Rescue: Zeig's mir mit Gefühl. Janice Blendell
ihren Po, um möglichst alle Wunden damit zu bedecken, danach wusch sie ihre Hände.
Anschließend ging sie zu ihrem Kleiderschrank und holte einen neuen Slip und ein Top heraus. Mit einer Hand versuchte sie, das Handtuch auf ihrem Po zu halten, mit der anderen versuchte sie, ihren Slip über ihre Beine und das Handtuch zu ziehen, sodass es fixiert war. Sie wimmerte bei jeder Berührung und presste ihre Zähne aufeinander, um nicht laut zu schreien. Es dauerte einige Minuten, bis sie es geschafft hatte. Sie nahm ein Top aus dem Kleiderschrank und zog es über ihren Kopf, dann ging sie zurück in das Badezimmer, nahm ihren Bademantel und zog ihn über.
Sie war sich bewusst, dass sie einen Arzt brauchte, der sich die Verletzungen ansah, aber sie konnte unmöglich in ein Krankenhaus fahren. Was sollte sie denn sagen, was passiert war? Man würde ihr Fragen stellen und womöglich die Polizei rufen, und dann müsste sie Tom anzeigen oder erklären, warum sie ihn nicht anzeigen wollte. Selbst wenn sie Tom anzeigen würde, keiner würde ihr glauben, denn er war Anwalt und kannte die besten Anwälte. Es waren viele Gedanken, die ihr in diesem Moment durch den Kopf schossen.
Vorsichtig öffnete sie die Schlafzimmertür, blickte in den Flur und lauschte, aber alles war ruhig. Sie bewegte sich vorsichtig in Richtung Wohnzimmer. Als sie Toms Reisetasche nicht mehr dort stehen sah, atmete sie erleichtert auf. Erneut liefen Tränen an ihren Wangen herab, und sie musste sich mehrfach erschöpft an der Wand abstützen, ehe sie den Flur erreichte. Jede Bewegung schmerzte und immer wieder wurde ihr übel und schwindelig.
Sie griff nach ihrer Tasche, die auf dem Sideboard lag. Dabei fiel diese zu Boden und die Visitenkarte von Mysterious Design fiel heraus. Zittrig hob Karen ihre Tasche und deren Inhalt auf, fischte nach dem Autoschlüssel und verließ die Wohnung.
Gott sei Dank war niemand im Hausflur, alles war ruhig und sie konnte ungesehen die Wohnung verlassen. Sie stieg in den Fahrstuhl und fuhr in die Tiefgarage hinunter. Es dauerte einen Moment, bis das Licht in der Garage automatisch anging, und Karen hatte schreckliche Angst, hier unten auf Tom zu treffen. Sie schlich zu ihrem Wagen und fühlte sich erst richtig sicher, als sie ihr Auto erreicht hatte und eingestiegen war.
Wie in Zeitlupe setzte sie sich hinter das Steuer. Ihr Po berührte den Sitz, und erneut schossen ihr Tränen in ihre Augen, weil er so schrecklich schmerzte, und ein stummer Schrei verließ ihren Mund. Sie hämmerte auf das Lenkrad ein und schrie ihre ganze Wut und Angst heraus, erst dann atmete sie tief durch und startete den Motor. Sie wollte nur weg von hier.
Zuerst fuhr sie ohne Ziel, doch dann lenkte sie ihren Wagen in Richtung des Minnesota River, raus aus der Stadt.
„Ruf an, wenn du Hilfe brauchst“, hatte Ron zu ihr gesagt.
Sie brauchte Hilfe, und in diesem Moment waren Ron und Marc wohl die einzigen Menschen, zu denen sie gehen konnte.
Kapitel 4
Sie erreichte das Landhaus von Ron Marshall. Im Hof vor dem Haus standen einige Pkw, und Karen verstärkte den Griff um ihr Lenkrad. Mist, Ron und Marc sind nicht allein.
Sie wollte schon umkehren, bevor jemand sie sah, doch da winkte ihr schon ein Mann im Anzug zu und kam auf sie zu. Als er am Wagen angekommen war, ließ sie das Fenster herunter.
Er sah sie an, musterte sie einen Moment und schien über ihr verheultes Gesicht irritiert zu sein, denn in seinem Blick lag so etwas wie Bedauern. „Stellen Sie den Wagen hier ab“, sagte er knapp und zeigte auf eine Lücke zwischen zwei anderen Autos.
Karen fuhr langsam in die Parklücke und stellte den Motor ab. Er öffnete ihr die Tür und half ihr aus ihrem Wagen heraus. Sie versuchte, so vorsichtig wie möglich aus dem Wagen zu steigen, dabei setzte sie ein Lächeln auf, um sich ihre Schmerzen nicht anmerken zu lassen. Es musste albern wirken, wie sie, nur mit einem Morgenmantel und Puschen bekleidet, völlig aufgelöst auf dem Parkplatz stand.
„Danke“, brachte Karen mühsam hervor.
„Ich bin Trevor. Zu wem möchten Sie denn?“
„Zu Ron oder Marc.“ Karen hatte Schmerzen und presste die Namen zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
„Folgen Sie mir.“ Trevor führte Karen zu einem Seiteneingang und brachte sie in einen Raum mit einer Sitzgruppe und einem kleinen Kamin. „Wie ist Ihr Name?“
„Mein Name ist Karen Waters.“ Ihre Stimme zitterte.
„Warten Sie hier, ich werde Ron und Marc sagen, dass Sie da sind.“
Trevor schloss die Tür hinter sich. Er gehörte zum Security-Team, das Ron und Marc für Veranstaltungen in ihrem Club buchten. Er bat über Funk einen Kollegen, seinen Posten auf dem Parkplatz zu übernehmen, erst dann machte er sich auf den Weg in den Dungeon, wo Marc und Ron die Mitglieder des Clubs begrüßten. Nach kurzem Umsehen fand er beide Männer und winkte sie unauffällig zu sich.
„Was ist los?“, wollte Ron wissen.
„Im Kaminzimmer wartet eine junge Frau auf euch. Ihr Name ist Karen Waters. Sie ist total aufgewühlt, trägt nur einen Morgenmantel und sie sieht schlimm aus.“
Beide Männer waren sofort alarmiert und eilten zum Kaminzimmer.
Sie fanden Karen zitternd in der Nähe des Kamins stehend, die Arme fest um ihren Körper geschlungen. Als sie Ron und Marc bemerkte, zuckte sie heftig zusammen.
Marc wollte auf Karen zugehen, aber sie streckte beide Arme nach vorn, um ihn aufzuhalten.
„Bitte“, flehte sie unter Tränen. „Ich … Es tut mir leid, ich wusste doch nicht, wohin.“
Marc warf einen Blick auf ihren weißen Morgenmantel und sah getrocknete Blutflecken darauf. Er gab Ron ein Zeichen, der daraufhin seinem Blick folgte.
„Ist schon gut, Karen. Was ist passiert?“, wollte Marc wissen und verwickelte sie in ein Gespräch.
Ron näherte sich ihr von der Seite wie jemand, der ein Rehkitz einfangen wollte.
„Tom, er …“, begann sie mit zittriger Stimme. „Ich habe mit ihm gesprochen … über das, was ihr mir erzählt habt. Ich wollte wissen, ob es stimmt, und da ist er ausgerastet.“
Sie hatte noch nicht zu Ende gesprochen, da schlang Ron schon seine Arme um sie und hielt sie fest. Sie schrie auf, trommelte mit den Fäusten wild in der Luft herum, aber er hielt sie eisern fest und drehte sie zu sich herum. Karen gab einfach auf, vergrub ihr Gesicht an seiner starken Brust und weinte bitterlich.
„Alles wird gut, Kleines. Du bist in Sicherheit, beruhige dich.“ Sanft strich Ron ihr über den Rücken, wiegte sie in seinen Armen, bis sie ruhiger wurde.
Marc reichte ihr ein Taschentuch, und nachdem sie sich die Nase geputzt und tief durchgeatmet hatte, erzählte sie ihnen, was Tom ihr angetan hatte und dass sie nicht wusste, wo sie hingehen sollte, weil sie ihre Verletzungen doch niemandem erklären konnte.
„Wir bringen dich jetzt hoch in unser Gästezimmer. Du bleibst vorerst hier,“ sagte Ron ruhig.
Beide Männer brachten sie in das erste Stockwerk des Landhauses. Das Gästezimmer war sehr geräumig. In der Mitte stand ein großes Bett, auf das Ron Karen zuschob.
„Lass dich einfach bäuchlings auf das Bett fallen.“ Er half ihr, sich hinzulegen, und drapierte ein Kissen unter ihrem Kopf. „Karen, ich muss mir deinen Po ansehen, bitte.“
Karen schüttelte den Kopf und Marc beugte sich zu ihr herunter. „Bitte, Karen, da sind Blutflecke auf deinem Bademantel. Wir müssen wissen, was er dir angetan hat. Heute ist zufällig ein Arzt hier. Er ist Mitglied im Club und ein guter Freund. Er wird dir helfen. Du musst keine Angst haben, niemand wird etwas davon erfahren, okay?“
Wenn sie die Möglichkeit gehabt hätte, wäre sie geflüchtet und hätte sich irgendwo verkrochen. Aber sie wusste, dass keiner der beiden Männer sie alleinlassen würde. Also nickte sie nur resigniert.