Der Bergpfarrer Staffel 9 – Heimatroman. Toni Waidacher

Der Bergpfarrer Staffel 9 – Heimatroman - Toni Waidacher


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Zeit später kamen auch Margot Richter und das Ehepaar Pfister herunter.

      Die Glocken läuteten schon, als sie den Kiesweg zur Kirche hinaufgingen. Pfarrer Trenker stand an der Tür und begrüßte die Besucher. Die Gäste aus dem Hotel stellten fest, daß sie nicht die einzigen Urlauber waren, die zur Messe gingen. Unter den Touristen hatte sich herumgesprochen, daß der gute Hirte von St. Johann seine Predigten stets mit einer guten Prise Humor würzte, und während der Messe so mancher Lacher durch das alte Gemäuer hallte. Bis auf den letzten Platz war die Kirche besetzt.

      Angela und Stephan saßen nebeneinander, und die junge Frau suchte seine Hand. Er schaute sie von der Seite her an und lächelte. Doch während der ganzen Zeit überlegte er, wie er sich für das rächen konnte, was sie ihm angetan hatte.

      Eine Frechheit, ihn so zu hintergehen und bei dem infamen Spiel seiner Mutter und ihren Eltern mitzumachen!

      Allerdings – auf der anderen Seite konnte Stephan nicht bestreiten, daß er sich ernsthaft in Angela verliebt hatte.

      Er begehrte sie mehr als jede andere Frau, die er bisher kennengelernt hatte.

      War es wirklich so schlimm, was die anderen da ausgeheckt hatten, um sie zusammenzubringen?

      Er fühlte ihre Hand in der seinen und drückte sie unwillkürlich.

      Ja, er liebte sie mit jedem Augenblick mehr, und er merkte, daß sein Ärger immer mehr verflog.

      Stephan Richter atmete tief durch. Trotzdem, dachte er, Strafe muß sein, dafür, daß du mich hinters Licht geführt hast!

      Er wußte nur noch nicht, welche…

      *

      Nach der Messe hatten sie auf Pfarrer Trenker gewartet, der sich erboten hatte, sie zum Schloß zu führen.

      »Ich hoff’, daß Sie alle gut zu Fuß sind?« fragte der Geistliche. »Es ist schon ein gutes Stück zu laufen.«

      Die drei bejahten, und die kleine Gesellschaft machte sich auf den Weg.

      »Also, das Essen gestern abend war einmalig«, schwärmte Ewald Pfister immer noch.

      »Ja«, schmunzelte Sebastian, »meine Haushälterin ist eine wahre Perle.«

      Er deutete auf den beginnenden Wald vor ihnen.

      »Das ist der Höllenbruch«, erklärte er, »Aber keine Angst, das hört sich grausliger an, als es in Wirklichkeit ist. Ganz im Gegenteil, es ist ein sehr romantischer Ort, der gern von den jungen Leuten aufgesucht wird, wenn sie allein sein wollen.«

      Er schaute seine Begleiter fragend an.

      »A propos – wo stecken denn die beiden?«

      Margot Richter schmunzelte.

      »Angela und Stephan sind an den Achsteinsee gefahren«, erklärte sie.

      »Sie sagen das so bedeutungsvoll…?«

      »Die beiden haben sich ineinander verguckt«, sagte Ewald Pfister.

      »Dabei haben wir gar net so schnell damit gerechnet«, warf seine Frau ein.

      »Aber daß es passieren könnt’, damit haben S’ schon gerechnet?«

      »Aber ja«, lachten die drei. »Deswegen sind wir ja überhaupt hier. Damit die zwei sich kennenlernen und ineinander verlieben.«

      Der Bergpfarrer holte tief Luft.

      »Hab’ ich Sie recht verstanden?« vergewisserte er sich. »Sie sind hierher in den Urlaub gefahren, damit aus den beiden ein Paar wird, und weder Angela noch Stephan wissen etwas von diesem Plan?«

      »Das dürfen sie auch net«, sagte Margot. »Wissen S’, Hochwürden, mit dem Stephan ist das so eine Geschichte. Er will einfach net heiraten. Und ich möcht’ net mehr allzulang’ jeden Tag in die Brauerei fahren müssen, sondern vielmehr das Geschäft in seine Hände übergeben. Aber das kann ich erst, wenn mein Sohn seinen Lebenswandel grundlegend ändert und häuslicher wird.

      Außerdem, und im Vertrauen, die Frauen, die bisher in seinem Leben eine Rolle gespielt haben – also, mich graut bei dem Gedanken, daß Stephan eine von ihnen jemals heiraten könnt’.«

      »Bei uns schaut’s ähnlich aus«, fühlte sich Ewald Pfister bemüßigt zu erklären. »Angela kann man zwar keinen lockeren Lebenswandel nachsagen, ganz im Gegenteil, manchmal würden wir ihn und uns für sie sogar wünschen, aber das Madl wird in in zehn Jahren noch net verheiratet sein, wenn’s so weiter macht wie bisher. Angela lebt nur für ihre Arbeit, kennt kaum Freunde und geht selten, sehr selten, aus.

      Auf Empfänge begleitet sie uns gar net, und die Männer, die sie dann und wann mit nach Haus’ bringt, die bleiben net lang’, weil Angela immer nur die Firma im Kopf hat.«

      Sebastian hatte geduldig zugehört. So etwas Ähnliches hatte er sich schon gedacht. Seine unfehlbare Menschenkenntnis täuschte ihn nie, und so war es für ihn nicht schwer, eins und eins zusammenzuzählen.

      »Und da haben Sie gedacht, man müßt’ dem Schicksal ein bissel nachhelfen«, stellte er fest.

      »Ja. Das war doch eine prima Idee oder?«

      Margot Richter sah ihn beifallheischend an.

      »Ich weiß net«, meinte er zweifelnd. »Was ist, wenn die beiden dahinterkommen?«

      »Um Himmels willen«, entfuhr es der Brauereibesitzerin, »das darf nie gescheh’n.«

      »Auf gar keinen Fall!« bekräftigte Ewald, der Kaufmann.

      »Dann können S’ nur hoffen, daß dieser Fall net eintritt. Ihre Kinder werden sich bestimmt net darüber freuen, wie Sie mit deren Schicksal spielen«, sagte Sebastian ernst. »Auf der and’ren Seite muß ich sagen, daß die zwei wunderbar zueinander passen. Ich hab’ sie gestern beobachtet, und wie sie miteinander umgehen, war schon schön anzusehen.«

      Während sie sich unterhalten hatten, waren sie weitergegangen, und in einiger Entfernung tauchte bereits Hubertusbrunn auf. Der Seel-sorger erklärte, was es mit dem alten Jagdschloß auf sich hatte, und wie er in seinen Besitz gekommen war. Doch in Gedanken war er immer wieder bei Angela Pfister und Ste-phan Ritter. Das Spiel, das deren Eltern, beziehungsweise Mutter, mit ihnen spielte, schien auf den ersten Blick ganz amüsant zu sein. Doch beim näheren Betrachten barg es auch Gefahren.

      Die der Mißverständnisse und falschen Beschuldigungen und am Ende konnte das auf der Strecke bleiben, worum es eigentlich ging – die Liebe.

      Sebastian hoffte, daß weder Angela noch Stephan dahinterkamen, was die anderen sich da ausgedacht hatten. Denn dann war eine Katastrophe vorprogrammiert!

      *

      »Mensch, schaut das schön aus«, entfuhr es Angela Pfister, als sie aus dem Auto gestiegen war und zum See hinüberschaute.

      Majestätisch zeichneten sich die Berge im Hintergrund ab. Auf dem blauschimmernden Wasser herrschte ein reges Getümmel. Es gab eine abgetrennte Badebucht mit einer großen Liegewiese davor. Rechts konnte man bei mehreren Vermietern Boote ausleihen, und weiter hinten sah man Segelboote und Surfer, wobei Letztere wenig Glück hatten, denn im Moment herrschte eher Flaute.

      Im Hotel hatten sie eine große Decke ausgeliehen, die Angela und Stephan jetzt ausbreiteten. In einem Korb waren Getränke und eine Brotzeit untergebracht.

      Nachdem sie sich umgezogen hatten, liefen sie ins Wasser. Herrlich war es, sich so zu erfrischen, und Angela spritzte Stephan übermütig naß.

      »He, was ist denn mit dir?« fragte sie plötzlich.

      Ihr war schon während der Fahrt hierher aufgefallen, daß Stephan merkwürdig schweigsam war und kaum auf das antwortete, was sie zu ihm sagte. Dabei hatte sein Gesicht einen verschlossenen, ja, beinah abweisenden Ausdruck.

      »Hast du was?« wiederholte sie ihre Frage.

      Er schüttelte den Kopf.

      »Ich möcht’


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