Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman. Patricia Vandenberg

Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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Zentimeter und zwei Kilo habe ich zugenommen«, erklärte Toby stolz. »Aber du bist so schmal und blaß«, flüsterte er dann gleich besorgt und tätschelte Jochens hager gewordene Wangen. »Aber wir päppeln dich schon auf. Annabel kann nämlich auch kochen. Wenn die Köchin ihren freien Tag hatte, hat immer sie gekocht, und wir durften ihr dann helfen. Das war toll.«

      Und schon ist er wieder bei Annabel, dachte Jochen. Aber Toby streichelte seine Hände. »Ich bin ja so froh, daß ich dich nun wenigstens besuchen darf, Papi«, fuhr er fort, »aber schöner wäre es schon, wenn du bald heimkommen könntest. Findest du es nicht auch lieb, daß Annabel ihren Urlaub genommen hat, damit sie bei uns sein kann?«

      »Das finde ich sogar sehr lieb«, nickte Jochen. »Wo ist sie denn?«

      »Draußen vor der Tür. Sie hat gesagt, daß du mich sicher erst allein sehen willst. Soll ich sie holen?«

      »Erzähl mir doch erst noch, was du alles gemacht hast«, sagte Jochen.

      »Jemine, jetzt hätte ich doch fast vergessen, dir das zu geben, was ich für dich gemacht habe. Aber gelernt habe ich das alles von Annabel. Du ahnst ja nicht, was sie alles kann und alles weiß.«

      Jochen konnte ein Lächeln nicht mehr unterdrücken: Aber als er die hübschen Bildchen betrachtete und die ebenso hübschen Holzfiguren, die Toby geschnitzt hatte, konnte er nur staunen.

      »Gell, so was lernt man nicht in der Schule«, sagte der Junge. »Dazu nimmt sich keiner Zeit. Annabel ist ja deswegen auch lieber in ein Kinderheim gegangen, weil in der Schule so viel Vorschriften waren. Da müssen eben alle das gleiche machen, ob sie Talent haben oder nicht. Bei uns konnte jeder das machen, was er am liebsten wollte.« Er mußte erst mal Luft holen, aber schon ging es weiter. »Annabel könnte mir auch helfen, wenn ich aufs Gymnasium gehe. Sie kann Englisch, Französisch und auch Latein, stell dir das mal vor, Papi. Und rechnen kann sie auch prima und Maschine schreiben. Mir ist es nicht recht, wenn sie lange draußen warten muß, dann denkt sie vielleicht, daß du sie nicht magst.«

      Jochen fuhr ihm durch das wirre Haar. »Na, dann hol sie mal schnell herein«, sagte er.

      Annabel stand am Fenster, tief in Gedanken versunken, und sie hatte es nicht verhindern können, daß diese wieder in die Vergangenheit gewandert waren. Christoph Wellinger hatte sie daraus verbannen können, aber da war das andere, was sie heute als verschenktes Glück bezeichnete, jetzt, da sie Toby so liebgewonnen hatte.

      »Komm jetzt, Annabel«, sagte Toby zärtlich, »ich mußte Papi nur noch erzählen, was ich alles von dir gelernt habe.«

      Er nahm sie bei der Hand, und sie konnte es nicht verhindern, daß ihr Herz schmerzhaft klopfte, als sie das Krankenzimmer betraten.

      Ja, es tat ihr weh, ihn so schwach, so abgemagert zu sehen. Ganz kalt war ihre Hand, die er nun ergriff. Sein Blick schien durch sie hindurch zu gehen, so zwingend ruhte er auf ihr.

      »Nun kann ich Ihnen endlich persönlich danken, Annabel!« sagte er mit dunkler Stimme, »für alles, was Sie für meinen Jungen getan haben. Und ich weiß noch nicht mal Ihren Nachnamen.«

      »Frank«, flüsterte sie.

      »Sag doch lieber auch Annabel, Papi«, bat Toby.

      »Wenn es mir gestattet wird?«

      Die Angst legte sich. Wärme durchflutete Annabel. Toby schmiegte sich in ihren Arm und ein ganz eigener Ausdruck kam in Jochens Augen, als er die beiden anschaute.

      »Wir sollten uns bald einmal darüber unterhalten, Annabel, ob Sie zu uns kommen würden und zu welchen Bedingungen«, sagte er.

      »Was meinst du mit Bedingungen, Papi?« warf Toby ein.

      »Nun, Annabel ist ihre Selbstständigkeit gewohnt. Ein Haushalt ist ein enger Lebensbereich. Du wirst vormittags in der Schule sein, und es könnte ihr schnell langweilig werden.«

      »Annabel ist es nie langweilig. Sie könnte ja auch Tante Martina besuchen. Das würde sie nämlich auch freuen. Sie hat Annabel sehr gern, und nun kann der junge Wellinger nicht mehr kommen, der ist tot.«

      »Was sagst du da?« fragte Jochen erregt.

      »Ich dachte, du wüßtest es schon«, sagte Toby kleinlaut. »Hätte ich es nicht sagen sollen?«

      »Ich bin nur überrascht, es macht mir nichts aus«, erwiderte Jochen. »Wie kam das?«

      »Mit dem Auto ist er gerast«, erwiderte Toby. »In Frankreich. Kathrin ist jetzt froh, daß sie bloß noch ihren lieben Papi hat. Hat sie selbst gesagt. Weißt du auch noch nicht, daß sie ein Baby bekommen?«

      »Doch, das hat mir Jobst erzählt.«

      »Schlechte Nachrichten wollte man Ihnen wohl vorenthalten«, bemerkte Annabel stockend.

      »Das ist keine schlechte Nachricht. Man soll Toten nichts nachreden, aber er ist kein Verlust für die Menschheit. Nun wird der Boß auch zur Ruhe kommen. Sie können von Glück sagen, daß Sie den Junior nicht kannten, Annabel. Jede Frau, die von ihm verschont blieb, kann das sagen. Ich meine, jede anständige Frau.«

      »Papi hat ihn nämlich nicht leiden können, Annabel«, warf Toby ein. »Weil er auch zu mir eklig war. Jetzt kann er uns nicht mehr ärgern, Kathrin auch nicht.«

      »Jobst hätte es mir ruhig sagen können«, murmelte Jochen.

      »Zu Kranken spricht man nicht vom Tod«, sagte Annabel verhalten.

      »Ja, so mag es sein. Man denkt dann nach, wie schnell es aus sein kann. Aber mir geht es heute ganz gut. Ich werde bald wieder auf den Beinen sein.«

      »Brauchen wir nicht lange bei Tante Martina zu bleiben«, fragte Toby.

      »Aber du warst doch immer gern dort«, meinte Jochen erstaunt.

      »Jetzt bin ich aber lieber mit Annabel allein. Und wir wollen dich doch auch oft besuchen. Ich möchte ihr auch zeigen, wo wir wohnen. Und wenn Annabel bei uns bleibt, müssen wir ihr auch ein schönes Zimmer aussuchen, Papi.«

      »Annabel hat noch nicht ja gesagt«, murmelte Jochen.

      »Jetzt bleibe ich erst mal vier Wochen. Wir können dann noch miteinander reden«, sagte Annabel. »Laß es deinen Papi auch überdenken, Toby.«

      »Ich brauche nichts zu überdenken«, erklärte Jochen ruhig. »Es liegt nur bei Ihnen, Annabel.«

      »Bitte, bitte, Annabel«, flüsterte Toby aufgeregt.

      »Gut, dann sage ich ja.« Der Junge fiel ihr um den Hals und küßte sie auf beide Wangen. Dann bekam auch Jochen seine Küsse, und strahlende Kinderaugen waren beiden der schönste Dank.

      *

      Mit den Worten: »Da seid ihr ja endlich«, wurden sie von Martina und Kathrin empfangen.

      »Herzlich willkommen«, sagte Martina.

      »Ich warte schon sehr lange«, erklärte Kathrin. »Komm, Toby, ich muß dir mein neues Zimmer zeigen.«

      Er ging nur zögernd mit, aber er wollte Kathrin nicht kränken, und Martina war recht froh, allein mit Annabel sprechen zu können.

      »Wir waren schon in der Klinik und haben Dr. Stahl besucht«, sagte Annabel einleitend.

      »Ich habe es mir gedacht, daß Toby es nicht erwarten kann. Es geht ihm besser?«

      »Er ist sehr schmal geworden.«

      »Das holt er rasch auf. Das Schlimmste ist überwunden. Ich werde ihn nun wohl auch besuchen dürfen.« Martina lächelte. »Männer haben es nicht so gern, wenn man sie schwach sieht. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie sehr ich mich freue, daß Sie Toby Ihren Urlaub opfern.«

      »Das ist kein Opfer. Ich werde auch länger bleiben.«

      Martinas Augenbrauen ruckten empor und ein heller Schein flog über ihr Gesicht. »Schon entschieden?«

      »Ich kann Toby nicht enttäuschen.«

      »Tee


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