Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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du aber nicht, Mami«, flüsterte er.

      »Es sind Tränen der Freude, daß wir beisammen sind«, sagte sie innig.

      Und schelmisch blickte er sie an. »Wann wirst du endlich Frau Stahl?« fragte er.

      »Das Aufgebot ist schon bestellt«, lachte Jochen. »Der Boß wird staunen, daß ich schneller auf dem Standesamt bin als er.«

      Ja, gestaunt wurde da schon. Um eine Woche kam Jochen ihm zuvor, aber Karl Friedrich Wellinger nahm ihm das nicht übel. Er freute sich darüber, daß bei seiner Hochzeit sein neuer Direktor mit Frau und Sohn erscheinen würde. Er hatte sich seinerseits auch als Trauzeuge angeboten.

      Der zweite war Jobst, und zum Essen im engsten Kreis waren auch Dr. Norden und seine Frau Fee geladen worden.

      »Da kann einem direkt mulmig werden«, meinte Fee, »kaum gedacht, schon vollbracht. Was Kinder so alles fertigbringen!«

      »Mutter Hedwig wird uns ganz schön gram sein«, meinte Daniel.

      Aber Mutter Hedwig bewies, daß sie nicht gram war. Sie hätte der Einladung zur Hochzeit auch gern Folge geleistet. Einen Tag mußten sie im Tannenhof halt mal ohne sie auskommen. Dieses Fest wollte sie sich nicht entgehen lassen.

      Und als Annabel leise zu ihr sagte: »Ich hatte mein Kind verschenkt. Jetzt habe ich es wiederbekommen. Es gibt noch Wunder, Mutter Hedwig«, da verklärte sich ihr Gesicht.

      »So viel Liebe kommt nicht von selbst«, sagte sie leise.

      »Und ich habe gleich gesagt, daß dein Papi Annabel heiraten soll«, erklärte Kathrin mit tönender Stimme. »Aber wenn du jetzt immer noch kein Baby haben willst, bin ich dir wirklich sehr böse, Toby.«

      »Wenn du nicht dauernd sagst, daß du mich heiraten willst, bin ich überhaupt nicht böse«, erwiderte Toby darauf.

      »Erst müssen wir mal erwachsen werden«, sagte Kathrin. »Und Mami sagt, daß man sich sehr gut überlegen muß, wen man mal heiratet. Ich gehe jetzt zur Schule und bin nicht mehr dumm. Und außerdem bin ich bald eine große Schwester.«

      Fee war eine stille Betrachterin an diesem Tag. Und als sie heimkamen, sagte sie zu ihrem Mann: »Man konnte tatsächlich meinen, daß Annabel Tobys Mutter ist. Sie sind sich so ähnlich.«

      »Vielleicht ist sie es«, sagte Daniel. »Er ist nämlich ein adoptiertes Kind. Aber das behalte bitte schön für dich.«

      Fee sah ihn fassungslos an. »Dann hätte der Zufall mal wieder Schicksal gespielt?« murmelte sie nachdenklich.

      »Es ist nur eine Vermutung, Fee«, sagte er. »Aber wenn Annabel sagt, mein Sohn, liegt so viel in diesen zwei Worten. Doch wenn es so ist, weiß Jochen Stahl die Wahrheit.«

      »Eine Frau wie sie gibt doch ihr Kind nicht weg«, meinte Fee gedankenvoll.

      »Vor elf Jahren war sie ein junges Mädchen, wohl ein verzweifeltes junges Mädchen. Und vielleicht ist sie auch an so einen Kerl geraten, wie Christoph Wellinger einer war. Glücklicherweise ist sie daran nicht zugrunde gegangen, wie Georgias Schwester.«

      »Er hat genau die gleichen Augen wie Annabel und auch das Grübchen in der Wange«, fuhr Fee sinnend fort.

      »Was dir alles auffällt«, lächelte Danlel.

      »Aber so krauses Haar wie Kathrin hat er nicht mehr. Weißt du noch, daß wir früher immer fanden, daß die beiden sich ähnlich sehen?«

      »Sie geraten jetzt ihren Müttern nach, wie es scheint. Lieber Himmel, was wir uns so für Gedanken machen. Freuen wir uns, daß Toby sich nicht mehr mit obskuren Haushälterinnen herumärgern muß. Ich bin überzeugt, daß er jetzt nicht mehr so oft krank sein wird. Und freuen wir uns auch darüber, daß Jochen Stahl wieder ganz gesund geworden ist.«

      *

      Solche Gedanken wie sie machten sich die anderen Beteiligten nicht. Martina freute sich, in Annabel die Freundin gefunden zu haben, mit der sie über alles sprechen konnte, was sie bewegte. Und eine werdende Mutter machte sich manchmal auch ganz überflüssige Sorgen, wenn es ihr einen Tag mal nicht so gut ging.

      Karl Friedrich Wellinger war von Herzen froh, daß Jochen wieder in die Fabrik zurückkehrte. Wenn auch an richtige Flitterwochen mit Georgia nicht gedacht wurde, denn Chris mußte ja wieder zur Schule gehen, so wollte er doch wenigstens ein paar Wochen überwiegend für die Familie da sein.

      Schnell war auch diese Woche vergangen und der Tag war angebrochen, an dem Georgia nun Frau Wellinger werden sollte. Das Haus war buchstäblich auf den Kopf gestellt worden.

      Alles was an Christoph erinnerte, war entfernt worden. Auch die Zimmer, die Vera früher bewohnt hatte, wurden anders eingerichtet.

      Georgia hatte keine Beklemmungen. Sie wußte, daß sie die Stärkere war. Karl Friedrich hatte ihr vorgeschlagen, ein anderes Haus zu kaufen, aber sie hatte gesagt, daß man ein solches wie dieses so leicht nicht finden könne.

      Sie hatte die Vergangenheit restlos bewältigt. So hart wie sie vom Leben angepackt worden war, so hart beseitigte sie auch alle Spuren, die Vera und Christoph hinterlassen hatten. Es gab für keinen mehr ein eignes Reich. Es gab keine verschlossenen Türen mehr in diesem Haus. Es war hell und freundlich geworden.

      »Wenn dich etwas ärgert, Frieder, ziehst du dich nicht schmollend in dein Arbeitszimmer zurück«, hatte sie ihm erklärt. »Dann wird erst darüber geredet. Und wenn du etwas an mir oder Chris auszusetzen hast, dann sagst du es.«

      »Ich habe aber nichts auszusetzen«, erklärte er mit tiefem Lachen.

      »Es kann ja noch kommen. Ich will dir nur sagen, wie ich mir eine richtige Ehe vorstelle. Und das Wort Dankbarkeit will ich auch nicht mehr hören. Wenn ein Mensch Grund hat, dankbar zu sein, bin ich es.«

      »Ich will das auch nicht mehr hören«, sagte er. »Schluß damit, Georgia. Von jetzt an gibst du den Ton hier an.«

      »Wir«, sagte sie. »Es heißt wir, Frieder. Du, ich und Chris!«

      *

      Durch eine Hintertür fanden sie sich auf dem Standesamt ein, um den Neugierigen zu entgehen, die sich vor dem Hauptportal versammelt hatten und endlich sehen wollten, wen der alte Wellinger da heiraten wollte.

      Bildschön sah Georgia aus in einem zartgelben Seidenkostüm, sehr flott ihr Frieder in mattem Grau, und nur Chris schien sich etwas unbehaglich zu fühlen in den langen grauen Hosen und dem dunkelblauen Blazer.

      Ebenso war aber Toby gekleidet, und das beruhigte Chris etwas. Kathrin dagegen hatte das lange rüschenbesetzte Kleidchen bekommen, das sie selbst ausgesucht hatte.

      Und stolz saß sie zwischen Chris und Toby, gleich hinter dem heiratswilligen Paar, eingerahmt von Martina und Annabel, deren Ehemänner auf der vorderen Bank Platz nehmen mußten. Sie waren ja Trauzeugen.

      »Dreimal zwei ist sechs, dreimal drei ist neun«, posaunte Kathrin lautstark heraus, als die Zeremonie beendet war.

      »Pssst«, zischte Toby, »sei nicht so vorlaut!«

      »Mein Papi hat das heute morgen aber gesungen«, sagte Kathrin. »Und neun sind wir. Ich kann schon zählen, Toby.«

      »Und wenn dein Bruder da ist, sind wir zehn«, sagte er.

      Kathrin lachte. »Vielleicht wird es auch eine Schwester«, sagte sie. »Was wünscht du dir denn? Ihr bekommt bestimmt auch ein Baby, hat Mami gesagt.«

      Toby runzelte die Stirn. »Dann wünsche ich mir eine Schwester«, sagte er gnädig gestimmt.

      Da standen sie beieinander, Chris, Toby und Kathrin, drei Kinder, die den gleichen Vater hatten und drei verschiedene Mütter. Aber das wußten nur Annabel und Jochen, die die Kinder sinnend betrachteten.

      »So ähnlich sind sie sich wirklich nicht, Annabel«, sagte Jochen ruhig. »Die Familie formt die Charaktere.«

      »Chris und Toby verstehen sich«, sagte Georgia zu ihrem frisch angetrauten Mann. »Ich freue mich, wenn sie


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