Hart's Bay: Wo unsere Zukunft beginnt. E. P. Davies

Hart's Bay: Wo unsere Zukunft beginnt - E. P. Davies


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lockern. Was zum Teufel?

      Als er an den Tresen trat, ließ die Wirtin – Cher, wie er vermutete – sich Zeit damit, zu ihm zu schlendern. »Kann ich helfen?« Ihre Stimme wirkte leicht desinteressiert, als ob sie ihn nicht kannte. Oder, was wahrscheinlicher war, sie erinnerte sich zu gut an ihn.

      Er hatte sich ein bisschen harsch gegeben, als er gestern hier gewesen war. Dieses Mal ging Colt behutsamer vor. »Hallo. Eine Cola, bitte.«

      »Keine Informationen?«, frotzelte sie.

      »Ich glaube, ich habe eine Insiderquelle.« Er nickte zu Rain.

      Ihr Blick folgte seinem, während sie eine Glasflasche nahm und den Deckel öffnete. »Hmhmm. Das hast du sicher.« Was auch immer sie wusste, sie würde es nicht sagen. Colt brauchte nur einen Blick auf sie zu werfen, um zu wissen, dass sie eine harte Nuss war.

      »Danke«, sagte Colt bewusst schnell, ließ einen Fünfer auf dem Tresen und verzichtete erneut auf das Wechselgeld. Üppige Trinkgelder waren der sicherste Weg zum Herzen der meisten Barkeeper. Oder wenigstens zu einer Quelle von Gerüchten, die nie austrocknete.

      Colt kehrte zum Tisch zurück und setzte sich zu Rain. Endlich spielte sein Gehirn wieder mit. Er konnte objektiv feststellen, dass Rain gut aussah, ohne sich so sehr ablenken zu lassen, dass er keinen Satz zustande brachte.

      »Hallo also«, begrüßte Rain ihn. Gott, wie seine Stimme Colts Knie weichmachte. Gut, dass er sich hinsetzen konnte.

      »Hey«, gab Colt zurück und lächelte Rain zu. »Also, lass uns über das Lagerhaus am Wasser reden.«

      »Großartiger Ort für einen Neuausbau«, stimmte Rain zu, lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und verschränkte die Arme.

      Colt nickte. »Aber bist du dir sicher, dass du Teil des Projekts sein willst? Es ist nicht ohne Risiken. Wenn ich es einfach kaufe, bist du aus der Nummer raus, egal, wie es läuft.«

      Rains leises Lachen gab Colt wieder das Gefühl, dass er nur die halbe Wahrheit kannte. »Nein, bin ich nicht. Keiner von uns in der Umgebung.«

      »Die Leute werden dir Vorwürfe machen, falls etwas schiefläuft?« Colt hob eine Braue. Das klang nicht gesund.

      Rain hob halb die Schultern, was nicht ganz einer Antwort entsprach. »Ich werde nicht direkt an dich verkaufen.« Er senkte seine Stimme so sehr, dass sie es gerade noch über den Tisch schaffte. »Egal, wie sehr du… willst.«

      Hatte er mitten im Satz ein Es eingebaut oder etwas anderes? Bedeutete das etwas? Colt war sich nicht sicher. Einen Moment drehte es sich in seinem Kopf, bevor er seine Colaflasche fest in die Hand nahm.

      Ein Schluck dunkle Limo und Koffein brachten ihn wieder zu Verstand. »In diesem Punkt wirst du nicht nachgeben, oder?«

      »Nope.« Rain ließ das P laut knallen und neigte leicht den Kopf, um ihn zu beobachten. »Ist das ein Dealbreaker?«

      Anfangs wäre Colt davon ausgegangen, aber die anderen Vorzüge, die Rain mit sich brachte – seine Verbindungen in der Stadt, sein Wissen über den Ort und seine Erfahrung im Bauwesen –, bremsten seine Zunge.

      Stattdessen schüttelte er den Kopf. »Nicht unbedingt. Es wäre nur leichter, wenn ich mich nicht die ganze Zeit darum kümmern müsste, uns bei jedem Schritt beide zufriedenzustellen.«

      »Geht es darum nicht immer?« Rains Augen glitzerten, er sprach immer noch leise. Es lag eindeutig eine Anspielung in seinen Worten. »Aber manchmal ist das eben nötig.«

      »Also wärst du…« Die plötzliche Enge in seiner Anzughose brachte Colt ins Straucheln. »Du wärst damit einverstanden, dass ich die baulichen Entscheidungen treffe, um sicherzustellen, dass das Projekt innerhalb des Zeitrahmens und Budgets fertig wird?«

      »Ja.« Rain lehnte sich nach vorn. »Genau genommen bin ich bereit, den Großteil der Kontrolle abzugeben. Solange es sich auch für mich lohnt.«

      Nun war die Luft in der Kneipe definitiv heiß. Colts Finger juckten vor Verlangen, Rain aus dem Hemd zu holen und herauszufinden, ob die Verpackung zum Inhalt passte. Er wollte Rain schmecken, ihn aufs Bett nageln, jeden sündigen Laut, den man sich vorstellen konnte, aus ihm herauslocken, und dann noch ein paar weitere.

      »Ich glaube, wir würden gut zueinander passen«, bekam Colt heraus, nicht sicher, über was sie inzwischen redeten: Geschäftliches, Vergnügen oder beides.

      »Du kennst dich in Dingen aus, von denen ich wahrscheinlich keine Ahnung habe.« Rain hob seine Flasche, um zu trinken, dann warf er Colt unter den Wimpern einen Blick zu.

      Fuck. Er hatte ihn am Haken, voll und ganz. Aber er konnte Rain noch nicht anvertrauen, dass dies sein erstes großes Projekt sein würde. Seine einzige Chance war, sich kopfüber in dieses Unternehmen zu werfen und zu schauspielern, bis er es geschafft hatte.

      »Und ich«, fuhr Rain fort, »kann die Leute in der Umgebung davon überzeugen, dem Projekt zu vertrauen und es anzunehmen.«

      Abgesehen davon, dass er bereits der Botschafter der Stadt zu sein schien, für eine Baufirma arbeitete und Immobilien besaß?

      Colt blinzelte. »Was kannst du eigentlich nicht?«

      »Flöte spielen«, antwortete Rain, ohne zu zögern. Die Doppeldeutigkeit konnte ihm nicht entgehen, oder? Dann schob er seinen Trumpf nach. »Ich wollte gern, aber am Ende habe ich Klarinette gelernt.«

      Colts Sexualerziehung basierte auf dem Geflüster in Schulkorridoren. Rain verspottete ihn geradezu mit der Behauptung, dass er fantastische Blowjobs lieferte. Wie verdammt gern er herausfinden wollte, ob das stimmte.

      Colt leckte sich die Lippen. »Das ist schade. Du hast die richtigen Finger dafür.«

      Rain beäugte ihn, als überlege er, ob er gerade beleidigt worden war. Das verblüffte Colt einen Moment. Von Zeit zu Zeit gab Rain sich plötzlich abwehrend und Colt hatte das Muster dahinter noch nicht erkannt.

      »Auf gute Weise«, fügte er rasch hinzu.

      Oh verdammt. Versuchte er gerade, Rain zu beruhigen? Er hatte sich vorgenommen, ihn auf die Palme zu treiben, aber nun stellte er fest, dass er ihn nicht aufregen wollte. Wenn er nicht so ein gutes Gefühl für Selbstbeschiss gehabt hätte, hätte Colt sich etwas vormachen und behaupten können, dass es nur daran lag, dass sie Geschäftspartner sein würden.

      Doch der Grund war ein ganz anderer.

      »Tja, Gott sei Dank.« Rain grinste und trommelte mit seinen schlanken Fingern auf den Tisch. »Also, ich vermute, du willst ein geteiltes Eigentumsrecht, damit ich mich später nicht mit dem Geld aus dem Staub machen kann. Ich setze die Hälfte vom Marktpreis an und ich weiß, dass das unter Wert ist. Im Gegenzug erwarte ich einen Anteil von der Miete.«

      Colt hatte das erwartet. Die Bedingungen waren unantastbar. »Ich glaube, wir können etwas Entsprechendes ausarbeiten.«

      »Es ist nicht unbedingt ein Standardgeschäft, oder?« Rain verschränkte die Arme. »Hast du schon Zugriff auf die entsprechenden Mittel?«

      Das war ein Sprung mehrere Schritte voraus. Colt hatte sich vorgenommen, zuerst zu kaufen und einen Schritt nach dem nächsten anzugehen. Nun musste er vorgeben zu wissen, was er tat. Er zog sein Handy hervor und tippte etwas in Google.

      Immobilienerschließung. Geschäftliche Optionen.

      Nein, diese Ergebnisse waren nutzlos.

      Verträge für Geschäftspartner, die Immobilien erschließen wollen.

      Wenigstens etwas nützlicher.

      »Ja, ich kümmere mich darum. Bevor wir einen Vertrag unterzeichnen, lege ich dir das verfügbare Budget vor und wir können die Einzelheiten für die Sanierung festlegen. Wir sollten beide genau wissen, worauf wir uns einlassen.« Er musste nicht wissen, dass ein Teil von Colts Geld vermutlich von der Kreditkarte kommen würde.

      Rain beugte sich nach vorn. Sein Blick huschte zu Colts Display, sodass Colt sein Handy umdrehte und auf den Tisch legte. Er wollte nicht


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