Deutschland, Startup!. Andreas Haug

Deutschland, Startup! - Andreas Haug


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      INHALT

       Prolog

       Triple D – Disruption, Daten und Digitalwirtschaft

       Die neuen digitalen Angreifer

       Tarek Müller (About You). Der Vollblutunternehmer mit Rastazopf

       Simon Brunke (Exporo). Vom Schlumpfsammler zum Disrupteur der Immobilienwelt

       Tim Sievers (Deposit Solutions). Der stille Ausnahmeunternehmer

       Chris Bartz (Elinvar). Der Stratege, Netzwerker und überzeugter Europäer

       Max Michels (Caspar Health). Der digitale Heiler

       Mareike Wächter und Michael Dreimann (Banovo). Die Pioniere des digitalen Handwerks

       Christian Gaiser (ehemals kaufDa, jetzt COSI). Vom Schrecken der Verleger zum Disrupteur der Hoteliers

       Tobias Lütke (Shopify). Vom Schulabbrecher zum Shootingstar

       Die Perle im Sand finden. Einblicke in die Arbeit der Investoren und Förderer

       Start up! Wie wir den digitalen Turbolader zünden

       Über uns

      Wie Gründer und Investoren

      mit neuen Geschäftsmodellen

      unsere Zukunft retten

      Deutsch

      Land,

      Start

      up !

      Andreas Haug

      Christian Leybold

      Andreas Nölting

      Prolog

      Dis-rup-tion!

      Drei Silben. Hart. Direkt. Aggressiv.

      Klingt wie die Stratocaster von Jimi Hendrix – mit dem Riff auf der letzten Silbe.

      Der Begriff Disruption ist vor Jahren aus Kalifornien nach Deutschland geschwappt, er mischt Businesskongresse auf, sorgt für Schlagzeilen in Wirtschaftsmagazinen und ist von der FAZ sogar zum Wirtschaftswort des Jahres gekürt worden. Einerseits. Andererseits ist in Gesellschaft und Politik die anschwellende Lautstärke der Debatte um digitale Disruption lange Zeit kaum auf Widerhall gestoßen, das Thema wurde von der Politik und der traditionellen Wirtschaft einfach verdrängt. Bestenfalls wurde es als Worthülse in Vorträge bei Hauptversammlungen eingestreut oder politisch motiviert in Tarifauseinandersetzungen eingesetzt.

      Bis zu jenem Zeitpunkt, als die Welt von den Schockwellen einer gewaltigen Disruption überrollt wurde, die uns eiskalt erwischt hat: die Covid-19-Pandemie. Plötzlich war die Welt, wie wir sie kannten, außer Betrieb gesetzt. Keine Flugzeuge am Himmel. Keine Autos auf den Straßen. Keine Menschenmassen in Bahnhöfen, Einkaufszentren und Fußballstadien. Keine Messen, Festivals, Volksfeste, Urlaubsreisen. Leere Kaufhäuser. Die Autoindustrie schloss wochenlang ihre Werke, die Lufthansa konnte nur mit staatlicher Beteiligung überleben, und viele andere Traditionskonzerne, die eben noch Milliardengewinne machten, wankten bedrohlich und entließen Mitarbeiter oder schickten sie in Kurzarbeit.

      Zu Hause bleiben, so lautete das erste Gebot der Stunde. Und das zweite: digitalisieren, transformieren! Um überhaupt ein gewisses Maß an Alltag aufrechtzuerhalten, wurden große Teile davon ins Netz verlagert – von der täglichen Arbeit, über den Schulunterricht, Einkaufen, Behördengänge, Arztbesuche, Treffen mit Freunden und Verwandten bis hin zu Versammlungen und politischen Debatten. Von jetzt auf sofort wurden überall im Land nahezu alle Vorbehalte gegenüber der Digitalisierung über den Haufen geworfen. Und siehe da – es funktionierte, o. k., natürlich auch mit einigen Abstrichen!

      »Verschwende niemals eine gute Krise«, hat Winston Churchill einmal gesagt. Zweifellos hat die Covid-19-Pandemie unvorstellbar großes Leid verursacht, aber sie ist auch zum Beschleuniger der verschleppten Digitalisierung geworden. Und sie hat wie kaum jemals vorher die Wucht der Disruption für jeden Einzelnen spürbar gemacht.

      Ein einziges Virus hat das herkömmliche Betriebssystem unserer Wirtschaft und Gesellschaft wie aus dem Nichts angegriffen und empfindlich gestört. Zugleich hat die Pandemie schonungslos die Schwachstellen unseres Landes offengelegt: Mit seinen Schlüsselindustrien, allem voran dem Automobilbau, aber auch dem Maschinen- und Anlagenbau, ist der Wirtschaftsstandort Deutschland längst nicht mehr auf der Höhe der Zeit. Nicht dass der Fortschritt an diesen Industrien spurlos vorbeigegangen wäre, aber weltbewegende Innovationen haben sie seit Jahrzehnten nicht mehr hervorgebracht. Es wurde solide gewirtschaftet, aber keine ausreichenden Wettbewerbsvorteile in entscheidenden Innovationsfeldern aufgebaut. Ein Prozent mehr Effizienz statt hundert Prozent Innovation.

      Erschwerend kommt hinzu, dass Deutschland durch diese Schlüsselindustrien extrem abhängig vom Export ist. Das hat sich spätestens gerächt, als der Welthandel, bedingt durch die Pandemie, dramatisch ins Stocken geriet. Wenn sich die weltweit aktuelle Tendenz zur Deglobalisierung und nationalen Stärkung fortsetzt, sieht es düster für den Exportweltmeister Deutschland aus. In Zukunftsmärkten wie Life Science oder eHealth hat Deutschland keine führende Rolle inne. Auch bei zentralen Schlüsseltechnologien wie Künstlicher Intelligenz und Quantencomputing liegt unser Land weit zurück und droht von China und den USA abgehängt zu werden.

      Aber noch schlimmer: Die Covid-19-Pandemie hat nicht nur die Schwächen der deutschen Wirtschaft aufgedeckt, sondern auch die digitalen Defizite in Schulen, im Gesundheitswesen und in den Behörden. Die Bereitschaft der Bürger, ihren Alltag digital zu organisieren, war zwar groß, doch vielerorts fehlten schlicht die Infrastruktur und das technologische Wissen, um diese Aufgabe zu bewältigen.

      Angesichts dieser Schwachpunkte gilt es nun, das Betriebssystem unseres Landes neu zu programmieren, es weniger anfällig und gleichzeitig robuster für die Zukunft zu machen. Die Politik hat die Corona-Pandemie und ihre negativen Folgen zwar kurzfristig mit Milliardensubventionen und Hilfsgeldern erfolgreich bekämpft. Was ihr aber fehlt, ist ein »Geschäftsmodell« für die Zukunft unserer Gesellschaft. Bislang führt der politische Weg allzu oft nur zu Kompromissen auf dem kleinsten gemeinsamen Nenner. Der große Wurf oder eine begeisternde Zukunftsvision fehlen. Bei der Zukunftsgestaltung und bei Innovationen aber gilt das Motto: Wenn die Chance groß genug ist, dürfen Ressourcen kein Engpass sein. Dazu gehören Mut, Substanz und eine gute Portion visionärer Gründergeist.

      Auch Unternehmen sollten die Gunst der Stunde nutzen, um nicht nur digitale Versäumnisse nachzuholen, sondern sich über die Digitalisierung Technologieführerschaft und damit langfristige Wettbewerbsvorteile zu schaffen. Das wird nicht allein aus eigener Kraft und isoliert im eigenen Erfahrungssilo gelingen, sondern erfordert die Vernetzung und den Schulterschluss mit Partnern. Zentral wird sein, sich mit Gründern zu vernetzen, die zukunftsweisende Technologien entwickeln und die neuen Geschäftsmodelle der Digitalwirtschaft bereits erfolgreich umsetzen.

      Kurzum: Mit dem Abflauen der Pandemie kann und darf es kein Zurück zum »Business as usual« mehr geben, weder in der Wirtschaft noch in Politik und Gesellschaft. Vielmehr brauchen wir einen Neustart mit den Mitteln,


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