Die Geisterkutsche. Heiterer Roman. Karl Friedrich Kurz
werde ich überall nachfragen. Und sowie ich etwas erfahre, rufe ich Sie an. Inzwischen machen Sie sich keine Sorgen. Lassen Sie sich nicht vom einfältigen Martin ins Bockshorn jagen. Wahrscheinlich ist es nur ein Maskenscherz.“
Noch einmal wendet sich die Doktorin an den Kutscher und bittet. „Bester Martin, versuch, ein wenig Ordnung zu schaffen in deinem Kopf.“
„Was dieses anbetrifft, so ist mein Kopf in bester …“
„Ja, ja — aber besinn dich genau auf alles, was du gesehn und gehört hast. Stieg unterwegs jemand in den Wagen ein?“
„Niemand stieg ein. Es war wohl einigermaßen Bewegung drinnen, nachdem ich ihm das Paket aus dem alten Waldhaus brachte.“
„Du brachtest ein Paket?“
„Leicht war es wie mit Federn gefüllt. Der Sepp aber meint, es sei Fleischeslust.“
Da horcht die Doktorin auf und fragt schnell:
„Hieß er dich das Paket holen?“
„Der Herr Doktor, ja. Und mehr weiß ich nicht.“
„Stand sein Name darauf?“
„Wie hätte ich das sehen können? Ich durfte die Laterne nicht mitnehmen. Am Boden lag es, im Winkel neben der Tür, genau wie der Herr Doktor es mir vorschrieb.“
Ja, da horcht die Doktorin auf. „Besinn dich, Martin! Besinn dich … Hast du vielleicht eine Frau gesehn?“
„Höchstens eine fremdländische Person, eine gelbe Dame.“
Oh, aber jetzt kommt ein neuer Ton in Amaliens Stimme. Jetzt werden ihre Augen scharf, und ihre Nase wird spitz. „Eine Dame? Ah — war sie jung? Wie sah sie aus? War sie hübsch?“
„Jung und hübsch, soweit ich es verstehen kann. Und gelb und schwarz war sie. Große Augen hatte sie. Mehr konnte ich nicht sehen, weil es schon zu dunkel war. Sie kam aus dem Schwanen und gab dem Herrn Doktor die Hand.“
„Und dann?“
„Dann fuhr ich weg. Aber sie gingen miteinander die Straße hinunter.“
„Und das war also das letzte, was du von meinem Mann gesehen hast?“
„Bewahre! Das mit der gelben Dame war doch schon gestern abend.“
Immerhin, es blieb eine große Neuigkeit. „Hörtest du, was sie miteinander sprachen?“
„Ich hörte nichts. Aber es war ein unheimliches ausländisches Frauenzimmer. So viel ist sicher.“
Ja, das war eine Neuigkeit, die verschlug. Die Doktorin meint jetzt, sie habe die Spur gefunden. Darum will sie nicht warten, bis Doktor Stende sich wieder meldet und viel kostbare Zeit verlorengeht. Als entschlossene Frau nimmt sie die Fäden in ihre Hand und ruft die Polizei des Städtchens an. Die Doktorin erzählt nun ihrerseits eine Geschichte, in der zwar weniger vom Teufel und mehr von der fremden Dame die Rede ist.
„Das will mir nicht recht in den Kopf“, erwidert der Wachtmeister.
Es sei allerdings richtig, daß ein paar Ausländer im Schwanen abstiegen, doch das schienen sehr reiche Leute zu sein von dort unten, Indien oder so. Was sie hier in diesem kleinen Städtchen wollen? Nein, darüber kann der Wachtmeister keine Auskunft geben. Jedoch aus welchen Gründen hätten sie den Doktor ermorden sollen? Nein, nein. Dem Wachtmeister will es durchaus nicht in den Kopf.
„Aber es ist Blut an seinen Kleidern!“ ruft die Doktorin.
„Trug er größere Geldbeträge mit sich?“ fragt der Wachtmeister.
„Kaum. Seine Taschen sind allerdings jetzt leer. Auch seine Golduhr fehlt.“
„So? Na, da müssen wir natürlich gleich alles untersuchen.“
„Ich fahre selber sofort in die Stadt“, erklärt Frau Amalie, die weder zum Wachtmeister noch zu Kollege Stende unbegrenztes Vertrauen hat.
Der Wachtmeister aber ruft: „Nein, nein, Frau Doktor! Machen Sie nur keine Dummheiten. Überlassen Sie das uns. Wir werden wieder alles in Ordnung bringen. Keine Angst. Ich werde mit dem Bürgermeister darüber sprechen; der ist jetzt im Schwanen. Verdächtige Ausländer? Sehr gut. Diese Vögel werden wir uns aus der Nähe betrachten. Wozu wären wir denn sonst da? Behalten Sie den Kutscher bei sich, damit er weitere Auskunft geben kann.“
Gelbe Dame oder roter Teufel — das ist nun die Frage.
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