Tod im Sommerhaus - Schweden-Krimi. Åke Smedberg

Tod im Sommerhaus - Schweden-Krimi - Åke Smedberg


Скачать книгу
wichtig zu sein, Lindberg ein Alibi zu verschaffen, findest du nicht auch?«

      »Aber er hat nicht angebissen«, erwiderte Peter Larsson.

      »Nein, er war verärgert. Das wäre ich auch gewesen.«

      Magnusson verzog den Mund.

      »Wenn ich versichert hätte, allein gewesen zu sein. Hinter verschlossener Tür. Niemanden getroffen und nur dagesessen und den Kopf hängen gelassen zu haben, drei bis vier Tage. Etwas seltsam, aber auch nicht ganz unwahrscheinlich. Dann kommt jemand und verdirbt das Ganze, vielleicht sogar noch aus Hilfsbereitschaft. Und auf einmal wirkt alles suspekter denn je. Ich wäre auch wütend geworden.«

      Peter Larsson runzelte die Stirn.

      »Woher wusste sie, dass er hier ist? Und worum es geht?«

      »Tja, es gibt nicht mehr viel, was sich heutzutage noch geheim halten lässt, nicht wahr?«

      Magnusson schlug mit der Hand auf die Tasche, in der die Zeitung steckte.

      »Hier steht eigentlich alles. Was sich ereignet hat, wann es sich unserer Ansicht nach ereignet hat, und sogar, dass wir eine Person zum Verhör abgeholt haben. Das Einzige, was fehlt, ist der Name, aber den hat sie auch so rausgekriegt.«

      »Wie?«

      »Das will sie uns nicht verraten. Nur, dass sie den Namen von jemandem erfahren hat. Mal sehen, was wir erfahren, wenn wir uns eingehender mit ihr unterhalten.«

      »Dieser Name, den Lindberg genannt hat«, meinte Peter Larsson. »Sollen wir damit unsere Zeit verschwenden? Was meinst du?«

      Magnusson kaute auf seiner Unterlippe.

      »Henning? Hieß er nicht so? Ich erkundige mich mal.«

      Er ging wieder im Korridor auf und ab und fingerte an der Zigarettenschachtel in seiner Jackentasche.

      »Aber am wichtigsten ist im Augenblick Lindberg. Wir stellen seine Wohnung auf den Kopf und suchen dort jeden Millimeter ab. Ihn selbst auch. Wenn er in dieser Hütte in Rönnåsen war, dann kriegen wir das raus.«

      »Und das Motiv?«

      »Darum kümmern wir uns später. Wenn wir erst mal beweisen können, dass er sich am Tatort aufgehalten hat, dann glaube ich, dass er von sich aus erzählt. Und ich glaube nicht, dass es irgendwas Sensationelles ist. Das Übliche. Ein Einbruch, der schief ging. Irgendwas in dieser Richtung.«

      Larsson betrachtete ihn nachdenklich.

      »Ich bin mir da nicht so sicher«, entgegnete er schließlich. »Wie es dort aussah, pfui Teufel ... Das wirkt zu einfach.«

      »Zu einfach?«

      Magnusson zog die Augenbrauen hoch.

      »Man merkt, dass du jung bist und alles verkomplizieren musst. Warte, bis du so alt bist wie ich. Dann ist nichts einfach genug. Je einfacher, desto besser.«

      Es hatte aufgeklart, der Himmel war wolkenlos. Blau. So verdammt blau, dachte sie. Kindisch blau. Wie in einem Märchenbuch. Nicht ganz echt.

      Li starrte nach oben, ihr Blick verlor sich, und sie fühlte sich besser. Der Druck auf der Brust ließ nach. Sie holte tief Luft und versuchte, alle Gedanken von sich fortzuschieben. An nichts zu denken und einfach nur dazustehen ...

      Dann war plötzlich alles wieder beim Alten. Irgendetwas in ihrem Innern wurde abgeschnürt, zusammengepresst. Jetzt war alles wieder präsent. Die ganze verdammte Scheiße. Mama hatte sich über sie gebeugt und schrie wie am Spieß. Als sei sie die Leidtragende!

      »Du raffst auch gar nichts«, sagte sie mit belegter Stimme. »Verdammt, ich muss doch was sagen!«

      Die andere Frau sah sie verbissen an.

      »Es war total bescheuert, dort anzurufen. Aber es war deine eigene Entscheidung. Tu, was du nicht lassen kannst, das habe ich dir schon vorher gesagt. Aber halt mich da raus, das habe ich auch gesagt, oder? Und jetzt wollen die auf einmal mit mir reden! Man muss nicht gerade ein Genie sein, um zu begreifen, wieso, oder?«

      Li wich ihrem Blick aus.

      »Ich habe nur gesagt, du wüsstest auch, dass ich dort gewesen sei, also bei Bosse«, sagte sie schließlich. »Dass ich dir davon erzählt hätte.«

      »Ich weiß überhaupt nichts!«, fiel ihr die andere ins Wort. »Wo du warst und nicht warst. Nicht das Geringste! Ist dir das klar?«

      Li mied noch immer ihren Blick, ihre Wangen hatten sich leicht gerötet.

      »Na, dann vielen Dank«, sagte sie nach kurzem Schweigen. »Allerherzlichsten Dank für deine freundliche Unterstützung! «

      Sie ging auf die Tür zu, aber die ältere Frau versperrte ihr den Weg, packte sie, riss sie herum und schubste sie aufs Sofa.

      »Nicht so eilig. Wir sind noch nicht fertig.«

      »Was zum Teufel... Was fällt dir eigentlich ein!«

      Li versuchte aufzustehen, aber Mama schob sie zurück und beugte sich über sie.

      »Immer mit der Ruhe. Wir müssen miteinander reden, habe ich gesagt.«

      »Worüber? Du willst dich doch unbedingt raushalten? Was gibt’s dann noch zu bereden? Topfpflanzen?«

      Mama richtete sich auf und verschränkte die Arme vor der Brust.

      »Was weißt du eigentlich über ihn?«, fragte sie nach einer Weile. »Über Bosse.«

      Li starrte ihr ins Gesicht.

      »Wie meinst du das?«

      Mama schnaubte verächtlich.

      »Wie lange hängst du schon mit ihm rum ‒ wie lange jetzt ‒ ein knappes halbes Jahr? Was weißt du eigentlich über ihn? Hast du ihn überhaupt mal gefragt, was er früher so gemacht hat? Einen Scheißdreck weißt du über ihn.«

      Li schüttelte heftig den Kopf.

      »Ich weiß genug! Ich weiß, dass er nichts mit dieser Sache zu tun hat!«

      »Und wieso haben sie ihn dann mitgenommen?«

      »Das ist irgendein beschissener Irrtum! Oder jemand will ihn reinlegen und versucht, ihm das anzuhängen ...«

      »Und wieso? Wieso sollte ihm jemand das anhängen wollen? Kennst du jemanden, der ein Interesse daran haben könnte? Ist er so interessant?«

      Li schüttelte den Kopf.

      »Idioten gibt’s immer.«

      »Reicht das, meinst du?«

      »Ja, das reicht! Da ist irgendjemand, der krank im Kopf ist und ihn nicht ausstehen kann, begreifst du das denn nicht?«

      Mama schnaubte erneut.

      »Kannst du mir ein Beispiel nennen?«

      Li starrte sie an und ballte die Fäuste.

      »Ich weiß, dass es nicht Bosse sein kann! Schließlich war ich letzten Donnerstag bis spät in die Nacht bei ihm, das weißt du auch ...«

      »Und danach?«, unterbrach sie die andere. »Freitag, Samstag, Sonntag? Du hast nicht die geringste Ahnung, wo er da war oder was er da getrieben hat. Und das ist auch kein Zufall, oder? Du kommst, wenn er pfeift. Du hast nicht mal einen Schlüssel für seine Wohnung. Er lässt dich rein, wenn’s ihm gerade passt. Stimmt’s?«

      Li rutschte nervös hin und her.

      »Was soll denn das! Du glaubst doch wohl nicht im Ernst, dass er das getan haben könnte? Diese alten Leute totzuschlagen?«

      Streitlustig streckte sie das Kinn vor.

      »Ich kenne ihn einfach! Glaubst du nicht, dass man sowas im Gefühl hat?«

      Die ältere Frau stand immer noch vor ihr und betrachtete sie schweigend. Li erhob sich abrupt.

      »Okay! Ich sage denen, dass ich


Скачать книгу