CGM- und Insulinpumpenfibel. Ulrike Thurm

CGM- und Insulinpumpenfibel - Ulrike Thurm


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ist unter der ICT nicht möglich.

      +Die Korrektur erhöhter Blutzuckerwerte gelingt häufig besser als unter der ICT. In die Insulinpumpe integrierte Bolusrechner (siehe Kap. 5.7) berücksichtigen die noch wirksame Insulinmenge „an Bord“ und reduzieren die Gefahr überlappender Bolusgaben.

      +Bei korrekter Basalrate können problemlos Mahlzeiten verschoben werden, z. B. zum Ausschlafen am Wochenende oder bei berufsbedingt unregelmäßigen Essenszeiten.

      +Deutliche Vorteile zeigen sich z. B. in der Behandlung von Diabetikern mit unregelmäßigem Lebensrhythmus (Extremfall: Schichtdienst) oder bei Diabetikern, die beruflich stark eingebunden sind oder häufig Dienstreisen antreten müssen.

      +Auch ein sehr geringer basaler Insulinbedarf wie z. B. bei Kindern und Jugendlichen kann mit der Insulinpumpentherapie kontinuierlich abgedeckt werden. Dies gelingt bei der ICT häufig nicht, da Verzögerungsinsulin in kleinen Mengen nur relativ kurz wirkt.

      +Für Kinder und Jugendliche ist die Insulinpumpentherapie zudem von Vorteil, da spontan z. B. auf unvorhersehbare Mahlzeitengrößen oder körperliche Aktivität reagiert werden kann.

      +Diabetikerinnen, die eine Schwangerschaft planen oder die bereits schwanger sind, können mit der Insulinpumpentherapie ihre Stoffwechsellage besser optimieren.

      +Die Insulinpumpentherapie reduziert die Zahl der „Piekser“. Bei der ICT sind 5 – 8 Nadelstiche pro Tag nötig, ein Insulinpumpenträger muss sich nur alle 1 –3 Tage zum Wechsel des Insulinkatheters stechen.

      +Persönliches Wohlbefinden und physische und psychische Belastbarkeit verbessern sich. Fast alle Pumpenträger berichten über eine deutliche Steigerung des Gesundheits- und Selbstwertgefühls und der Lebensqualität.

      +Von Patientenseite besteht eine hohe Akzeptanz für die Insulinpumpentherapie, da sie damit bei guter Blutzuckereinstellung ein „fast normales Leben“ führen können.

       Nachteile der Insulinpumpentherapie

      Die Insulinpumpe muss 24 Stunden täglich am Körper getragen werden.

      Die Möglichkeit eines technischen Defektes der Pumpe kann latente Unsicherheit verursachen.

      Mangelnde Hygiene beim Legen des Infusionssets oder zu lange Verweildauer der Kanüle können Hautirritationen oder Infektionen verursachen. Sehr selten kommen Allergien gegen das Pflaster oder Katheterbestandteile vor.

      Bei fehlender oder unzureichender Glukosekontrolle oder bei mangelhafter Schulung der Insulinpumpenträger ist die Gefahr für ketoazidotische Stoffwechselentgleisungen erhöht.

      Die Insulinpumpentherapie ist erheblich teurer als die ICT. Die Tageskosten bei der Insulinpumpentherapie liegen bei ca. 12 Euro, bei der ICT ca. 6 Euro.

      Das „Versorgungsmanagement“ ist aufwendiger: Insulinkatheter, -ampullen, Batterien etc. müssen rechtzeitig besorgt und ein „Notfallset“ muss ständig mitgeführt werden.

      Die Krankenkassen verlangen zur Genehmigung einer Insulinpumpentherapie einen hohen Dokumentationsaufwand. Das Antragsverfahren ist kompliziert.

      Die Neueinstellung auf eine Insulinpumpentherapie und die damit verbundene Schulung kosten Zeit.

       1.5 Hilfe bei Ängsten und Vorurteilen gegenüber der Insulinpumpentherapie

      Diabetiker, die sich für die Insulinpumpentherapie interessieren, sollten ein ausführliches Gespräch über die Vor- und Nachteile dieser Therapieform mit ihrem Diabetesteam führen. Dies kann in Anlehnung an die in Kapitel 1.4 angeführten Argumente erfolgen. Erfahrungsgemäß wird als Hauptanliegen der Wunsch nach stabilerer Blutzuckereinstellung und nach größerer Flexibilität im Alltag genannt. Angst vor technischen Defekten oder die Tatsache, dauerhaft eine „Nadel“ im Bauch oder ein Gerät am Körper zu tragen, sind die häufigsten Bedenken. Bei den Diskussionen werden in der Regel viele Fragen gestellt wie:

      Was mache ich nachts mit der Pumpe? (Siehe Kap. 3.2.)

      Kann ich mit der Pumpe Sex haben? (Siehe Kap. 10.8.)

      Muss ich wegen der Pumpe auf meinen Strandurlaub verzichten? (Siehe Kap. 10.7.6.)

      Wohin mit der Pumpe beim Duschen, Schwimmen oder in der Sauna? (Siehe Kap. 10.3.)

      Kann ich mit dem Gerät Tennis spielen? (Nein, dafür nimmt man weiterhin einen Tennisschläger! Siehe Kap. 10.4.)

      Ängste und Vorurteile wie diese sollten gleich zu Beginn der Schulung offen geäußert bzw. erfragt werden. In der Regel werden sie durch das eigene Erleben nach einigen Tagen von selbst entkräftet. Zudem werden diese Fragen im Verlauf der Insulinpumpenschulung zu gegebener Zeit nochmals ausführlich besprochen.

      Ein ICT-behandelter Diabetiker, der mit dem Gedanken spielt, auf die Insulinpumpentherapie umzusteigen, kann auch den Austausch mit aktiven Pumpenträgern suchen, z. B. im Rahmen einer Insulinpumpen-Selbsthilfegruppe oder in entsprechenden Online-Foren. Er wird erstaunt feststellen, dass die meisten Insulinpumpenträger anfangs exakt die gleichen Befürchtungen hatten – und nun glaubhaft und überzeugend versichern, dass sie völlig unbegründet waren („lebende Beweise“).

       1.6 Voraussetzungen für die Insulinpumpentherapie von Patientenseite

      Die Insulinpumpentherapie ist nicht für jeden Diabetiker die optimale Lösung. Sollte ein Diabetiker seine Diabetesbehandlung an die Pumpe „abgeben“ wollen, ist er definitiv KEIN geeigneter Insulinpumpenkandidat! Folgende Bedingungen seitens der angehenden Insulinpumpenträger sind für einen erfolgreichen Start der Pumpentherapie unerlässlich:

      Ein hohes Maß an Motivation, sich intensiv mit der eigenen Erkrankung auseinanderzusetzen.

      Der eigenständige Wunsch, auf die Insulinpumpentherapie umzusteigen.

      Umfangreiche Kenntnisse in der Behandlung des Diabetes mellitus mit der ICT (Insulindosisanpassung, Verhalten in besonderen Situationen wie Sport, Krankheit usw.). Sie sollten in einer intensivierten Schulung erlangt und mindestens ein halbes Jahr erfolgreich angewendet worden sein (eine Ausnahme bilden hier kleine Kinder, siehe Kap. 9.1).

      Glukosemessungen mindestens vor jeder Mahlzeit, vor der Nacht und zusätzlich z. B. im Rahmen körperlicher Aktivität müssen durchgeführt und dokumentiert werden, ggf. auch nächtliche Messungen. Diese können mit Blutzuckermessungen oder Glukosesensoren durchgeführt werden. Wird erstmalig eine Insulinpumpentherapie bei der Krankenkasse beantragt, muss in der Regel eine ausführliche Dokumentation vorgelegt werden (siehe Kap. 1.9).

      Technische Fähigkeit und Sorgfalt im Umgang mit der Insulinpumpe und ihrem Zubehör.

      Bereitschaft zur dauerhaften Kooperation mit dem betreuenden Diabeteszentrum

      Ausschlaggebend


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