Faith. Grace Goodwin

Faith - Grace Goodwin


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die Arme um sie. Beide waren rot im Gesicht, aber selbst für einen Quickie in der Bibliothek hätte die Zeit wohl nicht gereicht. Ich musste annehmen, dass sie sich etwas mehr Zeit lassen wollten und deshalb in ihr Zimmer gekommen waren. Na toll.

      “Sollten wir nicht die Palastgarden rufen? Die Optimus-Einheit? Sie leiten die Untersuchung. Sie ist der Spitzel, Liebling. Ihretwegen sind so viele unserer Garden gestorben! Wahrscheinlich hat sie Zel, den Verräter zum königlichen Empfang geschickt, um die Prinzessin zu kidnappen.” Sie klang, als stünde sie kurz vorm Nervenzusammenbruch. Tränen. Zittern. Meine Güte. Die Frau hätte fast einen Emmy verdient.

      Aber vielleicht glaubte sie ja wirklich, dass ich der Spion in ihrem Haushalt war. Ich war hier, allerdings suchte ich selber nach ihm. Genau wie die Optimus-Einheit.

      Die Garden kamen hereingestürmt und packten mich. Sie gingen nicht zimperlich vor und ich konnte es ihnen nicht verübeln. Wenn sie Lady Jaxs Worten Glauben schenkten—und sie hatten keinen Anlass, ihr nicht zu glauben—, war ich höchstwahrscheinlich der Grund, warum ihre Leute in der Nacht unserer Ankunft auf Alera getötet wurden.

      Ich war also doppelt am Arsch.

      “Thor soll zuerst mit ihr reden und ich will, dass du die Polizei rufst. Nur für den Fall, dass sie gewalttätig wird. Thor kann dann entscheiden, was er mit ihr macht …, ob er sie der Polizei oder dem Palast übergibt.”

      Mit den Palastgarden würde ich klarkommen. Ich könnte einfach nach Trinity fragen. Sie würde mich vor ihren eigenen Garden retten. Aber die Polizei? Wenn sie mich für eine Spionin hielten, würden sie mich dann foltern und eventuell umbringen? Mich in eine Zelle stecken? Mich verschwinden lassen?

      Ich könnte ihnen zwar sagen, dass ich eine Prinzessin war, aber sie würden mir niemals glauben. Der ganze Planet suchte nach mir und meiner Schwester Destiny. Alle und jeder, obwohl sie nicht wussten, wie wir aussahen, oder dass wir tatsächlich Prinzessinnen waren. Und ich hatte Bäder geputzt und sie von vorne bis hinten bedient. Hmm. Nicht sonderlich royal. Und abgesehen davon würde der wahre Verräter jetzt vielleicht sein Gesicht zeigen oder zumindest zu mir kommen, um sich zu brüsten.

      Ich würde abwarten und sehen, wie die Sache sich entwickelte.

      Ohne Widerstand ließ ich mich von den Garden abführen. Und als sie in Lord Jaxs Büro Wache standen und auf Thor und die Polizei warteten, weigerte ich mich Tränen zu vergießen.

      Ich war eine verdammte Prinzessin.

      3

       Lord Thordis Jax, Mytikas City, Planet Alera

      “Mein Lord, sie werden zum Familienanwesen gerufen.” Meine Gouvernante, eine ernste und äußerst effiziente Frau stand im Eingang zu meinem Büro.

      “Meine Mutter?” fragte ich. Mutter ließ oft nach mir rufen. Wenn sie einsam war oder wenn ihr langweilig war oder wenn sie mir mal wieder eine potenzielle Braut vorführen wollte. Meine allerliebste Mutter führte immer etwas im Schilde; sie hoffte, dass die richtige Frau vorbeispazieren, meinen schlafenden Schwanz erwecken und mich zu Größerem inspirieren würde. Sie glaubte, mit einer Partnerin würde ich mich stärker in Politik und die Familienfinanzen investieren. Ich hatte es alles andere als eilig an den Eiern herumgeführt zu werden und einer Frau zu Füßen zu liegen. Und ich hatte nicht die geringste Lust, meine Mutter heute aufzumuntern.

      “Nein, mein Lord. Ihr Vater. Der Verräter wurde geschnappt. Er sagt, sie sollen sofort kommen.”

      Der Verräter? Geschnappt? Kein Wunder, dass sie nach mir riefen. Beide waren aufgrund der Ermittlungen gegen unsere Familie mehr als gestresst—verständlicherweise. Die Sache mit Zel hatte mich verflucht nochmal umgehauen. Ich war mit ihm aufgewachsen, sein Vater war Garde meines Großvaters gewesen. Wir waren zusammen zur Schule gegangen, waren beste Freunde. Bis wir einander fremd wurden. So fremd, dass er vom rechten Weg abgekommen war. Er hatte versucht die Prinzessin zu kidnappen. Und zwar nachdem ich mit ihr auf dem königlichen Empfang geplaudert hatte, was uns in den Augen der Optimus-Einheit nur noch verdächtiger machte.

      Der Verräter war gefasst worden. Halleluja. Ich stellte mein Kristallglas auf den Tisch und holte meinen Mantel. Die Luft in dieser Höhe war kalt.

      Der Tanz mit der Prinzessin hatte zwei Dinge mehr als deutlich gemacht. Erstens, Celenes Tochter war hochintelligent und kein ignorantes, verwöhntes Dümmerchen, wie ich es erwartet hatte.

      Und zweitens? Sie wusste sehr viel besser über Mytikas Bescheid, als sie sich anmerken ließ. Und sie tat alles was in ihrer Macht stand, um die Identität der anderen beiden Frauen zu schützen, die mit ihr nach Alera gekommen waren—dem Licht der Türme nach mussten beide royales Blut haben.

      Prinzessin Trinity war mir einen Schritt voraus—oder zehn— und das gefiel mir nicht. Kein bisschen. Mutter war zwar anderer Ansicht, aber ich kümmerte mich seit Jahren um unsere Geschäfte. Mein Vater wollte vor seiner Angebeteten nicht das Gesicht verlieren und gab sich kompetent, allerdings gab er ihr nur Informationen weiter, die ich ihm hier und da gesteckt hatte. Da ich in meinem eigenen Apartment in der Nähe des Stadtzentrums lebte, war es nicht schwierig die Farce aufrecht zu halten. Meine Mutter sorgte sich ständig um unseren Status, um Geld und Macht. Besser, wenn sie glaubte, dass alles beim Alten war. Dass ihr Partner sich um sie kümmerte und immer noch ein kompetenter, ehrgeiziger Lord war.

      Er hatte gesagt, er sei zu alt. Zu müde. Er wollte nichts sehnlicher, als mit seinen teuren und exotischen Haustieren herumsitzen, hier und da einen Schluck Wein trinken und seine Partnerin ficken. Über Letzteres wollte ich nicht einmal nachdenken. Aber er war total ihn sie vernarrt und das musste ich zumindest respektieren. Dieser ganze Schlamassel zehrte an uns allen und ich war mehr als froh, dass der Spuk jetzt womöglich vorüber war.

      Besonders, da ich jetzt für die Familie verantwortlich war. Ich hatte keine Partnerin und mein Schwanz war auch nach all den Jahren mit unzähligen Partys und einer Endlosschleife an Frauen noch nicht aufgewacht. Von meiner Partnerin fehlte weit und breit jede Spur.

      Früher war alles so einfach, so ruhig. Zumindest bis vor nicht allzu langer Zeit drei neue Türme über Mytikas Nachthimmel erleuchtet waren. Ganz Alera dachte wahrscheinlich wie ich, nämlich dass unsere Leben über Nacht durcheinandergewürfelt worden waren.

      Für die meisten war die Ankunft von Prinzessin Trinity ein Grund zur Hoffnung, die Leute waren neugierig und guter Dinge. Für andere aber machte das Licht der Türme jahrzehntelange Machtkämpfe und Intrigen zunichte. Zwischen den verfeindeten Häusern, die sich alle gegenseitig den Rang abliefen, um Königin Celenes Thron an sich zu reißen, war es verdächtig still geworden. Vor einer Woche noch hatte die royale Garde, darunter Leoron Turaya, Prinzessin Trinitys Partner, einen weiteren Einfall in die heilige Stadt verhindert.

      Die Angriffe auf die Hauptstadt waren jedes Mal von Söldnertruppen ohne Banner ausgeführt worden. Sie waren berüchtigt für ihre Brutalität und nahmen sich eher das Leben, als sich zu ergeben. Ich hatte mit Vaters Wachleuten gesprochen, nachdem sie mit den royalen Garden gekämpft hatten und sie alle hatten dasselbe berichtet.

      Die Söldnertruppen sprachen kein einziges Wort. Sie kämpften bis zum Tod oder sie verschwanden in der Nacht. Sie hinterließen keine Verletzten. Nur Tote. Und tote Söldner hatten nichts zu erzählen.

      Ich ging zur Straße raus und schlüpfte auf den Sitz meines Sprinters, der mich zum Haus meiner Eltern bringen würde. Das Haus Jax war der Krone gegenüber immer loyal gewesen. Jahrtausendelang hatten wir der Blutlinie der Alten gedient. Wie andere Familien auch. Diese aber mussten erst noch verstehen, dass ihr Kampf nicht mehr zu gewinnen war. Nicht mit drei neuen Türmen, die den Himmel über Alera erleuchteten.

      Im Hause Jax ging es im Moment allerdings drunter und drüber. Nicht der Krone wegen, das Problem lag gänzlich woanders. Bei uns gab es einen Spitzel und wir wollten herausfinden, wer es war. Ein Verräter, der bereit war unseren uralten Namen und die damit verbundene Ehre zu zerstören. Ich wünschte mir, mein Sprinter würde


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