melanies Talent schätze, zauberhafte Kleider zu schneidern, blöd war auch sie, sich von diesem Mann zu trennen.«

      »Das habe ich auch schon oft gedacht, Daniel«, sagte Fee. »Aber wenn zwei Dickköpfe zusammenkommen, fliegen eben die Fetzen. Da bedarf es manchmal nur eines kleinen Anlasses. Wenn ich nur wüßte, was bei den beiden der Anlaß war.«

      Das hätte ihr Melanie sagen können und auch Vinzenz Dittmar, wenn sie es gewollt hätten.

      Da war nämlich ein Mann aufgetaucht, der mal Melanies Jugendliebe gewesen war, und gleichzeitig hatte Vinzenz bedauerlicherweise auch eine Sekretärin gehabt, die es sehr gut verstand, ihm um den Bart zu gehen. Mehr als alles andere war Eifersucht im Spiel gewesen, daß sie sich in die Haare kriegten, obgleich weder der Jugendfreund noch die Sekretärin später eine Rolle in ihrer beider Leben spielten. Aber sie waren geschiedene Leute, und jeder gab dem anderen Schuld daran.

      Und am Nachmittag dieses Tages dachte auch Susanne darüber nach, warum sich ihre Eltern eigentlich getrennt hatten. Diese Tatjana von Almassy hatte ihr plötzlich klar gemacht, was eine Ehe, eine Liebe gefährden konnte.

      Liebt mich Adrian überhaupt, dachte sie. Gesagt hat er es noch nie. Und sie ärgerte sich nun auch, daß sie es ausgesprochen hatte, was sie für ihn fühlte.

      Aber sie war die Tochter ihres Vaters. Ich werde nicht kapitulieren, dachte sie. Ich werde um ihn kämpfen. Und wenn einer auf der Strecke bleibt, werde nicht ich es sein.

      Mal sehen, was er macht, wenn ich ihm zu verstehen gebe, daß ich auch andere Chancen habe, dachte sie dann. Was will diese Zimtziege eigentlich? Konfektionskleidung trägt sie. Zu mehr reicht es wohl nicht. Sie könnte sich keine Kleidung aus dem Atelier Melanie leisten.

      Dann wurde sie vernünftig. So dachte sie sonst doch nicht. Sie schätzte die Menschen doch nicht nach ihrer Kleidung ein. Aber diese Tatjana war ihr unsympathisch gewesen. Diese Arroganz, nur weil sie eine Gräfin war, stand ihr nicht zu.

      Susanne mußte an die Fürstin Ravensport denken, die auch eine Kundin von ihrer Mami war. Was war das für eine vornehme Frau!

      Und dann dachte sie an ihre Freun­dinnen aus dem Internat. Sogar eine Prinzessin war darunter gewesen, und keine hatte sich so ordinär benommen wie diese Tatjana. Ja, es war ordinär gewesen. Madame Gerard, die Internatsleiterin, hätte so ein Benehmen sehr bemängelt.

      Susanne war sehr jung und sehr unerfahren, vor allem was Männer betraf, aber sie hatte einen gesunden Menschenverstand. Sie fand zu ihrer inneren Ruhe zurück. Sie war mehr erbost, als sie ihren Vater kommen hörte.

      Schnell lief sie zu ihm hinunter. »Wo warst du denn so lange, Paps?« fragte sie.

      »Bei Dr. Norden«, erwiderte er ehrlich. »Mein Blutdruck macht mir zu schaffen. Jetzt geht es schon wieder. Bist du dir auch sicher, daß du die richtige Entscheidung getroffen hast, Susi?«

      »Mir wäre es lieber, wir würden die Verlobung mit Mami feiern«, sagte sie. »In Königshäusern machen sie da auch Konzessionen.«

      »Ich bin bloß Bauunternehmer«, brummte er. »Ganz geheuer ist es mir nicht, daß du eine Baronin wirst.«

      »Du brauchst mich nicht mit dem Titel anzureden, Paps«, sagte sie. »Ich bleibe deine Susi. Aber ich bleibe auch Mamis Susanne. Sie wird mein Hochzeitskleid schneidern. Und ich habe nur einen Wunsch.«

      »Welchen?«

      »Daß ihr euch an meinem Hochzeitstag die Hände reicht und eure Feindschaft begrabt.«

      »Es ist keine Feindschaft. Es sind unüberbrückbare Gegensätze, mein Kind«, sagte er ernst. »Wenn du erst mal verheiratet bist, wirst du auch merken, wie schwierig es ist, solche zu bewältigen. Aber wenn du nicht glücklich wirst, Susi, auf deinen Paps kannst du dich immer verlassen. Laß dich bloß nicht unterbuttern. Du bist schließlich auch wer.«

      Susanne runzelte leicht die Stirn. »Ich wäre froh, wenn du in bezug auf Mami auch so gedacht hättest, Paps. Sie ist schließlich auch wer.«

      Sie war die einzige, die das widerspruchslos sagen durfte. Wie tief es ihn auch getroffen hatte, daß Melanie sich von ihm trennte, niemals hatte er versucht, Mutter und Tochter zu trennen. Und vielleicht war es gerade diesem Umstand zu verdanken, daß Susanne von beiden das Beste mitbekommen hatte, daß sie ohne Zwang von jedem das nehmen konnte, was ihr nützlich war. Von ihm den kühlen Verstand, von Melanie das Temperament und die weibliche Selbstsicherheit, die durch Äußerlichkeiten unterstützt wurde.

      »Mami wird es sich jedenfalls nicht nehmen lassen, zu meiner Hochzeit zu kommen«, sagte Susanne triumphierend.

      »Und mit wem tritt sie auf?« fragte er grimmig.

      »Mit der Fürstin Ravensport«, erwiderte Susanne. »Und die erscheint mit Sohn und Tochter. Mein zukünftiger Schwiegervater wird Augen machen, was wir zur Hochzeitsgesellschaft beitragen.«

      »Du bist ein raffiniertes kleines Biest«, sagte er.

      »Ich weiß, was ich will, genau wie du. Heute hatte ich ein Tief, aber das ist vorbei. Es werden sicher auch noch mehr von und zus kommen. Mami macht das schon.«

      »Mami macht das schon«, wiederholte er entsagungsvoll. »Sie wird sich auch noch einen Baron angeln.«

      »Recht geschieht es dir«, sagte Susanne. »Aber du bist mein Paps und bleibst es!«

      *

      Und dann fand das Festmahl zu viert statt. Ein wenig verblüfft war der Baron von Cordes schon, als er den großzügigen Bungalow betrat, der so exklusiv ausgestattet war, ohne aufdringlich zu wirken.

      Erna und Franz walteten diskret ihres Amtes. Alles klappte wie am Schnürchen, und was aufgetafelt wurde, hatte selbst der Baron schon lange nicht mehr gesehen.

      »Sie haben anscheinend Glück mit Ihrem Personal, mein lieber Dittmar«, sagte er jovial.

      »Ein Flüchtlingsehepaar. Sie haben bessere Zeiten gesehen, aber sie sind glücklich, ein gutes Zuhause gefunden zu haben«, erwiderte Vinzenz Dittmar gelassen.

      »Waren sie schon hier, als Sie noch mit Ihrer Frau zusammenlebten?« fragte der Baron anzüglich.

      »Nein, sie waren Spätaussiedler aus Rumänien. Ich habe das große Los gezogen. Aber was Susannes Mutter betrifft, möchte ich sagen, daß sie zur Hochzeit anwesend sein wird.«

      »Sie haben sich geeinigt?« fragte der Baron.

      »Susanne hat das arrangiert. Die Fürstin Ravensport mit Sohn und Tochter haben ebenfalls zugesagt. Sie brauchen nicht zu fürchten, daß nur Bürgerliche uns die Ehre geben.«

      Er konnte schon manchmal sehr sarkastisch sein. Vinzenz Dittmar dachte auch nicht einen Augenblick daran, vor dem Baron Cordes zu Kreuze zu kriechen. Er sah dazu nicht den geringsten Anlaß. Das Gespräch mit Dr. Norden hatte ihm zusätzlich den Rücken gesteift, und sein Blutdruck war durch das Medikament, das ihm Dr. Norden verabreicht hatte, auch gesunken.

      »Die Väter unterhalten sich«, sagte Susanne zu Adrian. »Was bedrückt dich?«

      »Du warst sehr kurz, als wir uns heute mittag verabschiedeten, Susanne«, sagte er.

      »Ich hatte mich geärgert über diese Almassy«, gab sie unumwunden zu. »Das ist vorbei. Sie wird jedenfalls keine Einladung bekommen.«

      »Mir kann das nur recht sein«, sagte er.

      »War


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