Wyatt Earp Box 15 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Box 15 – Western - William Mark D.


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des Negers glitt über die zierlichen Stickereien der weißen Decke.

      »Das hat sie selbst gestickt. Sie konnte alles.«

      »Ist der Sheriff schon zurück?« erkundigte sich der Marshal.

      »Nein, er nicht, aber fast alle anderen. Nur noch der Barbier ist bei ihm und ein Vormann von einer großen Ranch aus der Nachbarschaft.«

      »Was haben die Leute von der Posse berichtet?«

      »Nicht viel. Die ersten, die zurückkamen, weil sie entweder nicht für einen längeren Ritt gerüstet waren oder schlechte Pferde, schadhafte Sättel, nicht genug Waffen und Munition, Proviant und was weiß ich alles hatten, wußten gar nichts. Auch sie kamen erst nach Mitternacht. Dann folgten am nächsten Tag die nächsten. Von ihnen erfuhren wir, daß Baxter zwei Gruppen gebildet hatte. Die eine führte er selbst und die andere der Cowboy… Ich weiß nicht, wie er heißt, ich glaube, Walker, Mister Baxter folgte einem Hinweis, der ihn nach Nordwesten führte und der Cowboy beharrte darauf, weiter nach Norden zu reiten, da er es für unwahrscheinlich hielt, daß sich Oregon Jack nach Farmington gewendet haben konnte. Er vermutete eher, daß sich die Desperados auf dem schnellsten Weg zur Grenze begeben würden, um nach Colorado zu entkommen.«

      »Immerhin müssen sie aus einer Stadt wie Santa Fé eine hartnäckige Verfolgung in Erwägung ziehen, da können sie sich keine Umwege leisten.«

      »Sie glauben also, daß der Weidereiter recht hatte?«

      »Das wird sich zeigen. Erzählen Sie bitte weiter.«

      »Gestern kamen die anderen. Einer nach dem anderen ritten sie hier vorbei. Sie wußten auch nicht vielmehr. Heute abend sind die letzten gekommen. Bis auf den Barbier. Von dem Schmied, der vorhin erst zusammen mit dem Schreiner gekommen ist, erfuhr ich, daß die drei jetzt zusammenreiten. Sheriff Baxter, der Cowboy Walker und der zähe kleine Barbier von da drüben, dem kein Mensch so eine Ausdauer zugemutet hätte. Er hat alles liegen und stehen lassen und ist mitgeritten. Er hat Jenny Black sehr gern gehabt und manchen Kunden so lange beredet, bis er bei uns einen Whisky trinken kam. Leute, die über unsere Schenke schimpften, hatten nicht selten das Glück mit einer kleinen Schramme am Kinn seinen Shop zu verlassen…«

      Der Marshal erhob sich. »Hören Sie zu, Mister Tom…«

      »Bitte, sagen Sie nur Tom, Marshal.«

      »All right. Also, Tom: Sie behalten es für sich, daß wir hier waren.«

      »Sie wollen schon weg?«

      »Ja, wir müssen jetzt zusehen, daß wir irgendwo zwei gute Pferde bekommen, und dann machen wir uns an die Verfolgung.«

      »Gute Pferde?« meinte der Neger nachdenklich. »Hm, Miß Jenny hat mir und meinem Jungen je ein Pferd geschenkt, aber die Tiere sind natürlich nichts für Sie. Sie brauchen harte Klasserenner. Wenn ich es recht bedenke… Owen Hamp hat gute Tiere. Aber er ist ein Geizhals und verlangt unverschämte Mietpreise.«

      »Wir gehen zu ihm.«

      »Warten Sie, der Bruder des Mayors hat einen großartigen Falbhengst, noch sehr jung, aber ein Renner ohnegleichen. Ich habe nur ein einziges Mal ein ganz ähnliches Pferd gesehen. Sie selbst waren damit hier, Mister Earp…«

      Wyatt nickte.

      Tom meinte: »Man müßte ihn fragen. Ich glaube, er war ein guter Bekannter Ihres Bruders Morgan, und wenn er hier war, hat er auch oft von Ihnen gesprochen. Er schätzt Sie sehr. Soll ich ihn fragen?«

      »Nein, danke, Tom. Ich werde es selbst tun.«

      »Dann hat Jimmy Laugran noch einen hervorragenden Renner. Einen Schwarzen. Auch einen Hengst. Den könnte ich fragen. Er kam auch oft zu uns. An der Verfolgung konnte er nicht teilnehmen, da er sich vor zwei Wochen das Bein gebrochen hat und im Bett liegen muß…«

      James Burton war ein Stiefbruder des Mayors. Er wohnte in der Field­street und hatte eine große Getreidehandlung.

      Ein Mädchen, das vorm Hoftor kehrte, sah den Marshal fragend an.

      »Wo finde ich Mister Burton?« fragte er.

      »Mister Burton? Er ist hinten im Stall.«

      »Allein?«

      »Ja«, sagte das Mädchen, das fieberhaft überlegte, woher es den gutaussehenden, saubergekleideten Frem­den kannte.

      Wyatt bedankte sich, durchquerte den Hof und trat in den Stall.

      Burton hörte ihn kommen und kam mit einem Hafersack aus der Futterkammer.

      Verblüfft blieb er beim Anblick des Marshals stehen.

      »By gosh! Wyatt Earp!«

      Wyatt trug ihm sein Anliegen vor.

      Da stellte der Getreidehändler den Hafersack ab und erkärte: »Hören Sie, Marshal, der Falbe ist das beste Pferd in ganz Santa Fé. Er kostet ein Vermögen. Ich würde ihn keinem Menschen geben – außer Ihnen. Und ich tue es sogar gern für Jenny Black. Ich wüßte keinen Mann, den ich lieber auf der Fährte dieses Mörders wüßte, als Sie, Marshal.«

      Ohne ein weiteres Wort holte er seinen eigenen Sattel vom Bock und ging damit in eine der Boxen.

      Wyatt folgte ihm.

      Der Falbhengst war wirklich ein prächtiges Tier, und der Missourier mußte insgeheim dem Neger recht geben, denn das Pferd hatte tatsächlich eine gewisse Ähnlichkeit mit seinem eigenen unvergessenen Schwarz­falben.

      Ein paar Minuten später trabte der Marshal vom Hof.

      Doc Holliday hatte sich von Tom erklären lassen, wo Jim Laugrans Haus lag. Obgleich der Georgier es nicht wollte, bestand der Schwarze darauf, ihn zu begleiten, da das Haus etwas abseits lag.

      Leider hatte der Spieler nicht das gleiche Glück, das der Missourier hatte. Ein ältliches Mädchen erklärte ihm, daß Mister Laugran Schmerzen habe und im Bett liege.

      Ob er ihn denn nicht drei Minuten sprechen könne, fragte der Spieler.

      Nein, das wäre unmöglich.

      Da meinte der Schwarze ärgerlich: »Hören Sie, Miß Laugran, Mister Holliday ist ein Gentleman!«

      »Mein Bruder braucht keinen Gentleman«, entgegnete das Mädchen, »sondern einen Doktor.«

      »Aber der Gentleman ist ein Doktor«, erklärte der Schwarze gestenreich.

      Die Frau musterte den Georgier forschend.

      »Sie sind ein Doc?«

      »Ja…«

      Sie winkte ihm auf eine männliche Art mit dem Arm.

      »Well, kommen Sie!«

      Holliday und der Schwarze folgten ihr die Treppe hinauf.

      Jimmy Laugran hatte anscheinend einen Rausch. Allerdings hielt der Gambler die Möglichkeit nicht für ausgeschlossen, daß der Mann Schmerzen gehabt hatte und wahrscheinlich auch aus Ärger über sein Mißgeschick einmal zur Flasche gegriffen hatte.

      »Was wollen Sie?« fragte er mit schwerer Zunge und stieß dann eine gurgelnde Lache aus. »Mann, das ist ja ein Ding! Ich sehe Sie nicht nur einmal, ich sehe Sie einmal weiß und einmal schwarz!«

      Mit einem Ruck setzte er sich im Bett auf. Dicke Schweißperlen standen auf seiner Stirn. Keuchend stieß er leise vor sich hin:

      »Ich sehe ihn einmal weiß… und einmal schwarz? He, das kann doch nichts mit meinem Bein zu tun haben. Ich bin krank, total krank!«

      »Mein Name ist Holliday«, sagte der Gambler, aber Laugran hörte gar nicht hin. Er dachte nur an sich und seine Krankheit.

      Da trat der Neger zum Schrecken Hollidays an das Bett und ergriff den kranken Fuß des Eisenhändlers.

      »Hören Sie, Mister Laugran«, meinte er unter fürchterlichem Augenrollen, »dieser Gentleman da hat sich extra Ihre schäbige Treppe heraufgequält, um Sie zu besuchen. Er ist ein Doc,


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