Da steckt was drin. Dierk Rainhorst

Da steckt was drin - Dierk Rainhorst


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      Dierk Rainhorst

      Da steckt was drin

      SAGA Egmont

      Da steckt was drin

      Copyright © 1986, 2018 Dierk Rainhorst und Verlag

      All rights reserved

      ISBN: 9788711977200

      1. Ebook-Auflage, 2018

      Format: EPUB 2.0

      Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für andere als persönliche Nutzung ist nur nach

      Absprache mit dem Verlag gestattet.

      Der Onkel

      von Dierk Rainhorst

      Hallo!“ sagte der Mann an der Tür überrascht. „Das kann doch nicht wahr sein. Sag’ bloß, du bist die kleine Janette!“

      Befremdet trat das Mädchen einen Schritt zurück und musterte den Fremden mißbilligend. „Janette schon, aber nicht klein! Und wer sind Sie?“

      Über das sympathische Gesicht des Fremden huschte ein Schatten. „Ja, kennst du mich denn nicht mehr?“

      „Nicht, daß ich wüßte.“ Erneut studierte Janette die Gesichtszüge des Mannes und stellte fest, daß sie ihr irgendwie vertraut schienen. Doch sie konnte sich nicht erinnern. Es mußte schon sehr lange her sein.

      „Nein …“ dehnte sie.

      „Bernhard“, kam es zögernd und irgendwie fragend. „Onkel Bernhard!“

      Da fiel es dem Mädchen plötzlich wie Schuppen von den Augen, und mit einem freudigen Jauchzer fiel Janette dem überraschenden Besucher um den Hals. Alle die Jahre der Entwicklung zum heranwachsenden Mädchen verflogen, und für Sekunden war sie wieder das kleine, linkische Kind, das oft stundenlang voller Begeisterung und Verehrung auf den Knien des großen Freundes ritt. Auch die alte Liebe kehrte wieder zurück. Die kindliche Liebe, die noch nicht gestorben war. „Onkel Bernhard!“

      Tränen traten Janette in die Augen, ohne daß sie es bemerkte. „Daß ich dich noch einmal sehen darf! Oh Gott, daß du uns noch einmal besuchst! Es muß ja schon eine Ewigkeit her sein. Ich dachte, du bist damals nach Australien gegangen? So hat man mir jedenfalls erzählt. Mit deiner jungen Frau …“

      „Ja, natürlich“, bestätigte der Mann. Den Schatten auf seinem Gesicht sah das Mädchen nicht. „Aber jetzt bin ich wieder zurück.“

      Es dauerte eine ganze Weile, bis sich das Mädchen beruhigte. Die Freude des Wiedersehens war zu groß. Doch schließlich löste es sich von dem Mann und packte ihn am Arm. „Komm herein! Mein Gott, wir stehen ja immer noch an der Tür!“

      Als sie das Wohnzimmer betraten, schaute sich der Mann um. „Hübsch, wirklich hübsch. Es hat sich viel geändert. Und wo sind deine Eltern?“

      „Setz’ dich doch!“ Janette warf sich auf die Couch. „Bitte tu nicht so, als wärst du hier fremd. Jahrelang warst du hier zu Hause. – Meine Eltern sind nicht da. Papa muß arbeiten, das weißt du ja, und Mama ist beim Friseur. Das dauert immer eine Weile. Wir sind ganz allein.“

      Ein wenig unschlüssig ließ sich der Mann in einem Sessel nieder. Jetzt, da er in der Wohnung war, hatte ihn viel von seinem Schwung und Elan verlassen. „Ich weiß nicht recht“, murmelte er plötzich unschlüssig. „Vielleicht sollte ich erst wiederkommen, wenn deine Mutter zurück ist …“

      Janette begehrte auf. „Das kommt gar nicht in Frage!“

      Dann rückte sie näher. „Hast du Angst, mit mir allein zu sein?“ neckte sie mit glitzernden Augen. Onkel Bernhard, mein Gott! Das war ein alter Freund der Familie. Mit ihm konnte man so sprechen. Und Janette freute sich, daß sie kein Kind mehr war.

      „Jetzt sag’ bloß“, lästerte sie weiter, „daß du befürchtest, ich könnte dich verführen? – Herrlich! Und was würde deine junge Frau dazu sagen?“

      Es war Spott. Es war nichts anderes als ein Spiel, das die heranwachsende Janette mit ihrem väterlichen Freund trieb. Sie konnte sich noch gut erinnern, wie er sie früher immer hochgenommen hatte. Manchmal war sie vor Wut, Scham und kindlicher Verzweiflung heulend davongelaufen. Und nun saß ihr der väterliche Freund erneut gegenüber, und sie hatte endlich die Möglichkeit, ihm einen Teil zurückzugeben.

      Gespannt wartete Janette auf eine ebenso spitze Antwort und stellte plötzlich fest, daß sich das Gesicht von Onkel Bernhard verfinsterte. Er konnte sie doch nicht mißverstanden haben.

      „Meine Frau ist tot“, sagte er leise.

      „Oh!“ schluckte Janette ernüchtert. „Das konnte ich nicht wissen. Es tut mir leid. – Ist es schon lange her?“ Der Mann senkte den Kopf. „Fast ein Jahr.“ Dann blickte er wieder auf.

      „Lassen wir das, Janette. Ich bin schon fast darüber hinweg, und dich geht es nichts an. Laß’ uns lieber über erfreulichere Dinge sprechen. Wir haben uns so lang nicht gesehen, und ich habe leider die ganzen Jahre deiner Entwicklung verpaßt. Als ich Deutschland verließ, warst du noch ein Kind, und jetzt bist du ein ganz reizender Teenager. Reden wir über das, was dazwischen lag.“ Der Blick des Mannes glitt dabei zum ersten Mal ganz bewußt über den Körper des Mädchens und tastete ihn ab. Auf dem kleinen, festen Busen verweilte er sekundenlang.

      Janette zuckte die Schultern. „Was dazwischenlag? Oh Gott!“ Sie spürte den Blick des alten Freundes auf ihrem Körper und reckte sich. Wie jedes Mädchen ihres Alters, so war auch sie stolz auf die deutlich sichtbaren Beulen, die den Unterschied zwischen Kind und Frau ausmachten. „Da gibt es nicht viel zu erzählen.“

      „Aber, aber!“ Jetzt lächelte Onkel Berhard wieder. „Nur keine falsche Bescheidenheit. Du bist hübsch geworden, Janette, und sicher hast du einen ganzen Stall voller Freunde. Wie ist es damit?“

      „Nun ja“, murmelte sie.

      „Erinnerst du dich noch“, fuhr er fort, und dabei war er darauf bedacht, die alten Vertraulichkeiten neu aufleben zu lassen, „daß du früher immer gesagt hast, du wolltest nur mich heiraten, wenn du groß bist? Jetzt hast du den Sprung geschafft, und wie es der Zufall will, bin auch ich frei. Wie sieht es jetzt aus?“

      Es sollte ein Scherz sein, und so hatte er es auch gesagt, doch das Mädchen faßte es ganz anders auf. Eine hauchfeine Röte überzog Janettes Gesicht, und sie senkte den Blick. Doch bevor der Mann einlenken konnte, hatte sie ich bereits wieder gefaßt.

      Mit einem leichten Beben in der Stimme sagte sie: „Ich würde mich freuen.“

      Da war es wieder, das kleine Mädchen. Die kleine, verliebte Janette, die alles dafür hergab, nur um auf den Knien des großen Freundes reiten zu dürfen. Zwar war aus dem einstigen Kind jetzt fast eine Frau geworden, doch die Liebe und Verehrung war geblieben. Genau genommen war sie sogar stärker geworden, denn sie schloß außer seelischen Empfindungen auch eindeutige körperliche Wünsche ein.

      Ein wenig verlegen, aber doch erwartungsvoll, schaute Janette den alten Freund des Hauses an, und dieser spürte den besonderen Reiz der Situation. Für einen Mann in seinen Jahren war es ein großes Kompliment, von einem Teenager angehimmelt zu werden. „Gut“, gab er zurück und hoffte, den richtigen Ton gefunden zu haben. „Wir wären also einig, wie wollen wir es nun deinen Eltern beibringen?“

      Jetzt mußte sie lachen. Auch das gehörte zu dem Spiel, das sie trieben, und der Mann wartete regelrecht darauf. Doch Janette reagierte ganz anders. Ehe der Mann begriff, daß seine kleine Janette die ganze Zeit weit davon entfernt war, Scherze zu machen, hatte sie sich plötzlich entschlossen erhoben und auf seinen Schoß gesetzt. Sie legte ihm die Arme um und schaute ihm ernst in die Augen.

      „Ich bin überzeugt, daß es nicht so schwer sein wird!“

      „Aber …“ Er unterbrach sich heiser – – –

      „Meine Eltern hätten sicher nichts dagegen.“ Das Mädchen war weggetreten. Ein paar Worte, eine scherzhafte Andeutung hatten Janette jedes klaren Gedankens beraubt.

      „Aber wir können sie natürlich


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