Hasse mich nicht. Jessa James

Hasse mich nicht - Jessa James


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Gesicht und komme mir blöd vor.

      „Ich werde uns einen Kräutertee machen“, verkündet sie. „Und du kannst anfangen, mir zu erzählen, was passiert ist.“

      Sie geht und füllt den Wasserkocher. Ich setze mich auf einen unserer Küchenstühle und bemühe mich, meine Tränen unter Kontrolle zu bringen. Evie bedrängt mich nicht weiter. Sie greift lediglich in den Küchenschrank, um zwei Tassen und die Schachtel mit den Teebeuteln herunter zu holen, wobei sie vorgeht, als wäre ich gar nicht anwesend.

      Aus irgendeinem Grund beruhigt mich das ein wenig. Ich schließe die Augen und konzentriere mich einige Minuten auf meine Atmung. Der Wasserkocher pfeift, das Geräusch schrill und laut. Als ich meine Augen wieder öffne, gießt Evie gerade Wasser in zwei Tassen.

      „Hier, das ist eine Zitrone-Kamille Mischung“, sagt Evie, während sie eine Tasse vor mich stellt. „Ich finde ihn wirklich tröstlich. In den letzten Wochen habe ich einen Beutel nach dem anderen davon getrunken.“

      Ich krümme meine Hände um die Tasse und spüre die Wärme des Inhalts. Ich spähe hinein und sehe einen gelblichen Wirbel unten am Tassenboden. Ich blinzle. Ich versuche, mir einen Reim aus etwas zu machen, das Evie gerade gesagt hat, darüber eine Menge Teebeutel zu verwenden und Trost…

      „Also… willst du mir von der Trennung erzählen? Oder möchtest du lieber mit der Schwangerschaft anfangen?“, fragt Evie, die die Ruhe selbst ist. Sie starrt einen Augenblick ins Leere. „Warte, lass uns einfach mit der Trennung anfangen.“

      Ich blinzle sie an, aber sie bläst nur in ihre Teetasse. „Ähmm… okay…“

      Sie mustert mich mit warmen Augen. „Ich vermute mal, dass es um Jameson geht?“

      Ich wische mir eine Träne aus dem Augenwinkel und nicke. „Ja.“

      „Das war ja klar. Er ist ein Scheißkerl, falls dir das hilft.“

      Das entlockt mir einen merkwürdigen Laut, etwas, das eine Mischung aus einem Glucksen und einem Grunzen ist.

      Evie nimmt sich einen Moment, um ihren Teebeutel ein paarmal nach unten zu tunken, und trinkt dann einen Schluck. „Mmm. Okay, also. Wie lange habt ihr zwei euch getroffen?“

      Ich räuspere mich und zwirble den Faden des Teebeutels. „Ungefähr zwei Monate. Vielleicht etwas mehr.“

      „Und war es ernst? Ich meine, natürlich war es ernst, denn schau dich nur an. Aber ich meine… habt ihr beiden… die Worte Freund und Freundin benutzt oder… ich liebe dich gesagt?“

      Ich schüttle den Kopf, unfähig, vom Tisch aufzuschauen. „Nein.“

      Sie zieht das Gesicht zusammen und denkt nach. „Aber du hast tiefe Gefühle gehegt, schätze ich mal.“

      „Ja. Ich meine, ich hatte definitiv das Gefühl, als…“ Ich halte inne, sammle meine Gedanken. „Ich hatte das Gefühl, als hätte ich die eine Person gefunden, die es einfach… kapiert. Oder mich kapiert? Ich weiß nicht. Vielleicht soll jeder, mit dem man Sex hat, so sein, aber –“

      „Warte, du hast ihm deine Jungfräulichkeit geschenkt?“, fragt Evie. Ihre Augenbrauen schnellen in die Höhe. „Verdammt, Mädel.“

      Daraufhin lasse ich eine Minute verziehen, in der ich an meinem Tee nippe. Er ist wirklich irgendwie tröstlich, der Zitronengeschmack und Kräuterduft.

      „Ich bin seit Jahren in Jameson verliebt“, gestehe ich schließlich. Es ist irgendwie eine Erleichterung, es laut vor jemandem auszusprechen. „So ungefähr seit ich alt genug war, um schmutzige Träume zu haben. Ich dachte irgendwie immer, irgendwo in meinem Hinterkopf, dass wir zusammenkommen würden. Seit ich fünfzehn war, hatte ich vor, ihm meine Jungfräulichkeit zu schenken, noch bevor ich richtig wusste, was das eigentlich bedeutet.“

      Evies Augen weiten sich, es ist fast schon komisch. „Warte, du hast… dich für Jameson aufgehoben?“

      Ich zucke mit den Achseln und erröte. „Ja, das habe ich. Ich meine, die letzten paar Jahre steckte keine Absicht mehr dahinter. Aber als ich anfing, diese ‚Ich fühle mich zu dir hingezogen‘-Signale von ihm zu empfangen, wollte ich irgendwie… da wollte ich wirklich, wirklich dafür sorgen, dass es auch passiert.“

      „Määädelll“, sagt sie aufgeregt. „Ich kann nicht fassen, dass du schon so lange auf ihn stehst! Und ich kann nicht fassen, dass ich es nicht wusste.“

      Ich beiße auf meine Lippe und zucke mit einer Schulter. „Spielt keine Rolle wegen Asher.“

      Sie setzt sich etwas aufrechter hin. „Asher? Was hat er mit irgendetwas davon zu tun?“

      „Asher hat vor Jahren diese bescheuerte Regel aufgestellt. Er hat Jameson und Forest und Gunnar gesagt, dass sie nicht mit mir schlafen dürfen. Tatsächlich hat er Gunnar mehrere Male in seine Schranken verwiesen, denn Gunnar ist…“ Ich suche nach dem richtigen Wort.

      „Eine Schlampe?“ Evies Mundwinkel krümmen sich nach oben.

      „Ja. Jedenfalls existiert diese Regel, seit ich einen Busen bekam, glaube ich. Denn ich kann ja offensichtlich nicht selbst entscheiden, mit wem ich schlafen möchte. Gäbe es diese Regel nicht, würde ich nämlich einfach mit jedem Kerl, den ich sehe, in die Kiste hüpfen!“, sage ich sarkastisch. „Aber Asher hat natürlich keine Regeln darüber, mit wem er schlafen oder wen er daten darf.“

      Evie blickt hinab auf den Tisch und fährt gedankenverloren etwas nach. „Das klingt nicht fair.“

      „Dankeschön! Das ist es auch nicht.“ Ich lehne mich zurück und versuche, nach meiner berechtigten Empörung zu greifen, aber sie ist nicht da. Ich bin viel zu beschäftigt damit, traurig zu sein, als das irgendeine andere Emotion eine Chance hätte.

      „Also… bist du schon bereit, über die andere Sache zu reden?“, erkundigt sie sich sanft.

      Mein Herz beginnt wie wild zu hämmern, wenn ich nur daran denke. Ich nicke langsam. „Ja, ich denke schon. Es ist nur… ich trage eine Spirale.“

      Sie legt den Kopf schief. „Und trotzdem denkst du, du könntest schwanger sein?“

      Meine Augen füllen sich erneut mit Tränen. Ich fühle mich erbärmlich. „Ja.“

      Evie betrachtet mich eine Minute. „Ich vermute, dass du deswegen keine Glücksgefühle verspürst.“

      Ich trinke einen Schluck von meinem Tee, um mich zu beruhigen. Dann hole ich tief Luft. „Ich meine, ich bin ziemlich hin und hergerissen. Einerseits ist da mein fünfzehnjähriges Ich, das… vor Freude jubelt. Ich habe diesen Kerl mein halbes Leben geliebt und jetzt werde ich sein Baby bekommen? Nun… ich hätte mir kein besseres Ergebnis vorstellen können, in der egoistischsten Version.“

      Sie schürzt die Lippen. „Und andererseits?“

      „Tja, die Kehrseite wiegt doppelt so schwer. Zuerst einmal bezweifle ich, dass das fünfzehnjährige Mädchen besonders glücklich darüber wäre, dass Jameson mit mir Schluss gemacht hat. Und zweitens studiere ich verdammt nochmal Jura! Unter dem Jahr lerne ich und gehe zur Uni, ab dem Moment, in dem ich aufwache, bis zu dem Moment, wenn ich Schlafen gehe. Das ist alles. Ich habe keine Zeit für irgendetwas anderes. Da noch ein Baby hinzuzufügen, das ist wie… ein Rezept für Desaster.“

      „Definitiv. Ich meine, du könntest damit klarkommen, aber du möchtest es nicht unbedingt.“

      „Genau. Aber… da ist trotzdem ein Teil von mir, der irgendwie Babyverrückt ist. Ich stelle mir vor, wie wundervoll unser Kind wäre. Ich meine, hast du schon mal Babyschuhe gesehen? Denn die sind so verflixt niedlich. Und ich kann uns sehen, wenn sie ein bisschen älter ist. Ich, angezogen für ihre erste Ballettaufführung…“

      Ich lasse das Gespräch für eine Minute verstummen, in der ich von pinken Haarschleifen träume. In meinen Gedanken ist Jameson ebenfalls da, denn ich denke, wenn er wüsste, dass ich schwanger bin, würde er darauf bestehen,


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