BattleTech Legenden 34. Blaine Pardoe

BattleTech Legenden 34 - Blaine Pardoe


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diese Sache ernst. Unser VFB hat eine Menge mitgemacht. Er muss ziemlich gut sein, um dieser Mission zugeteilt zu werden.«

      Loren nickte und überprüfte seinen Overall. Seine Gedanken betreffs Sho-sa Parkensen behielt er für sich. Die Zeit würde zeigen, inwieweit seine Besorgnis begründet war. »Ich habe eine Ehrenwache abgestellt, um ihn hierher zu bringen, Ma‘am.«

      »Gut. Was steht auf dem Menü?«

      »Hacksteak, Kartoffeln und Mais«, erwiderte Loren.

      Stirling verzog das Gesicht. »Nächstes Mal müssen wir daran denken, mehr Lebensmittel mitzunehmen. Und auf jeden Fall etwas Besseres als das Zeug.«

      Loren lachte. »Ich wollte eine größere Auswahl einlagern, aber Mitch Fraser hat jede freie Ecke an Bord mit Werkzeug und Ersatzteilen vollgepackt. Erst heute hat sich der Smutje über hundert Liter Kühlflüssigkeit in seiner Gefrierkammer beschwert.«

      »Der Schraubendreherjockey tobt durch die Gänge wie ein Säufer in einer Brauerei«, meinte Major Blakadar und fuhr sich durch das dunkle Haar. »Fraser hat einen der alten J27-Munitransporter in eine Art Bastard-Wartungsfahrzeug umgebaut. Er hat dieses Monstrum völlig auseinandergenommen, und die Einzelteile sind über den ganzen Frachtraum verstreut.« Er gluckste. »Ich habe ihm gesagt, wenn er sein Spielzeug nicht wieder zusammengebaut hat, bevor wir ankommen, fahr ich auf meinem Mech damit Skateboard zum Abwurfschott.«

      Stirling stimmte in das Gelächter ein. »Ja, kreativ ist er, das muss man Mitch lassen.« Ein Klopfen am Schott veranlasste sie und Loren, aufzustehen und sich umzudrehen. »Na dann, es wird Zeit, unseren Partner bei diesem Unternehmen kennenzulernen.« Sie deutete zum Schott, und Loren öffnete es.

      Auf dem Gang schwebte ein Mann mittlerer Größe im braunen Overall der Vereinigten Soldaten des Draconis-Kombinats. Sho-sa Parkensens Haar war schwarzglänzend, seine Züge klassisch orientalisch, sein Gesichtsausdruck eine höfliche Maske. Er betrat die enge Kabine und neigte leicht das Haupt. »Ich begrüße Sie, Offiziere von Stirling‘s Fusiliers der Northwind Highlanders. Ich bin Sho-sa Eiden Parkensen, Ihr VFB. Ich heiße Sie im Draconis-Kombinat willkommen und überbringe Ihnen die herzlichen Erfolgswünsche des Koordinators persönlich.« Er verbeugte sich vor Oberst Stirling.

      Oberst Stirling erwiderte seine Verbeugung. »Hajime mashite, Sho-sa Parkensen-san«, antwortete sie in geübtem, aber mühsamem Japanisch. »Ich bin Oberst Andrea Stirling, und das sind meine Offiziere.« Sie stellte die Anwesenden nacheinander vor, und sie tauschten Verbeugungen aus, auch wenn Loren den Eindruck hatte, dass sich außer Parkensen niemand ganz wohl dabei fühlte.

      Parkensen ließ sich auf einem der Sitzplätze nieder, während die beiden Offiziere, die ihn hergebracht hatten, das Schott der Messe hinter sich schlossen. Der Sho-sa sagte zwei lange Minuten kein Wort, in denen er seinen abgegriffenen Lederkoffer öffnete und mehrere Ausdrucke hervorholte. Dann sah er zu den Highlander-Offizieren auf und legte die Hände auf den Tisch. »Ich gehe recht in der Annahme, dass wir in einer Stunde springen?«

      »So ist es«, erwiderte Oberst Stirling gleichmütig. Parkensens Rang entsprach dem Lorens, und er erkannte, dass sie den Ton für ihre Beziehung zu dem Verbindungsoffizier etablierte, als handele es sich um einen seltsam rituellen Paarungstanz. »Unser nächster Hüpfer trägt uns hinaus in die Peripherie.«

      »In der Tat. Dessen bin ich mir äußerst bewusst, Oberst. Ich habe die letzten Geheimdienstberichte und Sprungpunktdaten über Clan-Operationen im Einsatzgebiet mitgebracht. Wir haben die Piratenpunktberechnungen für unsere Ankunft bestätigt, verfügen aber über keine neuen Erkenntnisse über das Waysidesystem selbst. Der empfohlene Piratensprungpunkt ist sehr nah am fünften Planeten, so dass die Anflugzeit auf zwei Tage schrumpft.«

      Sprungpunkte waren jene Koordinaten innerhalb eines Sonnensystems, an denen ein interstellares Raumschiff nach einem Nullzeit-Sprung durch den Hyperraum von einem bis zu dreißig Lichtjahre entfernten Ausgangspunkt aus ungefährdet materialisieren konnte. Die beiden - in den meisten Fällen angesprungenen Punkte eines Systems waren der Zenith- und Nadirsprungpunkt über und unter der Ekliptik des Systems und den Polen der Sonne. Sie waren in aller Regel Tage, wenn nicht Wochen von dessen bewohnten Welten entfernt. Bei Piratensprungpunkten war das anders. Sie erlaubten Sprungschiffen, einem Planeten sehr viel näher und mit weit geringerem Risiko einer Entdeckung durch dessen Verteidiger aus dem Hyperraum zu kommen. Allerdings konnte schon der kleinste Fehler bei ihrer Berechnung zu einem potenziell katastrophalen Fehlsprung führen.

      »Major Jaffray, vielleicht möchten Sie unserem Verbündeten zeigen, was wir vorbereitet haben?« forderte der Oberst Loren auf.

      Er platzierte ein kleines, kreisrundes Gerät von sechs Zentimeter Dicke auf dem Tisch. Es war schwarz und etwa tellergroß, mit mehreren sichtbaren Kontrollen. Als Nächstes zog er eine Fernbedienung aus der Tasche, richtete sie auf den Hologrammprojektor und schaltete ihn ein. Über dem Projektionsgerät leuchtete ein Lichtpunkt auf und wuchs zu einer Darstellung von Wayside V, der sich langsam zwischen den versammelten Offizieren drehte. Es handelte sich nicht um eine Vektorgrafik, sondern wirkte wie ein fast einen Meter durchmessender Globus.

      Parkensen betrachtete die Weltkugel und blickte dann auf seine Notizen. »Ich stelle fest, dass Sie den planetografischen Merkmalen Namen gegeben haben.« Sein trockener Tonfall machte es schwer, sicher einzuschätzen, was er davon hielt, aber Loren konnte es sich denken.

      Wayside besaß drei Wasserflächen, die er als Seen bezeichnet hatte. Loren hatte ihnen Namen gegeben, die seine Leute sich leicht merken konnten, indem er die Nachnamen ehemaliger Highlander-Obersten dafür ausgeliehen hatte. Genauso war er mit den drei ehemaligen Kontinenten verfahren. Die große, C-förmige Landmasse auf der Südhalbkugel hatte er Kurita Prime getauft. In der Mitte des ›C‹, auf dem ehemaligen Meeresboden, lag die vorgesehene Landezone der Fusiliers.

      Der größte Kontinent, New Scotland, befand sich zum größten Teil auf der Nordhalbkugel und war von Gebirgen und versteinerten Wäldern bedeckt. Seine Form erinnerte an eine Hand mit vier verwachsenen Fingern, die nach der knapp westlich davon liegenden McCormacksee griffen. Östlich von New Scotland lag die Kearnysee. An deren Südküste, auf dem Land, das einstmals kilometertief unter den lange verdampften Ozeanen von Wayside V gelegen hatte, befand sich der Nebelparderstützpunkt. Ein kurzes Stück südwestlich davon war die Luft/Raumlandebahn, die sich zum Zeitpunkt der letzten Erkundung noch im Bau befunden hatte.

      Unterhalb der Kearnysee in der südlichen Hemisphäre lag der Kontinent, den Loren New Northwind getauft hatte. Er sah aus wie ein missgebildeter Seestern mit sieben ungleichen, nach allen Seiten ausgestreckten Armen. Einer dieser Arme erstreckte sich in Richtung New Scotland, und zwischen den beiden Kontinenten verlief ein schmaler Korridor, der in Erinnerung an die berüchtigte Schlacht aus der Geschichte des terranischen Schottland Bannockburn-Isthmus hieß. Der Isthmus war ein steiles, zerklüftetes Tal mit jäh aus der Luftleere der Kontinente hinab auf das felsige Gelände abfallenden Klippen. Südlich davon, zwischen New Northwind und Kurita Prime lagen die Überreste eines einstmals gewaltigen Ozeans, von dem nur noch eine seichte See übrig geblieben war. Auf der Highlander-Karte trug sie den Namen Marionsee, in Erinnerung an den Highlander-Oberst, der MacLeods Regiment Jahrzehnte zuvor kommandiert hatte.

      »Oberst Stirling war der Ansicht, dass es unseren Leuten leichter fallen würde, Geländemerkmale zu erkennen, wenn wir ihnen Namen geben.«

      »Sie nehmen ja wohl nicht an, dass diese Namen gültig bleiben, nachdem wir den Pardern diese Welt abgenommen haben?«

      »Nicht, wenn Sie das nicht wollen«, erwiderte Stirling kühl.

      Parkensen ignorierte ihren Kommentar. »Ich habe den vorläufigen Bericht durchgesehen, den Sie mir übermittelt haben, und durchschaue Ihren vorgeschlagenen Plan, aber die Entfernung, die wir von unserer LZ zum Angriffspunkt zurücklegen müssen, ist beträchtlich.«

      »Das stimmt«, gab Stirling zu. »Aber wenn sich herausstellen sollte, dass wir es mit einem stärkeren Gegner als einem einzelnen Garnisonsklasse-Sternhaufen zu tun haben, verschafft uns diese Entfernung die Zeit, die wir brauchen, um seinen Angriff abzufangen. Während des Abwurfs werden unsere Schiffe mehrere Satelliten mit aktiven und passiven Ortungsgeräten aussetzen. Die aktive


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