Faith. Grace Goodwin

Faith - Grace Goodwin


Скачать книгу
gewusst hätte, dann hätte ich schwören können, dass Wissen ihn noch heißer machte, und nicht abkühlte.

      “Ich weiß nicht. Ich habe das noch nie zuvor gemacht.” Noch eine Wahrheit. Scheinbar wollte meine Muschi diesen Mann mit allen Mitteln glücklich machen, und sie hatte jetzt die Kontrolle über meinen Mund. Nichts konnte die pure, überwältigende Lust, die durch mich hindurch strömte, zum Versiegen bringen. Nicht einmal die beiden Polizisten, die jetzt zu meiner Linken und meiner Rechten standen und mich mit ihren fleischigen Händen auf meinen Armen an Ort und Stelle hielten.

      Zum Teufel, vielleicht war es genau das, was ihn so aufgeilte? Ließ er seine Frau am liebsten fesseln, um sein böses Spielchen mit ihr zu treiben?

      Der Gedanke ließ mich erschaudern und ich leckte mir die Lippen, als wollte ich ihn erneut kosten. Er war so verdammt nahe an mir dran. So nahe. Aber ich konnte mich nicht rühren. Konnte ihn nicht küssen. Konnte meinen Körper nicht gegen seinen reiben. Diese Aleranische Gluthitze würde mein Ende sein. Ein dämlicher Kuss und schon hatte ich den Verstand verloren.

      “Lügen!” Das war Lady Jax und sie kochte vor Wut. Ihr Gesicht war knallrot und aufgedunsen, ihre Augen quollen hervor, als ob sie ihr gleich aus dem Schädel platzten. Sie war nicht die Einzige, die sich ein bisschen abregen musste. “Warum zerstörst du unsere Familie? Eine Position in der Gesellschaft, die wir seit Jahrhunderten innehatten? Warum?” Letzteres brüllte sie hervor. Sie war außer sich.

      Weil sie mich aber so böse anschrie, konnte ich mich gerade lange genug von ihrem Sohn abwenden, um wieder ein bisschen Würde zu erlangen—und um meinen Verstand aus der Gosse zu hieven. Dennoch fiel es mir schwer.

      Zuerst dieser heilig-geile Kuss vom einzigen Sohn. Dem Alleinerben. Thor war das Ein und Alles dieser Familie, er war ihre Zukunft und sie glaubten, dass ich ihnen alles zunichtemachte. Auf dem Porträt, das sein Vater stolz im Haus aufgehängt hatte, sah er recht attraktiv aus. Ganz nah und persönlich aber?

      Gott. Er roch nach Hitze und Sex und roher Männlichkeit. Ich wollte auf ihn drauf steigen, unter ihn drunter kriechen, ihn kreuz und quer besteigen. Ich wollte meine Klamotten ausziehen und stundenlang seine nackte Haut spüren.

      Tagelang.

      Er hatte mich geküsst, sein Schwanz war hart wie Stein. Was bedeutete, dass er eine Partnerin haben musste. Schließlich wusste ich, dass die Schwänze der Männer auf Alera im Dornröschenschlaf ruhten, und zwar bis sie die richtige Frau fanden. Und dann … Dingdong! Die Endloslatte. Ich hatte mitangesehen, wie Leo auf Trinity abgefahren war, und wie die beiden kaum die Finger voneinander lassen konnten. Und da ich Thor vor gerade Mal fünf Minuten getroffen hatte, bezweifelte ich, dass diese geballte Alien-Geilheit auf mich gerichtet war. Vielmehr war er wohl ein verwöhnter Aristokratensohn, der glaubte, dass ihm die Welt zu Füßen lag—inklusive aller Frauen, die er wollte. Ich war eine Herausforderung, eine heiße Braut, die er ficken und dann vergessen konnte. Oder, in meinem Falle, in den Knast schicken konnte.

      Auf Alera lief es scheinbar doch nicht ganz so anders als auf der Erde.

      Allerdings war die Erde auch nicht länger mein Zuhause.

      Ich fühlte mich, als hätte ich kein Zuhause mehr. Nicht wirklich. Besonders seit Trinity für alle sichtbar Mutters Rolle im Palast eingenommen hatte. Es war nicht gerade so, als würde sie bald wieder zur Erde zurückkehren. Und selbst wenn Mutter gefunden werden sollte, würde Leo nicht mal eben in eine Kleinstadt umziehen. Vater war zwar immer noch dort, trotzdem würde es nie mehr werden, wie es einmal war. Ich wusste zu viel. Ich verstand jetzt, dass es da draußen so viel mehr gab.

      Und dieses mangelnde Fundament machte mich schwach. Verletzlich. Besonders ohne meine Schwestern, ohne irgendjemanden um mich herum, der wusste, wer ich wirklich war, was ich gerade durchmachte, meine Ängste, die Sorge um meine Mutter. Gott, Thors Berührung, sein Kuss hatte meine Emotionen aufflammen lassen. Und das machte alles schlimmer. Ganz gleich, wie verdammt scharf er war, ich würde mich nicht als sein Spielzeug für diese Woche hergeben. Nur weil ich mich als Dienstmagd ausgab, hieß das nicht, dass ich mich von ihm begrapschen lassen wollte.

      Außer, dass es so war. Verflixt, verdammt und Scheiße nochmal, und jeden anderen Fluch, den meine Schwester Destiny kannte und ich nicht. Ich wollte ihn. Er sollte mich abküssen. Mich anfassen. Auf mir drauf. Hinter mir. Unter mir. In mir drin.

      Diese bescheuerte Gluthitze machte alles zunichte. Seitdem ich auf diesem Planeten angekommen war, hatte mein Körper beschlossen, dass es jetzt an der Zeit war aufzuwachen. Und nicht gerade auf die langsame, ich-bin-noch-so-müde-Art. Nein, das hier war von null auf hundertachtzig, eine Explosion. Und meine Muschi saß jetzt im Fahrersitz. Nicht ich.

      Ich war nach dem Kuss immer noch ganz aufgewühlt, das Adrenalin pumpte so heftig durch meine Adern, dass ich kaum geradeaus blicken konnte und dieser verfluchte Bulle oder Wachmann war dabei mich anzugrabschen.

      Ich hatte im örtlichen Jugendclub einen Anfängerkurs in Selbstverteidigung belegt. Mutter hatte darauf bestanden, dass wir uns im Falle eines Angriffs zu verteidigen wussten. Aber ich war nicht Destiny, schon gar nicht, nachdem ich sechs Monate später zum Tennis gewechselt war. Sie hatte jahrelang Kampfsport geübt und war wie besessen von allen möglichen Kampfkunststilen. Davon, sie allesamt zu meistern.

      Ich konnte einen Griff lösen, das Gewicht eines Angreifers gegen ihn verwenden und die empfindlichen Stellen suchen. Ich wusste, wie man jemandem in die Eier boxte, die Augen traf und Finger brach. Aber das war’s auch. Ich hatte einen beeindruckenden Rückschwung, aber der war nicht zu meinem Vorteil.

      Was zur Hölle war nur eben passiert? Ich war wie ein Kung-Fu-Meister auf ihn losgegangen, wie ein Jackie Chan und sogar ein bisschen wie Jean Claude Van Damme. Ich hatte tatsächlich einen Polizisten angegriffen. Sogar auf ihn geschossen, mit einer dieser schicken Space-Pistolen, die ich eigentlich gar nicht bedienen konnte. Ich hatte sogar einen Knopf umgelegt, damit das Ding ihn nur betäuben würde. Dabei hatte ich nie zuvor eine dieser Waffen in der Hand gehalten!

      Irgendwie wusste ich es einfach. Genau wie ich einfach mein Gewicht verlagert und ihm mit dem Handrücken gegen die Luftröhre geschlagen hatte.

      Ich hatte kräftig ausgeholt. Ich riss den Kopf herum, um den Griff des heißesten Mannes im Universum zu brechen und erblickte den armen Polizisten, der mich anstarrte, als wären mir zwei Köpfe gewachsen. Er war jetzt wieder bei Bewusstsein, saß aber mit dem Rücken zur Wand auf dem Boden. Er war aus dem Betäubungsmodus der Ionenpistole aufgewacht und rieb sich etwas schmerzverzerrt am Hals.

      Ich hasste es anderen weh zu tun. Destiny und Trinity hatten sich immer über mich lustig gemacht, denn ich würde selbst eine Spinne im Haus einfangen und sie nach draußen bringen. “Tut mir leid,” sprach ich. “Ich wollte nicht so fest zuschlagen. Oder dich betäuben. Du hast mich einfach erschreckt.”

      War das etwa ein Schock auf seinem Gesicht? Der Mann sah recht nett aus. Ein ganz normaler Typ, der seinen Job machte. Ende dreißig, vielleicht vierzig. Wahrscheinlich hatte er eine Frau und zwei Kinder zuhause. “Alles bestens, Miss. Ich komme schon wieder in Ordnung. Ich habe nichts Ernstes davongetragen.”

      “Oh, na dann gut. Es tut mir wirklich leid.” Ich schenkte ihm ein herzliches Lächeln und er lächelte zurück. Gut. Er war tatsächlich okay.

      “Wer bist du?” Die Stimme war tief und umhüllte meinen Körper wie geschmolzene Schokolade. Bereits jetzt hätte ich diese Stimme überall wiedererkannt. Heiliger Strohsack, diese Geschichte mit der Gluthitze war bitterernst.

      Total echt.

      “Faith. Mein Name ist Faith.” Ich antwortete ihm, blickte ihm aber nicht in die Augen. Diese Lektion hatte ich bereits gelernt. Und warum sollte ich ihm nicht meinen echten Namen verraten, schließlich kannte sein Vater ihn ebenfalls und ich hatte ihn nie verheimlicht. Niemand hier wusste, wer ich war. Niemand hier suchte nach einer Faith Jones von der Erde. Außer meinen Schwestern wusste niemand, dass ich hier war.

      Also sie wussten schon, dass Trinity mit zwei weiteren Royals eingetroffen war, denn als Destiny und ich unser Blut auf den heiligen Stein getröpfelt


Скачать книгу