Magnus Carlsen. Das unerwartete Schachgenie. Aage G. Sivertsen
remis, Magnus Carlsens Talent war nicht mehr zu übersehen.
Die erste GM-Norm holte er im Januar 2004, die zweite im Februar. War es zu einem Leistungsabfall gekommen, bevor der Großmeistertitel unter Dach und Fach war? Bobby Fischer war fünfzehn Jahre alt, als er 1958 Großmeister wurde, während Simen Agdestein 1985 wie beschrieben als Achtzehnjähriger zum damals jüngsten Großmeister gekürt wurde. Konnte Magnus es bereits mit dreizehn Jahren schaffen? Zumindest war es nicht ganz unmöglich. Der Zugriff auf das komplette Schachwissen durch Computerprogramme hat dazu geführt, dass es immer mehr junge Großmeister gibt.
Eigentlich hätte Magnus an einem weiteren großen Turnier in Malmö teilnehmen sollen, aber sein Vater hatte dem Rest der Familie gegenüber ein schlechtes Gewissen. Er hatte versprochen, dass sie bald zu einer Reise in wärmere Gefilde aufbrechen würden. Ab 18. April fand ein stark besetztes Turnier in Dubai statt. Das Problem war nur, dass die Anmeldefrist bereits verstrichen war. Henrik Carlsen rief dennoch an, und als den Organisatoren klar wurde, dass ein Dreizehnjähriger mit einem Rating von 2552 gern bei ihnen mitspielen wollte, war die gesamte Familie herzlich willkommen.
Eine Voraussetzung, Großmeister zu werden, ist ein Rating von mindestens 2500 Elo-Punkten. Magnus Carlsen lag deutlich jenseits dieser Schallmauer, aber er musste noch eine Norm erringen, um den Titel zu erlangen. Das Großmeisterturnier »Sheikh Rashid Bin Hamdan Al Maktoum Cup« bot diese Chance. Dubai ist eines der merkwürdigsten Länder der Erde, durch Öl und Perlen ist es schwerreich geworden. Das Land ist nicht zuletzt für seinen Luxus bekannt, daher war es auch für die Mitglieder der Familie Carlsen ein interessantes Reiseziel, die kein Schach spielten.
Das Turnier fand im Dubai Chess and Cultural Club statt. Ein blank poliertes weißes Gebäude mit einem Turm in der Mitte, der dem Turm beim Schach nachempfunden ist und den Eindruck eines Schlosses erwecken soll. Ein Luxusgebäude, das normale moderne Bauwerke altmodisch erscheinen lässt. Der Bau dieses Märchenschlosses kostete fast elf Millionen Euro. Neununddreißig Großmeister waren am Start. In der vorletzten Runde titelte die Internetzeitung Nettavisen: »Heute wird Magnus Carlsen Großmeister.«
»Mir gefiel das nicht«, so Henrik Carlsen, »ich rief den Journalisten Ole Valaker an und bat ihn, die Überschrift zu ändern. Natürlich war die Chance groß, dass Magnus Großmeister wurde, aber es war überflüssig, Vorschusslorbeeren zu verteilen.«
Eine typische Reaktion von Henrik Carlsen. Das Fell des Bären sollte nicht verteilt werden, bevor er erlegt war. Nettavisenänderte die Überschrift, aber nur ein paar Stunden später, eine Runde vor Ende des Turniers, konnte die große Neuigkeit publiziert werden. Magnus Carlsen wurde am 26. April 2004 im Alter von dreizehn Jahren, fünf Monaten und drei Tagen Großmeister. Und so mancher ahnte, dass dies erst der Beginn von etwas ganz Großem war.
»Ein Donnerschlag, als wäre Norwegen zweimal hintereinander Fußballweltmeister geworden«, schrieb der Schachkolumnist Einar Gausel.
»Es ist fast so, als würde einem Dreizehnjährigen der Nobelpreis in Chemie verliehen«, erklärte Simen Agdestein gegenüber der Presse.
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