Hasse mich nicht. Jessa James

Hasse mich nicht - Jessa James


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arbeiten. Wie wäre es mit dem Tag danach?“

      „Ich bin den ganzen Mittwoch beschäftigt“, erwidert sie mit flacher Stimme. „Wann ist dein nächster freier Tag?“

      „Ich habe Donnerstagmorgen frei“, antworte ich achselzuckend.

      „Schön. Dann lass uns um zehn Uhr treffen?“ Sie blickt sich rastlos um, eindeutig bereit, zu gehen.

      „Zehn ist perfekt.“ Zehn ist eigentlich furchtbar für mich. Ich hatte vor, den ganzen Morgen zu surfen, aber das sage ich Emma natürlich nicht. „Soll ich irgendetwas mitbringen?“

      „Bring einfach nur deine Bücher. Ich texte dir den Ort.“

      Mir liegt die Frage auf der Zungenspitze, warum zum Henker sie keine einzige meiner ‚wollte nur fragen, wie es dir geht‘–SMS beantwortet hat. Aber ich verkneife sie mir.

      „Okay. Super –“

      Sie dreht sich bereits wieder zu ihrem Einkaufswagen um, bereit, den Abflug zu machen.

      „Emma, warte…“, sage ich.

      Ihr dunkler Kopf dreht sich und sie sieht zu mir, Desinteresse in ihrem grünen Blick. „Ja?“

      Nichts hat mich jemals so tief, so schnell getroffen. Ich sauge scharf Luft ein und atme meine Antwort aus. „Danke.“

      Sie verdreht die Augen, schnappt sich ihren Wagen und eilt zum vorderen Teil des Ladens. Ich beobachte sie beim Weglaufen. Der Saum ihres Sommerkleides schwingt über die Rückseite ihrer Schenkel.

      Fuck! Dämlich!, verfluche ich mich schweigend.

      Ich habe das verursacht. Ich tat es um Ashers Freundschaft willen, aber es tut trotzdem tierisch weh.

      Ich laufe gemächlich zurück zu meinem Einkaufswagen, wobei ich mich fühle, als wäre ich gerade von einem verdammten Lastwagen überfahren worden. Ich blicke zurück, doch Emma ist fort.

      Meine Ellbogen auf den Wagen stützend, schlendere ich durch die Gänge, weil ich sie nicht bedrängen möchte, indem ich zur Kasse gehe, während sie dort in der Schlange darauf wartet, bezahlen zu können. Ich stoppe eine Sekunde und reibe mit einer Hand über meine Bartstoppeln.

      Ich weiß, dass es so besser ist. Ich musste mit ihr Schluss machen. Asher hätte es früher oder später herausgefunden… und seine Freundschaft bedeutet mir alles.

      Also bin ich gewillt, schweigend zu leiden. Aber ich will Emma trotzdem noch in meinem Leben haben… selbst wenn es nur als Freunde möglich ist.

      Das können wir tun, denke ich. Wir können Freunde sein.

      Oder?

      3

      Emma

      Warum habe ich nicht einfach Nein zu Jameson gesagt?

      Diese Frage drehe und wende ich immer wieder in Gedanken, während ich die Fahrt von meinem Haus zu dem kleinen Coffee Shop am Strand mache, wo ich gerne lerne.

      Warum bin ich so gutmütig?

      Ich kenne die Antwort allerdings. Sowie Jameson in dem Gang im Supermarkt auf mich zukam, war es, als wären meine Füße mit dem Boden verwachsen. Ich war erstarrt, weil ich für den Bruchteil einer Sekunde dachte, er würde mich gleich bitten, ihn zurückzunehmen.

      Ich schlucke die schmerzhafte Erinnerung daran hinunter, wie schwach ich mich in seiner Gegenwart fühlte, so einfach zu zerstören… wenn Jameson auch nur ein Wort darüber verloren hätte, dass er mich zurück will, ich weiß nicht, wie ich die Kraft hätte finden sollen, Nein zu sagen. Er hat mich sitzen gelassen und mich schlecht behandelt und dennoch hätte ich sofort die Chance ergriffen, das alles nochmal zu tun.

      Wie erbärmlich bin ich eigentlich?

      Zum Glück wollte mich Jameson nur wegen meines Gehirns. Das ist die verflixte Geschichte meines Lebens, genau das. Er flehte mich an, ihm beim Lernen für seinen GED zu helfen, und wie eine Idiotin stimmte ich zu.

      Ich bin so, so dumm. Dumm und erbärmlich.

      Ich parke mein Coupé auf einem Parkplatz vor dem Coffee Shop. Als ich nach der Uhrzeit schaue, stelle ich fest, dass ich etwas zu früh für unser Treffen dran bin. Ich schnappe mir meine Handtasche, laufe in den kleinen Laden und lächle, weil es hier so gemütlich ist. Von den nicht zu einander passenden Sofas bis hin zu den eklektischen Kunstwerken an den Wänden schreit dieser Laden für mich einfach ‚chill hier für immer‘.

      Auf meinem Weg zur Theke bemerke ich die in die Jahre gekommene Espressomaschine und das junge, hippee Personal. Das Mädchen, das kommt, um mich zu bedienen, ist eine junge Latina, die taillenhohe Denimshorts trägt und etwas, das wie ein schwarzes Balletttrikot aussieht.

      „Hey“, sagt sie und nickt mir zu. Sie verschiebt ein paar der Teller mit Scones und Muffins unter dem Tresen und drängt mich nicht zur Eile.

      „Hey. Kann ich einen kleinen Latte haben? Und…“ Ich beuge mich nach vorne, um das Gebäck zu inspizieren. „Was kannst du mir empfehlen?“

      „Mmm… ich mag die glutenfreien Pop Tarts“, antwortet sie und deutet darauf. „Sie sind wirklich gut dafür, dass sie glutenfrei sind.“

      „In Ordnung, ich probiere einen.“ Ich lächle sie an, während sie meine Bestellung eintippt, bezahle mit Karte und sehe mich dann nach einem Tisch um.

      Letzten Endes entscheide ich mich für einen der Bartische in der gegenüberliegenden Ecke, da ich das Gefühle habe, dass ein Sofa als Sitzgelegenheit wirklich die falsche Botschaft senden würde. Ich nehme meinen Latte und meine Pop Tart und setze mich dann auf den hohen Stuhl.

      Während ich mein krümeliges Gebäck esse und darauf warte, dass Jameson kommt, sehe ich mich um. Die Wände sind in einem dunklen Lila gestrichen und überall hängen Kunstwerke. Ich schaue aus dem riesigen bodentiefen Fenster zu meiner Linken und entdecke Jameson, der in Richtung Laden schlendert. Seine Silhouette zeichnet sich vor dem Hintergrund des Strandes ab.

      Dunkle Haare, einige Tage alte Stoppeln auf seinem Kinn und Wangen, groß und breit. Ich schlucke, als mir bewusst wird, dass er seine Ledermotorradjacke und schwarze Jeans trägt. Ihn in dieser Jacke zu sehen, weckt Sehnsucht in mir.

      Er ist nach wie vor so umwerfend, dass allein in seiner Nähe zu sein mich leicht aus der Bahn wirft. Er kommt herein, sieht mich und läuft zu mir.

      „Hey“, sagt er und stellt seinen Rucksack ab. „Oh, du hast dir schon was geholt. Ich wollte dir eigentlich kaufen, was auch immer du willst, dafür, dass du mir hilfst.“

      Ich zucke mit den Achseln. „Ist schon in Ordnung.“

      Er wirkt verblüfft. „Okay, lass mich mir nur schnell etwas holen. Dann können wir anfangen.“

      Ich trommle mit den Fingern, während er zur Theke läuft. Als er in der Schlange wartet, erröte ich leicht bei dem Gedanken daran, dass ich Evie anflehen muss, über ihren Job zu reden in der Hoffnung, dass sie dabei kleine Informationsbröckchen über Jameson fallen lässt. Wenn das der Fall ist, quetsche ich sie so beiläufig ich kann aus, aber sie durchschaut mich jedes Mal.

      Noch ein weiteres winziges bisschen Scham in meinem Alltag. Jetzt kann ich es einfach abtun, aber später, wenn ich allein in meinem Bett liege, werde ich mich an das hier erinnern.

      Jameson kommt mit einem kalt gebrühten Kaffee zurück, an dem er nippt, während er neben mir Platz nimmt. Während ich hier sitze und seine Kehle anstarre, wenn er etwas von dem Kaffee schluckt, auf seine langen Finger blicke, während er sein Glas auf den Tisch stellt, wird mir klar…

      Ich mag Jameson im Moment hassen. Ich mag wütend darüber sein, wie er die Sache mit mir beendet hat. Ich mag sogar etwas Zeit damit verbracht haben, mir vorzustellen, wie er von einem Bus überfahren wird.

      Doch


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