Tod im Sommerhaus - Schweden-Krimi. Åke Smedberg

Tod im Sommerhaus - Schweden-Krimi - Åke Smedberg


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das sehen Sie doch ein?«

      Lindberg atmete jetzt gleichmäßiger und starrte geradeaus.

      »Da gibt es jemanden, den ...«, begann er, verstummte und schien in seinem Gedächtnis zu suchen. »Ja, jemand, mit dem Sie vielleicht Kontakt aufnehmen könnten ... Henning ...«

      Magnusson verzog leicht den Mund.

      »Sjöström vielleicht?«

      Lindberg schien den Einwurf kaum wahrzunehmen.

      »Henning«, wiederholte er. »Lasse Henning.«

      Magnusson sah ihn an.

      »Ist das ein Anwalt, den Sie kennen?«

      Der andere schüttelte den Kopf.

      »Nein, ein Polizist.«

      Magnusson runzelte die Stirn.

      »Ein Polizist? Jedenfalls niemand, den ich kenne.«

      »Nicht hier. In Stockholm. Ob er immer noch dort ist, weiß ich allerdings nicht. Das ist schon ein paar Jahre her.«

      Magnusson legte den Kopf schief.

      »Gibt es einen besonderen Grund, weshalb wir uns mit ihm in Verbindung setzen sollten?«

      »Er weiß, wer ich bin.«

      Lindberg hatte die Arme sinken lassen und schien sich plötzlich wieder zu entspannen.

      »Falls es möglich wäre ... Ja, dann würde ich mich gern mit ihm unterhalten.«

      Magnusson nickte.

      »Wir wollen sehen, was sich machen lässt«, erwiderte er knapp.

      Magnusson hatte eine Zigarette aus der Schachtel gefischt, drehte sie hin und her und steckte sie mit einem leisen Seufzer wieder zurück. Peter Larsson lehnte ein paar Meter von ihm entfernt mit verschränkten Armen an der Wand des Korridors.

      »Geh halt schnell eine rauchen, wenn du Lust hast. Wir können uns danach unterhalten.«

      Magnusson sah ihn kurz an und schüttelte den Kopf.

      »Meine Ration, du weißt schon. Ich hebe mir die Zigarette lieber auf. Riechen muss reichen.«

      Er räusperte sich.

      »Bist du wütend?«

      Peter Larsson zuckte mit den Achseln.

      »Wütend ist vielleicht zu viel gesagt. Ich finde, du hättest diesen Auftritt vorher mit mir absprechen können.«

      Magnusson zog eine Braue hoch.

      »War es so schlimm?«

      »Das war doch reinstes Theater, wie du ihm die Zeitung hingeknallt hast. Wir hätten das vorher besprechen müssen.«

      »Es ergab sich halt so«, erwiderte Magnusson.

      Larsson schnaubte.

      »Unsinn! Du hast bewusst die Zeitung mitgenommen, um dein Ding durchzuziehen.«

      Magnusson lächelte schuldbewusst.

      »Ja, du hast vielleicht Recht. Er war mir einfach zu unbeeindruckt. Ich war gespannt, wie er reagieren würde. Irritiert oder verängstigt oder so erregt, dass er einen Ständer kriegt, wenn er es schwarz auf weiß vor sich sieht.«

      »War das so schlau? Ihn das lesen zu lassen?«

      Magnusson machte eine abwehrende Handbewegung.

      »Das war doch nur die Titelseite. Die Schlagzeile. Nichts, was ihm nützen könnte, wenn er sich aus der Sache herausreden will.«

      »Du wolltest sehen, wie er reagieren würde«, sagte Larsson nach einer Pause. »Und wie hat er reagiert?«

      Magnusson runzelte die Stirn.

      »Tja, ich hatte schon den Eindruck, dass ihn der Artikel erschüttert hat. Er hat ihm kurz den Boden unter den Füßen weggezogen. Aber zugegeben hat er nichts. Und gesprächiger wurde er auch nicht, das muss ich zugeben.«

      Er atmete geräuschvoll ein und schnalzte mit der Zunge.

      »Na ja, war ja auch nur ein Versuch. Vielleicht sollten wir eine Weile auf die Psychologie verzichten und uns auf die konkreten Hinweise konzentrieren.«

      »Die ja recht spärlich sind, nicht wahr?«, entgegnete Peter Larsson säuerlich.

      Magnusson warf ihm einen raschen Blick zu und schüttelte den Kopf.

      »Jetzt jammer nicht, und hör mir gut zu. Wir wissen, dass die Brieftasche ihm gehört und mit aller Wahrscheinlichkeit mit den Morden im Zusammenhang steht. Außerdem haben wir seine recht fadenscheinige Erklärung, er habe sie verloren, wisse aber nichts über das Wann, Wo und Wie.«

      »Irgendwie muß er dort ja auch hingekommen sein. Und wieder zurück. Was zu Fuß eher unwahrscheinlich ist. Im Besitz eines Autos ist er unseres Wissens auch nicht. Und die Busverbindungen sind miserabel ...«

      Magnusson schnaubte.

      »Hast du nicht selbst gesagt, es müssten mehrere Personen beteiligt gewesen sein? Reyes meint das auch. Wenn wir einfach dranbleiben, tauchen vielleicht Transportmittel und eventuell weitere Beteiligte im Zuge der Ermittlungen auf, wer weiß?«

      Er hob eine Hand.

      »Was Reyes angeht, wollte ich noch etwas sagen. Er hat mir eine Nachricht zukommen lassen, die interessant zu sein scheint. Blut auf Schulterhöhe am Türrahmen in der Küche. Als hätte sich jemand angelehnt oder abgestützt. Es ist Reyes gelungen, dort einen Fingerabdruck zu sichern. Verwischt zwar, aber wie er glaubt, dennoch verwendbar. Es gibt übrigens nur sehr wenig Fingerabdrücke. Auf der Axt sind überhaupt keine. Die Person, die sie gehalten hat, muss Handschuhe getragen haben, und nicht irgendwelche. Wahrscheinlich aus Latex, wie Chirurgen sie benutzen. Dehnbar und stabil. Es ist auch möglich, dass sich die Täter etwas über die Schuhe gezogen haben. Was darauf hindeuten würde, dass die Tat genau geplant worden ist. Das alles natürlich nur laut Reyes. Und der hat immer eine blühende Phantasie.«

      Er sah Larsson an, der mit den Achseln zuckte.

      »Er ist ein Fachmann.«

      Magnusson verzog das Gesicht.

      »Klar. Und darüber lässt er auch niemanden im Zweifel.«

      Er verstummte, ging ein paar Schritte den Gang entlang und kam wieder zurück.

      »Aber dieses Mal ... ja, es ist nicht unmöglich. Ist dir Lindbergs verletzte Hand aufgefallen? Es könnte stimmen. Irgendwann während dieses verdammten Blutbads verletzt er sich, zieht den Handschuh aus, um sich die Wunde anzuschauen, und berührt auf dem Weg nach draußen den Türrahmen. Mit etwas Glück sichern wir sowohl DNA‒Proben als auch Fingerabdrücke. Dann wird er sich nicht mehr so leicht rausreden können.«

      »Nur wenn es wirklich sein Blut ist«, erwiderte Peter Larsson. »Bist du dir da bereits sicher?«

      Magnusson schüttelte den Kopf.

      »Ganz und gar nicht. Aber ich will Gewissheit haben, bevor er hier verschwindet. Ich habe noch kurz mit Hjerpe gesprochen. Mit der U‒Haft gibt es keine Probleme.«

      »Und das Mädchen? Diese Zeugenaussage?«, fragte Larsson. »Über die hätten wir auch erst mal reden müssen. Vor dem Einleiten psychologischer Experimente.«

      Magnusson seufzte.

      »Ja, ja. Ich gebe ja alles zu, zum zweiten Mal. Ich streue mir Asche aufs Haupt. Bist du jetzt zufrieden?«

      Er sah den Jüngeren eine Weile herausfordernd an und fuhr fort:

      »Richtig, die Freundin, die keine Freundin ist. Sie hat vor einer Dreiviertelstunde angerufen und erklärt, von Donnerstag bis Montag ununterbrochen mit Herrn Lindberg zusammen gewesen zu sein. Aber meines Erachtens verändert dies die Sachlage kaum zu seinem Vorteil. Eher das Gegenteil ist der Fall.«

      »Du glaubst, sie könnte ebenfalls in die


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