Mütter der Neuen Zeit. Группа авторов
Das Wertvollste möchte ich euch schenken · Anne Bernecker
Für eine friedfertige und demokratische Zukunft · Dr. med. H.-J. Maaz
Mutter werden – Mutter sein · Anja Fourmont
Das kleine Kind als seelisch-geistiges Wesen · Ariane Eisenhut
Ein Zuhause haben · Angelika Zielonka
Motive der Waldorfpädagogik · Dr. phil. Angelika Wiehl
Wachsam sein für unsere Kinder · Sandra Heim
Ungeborene haben keine Stimme · Dr. Almut Paluka
Pionierin in der Neuen Zeit · Lotte W. (Anonym)
CARE-Revolution · Aura-Shirin Riedel
Es gibt immer einen Weg · Julia Schirmer
Geburt gehört den Müttern · Sarah Schmid
Muttersein – Verantwortung als heilige Aufgabe! · Marjam Beyg
Von Natur aus immun · Anja Tochterm « ann
Leuchtturm sein für ein natürliches Leben · Nadine Wenger
Vom Spiel zur Kunst und zum freien schöpferischen Menschen · Patricia Aymara Bailer
Vorwort
von Gerald Hüther
Als wir einander vor einigen Jahren zum ersten Mal begegnet sind, fragte mich Sabine Mänken, was geschehen müsste, damit es im Gehirn von Erwachsenen zu einem Umbau all jener Nervenzellverschaltungen kommt, die das Denken, Fühlen und Handeln der betreffenden Person steuern. »Ihre innere Einstellung müsste sich verändern«, antwortete ich, »und das geschieht immer dann, wenn diese Person etwas anderes im Leben als wesentlich, als wertvoller, als bedeutsamer zu betrachten beginnt als das, was ihr bisher als besonders wichtig erschienen war.« Aber wie verändert sich diese subjektive Zuschreibung von Bedeutsamkeit?
Interessanterweise hat sich durch die Corona-Krise bedingten Schließungen von Krippen, Kitas und Schulen in vielen Familien genau das ereignet. Fast alles, was bisher ganz normal war, ist dadurch völlig durcheinandergekommen. Es waren vor allem die Mütter, die sich um ihre nun nicht mehr in diesen Einrichtungen untergebrachten Kinder gekümmert haben. Manche sind dabei an ihre körperlichen und seelischen Grenzen gestoßen. Die meisten haben einfach nur durchzuhalten versucht, bis der ganze Spuk vorbei war. Aber manche haben ihre eigenen Kinder auch ganz neu kennengelernt.
»Ich habe mich wieder in mein Mariechen verliebt«, berichtete mir eine Mutter, die ganz fasziniert von ihrer dreijährigen Tochter war. Plötzlich hatte sie Zeit für ihr Kind, konnte zuschauen, wie es jeden Tag etwas Neues hinzulernte, wie begeistert es als kleine Entdeckerin und Gestalterin unterwegs war – und wie glücklich die kleine Marie war, dass sie der Mama zeigen konnte, was sie alles gemacht und gelernt hatte, was sie im Inneren bewegte und wie sehr sie sich über das Zusammensein mit ihr freute. »Ich muss noch herausfinden, wie es gehen kann, aber dass ich meine kleine Marie wieder jeden Tag in eine Einrichtung bringe und gar nicht mehr erleben kann, wie sie sich entfaltet, fast so wie eine Knospe, die aufzublühen beginnt, das kommt für mich nicht mehr in Frage.«
Das war es, was ich Sabine Mänken gar zu theoretisch als »veränderte subjektive Zuschreibung von Bedeutsamkeit« zu erklären versucht hatte. Aber ich bin sicher, dass sie schon damals sehr gut verstanden hatten, was ich meinte. Denn Menschen brauchen ja nicht unbedingt so eine schwere Krise, um den eigenen Blick zu öffnen und auf die Idee zu kommen, dass selbst das perfekteste Funktionieren in einem Hamsterrad nicht das ist, worauf es im Leben wirklich ankommt. Geschweige denn, dass es glücklich macht.
Dieser eigene Blick öffnet sich von ganz allein, wenn eine Mutter Gelegenheit bekommt, sich das anzuschauen, was andere Mütter in ihrem Leben als besonders wichtig erachten und wie sie es dann umzusetzen versuchen. Genau solche Geschichten hat Sabine Mänken in diesem Buch zusammengetragen. Jede einzelne dieser einundzwanzig Mütter berichtet, wie sie auf ihre Weise jeweils genau das zu verwirklichen versucht hat, was ihr in ihrem Leben wirklich bedeutsam, also wichtiger als alles andere ist.
Schauen Sie rein, fangen Sie irgendwo zu lesen an; ich bin sicher, Sie finden eine ganze Reihe Mütter der Neuen Zeit, die sich um das gleiche bemühen, was auch Ihnen – selbst dann, wenn es zwischenzeitlich etwas verschüttet war – wirklich am Herzen liegt.
Göttingen, im Juni 2020
Gerald Hüther
Vorwort
von Dr. Rainer Böhm
Ich danke der Herausgeberin Sabine Mänken für die Einladung, ein Vorwort zu dem vorliegenden Buch zu verfassen, und fühle mich geehrt, als Mann und als Vater den Müttern der Neuen Zeit ein Geleitwort auf den Weg geben zu dürfen.
Wir durchleben eine besondere Zeit, eine Zeit, die charakterisiert ist von der Jagd nach unablässigem, zwanghaftem ökonomischem Wachstum, von einer permanenten, digital beschleunigten Steigerungslogik, wie sie der Sozialphilosoph Hartmut Rosa in seinen Werken eindringlich beschreibt. Der neoliberale Kapitalismus bemächtigt sich in einer scheinbar unaufhaltsamen Dynamik natürlicher Ressourcen, um Renditen und Konsum in schwindelerregende Höhen zu treiben. Die unvermeidlichen Nebenwirkungen spüren wir zunehmend, unter anderem in Form von Klimawandel und Biodiversitätsverlusten. Das System stößt immer stärker an planetare, existenzbedrohende Grenzen.
Es sind aber nicht nur die materiellen Ressourcen, die diese Maschinerie befeuern, es sind auch die Zeit und die Energie des Menschen, die unablässig in den Sog dieses Wirbels geraten. Eine dieser menschlichen Ressourcen ist die Zeit, die wir als Eltern unseren Kindern widmen. Aus unserer Sicht und der Sicht unserer Kinder ist diese gemeinsame Zeit eine langfristige Zukunftsinvestition, aus kapitalistischer Sicht hingegen eine ineffiziente Verschwendung von Potenzial für kurzfristiges Wirtschaftswachstum. Der schönfärberische Begriff der »Vereinbarkeit von Familie und Beruf« als Leitbild unserer sogenannten Familienpolitik kennt daher faktisch nur eine Stoßrichtung: weniger Familienzeit, mehr Erwerbstätigkeit.
Die Gruppe, die hierunter am unmittelbarsten und stärksten zu leiden