Hasse mich nicht. Jessa James

Hasse mich nicht - Jessa James


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räuspert sich. „Ich meine, das klingt schrecklich schön.“

      Ich schüttle den Kopf. „Ich denke, dass ich eine sehr komplexe Situation massiv vereinfache. Wenn ich wirklich schwanger bin und beschließen würde, es zu behalten, wären die Dinge zwischen Jameson und mir… nun, komplex ist eine nette Art, es zu beschreiben.“

      „Tjaaa…“, sagt sie. „Du weißt doch noch nicht einmal, ob du dir darum Sorgen machen musst. Und es gibt eine ziemlich einfache Methode, herauszukriegen, ob du das tun musst. Also… du weißt schon, alles schön der Reihe nach.“

      Ich seufze. „Wir haben keine Schwangerschaftstests hier. Ich hab nachgeschaut.“

      Sie steht auf. „Das haben wir aber so was von. Ich weiß, wo sie sind. Jetzt sieh zu, dass du den Rest von deinem Tee trinkst, er ist leicht harntreibend.“

      Ich taxiere sie aus zusammengekniffenen Augen, doch sie marschiert bereits aus dem Raum. Ich trinke die Tasse mit dem schnell abkühlenden Tee aus und mache mich dann auf den Weg in den Flur. Sie trifft mich dort, da sie gerade aus ihrem Zimmer kommt.

      „Hier“, sagt sie und reicht mir einen in Plastik verpackten Schwangerschaftstest. „Du pinkelst auf das Ende, dann wartest du zwei Minuten. Dann werden wir wissen, womit wir es zu tun haben.“

      Ich nehme ihr den Test ab und runzle die Stirn. „Wie funktioniert der? Ich meine, woher wissen wir, ob er stimmt?“

      „Diese Dinger sind zu 95% akkurat. Pinkel einfach auf das Ende und dann werden wir sehen, womit wir es zu tun haben.“

      Tief Luft holend laufe ich ins Bad. Ich pinkle schnell auf das Stäbchen, dann lege ich den Test neben das Waschbecken und öffne die Badtür. Evie lehnt an der Wand, als ich sie öffne.

      „Fertig?“, fragt sie.

      „Ja, jetzt müssen wir nur noch warten.“ Ich werfe einen Blick auf den Test, denn ich möchte, dass er fertig ist.

      Doch in meinem Herzen kann ich mich nicht entscheiden, welches Ergebnis ich mir wünsche.

      Falls er positiv ist, ist mein Leben, wie ich es kenne, vorbei. Daran besteht kein Zweifel. Ich werde das Jurastudium abbrechen müssen. Ich werde mit den enttäuschten und wütenden Gesichtern meiner Familie zurechtkommen müssen. Schlimmer, ich werde es Jameson erzählen müssen.

      Andererseits wäre es auch gelogen, würde ich behaupten, dass ich nicht ein klein wenig aufgeregt bin. Ein Baby ist eine große Veränderung und eine gewaltige Verantwortung, aber es wäre Jamesons Baby. Ich hätte ein kleines Stück von ihm, komme was da wolle.

      „Emma, ich denke, du kannst jetzt nachschauen“, sagt Evie sanft.

      Ich sehe zu ihr, so nervös wie noch nie zuvor. Mit zitternden Händen greife ich nach dem Test. Ich hole tief Luft, dann schaue ich nach.

      Er ist negativ. Ich blicke zu Evie und spüre, wie mir Tränen der Erleichterung in die Augen treten.

      „Negativ“, verkünde ich und lehne mich an das Waschbecken. Ich schließe die Augen. „Oh Gott. Gott sei Dank.“

      „Das ist gut“, sagt Evie, die mich von hinten umarmt. „Jetzt muss sich dein Leben überhaupt nicht verändern.“

      Ich lege den Test beiseite und drehe mich um, um sie richtig zu umarmen. Ich vergrabe mein Gesicht in ihren schwarzen Haaren und atme tief ein. „Danke, dass du mir hierbei die Hand gehalten hast.“

      „Selbstverständlich“, sagt sie nur. „Das machen Mädchen nun mal für einander.“

      Ich löse mich von ihr. „Weißt du, was sie noch tun? Sie bestellen eine Trennungs-Pizza.“

      Sie lacht. „Es ist noch ziemlich früh am Tag dafür. Was hältst du davon, wenn ich uns stattdessen ein paar Trennungs-Omeletts zusammenrühre?“

      Ich lächle sie an. „Okay. Wir haben einen Deal. Aber ich verlange, dass wir uns bis zum Ende des Tages Pizza und Eiscreme liefern lassen. Mir ist heute danach, meine Emotionen zu essen.“

      „Deal.“

      Evie stößt sich von der Wand und ich werfe den Test in den Mülleimer im Bad. Ich bin immer noch ein wenig traurig und ich bin mir sicher, dass das in Wellen kommen und gehen wird…

      Aber wenigstens bin ich nicht schwanger. Die Dinge könnten schlimmer sein.

      2

      Jameson

       Ein Monat später

      Ich trete mit voller Wucht auf die Bremsen meines Jeeps auf dem Parkplatz des Supermarkts und knirsche mit den Zähnen wegen der Person, die vor mir rückwärts aus der Parklücke fährt. Bei dem Auto handelt es sich um einen alten Buick und der Fahrer ist zweifelsohne uralt, aber ich bin trotzdem wütend.

      Wenn ich ehrlich bin, macht mich dieser Tage alles wütend. Für ungefähr eine Woche nach meiner Trennung von Emma hatte ich Asher, mit dem ich abhängen und bei dem ich mich über das Leben auskotzen konnte. Doch dann verschwand er und ist seitdem nicht wieder aufgetaucht.

      Emma habe ich auch weder gesehen noch gehört, nicht dass ich ihr daraus wirklich einen Vorwurf machen kann. Es war nicht gerade die einfachste Trennung aller Zeiten, für keinen von uns.

      Ich lenke mein Auto auf einen Parkplatz und steige aus. Uns sind im Cure sämtliche Zitrusfrüchte ausgegangen, weshalb ich hier bin und einen Einkaufswagen suche. Ich schiebe den Wagen in den Laden und steure direkt auf die Obst- und Gemüseabteilung zu.

      Die Produkte hier sind gut und billig. Es gibt haufenweise Grünzeug und buntes Gemüse, alles in diesen schwarzen Kühlkästen gelagert, die gelegentlich mit Wasser besprüht werden. Ich wende mich den Stapeln Zitruskisten zu und nehme mehrere Handvoll Zitronen, Limetten, Orangen und Grapefruits.

      Dann überlege ich es mir anders und schnappe mir einfach eine Kiste für jede Zitrussorte, die ich anschließend in meinem Wagen staple. Ich blicke finster auf die Früchte hinab. Da ich schon im Laden bin, habe ich auch noch einige andere Dinge zu besorgen, weshalb ich meinen Wagen weiterschiebe.

      Ich kann nicht aufhören, an Emma zu denken. Ich denke hier an sie. Ich denke im Kino an sie. Ich denke an sie, wenn ich auf dem Highway fahre und wenn ich am Strand bin.

      Ich weiß, dass ich sie einfach vergessen sollte. Immerhin habe ich ihr mehr oder weniger gesagt, dass wir nie ein Paar waren. Aber irgendwie kann ich es nicht.

      Stattdessen gehe ich zum ungefähr tausendsten Mal die Informationsbröckchen durch, die ich von unseren gemeinsamen Freunden gesammelt habe. Vor ungefähr zwei Wochen fragte ich Evie, wie es Emma geht. Ich erhielt einen steinernen Blick zur Antwort. Evie zog eine Braue hoch und sagte mir, dass es Emma gut gehe.

      Ihre eisige Haltung verriet mir, dass Emma ihr alles erzählt hatte… und dass Evie nichts davon hielt, wie ich mit der Situation umgegangen war. Ich brauche Evies Missbilligung nicht. Davon verspüre ich selbst schon genug, ohne dass sie noch Salz in die Wunde streut.

      Ich schiebe meinen Wagen durch den Cerealiengang und ziehe meine Lieblingsgranolasorte aus dem Regal. Letzte Woche knickte ich ein und fragte Asher nach seiner Schwester, als wir zusammen arbeiteten. Er warf mir nur einen seltsamen Blick zu und sagte, dass es ihr gut ginge.

      Das ist also alles, was ich weiß. Ihr geht es gut. Sie ist nur… weg.

      Aus meinem Leben zumindest. Ich hatte erwartet, sie an irgendeinem Punkt vielleicht im Cure zu sehen oder wenn sie mit Asher abhängt. Immerhin ist sie vor dieser ganzen Geschichte immer einfach aufgetaucht.

      Nun, ich schätze, das habe ich verdorben.

      Ich wandere durch die Gänge, während der Wagen ein schwaches Quietschen von sich gibt. Es ist einen Monat her und ich habe einfach das Gefühl, als würde ich festhängen.

      In meinem


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