Da steckt was drin. Dierk Rainhorst

Da steckt was drin - Dierk Rainhorst


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seiner Hand verstärkte sich. Der Mittelfinger preßte sich in den Stoff des Slips und zeichnete den Spalt nach. Ganz deutlich spürte seine Hand die erregende Feuchtigkeit. Ja, die Zeit war nicht stehengeblieben. Janette war kein Kind mehr! „Bernhard?“ Er zuckte zusammen. Die Augen des Mädchens schauten ihn an. Zum ersten Mal hatte ihn Janette beim Vornamen genannt, ohne das Wörtchen ,Onkel‘ zu verwenden. Es wirkte irgendwie befremdend. „Zieh’ ihn aus!“ wisperte das Mädchen.

      Automatisch befolgte er den Wunsch. Dabei klang in ihm das ,Bernhard‘ nach. Diese Vertraulichkeit war ihm nicht recht. Er hatte sich da auf etwas eingelassen, das ihm mehr nahm als gab. War es das wert?

      Noch immer ruhte seine Hand auf dem Schamhügel des Mädchens. Fast unterbewußt zeichneten die Finger den Spalt nach, und als Janette erneut drängte, zog er den hauchdünnen Stoff über die Hüften. Die Erregung in ihm hatte keinesfalls nachgelassen, nur kehrte langsam sein Verstand wieder zurück.

      Nackt und bloß lag der Unterleib des Mädchens vor ihm. Wie unschuldig er wirkte. Wie unberührt. Stimmte es wirklich, daß Janette schon gewisse Erfahrungen gesammelt hatte?

      Da kehrte urplötzlich die Vernunft wieder zurück. Es war, als würde er aus einem Traum erwachen.

      „Nein!“ sagte er fest. Er richtete sich auf. „Nein, Janette, es tut mir leid. Ich kann nicht! Ich …“

      Es war vorbei. Für immer. Geschlagen zog er sich zurück und strebte der Tür zu. Einen letzten Blick konnte er erhaschen, der ihn ein Leben lang verfolgte. Es war der endgültige Abschied. Als er ging, als er fluchtartig die Wohnung verließ, da entfernte er sich weiter, als damals nach Australien. Diesmal hatte er sich selbst aus dem Herzen der kleinen Janette gestrichen. Ein paar Minuten der Schwäche waren das unwiderrufliche Ende.

      Adieu, kleine Janette. Es wird nie wieder einen Onkel Bernhard geben …

      Der erste Gast

      von Norbert Kalusa

      „Bist du bald fertig?“ rief Sabine. In ihrer Stimme schwang eindeutig Nervosität mit. „Es ist gleich zwanzig Uhr, und wir hatten doch geschrieben, daß wir nach acht Uhr mit ihrem Besuch rechnen.“

      „Ja, Schatz!“ gab ich zurück. „Sofort!“

      Augenblicklich saß ich jedoch noch in meinem Arbeitszimmer hinter dem Schreibtisch und war in einen Stapel von Plänen vertieft. Ich war Architekt und konnte trotz unseres Vorhabens nicht einfach alles andere liegenlassen. Außerdem glaubte ich, ehrlich gesagt, nicht recht an den erwarteten Besuch. Es war eine Schnapsidee von uns gewesen, diese eindeutige Annonce aufzugeben. Und die folgende Korrespondenz war im Grunde nichts anderes als Schweinerei. Wer hielt daraufhin schon eine Verabredung ein!

      Trotzdem half es nichts. Ich mußte zumindest so tun, als würde auch ich gespannt auf den ersten Besuch dieses Fräulein Richter warten, sonst wurde meine bessere Ehehälfte ungemütlich. Sie jedenfalls war fest davon überzeugt, daß diese Dame käme.

      Amüsiert räumte ich meine Pläne zusammen, als Sabine auch schon wieder auftauchte. Sie streckte den Kopf zu meinem Zimmer herein und murrte.

      „Ja“, sagte ich. „Sofort! Ich bin ja schon fertig!“

      Im Wohnzimmer hatte Sabine alles auf Hochglanz gebracht. Ich will zwar nicht sagen, daß es sonst bei uns unordentlich aussah, aber heute stolperte ich direkt über die pedantische Sauberkeit. Leicht amüsiert bemerkte ich, daß sie sogar Blumen gekauft, die Deckchen ausgewechselt hatte, und auf dem Tisch unsere besten Weingläser standen. Sie selbst trug ihren raffiniertesten Hausanzug, der im Grunde mehr zeigte, als er verbarg. Alles in allem knisterte der ganze Raum vor Erwartung und Sex, und es hätte gar nicht der vagen Aussicht auf eine dritte Person bedurft, um mich auf Touren zu bringen. Ich schaute meine Frau an, sah die Knospen ihrer festen Brüste durch das Oberteil ihres Hausanzuges, den Schatten ihres Schamhaares durch die Hose, und spürte seit langem das erste Mal wieder ehrliches Begehren. Sabine mußte es bemerken, und ihr mußte es ebenso gehen. Sie schaute mich von unten herauf an.

      „Ich bin so kribbelig“, sagte sie. „Ich kann es kaum erwarten.“

      Grinsend ließ ich mich neben ihr auf die Couch nieder und legte den Arm um sie. Die andere, die sowieso nicht kommen würde, war mir ja so gleich. Mein Mund suchte den Hals meiner Frau und fuhr sanft über ihre rosige Haut. Was war ich doch für ein Trottel gewesen, daß ich vergessen konnte, wie herrlich jung und aufregend Sabine war. Mit ihren zweiundzwanzig Jahren wirkte sie noch wie ein Teenager.

      „Ich könnte dich fressen!“ flüsterte ich.

      Kichernd rückte sie ein Stück von mir ab. „Warte damit lieber, bis Marion da ist. Mich hast du ja immer und machst doch keinen Gebrauch davon. Und danach wie sie schreibt, muß sie ja nach Sex und Liebe vollkommen ausgehungert sein. Wenn ich mir nur vorstelle, wie ihr zwei euch umarmt, wie du in sie eindringst oder dich über sie beugst und sie vollspritzt, dann habe ich schon fast einen Orgasmus. Weißt du eigentlich, daß wir schon über zwei Wochen nicht mehr miteinander geschlafen haben? Du mußt doch auch kurz vor dem Platzen sein.“

      War es nun die kribbelige, sexgeladene Atmosphäre, die Aussicht auf neue Erlebnisse, oder ganz einfach nur ihre aufgewühlte Phantasie, die Sabine so sprechen ließ? Ich wußte es nicht. Ich vermerkte es nur erstaunt und war sicher, daß sie sich früher nie von dieser Seite gezeigt hatte. Wenn ich mich noch recht entsann, dann war sie am Anfang unserer Ehe sogar gegen jede Art von Partnertausch und Gruppensex eingestellt. Und jetzt, nach vier Jahren Ehe diese Wandlung? Irgendwo mußte das doch bisher schon immer in ihr geschlummert haben.

      „Ich erkenne dich nicht wieder“, sagte ich lächelnd. Dabei rückte ich auf der Couch das Stück nach. „Bist du denn gar nicht eifersüchtig? Oder besser: Wirst du nicht eifersüchtig, wenn du zusiehst, wie ich mit einer anderen Frau schlafe? Für dich ist das doch auch etwas Neues. Wir haben es noch nie getan?“

      „Das ist ja gerade das Aufregende“, sagte sie mit begeisterter Überzeugung. „Nein, eifersüchtig werde ich bestimmt nicht. Weshalb auch? Ich bin ja dabei, und du kennst Marion genausowenig wie ich. Sie ist eine Fremde, die nichts als Sex will. Und auch wir wollen nur Sex. Bei einem Verhältnis wäre es etwas anderes, aber so … Ich bin überzeugt, daß wir alle drei auf unsere Kosten kommen.“

      Ein feiner Hauch von Röte hatte ihr Gesicht überzogen und machte sie nur noch anziehender. Wenn doch diese verdammte Marion nicht wäre! dachte ich einen Moment. Ich begehrte meine Frau so stark wie noch nie zuvor.

      Ich streckte meine Hand aus und fuhr Sabine leicht über das Oberteil ihre durchsichtigen Hausanzuges. Augenblicklich verhärteten sich ihre Brustwarzen und richteten sich auf. Nur diese kleine Berührung genügte. Das war schon lange nicht mehr der Fall.

      „Was versprichst du dir eigentlich von dieser Begegnung?“ fragte ich interessiert, obwohl ich noch immer nicht recht an Marions Besuch glaubte. „Sie ist ja schließlich eine Frau und somit mehr ein Spielzeug für mich. Ich kann mich nicht entsinnen, schon einmal eine lesbische Ader an dir entdeckt zu haben.“ Ohne jede Spur Verlegenheit lächelte sie mich an.

      „Was nicht ist, kann noch werden.“

      „Oh, hoppla!“ gab ich von mir.

      „Man muß doch nicht unbedingt lesbisch sein oder werden, wenn man es mal mit einer anderen Frau probiert“, meinte sie nun doch erklären zu müssen. „Ein bißchen bi ist doch auch ganz schön, oder? Ich habe es noch nie getan, aber ich kann nicht bestreiten, daß es einen gewissen Reiz auf mich ausübt.“

      „Na, ja“, sagte ich ein wenig betreten. „Warten wir also ab, wie sich alles entwickeln wird. Ich hoffe nur, daß es wirklich diesen positiven Einfluß auf unsere Ehe ausübt, den wir uns davon versprechen.“

      Dabei schaute ich auf die Uhr und stellte fest, daß es schon nach acht war. Wenn Marion wirklich und überhaupt kam, dann hatte sie sich jetzt schon verspätet. Und das war nicht das beste Zeichen. Aber Sabine ließ mich gar nicht zum Grübeln kommen. Sie war aufgewühlt bis in die letzte Faser ihres Körpers. Und das war es wohl auch, was sie die Initiative ergreifen ließ.

      „Wir


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