Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman. Patricia Vandenberg

Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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Erinnerungen an Christoph Wellinger hatte. Daß dies Schicksal seltsame Wege ging, bewies ihr der Umstand, daß sie Martina kennengelernt hatte.

      *

      Fünf Tage vergingen, bis die Ärzte aufatmen konnten. Jochen Stahl befand sich auf dem Wege der Besserung. Sehr besorgt um ihn hatte sich auch Karl Friedrich Wellinger gezeigt, der sich jeden Tag nach Jochens Befinden erkundigte.

      Daß Tobias noch auf dem Tannenhof geblieben war, wußte er von Martina. »Hättet ihr ihn nicht bei euch aufnehmen können?« erkundigte er sich.

      »Aber gern hätten wir das getan, aber er hat seine große Liebe zu Annabel entdeckt, der Betreuerin. Sie wird nächste Woche mit dem Jungen kommen, und wir hoffen, daß sie beide dann einige Zeit bei uns bleiben«, erklärte Martina. »Wir möchten da auch gern ein bißchen Schicksal spielen«, gab sie zu. »Annabel wäre für Jochen die geeignete Frage.«

      »Da laßt mal lieber die Finger davon. Er ist sehr eigenwillig und könnte es in die falsche Kehle bekommen. Ich bin nur heilfroh, daß er mir erhalten bleibt. Ohne ihn läuft nichts so reibungslos. Ich würde ihm schon eine nette Frau wünschen. Er hätte wahrhaft auch noch ein bißchen Glück verdient. Aber über so was denke ich erst jetzt nach, Martina. Ich bin unendlich dankbar für das Glück, das ich jetzt genießen darf.«

      »Und wir freuen uns mit euch«, sagte Martina herzlich.

      Und hoffentlich wird Chris nicht doch seinem Vater ähnlich, dachte sie für sich, aber diese Befürchtungen schwanden, als sie den Jungen dann kennenlernte. Er hatte nicht die geringste Ähnlichkeit mit Christoph.

      Kathrin fand es lustig, daß der Großpapa nun einen Sohn bekam, der nur fünf Jahre älter war als sie. Sie nahm alles recht selbstverständlich hin. Tante Georgia gefiel ihr sehr gut. Es gab da überhaupt keine Probleme. Nur daß Onkel Jochen krank war, bereitete ihr großen Kummer, und immer wieder hatte sie gefragt: »Gell, Mami, Onkel Jochen stirbt nicht.«

      »Nein, Kathrin, wie kannst du nur so etwas denken!«

      »Ich will es doch nicht, und außerdem braucht Toby ihn doch, weil er keine Mami hat. Ich bin froh, daß ich einen lieben Papi habe, aber meine Mami ist die allerbeste.«

      Und sie freute sich auf das Geschwisterchen Ihr war es plötzlich ganz gleich, ob es ein Junge oder ein Mädchen sein würde.

      Chris fand sie auch nett, aber Toby wäre ihr doch lieber, erklärte sie. Sie konnte es kaum erwarten, daß er endlich kommen würde.

      *

      Im Tannenhof wurden die Koffer gepackt. Toby war nun auch aufgeregt. Er hatte immer noch gefürchtet, daß etwas dazwischenkommen könnte, das verhindern würde, daß Annabel ihn begleitete.

      Mutter Hedwig winkte ihnen dann, nach einem herzlichen Abschied, mit kummervollen Gedanken nach, als ahne sie schon, daß Annabel nicht mehr auf den Tannenhof zurückkehren würde, obgleich sie doch die meisten Sachen zurückgelassen hatte. Und auch in Annabel war eine Ahnung, daß sie sich für das Zusammenleben mit Toby entscheiden könnte, wenn Jochen Stahl es wollte. Sie konnte sich das Leben ohne diesen Jungen nicht mehr vorstellen. Und wie sehr hatte sie sich doch immer dagegen gesträubt, einem Kind zuviel Zuneigung zu schenken. Vielen Kindern ja, aber nicht ihr Herz an eines verlieren, so hatte sie es sich vorgenommen gehabt. Und nun war es doch geschehen.

      »Besuchen wir zu allererst Papi?« fragte Toby.

      »Wollen wir nicht erst zu Tante Martina fahren?« fragte sie.

      »Nein, zuerst zu Papi. Bitte, Annabel. Ich habe so große Sehnsucht nach ihm.«

      »Vielleicht dürfen wir noch gar nicht zu ihm«, sagte sie.

      »O doch, Dr. Norden wird es schon erlauben«, versicherte Toby.

      »In der Klinik hat aber Dr. Behnisch das Sagen.«

      »Den kenne ich doch auch. Da hat doch Mama gelegen. Sie durfte ich auch immer besuchen. Jetzt weiß ich gar nicht mehr richtig, wie sie ausgesehen hat«, fuhr er nachdenklich fort. »Sie wurde auch immer fremder.«

      »Fremder?« wiederholte Annabel fragend.

      »Immer dünner und stiller, das weiß ich noch. Und dann wollte sie auch gar nicht mehr, daß ich sie besuche. Es ist aber eine sehr schöne Klinik, und nicht so ein altes Krankenhaus.«

      Davon konnte sich Annabel bald überzeugen. »Ich werde erst mit Dr. Behnisch sprechen, Toby«, sagte sie. »Wartest du bitte in der Halle?«

      Sie wollte nicht, daß der Junge möglicherweise erschrak, wenn er seinen kranken Vater sah. Und es konnte ja auch sein, daß sie gerade einen schlechten Tag erwischt hatten.

      Dr. Behnisch betrachtete sle forschend, als sie sich vorstellte. »Mein Name ist Annabel Frank. Ich betreue Tobias Stahl. Er möchte unbedingt seinen Papi besuchen.«

      »Er wird schon sehnsüchtig erwartet«, erwiderte Dr. Behnisch.

      »Geht es Dr. Stahl besser?« fragte Annabel stockend.

      »Es wird ihm gleich noch bessergehen, wenn er sieht, daß sein Sohn wohlauf ist. Wo ist Toby?«

      »In der Halle. Ich wollte erst mit Ihnen sprechen. Toby ist sehr sensibel. Er könnte sich erschrecken, wenn sein Vater elend aussieht.«

      »Das tut der Liebe keinen Abbruch. Wenn Vater und Sohn sich so gut verstehen wie die beiden, schaut man nicht aufs Äußere. Es hat ihn allerdings sehr erwischt.«

      »Haben Sie herausgefunden, was es war?« fragte Annabel.

      »Es war eine Toxämie, wahrscheinlich hervorgerufen durch ein Nagetier. Mit hundertprozentiger Sicherheit konnten wir es nicht feststellen, da diese Erkrankung einen schleichenden Verlauf nahm und Dr. Stahl glücklicherweise eine sehr gute Konstitution hat. lch gebe gern zu, daß wir auch Glück hatten mit der medikamentösen Behandlung. Meine Frau hat einige Jahre in den Tropen gearbeitet, und wir haben dann eben experimentiert. Es war unsere Chance und die für Dr. Stahl, daß wir dann das richtige Medikament anwenden konnten. Zufrieden, Frau Frank?«

      »Danke für die Auskunft. Man macht sich ja Gedanken. Als ich Dr. Stahl kennenlernte, machte er auf mich den Eindruck, als könne ihn nichts umwerfen.«

      Dr. Behnisch rückte seine Brille zurecht und blinzelte ein bißchen. Wundern sollte es mich nicht, wenn er sich nicht von diesem lieblichen Wesen umwerfen läßt, dachte er für sich.

      Dann aber konnte Annabel Toby holen. Sie führte ihn zu dem Krankenzimmer.

      »Ich warte draußen, Toby«, sagte sie.

      »Ich will aber, daß du mitkommst.«

      »Dein Papi möchte dich bestimmt erst allein sehen«, erklärte sie. »Schau, wir kennen uns doch nur ganz flüchtig.«

      »Er weiß, daß ich dich liebhabe«, beharrte Toby.

      »Du kannst mir ja Bescheid sagen, wenn er mich sprechen will«, erklärte sie.

      »Aber du mußt gleich hier warten, Annabel.«

      »Ja, ich warte hier«, erwiderte sie nachsichtig.

      »Hoffentlich gefallen ihm meine Bilder und das Geschnitzte«, flüsterte er.

      »Aber ganz bestimmt«, sagte sie mit einem weichen Lächeln.

      »Ich habe so viel von dir gelernt, das wird Papi freuen.« Dann stellte er sich auf die Zehenspitzen und drückte ihr einen Kuß auf die Wange. »Aber du brauchst nicht zu denken, daß ich dich jetzt weniger liebhabe, weil ich meinen Papi wiederhabe«, raunte er ihr ins Ohr.

      Sie stand dicht bei der Tür. Sie hörte, wie Jochen Stahl freudig rief: »Toby, mein Junge, mein Kleiner«, und Toby: »Papi, Papileinchen!« Tränen stiegen ihr in die Augen.

      Was für Rauhbeine waren doch zehnjährige Buben meistens schon. In den Jahren, die sie auf dem Tannenhof verbracht hatte, hatte sie so ihre Erfahrungen sammeln können. Die meisten Jungen dieses Alters hatten ihr mehr Sorgen als Freude bereitet und manchmal sogar großen Ärger. Dann war


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