Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman. Patricia Vandenberg

Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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hatte schon immer einen Hang zum Proletariat«, sagte der Baron verächtlich. »Überhaupt kein Traditionsbewußtsein. Nun, jedenfalls ist Susanne bedeutend attraktiver als sie, und der Geldadel zählt heute ja auch anscheinend mehr. Man muß sich umstellen und anpassen. Aber vor allem ist es wichtig, daß uns der Besitz erhalten bleibt. Scheidungen sind bei uns auch kein Tabu mehr. Du kannst dir den Weg zu Tatjana offenhalten.«

      Adrian starrte seinen Vater befremdet an. War das seine Moral, die er immer so hoch pries?

      So unbequem ihm dieses Geschäft, denn als Geschäft bezeichnete er es, auch gewesen war, jetzt erwachte Trotz in ihm.

      »Diese Bemerkung hättest du dir sparen können, Vater«, sagte er kühl. »Immerhin ist Susanne ein reizendes, liebenswertes Mädchen, und ich darf erwarten, daß du sie nicht nur als ein Huhn, das goldene Eier legt, betrachtest. Ich habe mich übrigens mit ihr verabredet und muß jetzt gehen. Am Samstag werden wir mit ihrer Mutter essen.«

      »Ich werde unpäßlich sein«, sagte der Baron.

      »Das wirst du nicht«, sagte Adrian heftig.

      »Eine geschiedene Frau«, sagte sein Vater verächtlich.

      »Und Dittmar ist der geschiedene Mann dazu. Außerdem hast du eben eine eindeutige Bemerkung gemacht, was Scheidungen anbetrifft. Auch du hast nicht das Privileg gepachtet, dir eigene Gesetze zu schaffen.«

      »Was sind das für Töne?« fragte der Baron erbost.

      »Vielleicht habe ich Gefallen an Susanne gefunden«, sagte Adrian heiser. »Sie ist zu schade, um nur als Objekt betrachtet zu werden.«

      Er ging, und sein Vater blickte ihm konsterniert nach.

      *

      Susanne war noch beim Friseur gewesen und hatte sich einen neuen Haarschnitt zugelegt, der ihr ein noch aparteres Aussehen verlieh. Seit sie Adrian kannte, entwickelte sich ihre Persönlichkeit und auch ihr Geschmack. Sie hatte sich für einen damenhaften Stil entschieden. Adel verpflichtet, hatte ihre Mutter spöttisch gesagt, und das hatte Susanne einen Stich versetzt, aber sie dachte nicht an das »von«, sie dachte nur an Adrian, der für sie der einzige Mann auf der Welt war.

      Als sie das Restaurant betrat, in dem sie sich verabredet hatten, sprang Adrian wie von einer Tarantel gestochen auf, so hinreißend sah sie aus und so damenhaft, daß er augenblicklich den Atem anhielt.

      Und sie sah ihn, groß, schlank, das schmale dunkle Gesicht, das verriet, daß er sich viel in der frischen Luft aufhielt, die sehr hellen Augen, die jetzt durchaus nicht kühl blickten, und sie vergaß all die Gedanken, die sie sich auch selbst gemacht hatte, als er ein ernsthaftes Interesse für sie an den Tag legte.

      Er küßte ihr die Hand. Das hatte er in der Öffentlichkeit auch noch nicht getan.

      »Du siehst bezaubernd aus, Susanne!« Das hatte er auch noch nie gesagt.

      »Es freut mich, daß dir meine neue Frisur gefällt«, sagte sie. »Hoffentlich finde ich auch langsam Gnade vor den Augen deines gestrengen Vaters.«

      Schüchtern war sie nie gewesen. Sie war die Tochter eines erfolgreichen Vaters, ausgestattet mit einer ganz gehörigen Portion Selbstbewußtsein, das auch von ihrer Mutter in jeder Beziehung gefördert worden war, und Klassenunterschiede ignorierte sie. Im Innersten war sie von Anfang an überzeugt gewesen, daß Adrians Interesse allein ihr gelte und nicht ihrem Geld. Seine Zurückhaltung hatte sie nur positiv gewertet. Er hatte eben eine konservative Erziehung genossen. Er machte keine dreisten Annäherungsversuche, wie andere junge Männer. Und sie selbst war ja auch stets zurückhaltend gewesen.

      Sie wählte aus der Speisekarte zielsicher, was sie essen wollte, und sagte zu dem Ober mit einem freundlichen Lächeln: »Das Filet aber wirklich medium und nur Salatherzen.«

      »Aber selbstverständlich, gnädige Frau«, sagte er.

      »Mir das gleiche«, sagte Adrian.

      Susanne lachte leise. »Du wirst davon nicht satt werden, Adrian. Aber kannst dir ruhig Appetit für heute abend aufsparen. Paps wird allerhand auffahren lassen, und unter dem kritischen Blick deines Vaters wird mir wohl der Appetit vergehen.«

      »Das hoffe ich nicht«, sagte er. »Schüchtert dich Vater so ein?«

      »Ihm wäre es auf jeden Fall lieber, wenn ich auch ein ›von‹ vor dem Namen hätte, aber damit kann ich leider nicht dienen.«

      »Bald wirst du es haben«, sagte Adrian heiser. »Ist es dir so wichtig?«

      »Aber nein«, erwiderte sie lachend. »Ich heirate dich, nicht deinen Namen.«

      Und plötzlich schämte sich Adrian entsetzlich. Er griff nach ihrer Hand. »Du bist herzerfrischend natürlich, Susanne«, sagte er leise. »Ich kann mich nur glücklich schätzen, daß du mir keinen Korb gegeben hast.«

      Nachdenklich blickte sie ihn an. »Ich liebe dich«, flüsterte sie.

      In diesem Augenblick erklang ein girrendes Lachen. »Adrian, das ist ja eine Überraschung«, sagte eine sehr helle Stimme, die ihm jetzt ebenso schmerzhaft in den Ohren tönte wie Susanne.

      Tatjana, Gräfin Almassy, blieb am Tisch stehen, während ihre Begleiter sich an dem runden Tisch schräg gegenüber niederließen.

      Adrian hatte sich erhoben, verneigte sich. »Darf ich bekannt machen, Gräfin Almassy, meine zukünftige Frau Susanne«, sagte er stockend.

      »Und wann ist die Hochzeit?« fragte Tatjana spitz, ohne Anstalten zu machen, Susanne die Hand zu reichen.

      »In vier Wochen«, erwiderte Adrian.

      »Nun, da werde ich ja hoffentlich eingeladen«, sagte Tatjana, »oder wird der Adel ausgeschlossen?«

      »Wir sind uns über die Gästeliste noch nicht ganz einig«, erwiderte Adrian.

      Susanne hatte die Schrecksekunde überwunden, wenngleich ihr augenblicklich auch ein Kribbeln über die Haut lief.

      »Wenn Sie nichts Besseres vorhaben, sind Sie selbstverständlich eingeladen«, sagte sie.

      Tatjana verschlug es die Stimme. »Wahrscheinlich werde ich wohl etwas Besseres vorhaben«, sagte sie herablassend. »Man wird dich in unseren Kreisen vermissen, Adrian.«

      »Ich werde es überleben«, sagte er sarkastisch, und da ging sie zu ihrer Gesellschaft.

      »Und so was nennt man gute Erziehung«, sagte Susanne leise. »Mir ist der Appetit vergangen.«

      »Das tut mir leid. Aber den Gefallen werden wir ihr nicht tun, gleich zu gehen, Susanne.«

      Zwingend sah er sie an und fuhr fort: »Ich entschuldige mich für sie.«

      »Das brauchst du nicht. Ich heiße zwar nur Dittmar und mein Vater ist Bauunternehmer, aber ich bin stolz darauf, was er durch ehrliche Arbeit erreicht hat. Man kann mir den Appetit nehmen, aber nicht meinen Stolz.«

      »Du wirst dich doch nicht durch so törichte Bemerkungen irritieren lassen, Susanne«, sagte er gepreßt.

      »Durchaus nicht. Ich habe mir die Leute, mit denen ich verkehren wollte, immer selbst ausgesucht und genau angeschaut, und daran wird sich nichts ändern.«

      Und in diesem Augenblick wurde ihm bewußt, wie beeinflußbar er bisher selbst gewesen war, wie sehr er unter der Fuchtel seines Vaters gestanden hatte.

      Irgend etwas beschäftigte Susanne doch, als sie nach Hause kam. Einfach abschütteln konnte sie dieses seltsame Gefühl doch nicht, das Tatjana in ihr geweckt hatte.

      Und dann hörte sie, wie Franz und Erna, das Hausmeisterehepaar miteinander redeten.

      »Ob das guttut, daß unsere Susanne den Adligen heiratet?« sagte Erna. »Recht schikaniert werden wird sie wohl von dem Baron.«

      »Ich mein’, daß der junge Baron schon ein netter Kavalier ist«, sagte Franz.

      »Mag ja sein, aber aufs Geld sind sie aus, das kann


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