Schrothkur – Aus Liebe zum Leben. Susanne Neuy

Schrothkur – Aus Liebe zum Leben - Susanne Neuy


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kommt es auf ein Gleichgewicht beider im Organismus an.

      Im menschlichen Körper kommen sowohl Säuren als auch Basen vor, und zwar in unterschiedlicher Konzentration in verschiedenen Bereichen. Das ist notwendig für die vielen chemischen Prozesse, die permanent im Körper ablaufen. Die meisten Organe wie auch der Stoffwechsel insgesamt arbeiten im schwach basischen Bereich. So liegt der pH-Wert des Blutes z. B. zwischen 7,35 und 7,45. In dieser geringen Schwankungsbreite kann das Blut seine Aufgabe, Sauerstoff und Nährstoffe zu transportieren, am besten erfüllen. Das gleiche gilt für das Bindegewebe, dessen Schwankungsbreite 7,1 bis 7,25 beträgt. Der pH-Wert der Galle liegt zwischen 7,4 und 7,7, derjenige der Gelenkflüssigkeit zwischen 7,4 und 7,8. Der pH-Wert des Urins schwankt im Laufe des Tages zwischen 5 und 8,5 – je nachdem, wie viele Säuren gerade mit dem Harn ausgeschieden werden. Am sauersten ist das Magensekret mit einem Wert zwischen 1,2 und 3,0. Dies liegt daran, dass im Magen Salzsäure gebildet wird, die erforderlich ist, um auch schwer verdauliche Nahrungsbestandteile wie beispielsweise Eiweiß zu zerlegen und um Krankheitserreger, die mit der Nahrung aufgenommen werden, abzutöten.

      Diese und andere pH-Werte muss der Körper permanent beibehalten, um sein Säure-Basen-Gleichgewicht zu erhalten, denn bereits minimale Abweichungen von den Soll-Werten können dazu führen, dass der Stoffwechsel nicht mehr optimal funktioniert. Lägen die pH-Werte außerhalb der eng gesteckten Normgrenzen, so wäre dies mit dem Leben nicht vereinbar. Deshalb ist der Körper stets bemüht, den pH-Wert im Blut konstant zu halten.

       Zum Säure-Basen-Gleichgewicht gehört es, dass die meisten Stoffwechselprozesse des menschlichen Körpers im schwach basischen Bereich (pH-Wert 7,1 bis 7,8) ablaufen. Der Organismus ist unter allen Umständen immer bestrebt, dieses empfindliche Gleichgewicht in seinen Zellen und Organen aufrechtzuerhalten, damit die Stoffwechselvorgänge in „geordneter“ Weise ablaufen können und das Leben mit seinen Funktionen erhalten bleibt.

      Säuren können im menschlichen Körper auf unterschiedliche Weise entstehen. Einerseits sind sie Abfallprodukte von Stoffwechselvorgängen, andererseits werden sie von außen, vor allem über die Nahrung, zugeführt: Hauptlieferant sind Aminosäuren in Form von tierischem und pflanzlichem Eiweiß (Fleisch, Fisch, Milch und die meisten Milchprodukte, Getreide, Vollkornbrot, Nudeln, Hülsenfrüchte). Cola und insbesondere Cola-Light-Getränke enthalten Phosphorsäure. Die Bildung von Säuren wird außerdem durch negativen, den Körper überfordernden Stress und durch körperliche Überanstrengung gefördert: Sport oder andere körperliche Betätigungen fördern die Bildung von Milchsäure, die zu schmerzhaftem Muskelkater beitragen kann.

      Sämtliche Säuren, die der Körper nicht selbst entstehen lässt, sondern die ihm von außen im Übermaß durch ungesunde Ernährung und emotional belastende Faktoren zugeführt werden, schaden ihm, während er mit Basen sehr viel besser zurecht kommt. Ein Säure-Überschuss muss stets im Körper neutralisiert und ausgeschieden werden, um eine Verätzung von Organen, Muskeln und Gelenken zu vermeiden. Basen hingegen können dem Körper nicht in dieser Weise Schaden zufügen. Selbst wenn wir etwas zu viel davon über die Nahrung aufnehmen sollten – was allerdings bei der heutigen Lebensweise und unserer üblichen Ernährung kaum noch möglich ist –, kann der Körper sie besser verarbeiten.

      Um kurzzeitig auftretende Säure-Schübe zu verarbeiten, setzt der Körper besondere Strategien ein, und zwar zum einen spezielle Puffersysteme und zum anderen das sogenannte Basen-Fluten. Als Puffer bezeichnet man Substanzen, die in der Lage sind, Entgleisungen des pH-Wertes zu korrigieren bzw. den Säure- oder Basengrad konstant zu halten und damit kurzzeitig auftretende Ungleichgewichte aufzufangen. Puffer gleichen also den pH-Wert nach oben oder unten aus. Dies geschieht in Form eines Regelkreislaufs, ganz ähnlich dem Ausgleich der Körpertemperatur: Wenn uns zu heiß ist, schwitzen wir und kühlen dadurch die Haut ab; wenn uns zu kalt ist, zittern wir und erhöhen durch diese Bewegung den Wärmegrad des Körpers. Puffer wirken ähnlich wie die Stoßdämpfer bei einem Auto, die ungewollte Stöße abfedern. Zu den Puffersystemen im weiteren Sinne gehören die Organe Lunge, Niere, Darm und Haut. Im engeren Sinne ist das Blut der maßgebliche Puffer.

      Wenn das Basen-Fluten beginnt, verfügt das Blut über die notwendigen Basen, um Säuren zu neutralisieren. Das geht folgendermaßen vor sich: Sobald wir Nahrung zu uns nehmen, bildet der Magen nicht nur Salzsäure zu deren Aufspaltung, sondern ebenso Natriumbikarbonat, eine bestimmte Base, die zum einen an die übrigen Verdauungsdrüsen – die Bauchspeicheldrüse und die Galle – und zum anderen ins Blut abgegeben wird. Das Blut kann durch das Natriumbikarbonat starke Säuren binden. Vor allem aber spült es jetzt mit Hilfe der Basen die Säuren aus dem Bindegewebe heraus und transportiert sie anschließend zu den Ausscheidungsorganen: Die Nieren scheiden Säuren mit dem Harn aus – was seinen schwankenden pH-Wert erklärt, der Darm mit dem Kot, die Haut über die Schweißdrüsen und die Lunge über das Ausatmen.

      Wie sind die Säuren ins Bindegewebe gelangt? Die Antwort ist einfach: Da die im Körper gebildeten Säuren nicht kontinuierlich ausgeschieden werden können, sondern eben nur im Rhythmus von „Ebbe und Flut“, der sich aus den Mahlzeiten ergibt, müssen sie in der Zeit der Basen-Ebbe zwischengelagert werden. Und genau dazu dient das Bindegewebe – die Grundsubstanz, die den Zwischenzellraum ausfüllt. Die Zwischenlagerung der Säuren im Bindegewebe ist lebensnotwendig, um den pH-Wert des Blutes innerhalb seiner normalen Schwankungsbreite stets konstant zu halten.

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       Ebbe und Flut

       Der Körper ist in der Lage, mit größeren Schwankungen im Säure-Haushalt fertig zu werden, weil er über Puffersysteme verfügt. Zum gesunden Fließgleichgewicht der Grundregulation gehört der rhythmische Wechsel von Basen-Ebbe (bzw. Säure-Flut) und Basen-Flut (bzw. Säure-Ebbe), der an die Mahlzeiten gekoppelt ist. In der Zeit der Basen-Ebbe deponiert der Körper überschüssige Säuren im Bindegewebe, um sie während der Basen-Flut mit Hilfe der basischen Anteile im Blutplasma aus dem Bindegewebe herauszuspülen und anschließend durch Ausscheidung ganz zu entfernen. Das Bindegewebe ist also eine Art „Säurefänger“ oder „Säuredepot“.

      Das Basen-Fluten lässt sich im Körper sehr gut nachweisen: Nach den Mahlzeiten ist der ausgeschiedene Urin basischer als vor den Mahlzeiten. Den größten „Säure-Hausputz“ veranstaltet der Körper übrigens regelmäßig während der Nacht. In dieser Zeit wird das Bindegewebe besonders gründlich ausgespült, weil sich der Körper überschüssiger Säuren entledigen möchte. Deshalb weist der erste Urin am frühen Morgen den höchsten Säuregrad des Tages auf. Den Wechsel zwischen Basen-Ebbe und -Flut im 24-Stunden-Rhythmus macht sich übrigens auch die Schrothkur bei der Anwendung der Kurpackungen zunutze, worauf ich noch ausführlich eingehen werde.

      Was den Säure-Basen-Haushalt anbetrifft, so ist unser Körper ein exakter Buchhalter: Soll und Haben – Säuren und Basen – müssen immer ausgeglichen sein, genau wie die beiden Seiten einer Bilanz. Wie auf einem Konto kann ein hohes Soll durch ein entsprechend hohes Guthaben ausgeglichen werden. Es kommt dabei nicht auf die absolute Menge der vorhandenen Säuren und Basen im Körper an, sondern auf das Verhältnis beider zueinander. Das heißt, je höher das Soll (das „Säure-Minus“) ist, desto höher muss auf der anderen Seite auch das Haben (das „Basen-Plus“) sein, damit der Ausgleich möglich ist. Je mehr Säuren der Körper aufgenommen hat, desto mehr Basen müssen wir ihm zuführen, damit er die Säuren neutralisieren und ausscheiden kann. Ist die aufgenommene Säure-Menge hingegen gering, so braucht der Körper auch weniger Basen, um den Ausgleich herzustellen. In diesem Sinne spricht man auch von der Netto-Bilanz bei der Säure- und Basen-Zufuhr. Welche Stoffe erzeugen im Körper ein Plus an Basen oder an Säuren? Wir unterscheiden vier Arten an Nahrungsmitteln:

      •Basen-Lieferanten, die einen Überschuss an basischen Mineralien wie Kalium, Kalzium, Magnesium oder Eisen enthalten – Mineralien, die in der Lage sind, Säuren zu binden. Dazu gehören unter anderem Obst und Gemüse.


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