Nell Gwyn. Charles Beauclerk

Nell Gwyn - Charles Beauclerk


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Umgebung des Hofes bedeutete das, zum Symbol der Natur und somit zum Narren abgestempelt zu werden. Margaret galt im Hinblick auf ihre Kleidung und ihr Benehmen als exzentrisch. Außerdem zeigte sich ihre »Verrücktheit« darin, dass sie sich lebhaft für Naturwissenschaften, Erziehung und Philosophie interessierte und sich nicht scheute, mutig über derartige Themen unter ihrem eigenen Namen und von einem ganz eindeutig weiblichen Standpunkt aus zu schreiben.

      Doch ihr Glaube an die Frauen und deren Fähigkeit zu denken, zu lehren, schöpferisch tätig zu sein und Macht wirksam und zum Wohle aller auszuüben, war im Grunde der Glaube an die Souveränität des Individuums, ungeachtet des Geschlechts. Im Vorwort zu Blazing World schreibt sie:

      Ich bin nicht begehrlich, doch bin ich so ehrgeizig, wie jede meiner Geschlechtsgenossinnen je war, ist oder sein kann; d.h., auch wenn es mir unmöglich ist, jemals Henry der Fünfte oder Charles der Zweite zu sein, so erkühne ich mich doch, Margaret die Erste zu sein; und obwohl es mir an Macht, Zeit und Gelegenheit mangelt, die Welt zu erobern, wie dies Alexander und Cäsar taten, so habe ich doch, anstatt eine Welt zu beherrschen, die mir weder Fortuna noch die Parzen schenken wollten, meine eigene Welt geschaffen, und dafür wird mich, so will ich hoffen, niemand tadeln, denn es steht jedermann frei, es mir gleichzutun.

      In Blazing World geht es um eine Dame, die zunächst von einem begehrlichen Kaufmann entführt und auf ein Schiff verfrachtet wird, dann aber durch einen von der Vorsehung geschickten Sturm gerettet wird, welcher das Schiff durch Eisschollen hindurch und an Gletschern vorbei bis zum Nordpol treibt. Dort erfriert der Entführer, die Dame jedoch setzt, geschützt durch ihre strahlende Schönheit, die Reise über den Pol hinaus fort, bis sie in eine neue Parallelwelt (»zu einem anderen Pol in einer anderen Welt«) gelangt, wo sie von allen möglichen eigenartigen, doch aufrecht wie Menschen gehenden Geschöpfen begrüßt wird. Dort gibt es Bärenmenschen, Wurmmenschen, Vogelmenschen, Fuchsmenschen, Spinnenmenschen, Papageienmenschen, Satyrn und Riesen, um nur einige zu nennen, und sie alle ängstigen und verwundern die Dame sehr. Da man sie für eine Göttin hält, führt man sie vor den Kaiser, der sie zu seiner Frau und somit zur Kaiserin über diese ganze Welt macht. Wie Pallas Athene erhält sie Speer und Schild als Zeichen ihrer Macht. Im Rest des Romans wird geschildert, wie sich die neue Kaiserin diese Welt, über die sie nun herrscht, mit ihrem Verstand zu eigen macht, sie organisiert und regiert. Damit einher gehen langatmige philosophische Diskurse mit ihren Beratern über die Beschaffenheit dieses Kosmos.

      Die grundlegende Bedeutung dieser Allegorie ist nicht schwer zu erraten. Der Kaufmann und seine Leute stehen für die Macht der Männer und ihre sexuelle Begierde. Die Dame verwehrt sich dagegen und tritt lieber die Reise zum Nordpol an, der die Welt ihres Intellekts und ihrer Vorstellungskraft symbolisiert. Dorthin können ihr die Männer nicht folgen, denn dies ist ihre eigene, private Welt, über die nur sie alleine herrscht. Die fantastischen Geschöpfe, denen sie begegnet, verkörpern ihre bisher ungenutzten Fähigkeiten – des Wissens, der Fantasie, des Geistes und auch der weltlichen Macht. Deshalb ist es nur natürlich, dass sie ihr zunächst Furcht einflößen, hatte sie doch von all diesen Fähigkeiten so lange keine Ahnung gehabt. Sie hatten verborgen in einer dunklen Ecke der weiblichen Psyche geschlummert. In der Geschichte geht es also um eine Frau, die zu sich selber findet. Sie spiegelt Cavendishs Grundüberzeugung wider, dass der Weg der Frauen zur Emanzipation über das eigenständige Denken und die Schaffung einer eigenen geistigen Welt führt (oder über »Lebensillusionen«, wie John Cowper Powy es so knapp und prägnant formuliert).

      Noch eine weitere Frau wirkte in jenem Jahr des Großen Brandes bahnbrechend, die Dramatikerin und Romanautorin Aphra Behn, die im Vorwort zu ihrer Komödie The Lucky Chance schrieb: »Ich gebe mich nicht damit zufrieden, ein Stück zu schreiben, das nur dreimal aufgeführt wird. Ich schätze den Ruhm genauso sehr, als wäre ich als Held geboren.« In jenem Sommer 1666 reiste Aphra Behn nach Antwerpen, um dort als königliche Spionin zu wirken. Durch ihr unabhängiges Handeln und unter großen persönlichen Risiken gelang es ihr, wichtige Informationen für ihren König zusammenzutragen, eine Aufgabe, die in früheren Zeiten für eine Frau undenkbar gewesen wäre. Alle drei, Nell Gwyn auf der Bühne, Margaret Cavendish mit ihrer Schreibfeder und Aphra Behn durch ihre politische Tatkraft, wurden sich also ihrer individuellen Stärke als wertvolle Mitglieder der Gesellschaft und als Frauen gleichermaßen bewusst.

      Als die Theater im Oktober 1666 ihre Tore endlich wieder öffneten, war deshalb die Bühne bereitet für ein neues Drama der Geschlechter. Der Geist war aus der Flasche gefahren, und Margaret Cavendish erklärte: »Lieber käme ich im abenteuerlichen Ringen nach edlen Heldentaten um, als ein Leben in unbedeutender, träger Sicherheit ... zu führen.«5

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