Der Bergpfarrer Staffel 9 – Heimatroman. Toni Waidacher

Der Bergpfarrer Staffel 9 – Heimatroman - Toni Waidacher


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      Stephan sah Angela achselzuckend an.

      »In der nächsten Woche, oder?«

      Sie nickte zustimmend. Doch Christel schüttelte bedauernd den Kopf.

      »Eine Tour kann ich euch schon raussuchen«, sagte sie. »Aber einen Bergführer werdet ihr net mehr bekommen. Die sind schon seit Wochen ausgebucht.«

      »Wirklich? Das ist aber schad’.«

      Die Enttäuschung war Angela deutlich anzusehen, und sie tat Stephan leid.

      »Kann man denn gar nix machen?« fragte er.

      Christel Hallhuber hob die Hände und ließ sie wieder fallen.

      »Also, das einzige, was wir machen könnten, wär’, daß ihr mir sagt, in welchem Hotel oder welcher Pension ihr wohnt, und ich versuch’ morgen nachmittag, wenn sich die Bergführer zu ihrer wöchentlichen Besprechung treffen, daß ihr euch vielleicht noch einer Gruppe an-schließen könnt. Aber versprechen kann ich nix.«

      »Mensch, das wär’ ja prima, wenn du das versuchen wolltest«, freute sich Stephan.

      »Aber, wie gesagt…«

      »Na klar, es ist nix versprochen«, nickte er. »Aber vielleicht haben wir ja Glück. Wir wohnen im Lö-wen.«

      »Gut, dann geb’ ich euch morgen abend Bescheid oder hinterlaß eine Nachricht, wenn ihr net da seid.«

      »Dann hat sich das mit der Tour auch erst mal erledigt, denk’ ich«, sagte Christel.

      »Ja, ohne Bergführer wollen wir’s net riskieren.«

      Sie bedankten sich und verließen die Touristeninformation, nachdem Christel ihre Namen notiert hatte.

      »Mal schau’n, ob’s klappt«, meinte Stephan zuversichtlich.

      Angela stand vor einem kleinen Schaufenster, in dem mit Bildern und Plakaten für das Wachnertal und seine Umgebung geworben wurde. Ihr Interesse galt einer großformatigen Fotografie, die den Achsteinsee zeigte. Der war ihr schon aufgefallen, als sie zu Hause in einem der Prospekte blätterte, die ihre Mutter ihr gegeben hatte.

      »Schaut gut aus«, meinte sie.

      Stephan stand neben ihr und schaute neugierig auf das Bild.

      »Verlockend«, nickte er. »Man kann sogar Wasserski fahren und surfen.«

      »Wenn’s mit der Tour nix wird, kann man ja vielleicht einen Ausflug dorthin machen«, schlug Angela vor.

      »Eine prima Idee«, fand er und schaute dabei auf ihre Gestalt.

      Sie sich in einem aufregenden Bikini vorzustellen…, da konnte der Blutdruck durchaus steigen.

      Überhaupt spürte er immer mehr, daß dieses Madl ihn gefangennahm. Stephan hatte das Gefühl, endlich die Frau gefunden zu haben, nach der er sein Leben lang gesucht hatte.

      Doch wie sollte er es ihr sagen?

      Jetzt und hier – das wäre zu plump. Zu einer Liebeserklärung gehörte ein romantisches Szenario, stimmungsvolle Musik vielleicht, funkelnder Wein, klopfende Herzen.

      Plötzlich hatte er eine Idee. Heute abend war doch diese Tanzveranstaltung, von der der Wirt schon gestern gesprochen hatte. Vielleicht war dies die Gelegenheit, bei der

      er und Angela sich näherkommen konnten.

      »Wie ist’s denn mit heut’ abend?« fragte er und hoffte inständig, daß Angela sich nicht irgend etwas anderes vorgenommen hatte. »Geh’n wir zu diesem Folkloreabend?«

      »Ist das schon heut?« fragte Angela erschrocken zurück. »Ach, du lieber Gott, und ich hab’ noch gar kein Kleid. Vater hat gemeint, ich könnt’ mir ein Dirndl kaufen.«

      Stephan Richter wertete diese Erklärung als Zusage und bot ihr seinen Arm an.

      »Wenn gnädige Frau sich auf meinen fachlichen Rat verlassen wollen, steht einem Einkauf nix im Weg«, sagte er mit einem Augenzwinkern.

      Angela lachte hell auf und hakte sich bei ihm unter.

      »Also los«, stimmte sie zu, und ihr Puls beschleunigte sich, als sie an seinem Arm die Straße hinunterging.

      *

      Ein Geschäft, das Trachtenmode verkaufte, war schnell gefunden. Es befand sich in einer kleinen Seitenstraße, und schon die Auslage war so verlockend, daß auch andere Touristen hineingegangen waren, um sich einen chicken Wanderhut, ein schönes Halstuch oder gar ein Trachtenkleid zu kaufen. Erstaunt schauten Angela und Stephan auf die große Auswahl.

      Die Kleider hingen an einem Ständer an der Seite des Verkaufsraumes. Der Inhaber des Ladens und eine Verkäuferin waren damit beschäftigt, die zahlreichen Kunden zu bedienen. Stephan Richter hatte ein hübsches Dirndl vom Ständer genommen und musterte es.

      »Das schaut doch schon sehr

      hübsch aus«, meinte er.

      Angela wiegte den Kopf.

      »Vielleicht ein bissel zu konservativ«, erwiderte sie.

      Im letzten Jahr hatte sie sich einmal überreden lassen, mit auf das Oktoberfest zu gehen. Dort hatte sie Dirndl gesehen, die aufregend geschnitten waren, aus Leinen geschneidert und mit Lederbesatz. Und genau so etwas suchte sie jetzt.

      Rasch ging sie die aufgehängten Kleider durch und wollte beinahe schon enttäuscht aufgeben, als sie genau das Dirndl sah, das ihren Vorstellungen entsprach.

      Und das hatte genau ihre Größe.

      »Was hältst’ denn davon?« fragte sie Stephan.

      Im selben Moment wurde ihr bewußt, daß sie ihn geduzt hatte, und sie lief rot an. Ganz in Gedanken hatte sie wohl angenommen, daß es ihre Freundin sei, mit der sie einkaufen gegangen wäre.

      Stephan Richter schmunzelte über ihre gemurmelte Entschuldigung.

      »Also, ich würd’ vorschlagen, wir bleiben beim Du«, sagte er. »Deine Eltern und meine Mutter duzen sich ja auch. Da ist’s doch albern, wenn wir uns weiterhin siezen, oder?«

      Angela nickte erleichtert und suchte eine passende weiße Baumwollbluse heraus, die sie unter dem Keid anziehen wollte. Dann betrat sie eine der Umkleidekabinen, die gerade frei geworden war.

      Nach ein paar Minuten zog sie den Vorhang beiseite und stellte sich vor den großen Spiegel.

      Stephan hielt unwillkürlich den Atem an.

      Mein Gott, ist sie schön! durchfuhr es ihn, und am liebsten hätte er nach ihr gegriffen und sie nie wieder losgelassen.

      »Sehr schön«, sagte er mit belegter Stimme. »Paßt ausgezeichnet.«

      Angela drehte sich und schaute von allen Seiten.

      »Wirklich?«

      Er nickte.

      »Gut, dann nehm’ ich’s.«

      Fröhlich verließen sie das Geschäft, und Stephan erwies sich einmal mehr als Kavalier und trug ihr die Papiertasche mit dem Kleid und der Bluse.

      »Du wirst die schönste Frau des Abends sein«, bemerkte er.

      Angela spürte, wie dieses Kompliment sie berührte. Besonders, weil es aus seinem Mund kam.

      »Ich glaub’, jetzt müssen wir uns aber beeilen«, sagte sie, um von ihrer Verlegenheit abzulenken. »Sonst stirbt mein Vater noch einen fürchterlichen Hungertod.«

      Tatsächlich war die Zeit rasch vergangen, und bis zur geplanten Verabredung im Kaffeegarten war es kaum noch eine Stunde. Sie betraten das Hotel und ließen sich ihre Zimmerschlüssel geben. Dann gingen sie gemeinsam die Treppe hinauf.

      »Bis gleich«, verabschiedete sich Stephan und winkte ihr zu.

      Angela nickte zurück und betrat ihr Zimmer. Drinnen lehnte sie sich an die geschlossene Tür


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