Jesus und die Kirchen. Jona Jackson
dem englischen ‘present progressive’, zu deutsch Verlaufsform, die auch in der griechischen, aber nicht in der deutschen Sprache üblich ist. Diese Verlaufsform bezeichnet einen gerade stattfindenden, aber alles andere als ewigen Vorgang. Sage ich im Englischen: »I’m running«, bedeutet das ja auch nicht, dass ich nie wieder aufhören werde zu laufen. Das griechische Wort für Ewiges Leben, siehe z. B. Johannes 3:16, ist ein völlig anderes: αἰώνιοζ aiónios.
Diese Geschichte zeigt, wie wichtig es ist, den Zusammenhang von Bibelstellen zu betrachten. Mein Bibelzitatschlüssel zu der Lazarus-Geschichte ist: <JSD>, d. h. JESUS führt mit den Schriftgelehrten eine Debatte. Vor diesem Gleichnis hatte sich JESUS mit den Schriftgelehrten über die Frage des Ehebruchs unterhalten und hatte ihnen verdeutlicht, wie falsch und verlogen ihre Frömmigkeit ist und dass sie so nicht in das Reich Gottes eingehen werden. Das Thema ist hier nicht, wie lange man in der Hölle schmort, sondern dass die Heuchler – selbst durch Rückkehrer aus dem Totenreich – nicht zu bekehren wären. Es geht also um das Leben hier auf der Erde und unsere Chance, hier die wichtigste Entscheidung unseres Lebens zu treffen. Folglich prangert JESUS mit diesem Gleichnis die Heuchelei an.
Weiter ist zu beachten, dass JESUS hier das Wort Hades verwendet, und nicht wie sonst das Wort Gehenna, ER spricht also deutlich nicht vom Gegenteil des Ewigen Lebens. JESUS selbst lehrt SEINE Jünger an anderer Stelle, dass Lazarus zur (endgültigen) Ruhe gegangen ist, dass er schläft (Joh. 11:11-14). Daher rührt vermutlich unsere Redewendung, dass Tote ‘entschlafen’ sind. Eine Formulierung, die der biblischen Wahrheit des Zustandes zwischen irdischem Tod und ´Jüngstem Gericht` wohl am nächsten kommt. Wie kann da der reiche Mann mit Abraham sprechen? Und wieso ausgerechnet Abraham? Warum nicht Mose, ein Prophet, ein Engel oder Gott selbst? Die gesamte Ausgestaltung dieser Erzählung ist völlig absurd und weit weg von jeglicher biblischen Realität. Seine Zuhörer verstanden, dass JESUS hier eine fiktive Geschichte, eine Fabel erzählt, die nichts über das Leben nach dem Tod lehrt. Es geht um die Heuchelei, um die Unbelehrbarkeit der Schriftgelehrten, um nichts anderes.
Frage: Was ist mit denen, die zu Lebzeiten nichts von JESUS gehört haben? Wenn man das Jüngste Gericht nicht nur als einen Gerichtsprozess versteht, sondern als eine Zeit des Wählens und der Prüfung für genau diese Menschen, so erweist JHWH seine Gerechtigkeit allen Menschen gegenüber darin, dass sie dort ihre Gelegenheit haben werden, sich zu entscheiden (Offenbarung 20). Das werde ich hier nicht vertiefen, da wir ja zu denjenigen gehören, die Kenntnis von der Frohen Botschaft haben.
Lässt sich die Liebe Gottes mit ewigen Höllenqualen in Einklang bringen? Ich teile die Auffassung, dass sich das kaum vereinbaren lässt! Das passt einfach nicht zu unserem Gott der Liebe. JHWH kennt zwar Strafe und in gewissen Einschränkungen auch Vergeltung, aber ER kennt keine blinde Rache.
Bleiben wir dabei, von dem Besten zu reden, was wir haben: Von der Frohen Botschaft vom Kreuz, von JESUS CHRISTUS, von der Nachfolge und von der Errettung zum Ewigen Leben.
Das Gleichnis von den zehn Brautjungfern oder: Wer gehört dazu?
JESUS erzählt ein Gleichnis, NTR, Matthäus 25:1-13, <JJA>:
»Dann wird man das Königreich der Himmel so erklären: Zehn Brautjungfern nahmen ihre Fackeln und machten sich auf, dem Bräutigam entgegen, um ihn nach seiner Ankunft zur Hochzeit zu begleiten. Fünf von ihnen aber waren klug und umsichtig, die übrigen fünf waren dumm und nachlässig. Die dummen Mädchen nahmen zwar ihre Fackeln, aber Öl nahmen sie nicht mit. Die klugen hingegen nahmen Öl in ihren Gefäßen mit ihren Fackeln auf den Weg. Da aber der Bräutigam auf sich warten ließ, nickten sie alle ein und schliefen. Gegen Mitternacht aber hörte man plötzlich ein tumultartiges Freudengeschrei: Siehe, der Bräutigam, auf, ihm entgegen, der Zeitpunkt ist gekommen! Da standen alle jene Brautjungfern schnell auf und schmückten ihre Fackeln. Die dummen Mädchen aber sagten zu den klugen: Bitte gebt uns von eurem Öl, denn unsere Fackeln sind am Erlöschen! Die klugen aber erwiderten und sprachen: Gewiss nicht; denn dann wird es für uns und für euch nicht reichen! Geht aber stattdessen hin, zu denen, die Öl verkaufen, und besorgt euch selbst welches! Als sie aber weggingen, um zu kaufen, da kam der Bräutigam, und die Mädchen, die bereit waren, gingen mit IHM zur Hochzeitsfeier ein, und die Tür wurde hinter ihnen geschlossen.Später kamen aber auch die übrigen Brautjungfern und sagten: Herr, Herr, mach uns auf!
ER aber ließ ihnen ausrichten: Wahrlich, ich sage euch, ich weiß nicht, wer ihr seid. Darum wacht! Denn ihr wisst weder den Tag noch die Stunde, in welcher der Sohn des Menschen kommt.«
Vielen Menschen machen diese Warnungen Angst, viele trauen sich kaum, sich ernsthaft mit solchen Gleichnissen auseinanderzusetzen. Dabei ist es eigentlich die Absicht JESU, uns mit diesen Gleichnissen eine klare Wegweisung zu geben. Fragst du dich auch, wofür das Öl in diesem Gleichnis stellvertretend stehen könnte? Liebe? Heiliger Geist? Gehorsam? Treue? Oder ganz etwas anderes?
Hatten JESU Zuhörer – wie wir heute – Schwierigkeiten, das Gleichnis zu verstehen? Offensichtlich nicht! Denn sonst hätte JESUS ihnen geholfen, das wissen wir aus vielen anderen Beispielen aus dem Leben JESU. Wo es förderlich war, hat ER erklärt oder ein weiteres Gleichnis hinzugefügt. Es muss also eine einfache Deutung geben.
Viele von uns haben heute kaum mehr eigene Erfahrungen mit jüdischen Traditionen. Das ist auch Folge unserer christlichen Kirchengeschichte, in der die Juden über Jahrhunderte als Christusmörder beschuldigt wurden. Das erschwert uns den Zugang zu den Gleichnissen JESU, denn ER war, wie auch fast jeder seiner Zuhörer, Jude!
Die Feindschaft und Entfremdung zwischen Christen und Juden ist ein Thema, auf das ich, unter anderem, im dritten Teil dieses Buches ab Seite 265 ausführlicher eingehe.
Beschäftigen wir uns also mit den Traditionen, an die dieses Gleichnis anknüpft. Auf der Suche nach jüdischen Hochzeitsbräuchen habe ich zwei Schilderungen gefunden, die das Gleichnis für uns verständlicher machen, die erklären, warum die Brautjungfern vor dem Hochzeitssaal warten mussten.
Hier die erste Version: Der Bräutigam verbrachte den Tag vor der Hochzeit mit seinen Freunden. Erst nach Einbruch der Dunkelheit zog er mit seinen Gästen zum Hochzeitssaal. Auf diesem Weg trugen alle Begleiter Öllampen oder Fackeln, um den Weg zu erhellen. Denn damals waren die Nächte finster.
Und eine zweite Version als Zitat:
Es war damals üblich, dass der Bräutigam die Braut in ihrem Elternhaus abholte und vom Brautvater freikaufte. Erst nach Abschluss der Verhandlungen zog der Bräutigam mit seiner Braut in feierlichem Zug zum Hochzeitssaal, in dem er von den Jungfrauen erwartet wurde. Nun war es eine Tradition, dass der Brautvater mit dem Bräutigam ausführlich verhandelte und von seinen Wohltaten erzählte, die er seinen Töchtern angedeihen ließ, damit sie so liebenswert wurden, wie sie der Bräutigam nun vorfindet. Je ärmer ein Bräutigam nun war, umso schneller waren die Verhandlungen abgeschlossen: Wo nichts zu holen ist, braucht man auch nicht feilschen. Ein sehr vermögender Bräutigam, der zudem eine sehr liebreizende Braut heimführen wollte, konnte allerdings schon einmal die halbe Nacht durch die Verhandlungen mit dem Brautvater aufgehalten werden. (Karl-Leisner-Jugend, aus den Katechesen das Heft ‘Was Jesus uns verkündet hat’, Seite 9)
So oder so, die Brautjungfern vor dem Hochzeitssaal drückten ihre Wertschätzung gegenüber dem Bräutigam dadurch aus, dass sie gut vorbereitet auf ihn warteten und sich auch nach langer Wartezeit nicht die Blöße gaben, den Bräutigam im