Historische Translationskulturen. Группа авторов

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Kreisen unterstützt. Als Linguisten plädierten für ihn zwei renommierte Übersetzer: Fran Levec, Übersetzer des LGBl. für Krain, und der Verwaltungsjurist Andrej Winkler, der Levec bei Übersetzungen längerer Gesetzestexte aushalf und sich auch sonst um die Entwicklung der slowenischen Rechtsterminologie bemühte (vgl. N.N. 1898e: 278f.). Auch der Kontrollredakteur des RGBl. Stritar, der selbst Philologe war, teilte nicht die Auffassung jener, die meinten: „[…] da samo jurist more s pridom in uspehom zavzemati uredniško mesto […]“3 (Štrekelj 1889b). Levec informierte allerdings Štrekelj darüber, dass man in Ljubljana in bestimmten Kreisen hingegen der Auffassung war, dass nur ein Jurist als Redakteur in Frage kommt (vgl. Levec 1889, in Bernik 1971: 38). Der Sekretär des Vereins Pravnik, Danilo Majaron, setzte sich beispielsweise Štrekeljs Meinung nach ebenfalls für einen Juristen ein. Majaron hatte nämlich den Wunsch, dass der neue Redakteur in Zusammenarbeit mit dem Verein Pravnik eine einheitliche Rechtsterminologie erarbeiten würde, wofür Štrekelj selbst Verständnis aufbringt:

      Njegova želja, da naj bi se naslednik Cigaletov postavil v zvezo s ‚Pravnikom‘ (društvom) ter skušal s tem rabiti enotno terminologijo in se o novih terminih posvetovati z udi imenovanega društva, – ta želja se mi zdi popolnoma opravičena, in prepričan sem, da se ji pameten urednik ne bo protivil, uže z ozirom na olajšanje svojega dela ne.4 (Štrekelj 1889a)

      Sechs Jahre nach seiner Ernennung zum Redakteur der slowenischen Ausgabe kommt Štrekelj zum Schluss, dass eine juristische Ausbildung keineswegs ausreichen würde, um die Translate des RGBl. erstellen zu können. In seinem Brief aus dem Jahre 1896 geht er auf die terminologischen Herausforderungen beim Übersetzen des RGBl. ein:

      Tu ni dovolj, da je človek jurist, kakor v Ljubljani mislijo, poznati mora vsaj nekaj vsako znanost; ne pravne znanstvene, ampak tehnologične stvari so stvari so najbolj sitne in težke. Tudi besedni kovač mora biti – in ravno to je bilo meni kot filologu najzopernejše, in rad sem se izognil takemu poslu kakor koli.5 (Štrekelj 1896)

      Štrekelj war also der Auffassung, dass vor allem die technischen und nicht die rechtlichen Termini und Sachverhalte das größte Problem bei den Übersetzungen des RGBl. darstellen.

      Diese Dimension der Translationskultur lässt erkennen, dass im analysierten Zeitraum intensiv über die erforderlichen Kompetenzen eines Redakteurs überlegt wurde. Aus den gewonnenen Daten kann vor allem für den Zeitraum nach Cigales Redaktionszeit behauptet werden, dass der sprachlichen Kompetenz Vorrang gegeben wurde. Beide Nachfolger von Cigale, Karel Štrekelj und Fran Vidic, waren nämlich Philologen. Auch der hier erwähnte Kontrolltranslator Josip Stritar war kein Jurist, sondern Schriftsteller und Kritiker. Sowohl in Wien als auch in den slowenischsprachigen Kreisen herrschte also im untersuchten Zeitraum, um ihn mit Schopp zu bezeichnen, ein „eng gefasster, semiprofessioneller Begriff vom Übersetzungsprozess“ (Schopp 2008: 239). Die Qualifikationskriterien für staatliche Translatoren waren in erster Linie auf Sachfachwissen und Sprachkenntnisse ausgerichtet und ließen kulturmittlerische Fähigkeiten außer Acht (vgl. Wolf 2012: 164f.). Dazu sei aber angemerkt, dass es im untersuchten Zeitraum noch nicht möglich war, eine translationsspezifische Ausbildung zu erwerben.6 Im Sinne der Translationskultur im Rahmen der Qualifikationskriterien für Redakteure wird aber vermutet, dass durch die Übersetzungen des RGBl. das Bewusstsein für entsprechende translatorische Kompetenzen zumindest ansatzweise geschärft wurde.

      5 Conclusio

      Im Beitrag wurden unterschiedliche Dimensionen der Translationskultur im Rahmen der slowenischen Übersetzungen des RGBl. aus der Perspektive mehrerer Handlungspartner analysiert. Dabei wurde festgestellt, dass die Erwartungshaltungen und Interessen der einzelnen AkteurInnen in zahlreichen Belangen übereinstimmten. Die Verantwortung für die Gestaltung der Translationskultur, die nach Prunč (2017: 33) bei allen AkteurInnen im translatorischen Handlungsgefüge liegt, war sowohl bei den slowenischen Translatoren des RGBl. als auch bei anderen interessierten AkteurInnen (bewusst oder unbewusst) anwesend. Die Translatoren des RGBl. bauten, gemeinsam mit den Zeitungen, Zeitschriften und anderen interessierten AkteurInnen, eine Translationskultur auf, die Grundlage für die Bewusstseinsbildung bezüglich der damals außerordentlich schwierigen translatorischen Arbeit beim RGBl. darstellte. Der gegenseitige Austausch schuf eine Plattform, auf der sprachliche, terminologische und andere translationsbezogene Fragen diskutiert werden konnten und dadurch die dringend erforderliche Standardisierung und Ausdifferenzierung der Sprache mit vorangetrieben wurde. Ein Unterschied in den Erwartungshaltungen konnte beispielsweise bei den Qualifikationskriterien für Redakteure festgestellt werden, wo es um die Frage ging, ob sich ein Jurist oder aber ein Linguist besser als Redakteur eignet. Aus den Korrespondenzen der slowenischen Redakteure geht hervor, dass diese hohen berufsethischen Prinzipien verpflichtet waren. Prunč (ibid.: 34) sieht die Befolgung dieser Prinzipien im Rahmen der Loyalität zu sich selbst, im vorliegenden Beitrag werden sie aber am Umstand festgemacht, dass die Translatoren stets bereit waren, ihre übersetzerischen Entscheidungen transparent offenzulegen und zu überprüfen. Die Briefe zeugen insbesondere davon, dass eine große Bereitschaft zur Kooperation bestand, damit eine einwandfreie Übersetzungsarbeit abgeliefert werden konnte. Von hohen berufsethischen Prinzipien zeugt auch die Tatsache, dass die Translatoren trotz des enormen Übersetzungsumfanges bereit waren, anderen bei Übersetzungsproblemen zu helfen.

      Auf der Grundlage der Korrespondenzen der Redakteure des RGBl, der Beiträge in zwei Zeitungen und zwei Fachzeitschriften ergab die Untersuchung vier Dimensionen der Translationskultur in den Bereichen: Diskurs über die Sprachformen, Kooperativität bzw. translatorische Netzwerke, Sensibilisierung der Öffentlichkeit für translatorische Arbeit und Qualifikationskriterien für Redakteure. Somit erwies sich das Konzept der Translationskultur als durchaus fruchtbar bei der Aufarbeitung der slowenischen Translationstätigkeit im Rahmen des RGBl.

      Slovenski prevodi Državnega zakonika habsburške monarhije:

      razsežnosti kulture prevajanja med letoma 1849 in 1918

      Aleksandra Nuč

      1 Uvod

      Državni zakonik je bil v obdobju med letoma 1849 in 1918 uradni list zakonodaje habsburške monarhije. Prevajal se je v devet jezikov monarhije, tudi v slovenščino. Zelo obsežen prevajalski projekt je pritegnil pozornost slovensko govoreče (strokovne) javnosti, prevajalci1 pa so se soočali s številnimi izzivi. Prispevek ponuja vpogled v obdobje med letoma 1849 in 1918, ki omogoča prikaz nekaterih posebnih razsežnosti kulture prevajanja. Pri tem izhajamo iz Prunčevega pojma kulture prevajanja (Prunč 2008: 24–41) ter osebnih korespondenc, časopisov in strokovnih revij.

      Erich Prunč je koncept kulture prevajanja v prevodoslovje vpeljal leta 1997 v sklopu kritičnih razmišljanj o prevodni dejavnosti; ugotovil je neskladja med vlogo prevajanja in tolmačenja v preteklosti ter njuno tedanjo aktualno vlogo, med takratnim na eni strani praktično naravnanim in na drugi strani akademskim pristopom do prevajanja ter tolmačenja na različnih izobraževalnih institucijah ter takratno prevladujočo podobo prevajalk_cev in tolmačinj_ev. Z novo uvedenim pojmom je želel opisati dinamično, multiperspektivno in heteronomno polje prevajanja (Prunč 1997: 99–127). V svoji zadnji različici Prunč koncept kulture prevajanja opredeljuje z družbenozgodovinskega vidika:

      Das soziohistorische Konstrukt der Translationskultur wird konfiguriert durch ein Set von gesellschaftlich gesteuerten und steuerbaren translationsrelevanten Normen und Konventionen, Wertvorstellungen, Erwartungshaltungen und habitualisierten Verhaltensmustern aller in der jeweiligen Kultur aktuell oder potentiell an Translationsprozessen beteiligten Handlungspartnern sowie deren Agenten und Agenturen.2 (Prunč 2017: 32–33)

      Pri umestitvi kulture prevajanja je treba upoštevati tako časovne in prostorske kot tudi družbene determinante. Po Prunču je namreč kultura prevajanja odraz družbenega soglasja ali nesoglasja o tem, katere oblike prevajanja so v določenem trenutku in v določenem interakcijskem prostoru nedopustne, dopustne, priporočene ali obligatorne (Prunč 2008: 25).3 Družbeni


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