Faith. Grace Goodwin

Faith - Grace Goodwin


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nach seinem Nachmittagsausflug. Und auf seinem Schoß ruhten zwei Kreaturen, die wie übergroße Katzen mit Zebrastreifen aussahen. “Und ein paar Snacks.”

      Er hielt einen leeren Becher nach oben und ich nahm ihn aus seiner Hand. “Gewiss, mein Lord.” Die Katzenkreaturen waren faszinierend und wunderschön, und sie schienen nicht zu schnurren—nicht genau jedenfalls. Das Geräusch, das sie von sich gaben erinnerte mich an einen Dieselmotor im Leerlauf, nur klang es nicht ganz so laut und sie rochen auch nicht so schlecht.

      Ich trug den Becher zu einer Anrichte und füllte ihn—nicht mit Wasser, was wohl seinen Durst gelöscht hätte—, sondern mit Wein. Der Lord liebte seinen Wein. Und seine Haustiere. Und er liebte es, mit seinem Sohn anzugeben, dem großartigsten, vollendetsten Exemplar der männlichen Spezies. Wenn man dem alten Mann glauben wollte, müsste man denken sein Sohn, Thordis Jax, war eine Art Superman.

      Im Flur hing sein Porträt. Und zugegeben, er sah umwerfend aus. Eher wie der Schauspieler aus Captain America als der dunkelhaarige Adonis vom Planeten Krypton. Aber ich hatte den heiß geliebten Sohn nie kennengelernt. Und ich wollte auch gar nicht, besonders, nachdem ich erfahren hatte, dass er mit Zel aufgewachsen war und die beiden früher beste Kumpels waren. Er lebte auf seinem eigenen Anwesen am anderen Ende der Stadt, was auch besser so war. Wenn er so intelligent und aufmerksam war, wie sein Vater ständig behauptete, dann würde ich hier niemals mit meiner Arbeit hinterherkommen. Und er könnte ein Verräter sein. Jeder in dieser Familie könnte insgeheim planen meine Familie auszulöschen.

      Ich begnügte mich mit den Aufgaben, für die sie mich angeheuert hatten. Dazu gehörte nicht aufzufallen und einem Verräter auf die Schliche kommen.

      Keine große Sache, oder? Für eine Prinzessin, die sich als Dienstmagd ausgab. In Wirklichkeit war es gar nicht so schlimm und niemand hatte mich bisher als Magd bezeichnet. Ich musste kein raues Baumwollkostüm anziehen und Wäsche schrubben, bis meine Finger einrissen und blutig waren. Ihre Technologie übernahm die meiste Arbeit. Die spontanen Materiegeneratoren, oder S-Gen-Einheiten, stellten jeden Tag neue Kleider her. Passgenau. Sauber, was bedeutete, dass es keine Wäsche zu waschen gab. Kein schmutziges Geschirr. Die S-Gen-Anlage recycelte alles auf atomarer Ebene, sie zerlegte Gegenstände in ihre energetischen Grundbausteine und bediente sich dieser Bausteine, um den nächsten Artikel herzustellen.

      Ich war eine Bedienstete. Eine Magd. Ich diente. Schließlich kam es nicht infrage, dass diese Adeligen selber zur S-Gen-Anlage rüberliefen und Knöpfe drückten. Der Wein aber? Das war eine andere Geschichte. Er wurde vom Planeten Atlan importiert, so hatte man es mir jedenfalls gesagt.

      Die Dame des Hauses hatte mir mehr als deutlich gemacht, dass kein anständiger Mann Wein aus einer S-Gen-Anlage trank.

      Zum Teufel damit. Ich hatte fast jeden Abend seit meiner Ankunft den Wein aus der Maschine getrunken und er schmeckte völlig in Ordnung. Der Rebensaft nahm mir die Anspannung, wenn es an der Zeit war, mich in mein kleines Zimmer zurückzuziehen und schlafen zu gehen. An den meisten Abenden half er auch, aber nicht ausreichend. Ich würde trotzdem schweißgebadet aufwachen, mit Bildern der Killer vor den Augen und meinen blutverschmierten Händen …

      Scheiße. Ich zitterte. Wo war mein Humor geblieben, wenn ich ihn am dringendsten brauchte?

      Ich nahm das Glas und den kleinen Teller, den der Koch jeden Nachmittag für ihn bereitstellte—eine Art Fischhäppchen mit Crackern, die er einfach liebte … und auch gerne mit seinen Katzen teilte.

      “Bitte schön, Sir. Randvoll, wie sie es am liebsten mögen.” Und das tat er auch. So voll, dass ein falscher Tritt den Wein über meine Hände und den vornehmen Elfenbeinteppich vergossen hätte. “Und ihr Lieblingssnack.”

      “Ausgezeichnet. Gute Arbeit, Faith. Sehr gut.” Er nahm einen Cracker mit dem stückigen weißen Belag und schob ihn sich in den Mund. “Mmm, hast du den Fisch schon probiert? Einfach vorzüglich.” Er nahm einen weiteren Happen vom Teller und fütterte ihn der Katze.

      “Nein danke, mein Lord. Ich esse kein Fleisch.”

      “Oh?” Er blickte zu mir auf. “In der Tat. Die Tiere lieben dich zu sehr, als dass du sie essen könntest.”

      Er grinste und nahm einen weiteren Cracker mit Fisch und spülte ihn mit einem Schluck Wein runter.

      Er war ein recht netter Mann. Er musste um die sechzig sein und hatte nicht besonders viel zu tun. Sein Sohn hatte vor einigen Jahren das Firmenimperium übernommen, also hatte er genügend Zeit, um reiten zu gehen und zu trinken und—in eher angeheitertem Zustand—seine Partnerin zu ficken. ‘Glaub mir, mein alter Schwanz funktioniert noch. Er füllt sie aus und lässt sie kreischen, genau wie in meinen jungen Jahren. Mein Schwanz hat sie noch nie enttäuscht. Nie!’

      Das war viel zu detailliert für mich gewesen, aber er war mehr als zufrieden mit sich. Und er war seiner Frau seit über dreißig Jahren restlos erlegen. Also hatte ich nur gelächelt und zugesehen wie er seinen Wein runterspülte und ihm bestätigt, wie großartig sein Schwanz tatsächlich sein musste.

      Er hatte mich angefunkelt und wir beide waren in Gelächter ausgebrochen, als das Objekt seiner Begierde in den Raum spaziert kam.

      Sie hatten einen eindeutigen Blick miteinander ausgetauscht und dann hatte er sie Richtung Schlafzimmer geschliffen, sodass ich alleine zurückgeblieben war und den Wein aufwischen konnte, den er in aller Eile verschüttet hatte—und um die Schubladen und Schränke zu durchsuchen.

      Bei jeder Gelegenheit durchsuchte ich seine Sachen. Las ich Notizen. Ich suchte nach Hinweisen danach, wer unsere Mutter gekidnappt haben könnte. Ich lauschte Gesprächen und stellte Fragen, alles in der Hoffnung, irgendjemand würde mir etwas Brauchbares stecken. Bisher hatte ich nichts gefunden.

      Nichts, was irgendjemanden im Hause mit Zel in Verbindung brachte. Keine Hinweise auf meine Mutter. Gott, ich war so verdammt wütend auf Zel. Zum Glück war er tot. Ich hatte diesem Arschloch tatsächlich auch noch geholfen! Meine Mutter blieb aber weiterhin verschwunden, was bedeutete, dass er nicht alleine gehandelt hatte. Was sowieso unwahrscheinlich war, denn die Optimus-Einheit heftete sich gerade an die Jax-Familie wie das Weiße am Reis. Cassander, der Mann für alle Gelegenheiten, der auf wundersame Weise überlebt hatte? Kam auch nicht infrage. Er war auf irgendein Landgut im Süden geschickt worden, weil eine junge Dame vom Hause Jax der Gluthitze erlegen war. Warum würde er der Prinzessin etwas antun wollen, wenn er den ganzen Tag lang mit willigen Damen Sex haben konnte? Gott, was für ein Leben. Cassander würde sie tagelang nackig unter sich begraben. Was für ein Glück für das Mädchen. “Jetzt bloß nicht die Augen verdrehen.”

      “Was war das, Schätzchen?” Lord Jax rieb seine Nase an einer seiner Zebrakatzen und warf mir aus dem Augenwinkel einen Blick zu. Er war nicht töricht, sondern wollte sich nicht zu viel Arbeit machen und war einfach froh, dass er in den Tag hineinleben konnte, während sein Sohn sich um alles andere kümmerte. Ich hatte nicht die Absicht etwas daran zu ändern.

      “Nichts. Ich führe wohl Selbstgespräche.” Scheiße. Ich musste mich zusammenreißen. Ich war es nicht gewohnt, meine Zunge im Zaum zu halten. Ich war es gewohnt, jeden Gedanken, der mir durch den Kopf ging, einfach herausplatzen zu lassen und diese Angewohnheit kam mir in diesem Hause nicht zugute. Verdammt, auf diesem Planeten.

      “Ich auch, Schätzchen. Wie ich bemerkt habe, bin ich der Einzige, der meinen Sinn für Humor wahrhaftig zu schätzen weiß.” Er schmunzelte, als ob er das irgendwie lustig fand und hätschelte die zweite Kreatur, die jetzt auf den Hinterbeinen kauerte, die Vorderpfoten auf die Brust des Lords gestützt, und seine Wange leckte. Beide Kreaturen surrten laut und ich fragte mich, ob sie ein Pärchen waren. Das Weibchen war größer, aber das Männchen buhlte umso aggressiver um die Aufmerksamkeit seines Besitzers und verlangte ständig nach Zuwendung.

      Ich wollte die Biester streicheln. Sie hätscheln. Meine Nase in ihrem Fell vergraben und ihre kuschelige Zuwendung genießen. Ihre Gunst genießen. Aber dafür war ich nicht hierhergekommen und Lady Jax hatte mir erklärt, dass die Kreaturen exotisch und extrem teuer waren und dass niemand außer Lord Jax sie anrühren durfte.

      Wie


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