Spurlos im Internet. Andreas Erle

Spurlos im Internet - Andreas Erle


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Vorlieben, Meinungen, Interessen, besuchten Orte, Freunde etc. Wer Ihren Datenschatten kennt, der kennt Sie besser als Sie sich selbst, denn Sie haben nur eine Meinung über sich. Der Datenschatten ist objektiver: Er enthält Tatsachen.

      Sind Sie schon öffentlich?

      Ein großer Datenschatten führt schnell dazu, dass Sie selbst nicht mehr befragt werden müssen, wenn es darum geht, eine Entscheidung für Sie zu treffen. Ob es nun um eine Kreditvergabe, ein Jobangebot oder eine personalisierte Werbung geht: Die Systeme greifen auf Ihre Daten zu und fällen eine automatisierte Entscheidung. Sie bekommen nicht mal mit, was dann am Ende dazu führt, dass diese positiv oder negativ ausfällt.

       Info

      Wie viel können Daten verraten? Zu viel, wie eine junge Amerikanerin erfahren musste, als ihre bisher geheim gehaltene Schwangerschaft rüde der Familie bekannt gemacht wurde. Wie kam es dazu? Analysten der Supermarktkette Target hatten bei der Auswertung der Kaufdaten erkannt, dass der Kauf bestimmter Produkte, etwa parfümfreier Lotions oder spezieller Nahrungsergänzungsmittel, direkt mit einer Schwangerschaft in Verbindung steht. Target errechnete auf diese Weise einen „Schwangerschafts-Vorhersage-Wert“. So kam es, dass die junge Frau plötzlich Coupons für Babykleidung, Schwangerschaftskleidung und Babyausstattung zugeschickt bekam – zur Überraschung ihrer ahnungslosen Familie.

      Als die Gesellschaft anfing, sich über Datenschutz und das Recht auf Privatsphäre Gedanken zu machen, war die Vision des „gläsernen Bürgers“ einer der Auslöser, von staatlicher Seite regulierend einzugreifen. Viele Jahre später zeigt sich, dass die Befürchtungen nicht unberechtigt waren. Onlineshopping, soziale Netzwerke, biometrische Sensoren in Geräten und Smartphones als Immer-dabei-Datensammler haben dazu geführt, dass Sie quasi gläsern sind, und das nur halb freiwillig.

      Ganz schützen können Sie sich nicht vor einem Datenschatten. Teilweise bringt er sogar Vorteile, weil Sie objektiver bewertet werden. Der Kerngedanke des Datenschutzes ist jedoch: Sie sollen selbst entscheiden können, was andere über Sie wissen dürfen und welche Informationen über Sie gespeichert sind. Wenn Sie aufgrund der bisherigen Ausführungen befürchten, dass Sie keine Chance haben, dies zu erreichen, dann seien Sie beruhigt: Alle Geräte, mit denen Sie arbeiten, bieten Ihnen Möglichkeiten, Einfluss darauf zu nehmen.

      Der Super-GAU Datenleck

      Genau diese Situation will jeder Anwender, gleich wie er das Internet nutzt, vermeiden: dass seine Daten in falsche Hände gelangen. Es ist vollkommen egal, ob es sich dabei um die Art der Bücher, die Sie lesen, oder gleich die Liste der Medikamente, die Sie bei einer Onlineapotheke bestellen, handelt. Aus all diesen Daten lassen sich mit wenig Aufwand Rückschlüsse ziehen. Je mehr Daten jemand zur Verfügung hat, desto genauer ist das Bild, das er von Ihnen zeichnen kann. Und je genauer er Sie kennt, desto besser kann er Ihr Verhalten vorhersagen und Ihnen Dinge vorgaukeln, die Sie gerne glauben wollen.

      Noch schlimmer: Kommen Angreifer an Ihre Daten, dann können sie im schlimmsten Fall sogar Ihre Identität übernehmen, also im Internet so agieren, als seien sie Sie. Das führt dann nicht nur zu einem Reputationsschaden, sondern kann auch immense finanzielle Schäden mit sich bringen. Bestellungen, die mit Ihrem Kundenkonto und damit Ihren Zahlungsdaten getätigt und an eine fremde Adresse geliefert werden, abstruse Meinungen, die in Ihrem Namen geäußert werden und vieles mehr. Das sind nicht nur Schreckgespenster, sondern so etwas kommt immer wieder vor.

      Es ist unmöglich, alle ernst zu nehmenden Hacks aufzulisten, die bisher stattgefunden haben. Hier finden Sie einige derer, die besonders viel Aufsehen erregt haben.

       Info

      Sind Sie betroffen? In regelmäßigen Abständen gibt es Nachrichten über gehackte Benutzerkonten, frei im Internet auffindbare persönliche Daten oder Angriffe auf Netzwerke. Es lässt sich nicht mit Sicherheit sagen, ob Sie schon einmal betroffen waren. Sie können aber unter der Adresse https://haveibeenpwned.com/ nachsehen, ob Ihre E-Mail-Adresse (die in den meisten Fällen gleichzeitig Ihr Benutzername bei der Anmeldung auf einer Webseite ist) schon einmal in einer im Internet zum Kauf angebotenen Datenbank gefunden wurde. Falls ja, sollten Sie schnellstmöglich Ihr Passwort ändern. Die Webseite wird regelmäßig erweitert, wenn es ein neues größeres Datenleck gab.

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      Collection #1

      Collection #1 war eigentlich kein eigenes Datenleck, sondern eine Kombination von vielen. Die Datenbank, die im Januar 2019 im Internet gefunden wurde, enthielt 2,7 Milliarden Einträge mit 773 Millionen E-Mail-Adressen und zugehöriger Passwörter. Offensichtlich waren hier Datenbanken aus anderen Hacks mit neuen Datensätzen zusammengemischt und dann als eine große Datenbank verkauft worden. Wenn Sie die Kombination aus E-Mail-Adresse und Passwort häufiger nutzen (was keine gute Idee ist!), dann haben Sie eine gute Chance, dass jemand einfach mal versucht, diese Kombination bei allen möglichen Shops auszuprobieren und bei Erfolg davon Gebrauch zu machen.

      PlayStation Network

      Was kann an einem Benutzerkonto einer Spielekonsole gefährlich sein? Nun, zum einen bestehen die Zugangsdaten auch hier aus E-Mail-Adresse und Passwort, zum anderen können im Konto richtige Werte liegen: Spieler sammeln über die Jahre Auszeichnungen, Ausrüstungsgegenstände, Reputation in der Spielewelt. Und sie hinterlegen eine echte oder virtuelle Währung, um Software, Erweiterungen oder Ausrüstung für die Konsole oder die Spiele zu kaufen. Ist das Konto gehackt – was bei Sonys PlayStation Network leider schon mehrfach vorgekommen ist –, dann ist all das in Gefahr.

      Der Hilton-Hack

      Angriffe müssen nicht einmal virtuell stattfinden. Die Hotelkette Hilton musste 2015 eingestehen, dass in Geschenkeshops mehrerer Hotels der Gruppe betrügerische Transaktionen aufgefallen waren. Hacker hatten nämlich die (elektronischen) Kassensysteme der Shops kompromittiert und darüber Mengen an vermeintlichen Käufen laufen lassen. Die Betroffenen konnten zwar in den meisten Fällen nachweisen, dass sie nicht die Verursacher waren, für Kreditkartenunternehmen und Shops war es aber eine bittere Erfahrung.

      Der Mastercard-Hack

      Kreditkartenunternehmen sind ein beliebtes Ziel von Hackern. Die Kombination aus Kreditkartennummer, Sicherheitscode und Name des Karteninhabers bietet schnellen Erfolg: Ist die Transaktion auf die Kreditkarte einmal freigegeben, dann sind Geld oder bestellte Ware kaum noch aufzuhalten. Diese Erfahrung musste Mastercard im August 2019 gleich doppelt machen: Erst fanden sich im Internet die Daten Zehntausender Kunden des Bonusprogramms „Priceless Specials“ mit Vor- und Nachname, Geburtsdatum, E-Mail-Adresse und teilweise auch Postanschrift und Handynummer. Zusätzlich waren darin bis auf wenige Ziffern unkenntlich gemachte Kreditkartennummern enthalten. Einige Tage später fand sich eine vom Umfang her nahezu identische Datei mit kompletten Kreditkartennummern im Netz. Viele Betroffene tauchten in beiden Dateien auf. Auch wenn die Sicherheitscodes fehlten, die für einen unmittelbaren Missbrauch nötig gewesen wären, war das ein Schock für die Betroffenen.

      Vodafone und die Kundendaten

      Mobilfunkanbieter haben eine Menge Kundendaten gespeichert. Normalerweise liegen diese sicher in Datenbanken. Es sei denn, jemand kopiert sie sich. So geschehen im Jahr 2013, als die Daten von zwei Millionen Vodafone-Kunden gestohlen wurden. Offensichtlich durch einen Insider, der sich Zugang zu den Datenbanken verschafft hatte. Zu den gestohlenen Daten gehörten Name und Vorname, das Geburtsdatum, das Geschlecht, die Bankleitzahl und die Kontonummer. Vodafone schrieb alle Betroffenen an und versuchte zu beruhigen: Es sei nach Angaben unabhängiger Sicherheitsexperten nicht möglich, mit den gestohlenen Daten direkt auf Bankkonten zuzugreifen. Nun, direkt vielleicht nicht. Allerdings sind Bankverbindung, Geburtsdatum und Adresse


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