Eine echte königliche Affäre. Helen Juliet

Eine echte königliche Affäre - Helen Juliet


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und füllte ihr Weinglas. »Also, hast du etwas im Sinn?«

      James fuhr mit den Fingern am Stiel seines Glases auf und ab. »Ich würde gern etwas Wohltätigkeitsarbeit leisten. Echte Arbeit, nicht nur einen Fototermin für einen Tag mit Händeschütteln.«

      Livy nickte. »Das klingt gut. Ich nehme an, du hast dich von einigen der heutigen Gäste inspirieren lassen?«

      »Ich schätze, schon«, antwortete James, wobei er wiederum nicht an seinen Blonden dachte. »Ich bin eigentlich ganz geschickt mit meinen Händen. Meinst du, ich könnte ein paar Brunnen graben? Ein paar Häuser bauen?«

      »Möglicherweise«, sagte Livy. »Obwohl es besser ist, das Geld aufzubringen, um solche Dinge richtig machen zu lassen. Warum einen Brunnen bauen, wenn man die Infrastruktur bereitstellen kann, um ein ganzes Dorf mit Wasser zu versorgen? Du könntest eine Stiftung gründen, einen großen Topf, und dann in die von dir gewählten Wohltätigkeitsorganisationen investieren. Sie könnten dir Vorschläge und Ähnliches zukommen lassen.«

      Das klang so überwältigend, dass sich James’ Kopf drehte. »Okay«, sagte er langsam.

      Aber Livy warf ihm einen freundlichen Blick zu. »Mach dir keine Sorgen«, sagte sie fröhlich. »Beginn zunächst mit einer großen Spendenaktion. Ein Wohltätigkeitsball oder so etwas. Du weißt ja, dass die Leute verrückt viel Geld bezahlen, um in einen Palast oder ein Schloss zu kommen. Jemima Portescue aus dem PR-Team kann dir bei der Gästeliste und den Einladungen helfen. Such dir einen Veranstaltungskoordinator und organisier das ganz groß. Du kannst wunderbar mit Menschen umgehen.«

      Normalerweise, dachte James, als er sich an seinen Fauxpas nach der Zeremonie erinnerte.

      Aber etwas ging ihm durch den Kopf. Der Blonde hatte gesagt, dass er mit der Wohltätigkeitsorganisation seiner Oma zusammenarbeitete. Sie war eine Unternehmerin, die sich allen möglichen Projekten zugewandt hatte. Was bedeutete das für den mysteriösen Blonden?

      James’ Gedanken schwirrten und er war sich nicht bewusst, dass seine Schwester ihn angrinste, bis es zu spät war. »Du hast doch etwas am Laufen, oder?«, fragte sie verschmitzt.

      James tat sein Bestes, um nicht schuldig zu wirken. »Ich denke nur, dass ich vielleicht mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen könnte«, sagte er ehrlich. Aber würde es funktionieren? Es gab nur einen Weg, das herauszufinden.

      5

      Theo

      »Was hat dir der Wasserkocher je getan?«, fragte Sal, als Theo in der kleinen Küche herumstampfte.

      Theo seufzte und schenkte ihr ein schüchternes Lächeln. »Nichts«, gab er zu. »Ich bin nur stinkig. Was ein Haufen Schwachsinn ist, wenn man bedenkt, was für einen tollen Tag wir hatten.«

      Er schaute liebevoll durch die Gardinen am Fenster, um zu sehen, wie seine Oma herumlief und den Garten wieder bewässerte. Selbst an einem freien Tag musste sie sich noch beschäftigen. Theo hatte seine Irritation nach der Begegnung mit Prinz James gut versteckt. Oma und er waren zu einem absolut köstlichen Mittagessen in einen schicken Londoner Pub gegangen, nachdem sie den Palast verlassen hatten. Sie hatte natürlich nur ihre übliche Tasse Tee getrunken, aber Theo hatte sich mit ein paar Rum-Cola etwas besser gefühlt. Auf dem ganzen Weg nach Hause hatte sie über die Leute gesprochen, die sie getroffen hatte, und was für ein albernes Getue sie ihr gegenüber veranstaltet hatten. Doch tief im Inneren wusste er, dass sie sehr zufrieden war. Nun trug sie wieder ihre übliche Bluse, den langen Rock und die flachen, zweckmäßigen Schuhe, damit sie ihre Blumen pflegen und sicherstellen konnte, dass sie blühten. Sie lächelte in der späten Nachmittagssonne vor sich hin.

      Theo nahm einen langen Atemzug, um die Verwirrung, die ihm noch in den Knochen saß, loszuwerden. Es war, als hätte er alles in sich hineingefressen, bis er sicher von seiner Oma weg war. Und dann hatte er alles an der armen Sal ausgelassen. Nicht, dass es ihr etwas auszumachen schien. Tatsächlich war sich Theo ziemlich sicher, dass sie sich über die ganze Angelegenheit amüsierte.

      »Also«, begann sie, als er sich mit ihr und zwei Tassen Tee an den Küchentisch setzte. Wie üblich, wenn Sal irgendwo saß, lagen vor ihr ein aufgeschlagenes Lehrbuch und Blätter mit Notizen über die Anatomie von Hunden, Katzen und Kaninchen verstreut.

      »Und?«, fragte er und nippte an seinem Tee.

      Sie lächelte und schüttelte den Kopf. »Nur du würdest einen Prinzen treffen und es in einem großen Chaos enden lassen. Warum konntest du nicht einfach für ein paar Stunden dein Handy abgeben?«

      »Dann hätte ich mehrere Bestellungen für die Wohltätigkeitsorganisation verzögert und einen gefährdeten Jugendlichen verpasst, der um Hilfe gebeten hat«, sagte er scharf.

      »Und du hast diese Nachrichten während der Zeremonie beantwortet?«, fragte sie, während sie an ihrer Tasse Tee nippte. Theo murmelte und sie hob triumphierend eine Augenbraue. »Du willst einfach niemanden außer dich damit betrauen, die Dinge zu erledigen. Das ist kein Leben, weißt du? Du musst ab und zu loslassen. Abschalten. Entspannen.«

      »Ha«, sagte Theo ungläubig und schielte dabei auf Sals Lehrbuch. »Ein Esel schimpft den anderen Langohr.«

      Aber Sal sah nicht verärgert aus. Tatsächlich schien sie sich zu freuen. »Deshalb gehe ich doch klettern, oder?«

      Das musste Theo ihr lassen. Er konnte nicht glauben, dass ein muslimisches Mädchen einem Kletterclub in Dagenham beitreten konnte. Aber sie hatte es verdammt noch mal geschafft. Sie hatte einen dieser speziellen Sport-Hidschabs und alles.

      »Ich zwinge mich, abzuschalten und etwas Zeit für mich zu haben«, sagte sie. »Weil so ein Scheiß in Lebensläufen gut aussieht.«

      Theo schnaubte und sie grinste zurück.

      »Im Ernst, ich fühle mich dadurch besser, als würde ich tatsächlich leben. Sich zu betrinken und einmal im Monat Sex zu haben, ist kein Leben.«

      »Autsch«, sagte Theo. »So schlimm bin ich nicht.« Er hatte mehr als nur einmal im Monat Sex. Zumindest hatte er das früher gehabt.

      Das war es, was er an Sal liebte. Er wusste, dass sie weder das Trinken noch das Vögeln verurteilte. Zum Teufel, sie ging sogar manchmal mit ihm tanzen. Aber sie wollte damit sagen, dass es ein ziemlich oberflächlicher und leerer Spaß war. Was sollte Theo tun? Er wollte keinen Freund haben. Das wäre eine Person, die ihn nur wieder verlassen würde. Er wollte nur Shots trinken, wie ein Freak tanzen und mit, auf oder in jemandem kommen. Seine Hand war auf Dauer langweilig geworden. Er fand nicht, dass das zu viel verlangt war

      »Hör mal«, sagte er und versuchte, das Thema zu wechseln. »Es geht nicht um das Handy. Na gut, das war ein ziemlich bescheuerter Zug von mir. Es geht«, er ballte seine Hände zu Fäusten, »um irgendeinen hochnäsigen Wichtigtuer, der so hochmütig gewesen ist und mich für Dinge beschuldigt hat, die ich nicht getan habe, und mich wie einen großen Bösewicht behandelt hat.«

      Sal drehte ihren Stift zwischen den Fingern und ließ Theo nicht aus den Augen.

      Er wand sich auf seinem Stuhl. »Was?«, fragte er schließlich.

      »Du hast kein Problem damit, jeden anzuschnauzen«, sagte sie und lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. »Ich hingegen bin traumatisiert, wenn ich im Supermarkt versehentlich mit jemandem zusammenstoße. Wenn jemand aus der Reihe tanzt, sagst du ihm normalerweise, er solle sich verpissen, und fünf Minuten später kannst du dich nicht einmal daran erinnern, dass es passiert ist.«

      Theo verschränkte seine Arme. »Und? Worauf willst du hinaus? Hätte ich wie ein braver Junge einen Knicks vor ihm machen und ›Ja, Eure Königliche Hoheit‹ sagen sollen?«

      »Es war nur ein Missverständnis. Zwischen euch ist kaum etwas Schlimmes passiert.« Sal kicherte und biss sich auf die Lippe. »Er hat dir gefallen«, meinte sie mit einem schelmischen Funkeln in den Augen.

      »Oh, halt die Klappe«, erwiderte Theo. Aber Sal änderte ihren Ausdruck nicht. »Ach, hör doch auf. Ja, er ist heiß. Wir haben alle die Fotos gesehen. Er ist ein verdammter Prinz.


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