Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman. Patricia Vandenberg

Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman - Patricia Vandenberg


Скачать книгу
erwiderte er, »und ich will auch nicht verheimlichen, daß mein Vater einmal an eine Verbindung zwischen diesen beiden Familien dachte.«

      »So konservativ, wie er ist«, sagte Susanne leichthin. »Sie kleidet sich billig. Ich will damit nicht sagen, daß man aus Geldmangel von der Stange kaufen muß, aber man könnte dennoch einen besseren Geschmack zeigen. Nun, ich habe immerhin das Glück, daß meine Mutter eine bekannte Modeschöpferin ist, und mein Vater ein Bauunternehmer, der mir ein Schloß bauen würde, wenn ich es wünsche.«

      Adrian wurde sehr blaß. »Warum betonst du das heute so, Susanne?« fragte er heiser.

      »Um dir zu verstehen zu geben, daß ich mit einer Gräfin Almassy nichts gemein habe, in keiner Beziehung«, sagte sie aggressiv. »Ich habe nur eine zu gute Erziehung genossen, um mich in einem Restaurant mit ›Damen‹ anzulegen, und ich möchte es zur Bedingung machen, daß wir künftig keine Lokale aufsuchen, in denen ich so peinlichen Situationen ausgesetzt werde.«

      »Es tut mir unendlich leid, Susanne«, sagte er stockend, »es war ein dummer Zufall.«

      »Okay«, sagte sie leichthin.

      Adrian war völlig aus dem Gleichgewicht gebracht, aber der Zorn, der sich in ihm aufstaute, entlud sich dann auf seinen Vater.

      »Wenn du eine arrogante Bemerkung über Susanne machst, zu wem auch immer, dann kannst du sehen, wie du aus deinem Dilemma herauskommst«, sagte er. »Ich werde meinen Lebensunterhalt selbst verdienen können bei meinem Schwiegervater. Und falls die Almassys sich hinter dich stecken sollten, kannst du ihnen sagen, daß Tatjana erst einmal Benehmen lernen soll. Ich kusche nicht mehr, Vater.«

      »Ich weiß überhaupt nicht, was das bedeuten soll«, murmelte der Ältere. »Ich habe mich mit Dittmar ausgezeichnet unterhalten. Zur Hochzeit wird sogar die Fürstin Ravensport kommen. Wie Susannes Mutter das fertiggebracht hat, weiß ich zwar nicht, aber es macht sie gesellschaftsfähig.«

      »Ich glaube, daß dreißig Jahre, wenn nicht mehr, an dir spurlos vorübergegangen sind, Vater«, sagte Adrian. »Wir haben nur einen Titel, die anderen haben Erfolg und Geld. Aber ich pfeife jetzt auf den Titel. Susanne nimmt mich auch so. Und ich will keine andere Frau, das laß dir gesagt sein.«

      Und mit einem lauten Krach warf er die Tür ins Schloß, bevor sein Vater noch etwas sagen konnte. Aber der lachte vergnügt in sich hinein und genehmigte sich noch einen Piccolo. Es lief alles viel besser, als er gedacht hatte. Er konnte ja nur hoffen, daß es mit dieser Heirat klappen wurde, denn Vinzenz Dittmar hatte ihm seine Pläne mit dem Grundstück am See entwickelt. Er hatte sich bereit erklärt, diese zu unterstützen, nachdem Vinzenz ihm gesagt hatte, daß er ihn am Gewinn beteiligen würde.

      *

      Nun wird Susanne heiraten, und sie wird auch nicht glücklich werden, dachte Melanie. Ich muß mich dazu aufraffen und mit Vinzenz ein ernstes Wort reden, bevor es zu spät ist.

      Aber war es nicht schon zu spät? Susanne schwebte doch auf rosaroten Wolken, und letztlich würde sich der Zorn ihrer Tochter nur auf sie richten, wenn sie da einen Wurm hineinbrachte.

      Also werde ich ein traumhaftes Brautkleid nähen lassen und selbst Hand dabei anlegen, dachte Melanie. Und ich werde alles tun, daß diesen arroganten Cordes die Augen übergehen. Solche erlauchte Gesellschaft wie ich werden sie nicht zusammenbringen, und schließlich sind es immer die Braut­eltern, die die Hochzeit ausstatten.

      Wenigstens das sollte ihr eine Genugtuung verschaffen, auch Vinzenz gegenüber. Auf die Fürstin Ravensport konnte sie sich verlassen, mit der lieben Heliane stand sie auf du und du.

      Man konnte wohl sagen, daß Melanie Dittmar das Ziel, das sie sich gesetzt hatte, auch erreicht hatte. Vinzenz hatte umsonst gehofft, daß sie reumütig zurückkehren würde. Und er grollte, weil sie ihm das angetan hatte.

      Mehrere Versuche hatte Susanne unternommen, um ihre Eltern zu versöhnen, aber da war sie bei ihrem Vater auf Granit gestoßen, obwohl er ihr sonst wahrhaft jeden Wunsch erfüllte.

      Sie pendelte zwischen den Eltern hin und her, verteilte ihre Liebe aber gleichmäßig, machte aber doch ganz kleine Unterschiede. Der Paps tat ihr leid, weil er oft doch recht unglücklich wirkte, die Mami erregte nur ihre Bewunderung, weil sie so souverän ihr Leben meisterte und sich gesellschaftliches Ansehen geschaffen hatte.

      Dies alles spielte für Susanne schon eine Rolle, aber sie hatte sich dennoch ihre mädchenhafte Natürlichkeit bewahrt, auch ihren gesunden Menschenverstand. Seit dieser Begegnung mit Tatjana von Almassy sah sie jedoch ihre Beziehung zu Adrian in einem etwas anderen Licht. Ja, sie ahnte, daß es doch so manche Konflikte geben könnte, doch sie konnte nur staunen, daß Adrian sich jetzt viel aufmerksamer zeigte, daß er sie jeden Tag treffen wollte. Er überraschte sie sogar mit der Nachricht, daß sein Vater vorgeschlagen hätte, das Treffen mit Melanie in seinem Hause zu arrangieren.

      »Dafür ist es zu spät«, sagte Susanne. »Meine Mutter hat bereits alles vorbereitet. Sie hat auch die Fürstin Ravensport eingeladen.«

      Das allerdings war für Baron Aribert ein Grund, keine Unpäßlichkeit vorzuschützen. Er fand es sehr erstaunlich, daß eine Fürstin Ravensport mit einer einfachen Melanie Dittmar, die er spöttisch als Näherin bezeichnet hatte, so gut bekannt war.

      Und so war das Wochenende herangerückt. Susanne war schon nachmittags zu ihrer Mutter gefahren, die eine herrliche Dachterrassenwohnung ihr eigen nannte, die eine noch exklusivere Ausstattung hatte als Vinzenz Dittmars Haus.

      Melanie hatte für diesen Abend für Susanne und sich Traumkleider arbeiten lassen, von so schlichter Eleganz, daß dem Baron die Augen übergehen sollten.

      Adrian hatte dem Abend mit einiger Aufregung entgegengeblickt. Er hatte Melanie bisher nur einen kurzen Besuch im Atlier abgestattet, natürlich in Begleitung von Susanne. Die Wohnung kannte auch er noch nicht.

      Seinem Vater gingen tatsächlich die Augen über, nicht nur über diese kostbar eingerichtete Wohnung, sondern auch über Melanies Erscheinung, die man auch fürstlich nennen konnte.

      Neben ihr wirkte die echte Fürstin farblos. Allerdings konnte man sie auch nicht schön nennen. Sie war kleiner als Melanie und rundlich, hatte helles graublondes Haar und sehr helle Haut. Aber sie war eine humorvolle Frau, der es Spaß machte, den Baron Aribert in manche Verlegenheit zu bringen. Und sie hatte mit Melanie auch einiges ausgetüftelt, was beide Cordes’ in Unruhe versetzte.

      »Ja, da dachte ich, daß Susannchen meine Schwiegertochter werden würde«, sagte sie mit einem verschmitzten Lächeln, »aber nun ist der junge fesche Adrian meinem schwerfälligen Hubertus zuvorgekommen.«

      Susanne geriet in gewaltige Verlegenheit, denn sie wußte, daß Hubertus sein Herz längst verloren hatte, aber sie schaltete schnell und merkte am Augenzwinkern der Fürstin, daß diese sich eines ihrer Späßchen erlaubte.

      Und gelassen fuhr die Fürstin fort: »Zur Hochzeit wird die ganze Familie Ravensport erscheinen. Unserer lieben Freundin Melanie können wir diese Bitte doch nicht abschlagen.«

      »Ich freue mich darüber sehr«, sagte Susanne rasch.

      »Wir wissen diese Ehre zu schätzen«, beeilte sich der ältere Cordes zu sagen.

      »Meine Tochter Annette freut sich schon darauf, Susannes Brautjungfer zu sein, aber Sie werden sich aus Ihrem Bekanntenkreis noch eine zweite dazu ausersehen haben.« Hoffentlich treibt die gute Claire es nicht auf die Spitze, dachte Melanie da besorgt.

      »Ich wüßte wirklich nicht, wen wir da bitten könnten«, sagte nun Adrian.

      »Vielleicht dachtest du an die Gräfin Almassy«, sagte Susanne da anzüglich.

      »Aber nein!« widersprach er sofort.

      »Das wäre auch nicht angebracht«, sagte die Fürstin. »Sie erfreut sich wahrhaft keines guten Rufes. Der Name allein macht es nicht.« O ja, sie konnte sehr spitz sein, und der Baron fiel von einer Verlegenheit in die andere.

      »Wir werden alles noch überlegen«, sagte Melanie. »Es wäre mir nur sehr lieb, wenn Sie mir bald eine Liste


Скачать книгу