Da steckt was drin. Dierk Rainhorst
Er fühlte sich in die Enge gedrängt und wußte keinen Ausweg. Ihm war nur klar, daß er jetzt auf gar keinen Fall sagen konnte, daß alles nur ein Scherz sein sollte. Wie konnte er auch die Empfindsamkeit der jungen Mädchen übersehen!
Kochend heiß stieg es ihm auf. die warme, hautnahe Berührung des Mädchens auf seinem Schoß benebelte ihn. Es war schon verdammt lange her, daß er so ein junges Ding hatte festhalten dürfen.
Sein Atem ging schwerer, und seine Gedanken jagten sich. Er war so verwirrt, daß es Janette bemerkte.
„Was ist mit dir? Du sagst gar nichts“, flüsterte sie. Dann schmiegte sie ihr Gesicht gegen das seine. „Oh Onkel Bernhard, ich bin so froh, daß ich dich wiederhabe. Sicher geht es dir genauso. Es kommt mir vor, als hätte es die vergangenen Jahre gar nicht gegeben. Als seist du nie weggewesen. Und jetzt gehören wir zusammen. Für immer!“
„Ja“, keuchte er. Was sollte er anderes sagen?
Plötzlich preßte Janette entschlossen ihre Lippen auf seinen Mund und nahm ihm wieder alle Argumente. Früher hatten sie sich öfter geküßt. Schnäbeln hatten sie es genannt. Es war rein freundschaftlich gewesen, ohne jeden Hintergedanken. Doch jetzt war alles anders. Aus dem Kind war ein erregendes weibliches Wesen geworden, und ihn durchlief ein unbeschreiblicher Schauer.
Er machte sich frei. „Du nimmst mir dem Atem.“
„Und du küßt nicht richtig“, sagte sie leicht enttäuscht. „Dabei mußt du doch regelrecht ausgehungert sein, nachdem deine Frau …“
„Entschuldige“, unterbrach sie sich. „Es war nicht so gemeint. Aber sag’ doch mal ehrlich, – wann hast du das letzte Mal etwas mit einer Frau gehabt?“
Das schlug dem Faß den Boden aus! Augenblicklich fühlte sich der Mann ernüchtert und war nicht mehr bereit, die Komödie weiter zu spielen. Was bildete sich dieses halbgare Küken eigentlich ein?
Onkel Bernhard schob das Mädchen von seinem Schoß und erhob sich. „Jetzt langt es aber!“ knurrte er erbost. „Was geht dich eigentlich mein Intimleben an? Ich frage auch nicht nach deinen Abenteuern!“
Als er in das entgeisterte Gesicht seiner kleinen Janette schaute, tat ihm seine heftige Reaktion jedoch schon wieder leid. Es war dumm, sich so zu gebärden. Die jungen Leute dachten heute ganz anders, als er zu seiner Zeit. Sicher hatte sie es nicht böse gemeint.
Er sah eine Träne und strich Janette über das Haar. „Es tut mir leid …“
„Ich verstehe dich nicht“, sagte sie. „Du tust, als müßten wir ausgerechnet das, was uns am meisten bewegt, voreinander verheimlichen. Dabei habe ich vorhin sehr wohl bemerkt, wie du gezittert hast, als ich auf deinem Schoß saß. Ich bin nicht mehr so dumm, wie du vielleicht glaubst.
Auch in meinem Alter hat man schon ein paar Erfahrungen gesammelt. Ich hatte auch schon Jungens.“
„Jungens …?“ dehnte er.
„Nun ja, zwei oder drei!“
Erneut spürte er ein gewisses prickelndes Gefühl. Er konnte sich nicht dagegen wehren. Dabei verfluchte er sich selbst, daß er sich auf dieses Spiel eingelassen hatte. Es war verdammt gefährlich.
„Und was habt ihr gemacht?“ fragte er wie aus einem inneren Zwang. „Du und die Jungens, meine ich?“
Die Reaktion war der ganzen eigenartigen Situation und der aggresiven Laune des Mädchen angepaßt. „Gefickt!“ sagte Janette. „Was?“
„Nun ja, so sagt man doch, oder?“ Sie trat vor ihn hin und schaute zu ihm auf. „Und du willst mir weismachen, daß du es nicht nötig hast? Das glaubst du doch selbst nicht. Dein Blick und deine hungrigen Augen sprechen für sich. Also sträube dich bitte nicht gegen etwas, das wir beide wollen. Wer weiß, wann du wieder die Gelegenheit hast. Wir sind ganz allein, und niemand stört uns.“
Es war wie ein Nebel, der sich urplötzlich auf ihn herabsenkte. Er kannte es, aber es war schon Jahre her, als er es das letzte Mal erlebte. Inzwischen hatte er geglaubt, daß dieses impulsive Empfinden für immer gestorben sei. Und nun kehrte es wieder. Ausgerechnet jetzt, hier, bei der kleinen Janette.
„Wir dürfen nicht“, murmelte er und erschrak vor seiner eigenen Stimme. Was redete er da für einen Quatsch?
Das Mädchen kam näher, und der Nebel wurde dichter. Janette schmiegte sich an ihn. „Warum nicht? Ich denke, wir lieben uns?“
Das hatte er nicht gesagt! Verdammt, was war denn auf einmal los? Worauf hatte er sich da eingelassen? – Das hatte er nie gesagt, und doch stimmte es. Noch nie war er sich so sehr darüber im klaren gewesen, wie in diesem Augenblick. Ja, er hatte Janette schon immer geliebt. Schon damals, als sie noch ein Kind war. Doch das konnte niemand wissen. Das durfte niemand wissen!
Er stand stocksteif, während er die körperlichen Ausstrahlungen dieses blutjungen Geschöpfes vor sich spürte. „Du bist noch so jung.“ Seine Stimme wurde immer schwächer, und damit auch sein Widerstand. Würde er doch die Kraft aufbringen, einfach zu gehen. „Du bist fast noch ein Kind, und ich bin bald ein alter Mann.“
Das ist nicht wahr!“
Es war nur ein Hauch. „Du bist weder alt, noch bin ich ein Kind. Überzeuge dich davon, fühle mal!“
Nebel, ein Wanken und Drehen. Die Welt war ein einziger Strudel, der ihn gefangenhielt. Es wirbelte ihn herum, immer schneller und schneller. Dann griff eine kleine Hand nach der seinen und führte sie einem unbestimmten Ziel zu.
Willenlos ließ er es geschehen. Obwohl seine Augen weit offen waren, sah er doch nichts. Das Blut pochte ihm in den Schläfen, und seine Hand erreichte ihr Ziel. Erst da erwachte er sekundenlang aus der Trance. Seine Finger schlossen sich um einen kleinen, festen Hügel.
„Siehst du“, sagte die Stimme. Die Sirenenstimme der kleinen Janette. „Siehst du, daß ich kein Kind mehr bin? Spürst du es?“
War er schon zu weit gegangen? Konnte er jetzt noch zurück? Und wollte er es überhaupt?
Seine Finger kneteten den Busen des Mädchens, während er mit sich selbst abschloß. Es hätte nie passieren dürfen, und doch glaubte er, noch nie so glücklich gewesen zu sein. Er hatte schon immer zu kleinen Mädchen tendiert, und insbesondere zu Janette. Er genoß den Augenblick, ohne auch nur eine Sekunde an die Zukunft zu verschwenden.
„Komm!“ klang wieder die Stimme auf. „Komm!“
Sie war drängend, erregt, völlig fremd und doch so verlockend. „Komm!“
Er ließ sich treiben. Es war ja alles so egal. Auch er war nur ein Mann, und jetzt konnte er nicht mehr zurück. Eine Hand, ein ganzer Körper drängte ihn zur Couch, und automatisch setzten sich seine Füße in Bewegung. Vor der Couch verhielt er, und Janette sank hintenüber.
Zärtliche, weiche, lockende Mädchenarme streckten sich ihm entgegen. Wieder dieses Wörtchen: „Komm!“ Janettes kurzer Rock hatte sich verschoben und ließ den Blick ungehindert auf einen winzigen, fast durchsichtigen Slip fallen. Ja, es zog den Blick regelrecht an.
Sein Widerstand schmolz endgültig dahin.
Als er jetzt ganz bewußt die Hand ausstreckte und leicht bebend über den knospenden Busen des Mädchens fuhr, spürte er in sich die Manneskraft erwachen und gegen den Stoff der Hose drängen. Seine Finger fuhren von dem rechten Hügel zum linken, dann wieder zurück, und dabei meinte er schon jetzt, kurz vor einer Ejakulation zu stehen.
Herr im Himmel! War es denn so schlimm um ihn bestellt? War er wirklich so ausgehungert?
Janette hatte die Augen geschlossen. Ihr wissender, lockender Blick hatte ihn gehemmt, aber nun fühlte er sich frei. Wie von einer fremden Macht gelenkt, wanderte seine Hand an dem langgestreckten Körper abwärts und näherte sich dem Geschlecht. Auf der leichten Wölbung des Schamhügels verhielt sie.
Damals war da noch nichts, dachte er plötzlich, von Erinnerungen übermannt. Damals, als er noch vollkommen unschuldig mit seiner kleinen Freundin