Hart's Bay: Wo unsere Zukunft beginnt. E. P. Davies

Hart's Bay: Wo unsere Zukunft beginnt - E. P. Davies


Скачать книгу
ausnutzen, um an einen besseren Deal zu kommen?« Colts Feixen war ein wenig selbstironisch, aber gleichzeitig von sich eingenommen. Wie zum Teufel bekam er das nur hin?

      »Nein. Dann kannst du dich verpissen«, sagte Rain knapp. Sein Herz trommelte. Himmel, nur weil sie sich besser kennenlernten, sollte er so etwas nicht zu seinem neuen Geschäftspartner sagen! Floyd wäre entsetzt.

      Colt warf nur den Kopf in den Nacken und lachte. »Es war einen Versuch wert«, meinte er schulterzuckend. »Wie sieht es aus, wenn ich dir erzähle, dass ich den größten Teil meiner Ersparnisse in diese Sache einfließen lassen werde?«

      Rain beäugte ihn verspielt argwöhnisch. Ein Mann wie er hatte Geld wie Heu, also war er nicht sicher, ob es die Wahrheit war. Colt feilschte wieder. Rain mochte das Hin und Her, aber er würde nicht erlauben, dass es seinen gesunden Menschenverstand beeinflusste. »Diese Gebäude sind meine Ersparnisse.«

      »Kann ich dir ein paar Prozent von deinem Anteil der Miete abschwatzen?«

      Rain zwinkerte. »Du kannst es versuchen, aber ich bin hart wie Eisen.«

      »Ich auch.« Colts Stimme war tief und knurrend.

      Es kostete Rain jedes bisschen Selbstbeherrschung, das er besaß hatte, nicht zu Colts Schritt zu blicken und nachzuschauen, worauf er sich genau bezog. Er hatte das Gefühl, dass Colt es ihn niemals vergessen lassen würde, wenn er es täte. Und vielleicht würde er einfach nicht nachgeben, bis er hatte, was er wollte – was ihr Geschäft anging und im Bett.

      Und das jagte einen Schock durch Rains Körper, der seine Fingerspitzen kribbeln, sein Herz dröhnen, seine Brust sich zusammenziehen und seinen Verstand vor unangemessenen Fantasien sprühen ließ.

      Sie wären im Bett großartig. Das konnte er bereits erkennen. Die Chemie zwischen Colt und ihm war jenseits von Gut und Böse.

      Aber hier ging es um eine große Veränderung seines Lebens und jetzt seinen Schwanz rauszuholen, wäre genau die falsche Entscheidung, erinnerte Rain sich immer wieder.

      »Gut«, sagte er stattdessen. »Wenn ich schon die Kontrolle abgebe, damit wir schneller vorankommen, will ich mir sicher sein, dass sie an jemanden fällt, der für uns beide kämpfen kann.«

      Das unterbrach Colts Flirt für eine Weile. Sie erreichten den Übergang aus Beton, der über das Wasser ragte, und kamen zum Stehen. Zu ihrer Linken zog sich ein alter Jachthafen entlang, an dem immer noch ein paar Boote lagen, aber er wurde wenig genutzt. Einige der Boote waren rostige, alte Kübel, während andere noch verwendet wurden. Die Stege waren schmutzig und die Zugangsgatter mit Ketten gesichert.

      Da traf Rain das Ausmaß des Projekts. Wenn sie dieses Lagerhaus sanierten, mussten sie für die Touristen auch einen attraktiven Weg am Wasser entlang schaffen. Das bedeutete, dass sie mit dem alten Jachthafen fertig werden oder einen Weg finden mussten, aus seinem rustikalen Charme Kapital zu schlagen.

      Rain war überfordert und wünschte mehr als alles andere, er könnte seinen Dad und Floyd um Rat bitten. Aber sein Vater hatte einst die Kontrolle über sein Geschäft an Grandpa abgetreten und Grandpas Entscheidungen hatten ihnen allen geschadet. Rain vertraute Dad nicht, in dieser Sache den richtigen Weg einzuschlagen, und seinem Grandpa traute er erst recht nicht.

      Alles, was er hatte, war sein Bauchgefühl, und das riet ihm, diesem Mann zu vertrauen.

      »Komm mit.« Er führte Colt den langen, breiten Anleger entlang, der immer noch in den Hafen reichte und für die Öffentlichkeit zugänglich war. Am Ende angekommen wischte er den Staub vom feuchten Holz und setzte sich, auch wenn die Feuchtigkeit durch seine Hose sickerte.

      Er sah zu Colt hoch und genoss die Aussicht. Oh, es war genug, um erneut einen Schauer durch seine unteren Regionen zu jagen. Colts Schritt auf seiner Augenhöhe – und auf seiner Mundhöhe.

      Aber Colts Ausdruck ließ Rain auflachen und zerstörte den Moment. Er sah aus, als könnte das Holz ihn beißen. Zweifelsohne kostete sein Anzug mehr als der Hafen selbst.

      »Ich stehe lieber, danke.«

      Rain seufzte und kam mit einem weiteren leisen Auflachen wieder auf die Füße. »Du wirst dir bei deinem nächsten Besuch etwas Praktischeres anziehen müssen. Falls du so etwas besitzt«, neckte er. »Oder du wirst nie dazu kommen, dich irgendwo hinzusetzen.«

      »Danke.« Colt schnaubte. »Ich behalt's im Hinterkopf.«

      »Immer davon ausgehend, dass wir uns etwas anschauen müssen, wenn du das nächste Mal hier bist.« Rain musterte den Jachthafen und das Lagerhaus, bevor er sich Colt zuwandte. »Also, was meinst du?«

      Colt fuhr sich durch das stachelige Haar und spielte mit den Spitzen, als enthielten sie Antworten. Sein Blick glitt über die Umgebung – die Boote, das Lagerhaus, die Bäume dahinter. Es war schwer zu sagen, was er dachte, und Rain blieb nichts anderes übrig, als auf eine Antwort zu warten.

      »Der Teufel steckt im Detail«, sagte Colt schließlich. »Wir müssen uns anschauen, was alles ins Spiel kommt, bevor wir uns einig werden.«

      »Aber der Preis und die Bedingungen passen?«, drängte Rain. Er brauchte eine Art Garantie von Colt.

      Colts Lippen hoben sich langsam zu einem Lächeln, als er endlich seinen Blick von der Aussicht löste und Rain ansah. Er sah gelassen und selbstsicher aus und das beruhigte Rains Nervenkostüm. »Ja.«

      »Ja…?«, hakte Rain nach und wagte es kaum zu hoffen. »Wir haben einen Deal?«

      Colt bot ihm die Hand an, ein unmissverständliches Zeichen. Sein Lächeln wurde breiter. »Ja. Wir haben einen Deal.«

      Von einer Sekunde zur nächsten wurde aus der Verzweiflung in Rains Brust Hoffnung. Vielleicht wendete sich sein Schicksal. Und wenn ihm dies gelang, würde er nie wieder von einem Arschloch abhängig sein. Nur von einem Typ, der vorgab, eines zu sein, aber nicht verhindern konnte, eine nette Berührung und ein liebes Wort für Rain übrig zu haben, wenn er es am dringendsten brauchte. Damit konnte er leben.

      »Ein Deal«, wiederholte Rain leise. Das Blut schoss ihm ins Gesicht, als er zum dritten Mal Colts Hand nahm. Colts Handfläche war glatt und fest, die Finger stark, als sie sich die Hand schüttelten. Und er hielt Rains Hand für einen Moment zu lang fest. Schließlich glitten Colts Fingerspitzen von Rains Handfläche zu seinen Fingerspitzen und lösten sich.

      Rain konnte wieder atmen. Der Teufel steckte wirklich im Detail, also würde er sich nicht zu sehr freuen, bevor er etwas Schriftliches hatte.

      »Ich kenne einen guten Anwalt«, sagte er.

      »Willst du ihn anrufen und fragen, wann er Zeit hat?« Wie es aussah, war Colt genauso begierig loszulegen wie er.

      Rain grinste. Dieser Enthusiasmus gefiel ihm. Er schien gegen seinen eigenen zu prallen, bis die Energie zwischen ihnen vor und zurück sprang und mit jedem Mal zunahm. »Ja. Warte eben.«

      Er durchsuchte seine Kontakte und als er den richtigen fand, drückte er auf Anrufen. Mr. Sterling war nicht so verrückt, als dass er sonntags von vielen Menschen einen Anruf entgegennehmen würde, aber Rain war einer von ihnen.

      Genau genommen war er der einzige Anwalt, den Rain kannte, der nichts mit seiner Familie zu tun hatte. Er hatte ihm erst vor wenigen Monaten geholfen, sich von seinem brutalen Arschloch von Ex zu befreien.

      Er hatte ihm, ohne ihn zu verurteilen, zugehört und ihm geholfen, ohne einen Kratzer aus der Sache herauszukommen. Metaphorisch gesprochen, natürlich. Mr. Sterling würde Rains Vertrauen gerecht werden und kein Wort zu seiner Familie sagen, bis er bereit war.

      Außerdem war sein Honorar vernünftig – immer eine wichtige Überlegung.

      »Hey, Rain.« Mr. Sterling meldete sich nach kurzem Klingeln. »Was gibt es? Alles in Ordnung?«

      »Ist es«, beeilte sich Rain, zu versichern. Mr. Sterling sollte nicht denken, dass Des wieder hervorgekrochen kam. »Ich müsste für einen Geschäftspartner einen Vertrag aufsetzen lassen. Glaubst du, dass du das innerhalb einer Woche erledigen könntest oder… von was für einem Zeitfenster


Скачать книгу