Red Dirt Heart: Ungezähmte Erde. N.R. Walker
ins Badezimmer.
***
Charlie war früher wach als üblich – was für mich auch schon zu früh war –, um seine morgendlichen Aufgaben zu erledigen, damit er den Rest des Vormittags damit verbringen konnte, das Haus für Gracies ersten Geburtstag vorzubereiten. Es war eine Mischung aus süß und lächerlich und ich konnte ihn nur anlächeln.
Er hatte im Internet Happy Birthday-Banner bestellt und es gab Ballons und Luftschlangen. Wenn es einen Wettbewerb dafür gab, wie viel Pink eine Person in einem Raum unterbringen konnte, würde Charlie mit Sicherheit gewinnen.
Trudy kam herein und blieb wie angewurzelt stehen. Ihre Augen weiteten sich und ich seufzte. »Er ist… er… Ich konnte ihn nicht aufhalten, entschuldige.«
Sie schüttelte den Kopf. »Er hat seinen gottverdammten Verstand verloren.«
Charlie kam dazu und grinste, als er Gracie sah. Er streckte die Hände nach ihr aus, sie beugte sich vor und hob die Arme, damit er sie hochnahm. Ich meine, Charlie war in dieses kleine Mädchen vernarrt, aber sie liebte ihn genauso sehr. »Sieh mal«, sagte er und ging mit ihr zu den Ballons. »Die Ballons sind alle für dich.«
Bacon kam mit Geschenktüten herein und blieb neben Trudy stehen. Er sah sich um, schüttelte den Kopf und lächelte, als er die Tüten auf die Sofas stellte. Es dauerte nicht lange, bis Nara, Billy, Ernie, Ma und George dazukamen und eingepackte Geschenke aufeinanderstapelten.
Und so sehr Charlie Gracie auch verehrte, stahl er Trudy und Bacon nie die Show.
Es war ihre Party, auch wenn er das Zimmer dekoriert hatte, aber Gracie wollte bald wieder zu ihrer Momma und Charlie reichte sie ihr mit Freuden. Gracie saß abwechselnd auf Trudys oder Bacons Schoß, während es Kuchen gab und Fotos gemacht wurden und Charlie mit dem Rest von uns zusah und lachte, als Gracie mit ihren pummeligen Händen nach dem Kuchen griff.
Er würde die Aufmerksamkeit nie von Bacon, Trudy und Grace als Familie ablenken. Und sie waren eine süße Familie, eine liebevolle Familie. Wie Trudy je an ihren Mutterqualitäten zweifeln konnte, werde ich nie erfahren, denn sie machte einen wundervollen Job, ihren bisher besten. Zugegeben, sie hatte viel Hilfe und auch von Charlie, Nara und Ma wurde Grace sehr geliebt.
Charlie beobachtete Trudy, Bacon und Grace mit einem sehnsüchtigen Blick, der ihm sicher nicht einmal bewusst war. Er sah zu, wie Gracie auf ihrer Mom und ihrem Dad herumkletterte und wie ihre großen Augen aufleuchteten und sie kicherte, weil jede Entdeckung noch besser war als die letzte. Charlie musste mir nicht sagen, dass er Kinder wollte.
Es war deutlich an der Art zu erkennen, wie er Gracie beobachtete.
Als sie die Geschenke öffneten, saß Charlie auf dem Boden und lachte mit Bacon, als Gracie mehr Interesse an den Schachteln und dem Papier hatte als an den Geschenken selbst.
Trudy fiel beinahe um, als sie sah, was Charlie ihr besorgt hatte. Sie hielt die winzigen pinken R.M. Williams-Stiefel hoch. »Die müssen ein Vermögen gekostet haben!«
»Schon«, gestand er. »Aber sind sie nicht süß? Sie sind noch etwas groß für sie, aber wir kaufen ihr bei der nächsten Auktion in Alice ein Pony und wenn sie ihr passen, werden sie klasse sein.«
Während sie lachten und über Ponys diskutierten, setzte sich Ma neben mich. Sie strahlte förmlich. So gut hatte sie schon lange nicht mehr ausgesehen. »Wie fühlst du dich, Ma?«
»Na ja, dank eurer Überraschung gestern Abend und dieser Geburtstagsfeier heute könnte ich im Moment nicht glücklicher sein«, sagte sie mit warmem Blick.
Ich stimmte in ihr Lächeln ein und sie deutete mit einem Nicken auf Charlie und stieß mich mit dem Ellbogen an. »Sieh ihn dir an.«
Charlie lachte, als Nugget durch das Geschenkpapier sauste und die kleine Gracie entzückt quietschte. Seine Schultern waren entspannt, er lächelte, als würde ihn niemand beobachten und in seinen Augen schimmerte eine Freude, ein innerer Frieden.
»Ich weiß«, erwiderte ich.
Ma hörte den ganzen Tag nicht auf zu lächeln. Selbst Charlies Laune sank nie. Er grinste und lachte die ganze Zeit, erledigte sogar Arbeiten, die er hasste, und als ich ihn nach dem Abendessen in seinem Büro fand, strahlte er noch immer.
Ich setzte mich ihm gegenüber auf den Stuhl, zog meine Stiefel und Socken aus und legte meinen nackten Fuß mit dem Wombatbiss auf seinen Tisch. »Mein Fuß tut immer noch weh, wo mich Nugget gebissen hat, dieser Mistkerl.«
Er betrachtete die Wunde an meinem Fuß und lachte leise. »Ich kann dir sagen, dass ich lieber von ihm gebissen werden würde, als dein Knie in die Eier zu bekommen.« Er hielt inne. »Du schuldest mir an der Stelle auch noch Küsse.«
»Ist das so?«, fragte ich lachend.
Er grinste und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. »Jap, fühlt sich an, als wären sie heute bereit dafür.« Er hatte immer noch diesen Ausdruck in den Augen, als könnte das Leben im Moment nicht besser werden.
»Du hast gute Laune.«
»Hab ich«, sagte er. »Und…«
»Und was?«
»Und ich hab auf die E-Mail wegen des Austauschstudenten geantwortet.«
Nun, das überraschte mich. »Wirklich?«
Er lachte über meinen Gesichtsausdruck. »Ja. Wenn wir also einen Idioten von Gott weiß woher bekommen, hast du ihn an der Backe und musst auf ihn aufpassen.«
»Ich dachte, du wolltest es nicht verschreien?«
Er schnaubte. »Na ja, nachdem ich ein Knie in die Eier bekommen habe, dachte ich, es kann nicht schlimmer werden, richtig?«
»Tja, jetzt hast du es wirklich verschrien.«
»Ja, ich warte darauf, dass irgendetwas schiefgeht«, sagte er. »Das Leben kann mit Sicherheit nicht lange so gut sein.«
Kapitel 5
Und dann ging etwas schief
Ein paar Wochen später, als sich der Herbst über die Farm legte, hatte ich gerade Texas' Sattelgurt festgezogen, als Charlie über den Hof auf mich zukam. Er hatte mit den Verantwortlichen des Austauschprogramms gesprochen – dem gleichen Programm, für das ich ausgewählt worden war – und die Einzelheiten der E-Mail besprochen, die er vor ein paar Wochen geschrieben hatte. »Was haben sie gesagt?«, fragte ich.
Charlie legte die Satteldecke auf Shelbys Rücken. »Sie meinten, dass der nächste Student erst nächstes Jahr kommt. Ungefähr zur selben Zeit wie du. Ich vermute, dass sie schon genug Farmen hatten oder ich die E-Mail zu lange nicht beantwortet habe oder so was.«
Ich beobachtete, wie er Shelby den abgewetzten Sattel auflegte und die Schnallen schloss. »Wirklich?«
»Wirklich. Sie haben sich bedankt und meinten, dass es nächstes Mal sicher klappen würde.« Er rieb Shelby über den Hals. »Vielleicht ist es gut so. In ein paar Monaten werden wir die Wintermusterung ohne anderweitige Hilfe überstehen und vielleicht haben wir stattdessen im Sommer einen verrückten Studenten für die Sommermusterung.«
Ich wusste nicht recht, was ich sagen sollte. Ich war ein wenig enttäuscht. »Na ja, ich hoffe, die Person mag die Hitze.«
Er richtete Shelbys Zaumzeug und rieb ihr über die Stirn, wofür sie ihn ein paarmal anstupste. Ich glaube, Charlie war auch enttäuscht. »Ja. Gott bewahre, dass wir noch einen Kerl aus Texas bekommen.«
Ich schnaubte. »Du solltest dich glücklich schätzen.«
»Einer reicht«, sagte er und lächelte mich endlich an. »Und glaub mir, dieses Mal werde ich den Bericht über die Vorgeschichte lesen.«
»Vorgeschichte?«, fragte ich. »So was wie den Studienverlauf oder so was?«
Er nickte. »Jap. Eine vollständige Überprüfung.«
»Hast du über