Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman. Patricia Vandenberg

Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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haben Sie nicht geheiratet, Annabel? Sie lieben Kinder. Sie sind eine attraktive Frau. Haben Sie auch eine Enttäuschung erlebt? Entschuldigen Sie, daß ich neugierig bin, aber ich habe viel über Sie nachgedacht. Sie sind doch eine Frau, die einen Mann sehr glücklich machen kann.«

      »Ich mache mir keine Illusionen«, sagte Annabel.

      Offen blickte Martina sie an. »Hat jemand diese zerstört?«

      »So könnte man es nennen. Es war nicht Liebe. Jemand brachte es fertig, daß ich an Liebe nicht mehr glaube.«

      »Das tut mir leid, Annabel.«

      »Sprechen wir bitte nicht darüber«, sagte Annabel helser.

      »Ich habe auch erst durch Jobst erfahren, was wahre Liebe ist. Der charmante Christoph entpuppte sich schnell als grausamer Egoist. Und dann kam die Furcht, daß mein Kind so werden könnte wie er. Ich hatte Angst, daß ich das Kind nicht würde lieben können. Jetzt ist es ganz anders. Jetzt freuen wir uns gemeinsam auf das Baby.«

      »Kathrin ist ein liebes Kind«, sagte Annabel.

      »Dafür bin ich dankbar. Was habe ich gebetet, und meine Gebete wurden erhört. Ich hätte nur den Mut haben müssen, mich eher von ihm zu trennen. Aber da war Papa. Ich hatte ihn gern. Für Christoph war die Ehe nur eine Fessel. Er ging seine eigenen Wege und zeigte für mich und das Kind nicht das geringste Interesse. Ich glaube heute, daß eine Frau ihn überhaupt nur solange interessierte, bis er erreicht hatte, was er wollte. – Warum erzähle ich Ihnen das eigentlich? Es ist so eigenartig, Annabel. Darüber habe ich bisher mit niemanden gesprochen, Jobst ausgenommen. Er hat mich verstanden, Papa auch, aber sonst galt ich als die ungerechte, sich nur unverstanden fühlende Frau.«

      Da kam Kathrin hereingelaufen und sie zitterte vor Empörung. »Stell dir vor, Mami, Toby will keine Geschwister haben, was sagst du dazu? Und heiraten will er mich auch nicht.«

      »Nun, über Heirat zu reden, ist wohl auch noch zu früh«, meinte Martina lächelnd, »und über Geschwister würde Toby wohl auch anders denken, wenn er eine Mami hätte.«

      »Eben nicht. Ich habe ja gesagt, daß Onkel Jochen Tante Annabel heiraten soll, und dann können sie auch Kinder kriegen, aber er will Annabel ganz für sich allein haben. Und deshalb will er auch nicht hierbleiben, nicht einen Tag hat er gesagt.«

      »Hab’ ich gesagt«, ertönte Tobys Stimme. »Kathrin soll sich nicht immer in meine Angelegenheiten mischen. Entschuldige, Tante Martina.«

      »Nun vertragt euch mal wieder«, meinte Martina beschwichtigend. »Worüber ihr auch streiten müßt!«

      »Ich will nicht, daß Annabel mit solchem Gerede vergrault wird«, sagte Toby ganz vernünftig. »Ich will nur, daß sie bei uns bleibt.«

      »Ich habe es doch nicht so gemeint, Tante Annabel«, schluchzte Kathrin. »Ich habe doch nur wollen, daß Toby eine liebe Mami bekommt, weil ich einen lieben Papi gekriegt habe. Ich komme doch auch erst in die Schule und bin noch nicht so schlau wie er. Ich will niemand vergraulen. Bleibt doch hier.«

      »Nein«, erklärte Toby kategorisch, »ich will nach Hause. Wir können euch ja mal besuchen, aber ich will in meinem Bett schlafen.«

      Annabel und Martina tauschten einen langen verständnisinnigen Blick. »Das kann ich verstehen«, sagte Martina. »Und Annabel wird sich ja auch eingewöhnen müssen. Wir werden uns bestimmt oft sehen.«

      »Nichts für ungut, Frau von Tammen«, sagte Annabel leise.

      »Martina heiße ich. Wir verstehen uns doch, Annabel.«

      Ja, sie verstanden sich, aber Kathrin schob trotzig die Unterlippe vor, und mit flammenden Augen sah sie Toby an.

      »Ich mag dich überhaupt nicht mehr heiraten«, stieß sie zornig hervor.

      »Da bin ich aber froh«, erklärte er.

      Dann kam sie ihm aber doch nachgelaufen. »Aber mein Freund kannst du ruhig wieder werden«, japste sie.

      »Wenn du kein dummes Zeug redest«, meinte er gönnerhaft.

      Und zu Annabel sagte er dann: »Sie ist eben noch klein und dumm. Wenn ich jetzt aufs Gymnasium komme, lachen mich ja alle aus, wenn sie herumerzählt, daß sie mich heiraten will. Ich heirate überhaupt nicht. Wenn ich groß bin, sorge ich für dich, Annabel.«

      Er war eben auch noch ein Kind mit Wunschträumen. Annabel dachte jetzt an einen Jungen, der Michael hieß. Er war sechs Jahre älter gewesen als sie und wohnte im Nachbarhaus. Und sie hatte auch davon geträumt, ihn einmal zu heiraten. Dann waren sie weggezogen, und der Traum war aus.

      »Bist du jetzt böse auf mich, Annabel?« fragte Toby beklommen, weil sie schwieg.

      »Nein, ich bin nicht böse. Es ist immer gut, wenn man ehrlich ist, aber du darfst schon ein bißchen nachsichtiger mit Kathrin sein. Du bist doch jetzt schon ein großer Junge.«

      Er saß schweigend neben ihr, bis sie eine Straße zu weit gefahren war. »Jetzt mußt du rechts rum und dann wieder links, Annabel«, sagte er. »Dann sind wir gleich da. So großartig wie bei Tante Martina ist es bei uns nicht. Vielleicht gefällt es dir gar nicht.«

      Es gefiel ihr sehr gut, hübsch sahen die versetzten Reihenhäuser aus mit ihren Holzverschalungen. Und innen waren sie viel geräumiger, als man ahnen konnte.

      Die Einrichtung verriet viel Geschmack, wenn sie auch nicht so komfortabel war, wie bei den von Tammens.

      »Gefällt es dir?« fragte Toby erwartungsvoll.

      »Ja, sehr, aber jetzt müssen wir lüften«, erwiderte sie.

      »Und dann suchst du dir das schönste Zimmer aus. Du kannst auch meins haben, das hat auch einen Balkon.«

      »Welches gehörte denn den Hausdamen?« fragte sie.

      »Da gehst du nicht rein. Die hatten die Mansarde, aber das waren ja auch nur Haushälterinnen, keine Damen.«

      Er hatte schon seine eigenen Ansichten, dennoch fand Annabel die Mansardenwohnung sehr hübsch, die aus zwei Zimmer bestand.

      »Mir gefällt das«, sagte sie.

      »Du bist aber keine Haushälterin«, erkärte er trotzig. »Würdest du meinen Papi heiraten, Annabel?«

      »Davon wollen wir nicht reden, Toby. Männer haben so was gar nicht gern, und ich bin ja nur deinetwegen hier.«

      »Aber mein Papi ist wirklich sehr lieb. Du mußt ihn nur besser kennenlernen.«

      »Besser kennenlernen werden wir uns schon. Jetzt bringen wir erst mal dein Zimmer in Ordnung und beziehen das Bett.«

      »Ich habe aber Hunger.«

      »Liebe Güte, wir müssen ja noch einkaufen«, rief sie aus.

      »Papi hat dir aber noch kein Haushaltsgeld gegeben«, meinte er betrübt.

      »Ich habe schon Geld, mein Kleiner. Du mußt mir nur zeigen, wo die Geschäfte sind und was du alles haben möchtest. Alles, was du gern magst.«

      *

      Zwei Wochen hatten sie Zeit, das Haus auf Hochglanz zu bringen. Einiges wurde umgestellt in der Mansardenwohnung. Ein paar hübsche alte Möbel, die auf dem Speicher verstaubten, wurden zu neuen Ehren gebracht, und dann gefiel es Toby auch viel besser. Er wollte Annabel ja nicht widersprechen und auch nichts ausreden, was sie für richtig hielt. Und sie fühlte sich wohl in der Rolle, in die sie sich von Toby hatte drängen lassen. Doch längst war sie sich bewußt, daß es ihr Herz war, das sich entschieden hatte, und mit jedem Besuch bei Jochen Stahl wurde ihr das mehr bewußt.

      Er bekam sehr viel Besuch. Jobst und Martina, und auch Kathrin kamen, und Kathrin dachte nicht mehr daran, sich über Toby zu beschweren. Es hatte sich alles eingependelt. Sie war auch sehr gern mal ein paar Stunden bei Annabel und Toby, wenn Martina mit Georgia Einkäufe für Chris und das zu erwartende Baby machte.

      Jochen hatte alle Einzelheiten erfahren,


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