Dominic Thiem. Egon Theiner

Dominic Thiem - Egon Theiner


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20–30 % der Fälle zurückführen. Die Übertragung erfolgt dabei vor allem durch ungenügend gegartes Geflügelfleisch, da durchschnittlich jedes zweite Produkt verkeimt ist (Stand 2017). Weitere Infektionsquellen sind u. a. nicht pasteurisierte Milch (Rohmilch), kontaminiertes, nicht aufbereitetes Trinkwasser und rohes Hackfleisch.

      (Quelle: Wikipedia)

      Bob Brett, Günter Bresnik

      Doch nicht nur deswegen symbolisiert das Jahr 2013 ein Wendejahr im Leben des jungen Mannes. Nachdem er rund einen Monat im Krankenhaus verbracht hat und dieses geschwächt verlässt, hat Günter Bresnik eine Überraschung für seinen Schüler parat. Diese nennt sich Sepp Resnik.

      Der gebürtige Grazer Resnik, Jahrgang 1953, ist so etwas wie ein Urgestein unter den österreichischen Extremsportlern. Mit 17 wurde er Soldat, absolvierte die Jagdkommandoausbildung, wurde Offizier im Bundesheer, stand im Nationalteam für Militärischen Fünfkampf und trat 1984 zum Ironman Hawaii an – sechs Jahre, nachdem dieser Event dort erstmals über die Bühne gegangen war, ist Resnik der erste Österreicher, der dort antritt. Er radelt um die Welt, er tut es, weil er es kann und weil er dadurch ihm wichtige Organisationen unterstützen will, Wings for Life beispielsweise.

      „Du musst jeden Tag an deine Grenzen gehen – und darüber hinaus!“ ist ein Credo des Extremsportlers. Gut trifft sich, dass er gerade in Pension gegangen ist, als seine Zusammenarbeit mit Dominic Thiem beginnt. Resnik, 60, kauzig, zusammen mit Thiem, 19, zurückhaltend? Was ist denn das für eine Idee?

      Eine sehr gute, immerhin bleibt Sepp Resnik einige Jahre an der Seite des Tennisspielers. 2013 macht er ihn fit für die Männer-Tour, und er tut es mit unkonventionellen Methoden: Mit Trainings mitten in der Nacht, mit Orientierungsläufen durch Wälder und Parks – wie beispielsweise den MilAk-Park in Wr. Neustadt, mit dem Schleppen von Baumstämmen. Irgendwie erinnert die Szenerie an jene aus den „Rocky“-Filmen, in denen der Held in einem Schlachthaus auf totes Fleisch einboxt (Rocky, 1976) oder in dem er in der russischen Wildnis Schlitten zieht, Holz hackt, Baumstämme schleppt (Rocky IV, 1982). Resnik ist ein Schleifer, einer, der die Natur dem Fitnesscenter vorzieht, weil er dort alles findet, was man zum Training braucht. Ist es eben kein formvollendetes Chrom, sondern ein schweres Stück Holz. Ist es eben nicht trocken, sondern regnerisch. Der Steirer ist einer, der Thiem auf allen Ebenen fordert und ihm zu verstehen gibt, dass Exzellenz nur durch Exzellenz erreicht wird: Will man Großes erreichen, muss man bereit sein, auch alles dafür einzusetzen.

      In der Zwischenzeit gehen auch Tennistrainings und das Leben in Bresniks Tennis-Akademie weiter. Der Startrainer kümmert sich um einen Spieler, den er im Buch Die Dominic Thiem Methode als „Glücksfall“ bezeichnet. Ernests Gulbis aus Lettland steht Ende des Jahres 2013 auf Platz 24, während Thiem Nr. 130 ist. Er wird ein idealer Trainingspartner für Dominic Thiem sein. Dabei sind Gulbis und Thiem ebenso unterschiedlich wie Resnik und Thiem, sie unterscheiden sich in der Ausstrahlung, sie haben verschiedene Interessen. Der eine, Gulbis, tritt auf, als gehörte er zu den Weltbesten. Beim anderen, Thiem, vermutet man, dass es Angst haben könnte, zu stören. Gulbis ist für den Österreicher nicht nur ein starker Trainingspartner, der ihn mit jedem Ball fordert und ihn somit über Wochen und Monate zu einem besseren Spieler macht, sondern er zeigt ihm auch Attitüde und Auftreten außerhalb des Platzes.

      Ab Mitte Juli beginnt das Spieljahr 2013 so richtig ins Laufen zu kommen. Beim ITF-Turnier in Italien verliert Dominic Thiem erst im Finale gegen Marco Cecchinato (3:6, 4:6), in Kitzbühel entscheidet er in der zweiten Runde ein weiteres so genanntes Generationenduell für sich. Gegen Jürgen Melzer gewinnt Thiem 7:5, 6:3. Der Erfolg gegen den 13 Jahre älteren Landsmann bringt Weltranglistenpunkte und rund 12.000 Euro Preisgeld. Im Viertelfinale verliert der Lichtenwörther gegen den Spanier Albert Montañés 4:6, 3:6.

      Ein ITF-Finalsieg im norditalienischen Este (gegen Norbert Gombos/SVK, 6:1, 6:4) folgt: Es ist der bislang größte Turniersieg in seiner jungen Karriere, dieser bringt ihm 35 ATP-Punkte und einen Rang unter den ersten 200 in der Weltrangliste.

      In Como verliert er in drei Sätzen den ATP Challenger gegen Pablo Carreño Busta (ESP), gewinnt aber jenen in Marokko gegen Teymuraz Gabashvili (RUS). Und wieder ist es Herbst geworden, und wieder steht das Stadthallenturnier an. Nach zwei Spielen steht Thiem im Viertelfinale die Nummer acht der Welt gegenüber, der Franzose Jo-Wilfried Tsonga. Vor ausverkauften Tribünen liefert Thiem dem Superstar einen harten Kampf und verliert letztlich 4:6, 6:4, 6:7 (3/7). Tsonga ist statistisch gesehen da und dort besser, er serviert 16 Asse (gegen 6 Thiems), begeht drei Doppelfehler (Thiem: 4), verwertet einen von zwei Breakbällen (Thiem: einen von acht), doch grundsätzlich ist das Match – Zahlen zur Hand – ausgeglichen. Der Sieger zieht weiter, dem Verlierer wird aufgezeigt, was alles möglich ist.

      Dominic Thiem, Jürgen Melzer

      Ein Sieg beim ATP Challenger im marokkanischen Casablanca (6:2, 7:5 gegen den Italiener Potito Starace) und ein Aus in der ersten Runde von Bratislava beenden das Wettkampfjahr des nunmehr 20-Jährigen. Am 30. Dezember wird Thiem als Nummer 139 der Welt geführt. Tendenz steigend.

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       Auf der Suche nach Größe

       Wie sich Österreich im Sport immer wieder neu entdeckt und überrascht realisiert, dass es doch viel, viel mehr ist als eine reine Wintersportnation.

      Zugegeben, es wäre, nein: ist jetzt leicht, die üblichen Fakten und Platituden zu bemühen und auf die großen sporthistorischen Momente Österreichs zu verweisen. Aber es ist nun einmal so. Der Sport ist in jedem Land, nicht nur in Österreich, eines der Vehikel des Selbstwertgefühls. Das ballesterische „Wunder von Bern“ 1954 prägte Deutschland in den Nachkriegsjahren, der Fußball-WM-Titel 1982 ließ Italien enger zusammenrücken, bei Olympischen Spielen in den 1970er- und 1980er-Jahren war für kommunistisch-sozialistische Staaten die Medaillenwertung Sinnbild der gesellschaftlichen Überlegenheit. Und letzthin rittern die USA und China bei Sommerspielen um Platz eins, es ist einmal mehr ein Clash auf den Spielfeldern und ein Aufeinandertreffen der Systeme.

      Und Österreich? Hat den kaiserlich-königlichen Glanz nach dem Ersten Weltkrieg verloren, war am Boden zerstört nach dem Zweiten, hat sich wieder erhoben mit den Tugenden harter Arbeiter und dem Weitblick intelligenter Staatsführer. Und hat gejubelt, als Toni Sailer 1956 in Cortina gleich drei Goldmedaillen im Alpinen Skilauf gewann. Der Tiroler ist sowas wie der erste sportliche Hero des Landes in der Nachkriegszeit, nachdem zwischen den Kriegen Matthias Sindelar auf dem Fußballplatz seine Landsleute verzücken konnte.

      Und weil Österreich in den Alpen liegt, die Winter prinzipiell schneesicher waren, ist Österreich eben das Wintersportland schlechthin. Im Alpinen Skisport dominierten nicht immer, aber meistens, die rot-weiß-roten Farben, Olympische Winterspiele, die zu einem Desaster wurden, lassen sich an einer Hand abzählen, 1984 beispielsweise, als es in Sarajewo gerade mal eine Bronzemedaille durch Hans Enn gab. Da erinnert man sich lieber an 1992, als in Albertville in verschiedenen Sportarten gleich 21, davon sechs aus Gold, zu feiern waren. Stars und Superstars auf den Pisten hat Österreich aufgrund seiner strukturierten Nachwuchsarbeit (und/oder aufgrund von Eigeninitiativen) und der professionellen Führung des Verbandes fast wie am Fließband produziert: Annemarie Moser-Pröll, Michaela Dorfmeister, Alexandra Meissnitzer, Stephan Eberharter, Hermann Maier zuerst, Anna Veith, Marcel Hirscher dann.

      Skifahren, ja eh. Ein Sport, der in zwei Dutzend Ländern der Welt seriös betrieben wird, ätzen Kritiker, ein Sport, in dem Österreich aufgrund der geografischen Lage ohnehin schon


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