Ich schneie. Pavel Kohout

Ich schneie - Pavel Kohout


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Photo, ich hab es aus deiner Akte entwendet.»

      Seine professionelle Wachsamkeit funktionierte also weiter. Ich wiederum erspürte instinktiv den rechten Augenblick.

      «Übrigens, Anstand kannst du auch heute beweisen.»

      «Wie?»

      «Ist es wahr, daß du in so ein Verbrecheralbum, amtlich Agentenregister genannt, unseren gemeinsamen Freund Viktor Král eingetragen hast?»

      Er sah mir geradewegs in die Augen und zuckte mit keiner Wimper. (War er darauf vorbereitet?)

      «Ja, das ist wahr.»

      Wonach mir das Herz vor einer unheimlichen Vorstellung zu pochen anfing.

      «Und warst du wirklich sein ... Führungsoffizier?»

      O Gott, wenn er nun ja sagt? Durch den erhöhten Blutdruck verschlossen sich mir die Ohren, ich hörte ihn nur von ferne, zum Glück aber deutlich.

      «Nein.»

      In meinem Trommelfell knackte es schmerzhaft, als tauchte ich aus der Tiefe auf. Angst wich einer Erbitterung.

      «Wie konntest du dir eine solche Gemeinheit erlauben??»

      Mir schien, als erblaßten seine Lippen, doch er antwortete in normalem Ton.

      «Ich erinnere mich auch, daß ich dir anvertraut habe, wie ich auf diesem dünnen Eis meine Kür hinlege. Eingetragen habe ich ihn ohne sein Wissen, als ich mitkriegte, daß er bei erstbester Gelegenheit im Ausland bleiben würde. So habe ich dafür gesorgt, daß er sie bekam. Meinen Chefs habe ich vorgemacht, er werde dort weitergeführt, für den Verein ein Volltreffer.»

      «Du ... du hast ... (mein Gehirn war außerstande, das zu verarbeiten) du hast gewußt, daß er abhauen will?»

      «Ich staune noch immer, daß du das nicht gewußt hast.»

      «Ich hatte nicht die leiseste, aber auch nicht die allerleiseste Ahnung! (Ich schrie.) Ich hätte es ihm ausgeredet!»

      «Er ging doch deinetwegen. Er war mit dir unglücklich.»

      Getroffen. Ich war drauf und dran, die Tür zuzuschmettern und erst bei der Metro haltzumachen, doch das war das letzte, was ich jetzt durfte. Ich griff nach der Zigarette, und er stand auf, als er sie mir anzündete.

      «Petra, Vít’a war mein Kamerad, und ich habe deine Eskapade mit diesem Luna besser gekannt als er, nein! nie habe ich ihm eine Andeutung gemacht, doch auch ich gewann den Eindruck, daß ein Mann sich auf dich nicht stützen kann, denn gerade wenn er Halt sucht, weichst du zurück.»

      Mit jedem Zug bemühte ich mich, unsichtbar die Tränen herunterzuschlucken. Er hatte recht. Er hat es selbst erlebt. Mea culpa, mea maxima ... doch warum so hochgestochen? Ich war eine Betrügerin und gleiche jetzt dem aus den Trickfilmen berühmten begossenen Begießer ...

      «Glaub nicht, ich hätte bereits Absichten mit dir gehabt, du weißt, es hat noch ein gutes Jahr gedauert, ehe ich mir ein Herz faßte, eigentlich, bis du selbst es dir gewünscht hast. (Der gibts mir, der gibts mir.) Vít’a hätte nie ins Ausland gedurft, seiner Herkunft wie seines Charakters wegen. Als mir klar war, daß er darin die einzige Möglichkeit sah, sich vor dir zu retten, verzeih, aber er war dem Selbstmord nahe, weißt du das überhaupt? da trat ich in Funktion; ohne daß er es ahnte, versteht sich. Nach damaliger menschlicher Logik wäre er nie mehr zurückgekommen, irgendein Register konnte ihm draußen nichts anhaben. Und hier konnte ich auf sein Konto ein paar Leute retten.»

      Mich nannte er taktvoll nicht. Vergebens suchte ich nach dem Taschentuch, bis er mir sein eigenes gab. Ohne Scheu trompetete ich laut, um wieder sprechen zu können.

      «Nur, die Geschichte hat der Logik ein Schnippchen geschlagen, und dein Eintrag hat die Kommission beim Regierungspräsidium veranlaßt, ihm ein Ultimatum zu stellen: entweder auf französisch verschwinden oder Spießruten laufen.»

      «Das tut mir leid. Ich habe den Fall glatt vergessen.»

      «Vergessen??»

      «Ich hab fast zwanzig Jahre in dieser Mühle gesteckt.» (Er will das Opfer spielen!)

      «Du hast sie angekurbelt!»

      «Du tust mir unrecht! Ich hab Sand ins Getriebe getan.»

      «Für mich zählt, was du jetzt machen wirst! Bist du (ich holte Luft, jetzt ging es um alles) bereit zu erklären, wie es wirklich war?»

      «Aber natürlich!»

      «Und wie?? (Ich bemerkte seine Gereiztheit und legte im Interesse der Sache den Rückwärtsgang ein.) Ich will dir keine Vorschriften machen, ich hätte ihm nur gern gesagt, was er erwarten darf.»

      «Zunächst muß er mir sagen, wer, wann und wo darüber zu befinden gedenkt. (Richtig!) Ist er bereit, sich mit mir zu treffen?» (Darauf bin ich nicht gekommen.)

      «Weiß ich nicht. Aber du hast doch Telephon, oder?»

      Der Gedanke erregte mich, ihn das erste Mal selber anrufen zu können, sie selbst hat mir doch die Nummer gegeben! Josef Beneš sah mich an, als hörte er das Wort zum erstenmal.

      «Telephon?»

      «Ich frage ihn gleich.»

      «Und du denkst, das wird ihn freuen? Deshalb hat er dich hergeschickt, oder? Damit nicht der Eindruck entsteht, er könne mit mir zusammen die Spuren verwischen.»

      «Willst du sagen (ich war außer mir), daß hierzulande weiter abgehört wird?»

      «Vielleicht leide ich an professioneller Deformation, doch gelernt ist gelernt. Morgen abend um acht werde ich vor der Kirche in der Resslová warten, da, wo sich die Paraschutisten nach dem Attentat auf Heydrich versteckt hatten, du weißt doch! Entweder er hält an und macht mit mir eine kleine Fahrt, oder ich gehe fünf nach acht meines Wegs.»

      Daß er ausgerechnet eine Gedenkstätte der vorletzten Okkupation nach der soeben beendeten letzten für ein heimliches Rendezvous vorschlug, deprimierte mich.

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