Tod im Sommerhaus - Schweden-Krimi. Åke Smedberg

Tod im Sommerhaus - Schweden-Krimi - Åke Smedberg


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bin ich mir nicht so sicher«, erwiderte Peter Larsson langsam. »Hält man sich an die Wahrheit, gibt’s normalerweise keine Probleme.«

      Der andere zog eine Augenbraue hoch.

      »Was Sie nicht sagen! Da bin ich mir nicht so sicher.« Ein paar Minuten später kam Magnusson zurück. Er hielt eine aufgerollte Zeitung in der Hand, blieb in der Tür stehen, steckte die Zeitung in die Jackentasche, ging zum Tisch und setzte sich.

      »Wir machen weiter«, sagte er. Er musterte Lindberg. »Sie waren also über die Feiertage allein, wenn ich Sie richtig verstanden habe? Haben keinen Schritt vor die Tür gemacht und auch niemanden getroffen?«

      Bosse Lindberg nickte.

      »Ja«, erwiderte er. »Sie haben mich richtig verstanden.«

      »Ich wollte mich nur vergewissern. Uns liegt nämlich die Zeugenaussage einer Person vor, die zum fraglichen Zeitpunkt mit Ihnen zusammen war. Und zwar ohne Unterbrechung bis letzten Montag. Was sagen Sie dazu?«

      Er wartete einen Augenblick.

      »Vielleicht haben Sie sich ja geirrt und möchten Ihre Aussage korrigieren?«

      Mit gerunzelter Stirn starrte Lindberg ihn an.

      »Sie sprechen von Li, nicht wahr?«

      »Von wem?«

      »Li. Anneli Holm. Nur sie kommt in Frage.«

      Magnusson betrachtete ihn schweigend. Bosse Lindberg schüttelte den Kopf.

      »Ja, leider war ich nach wie vor allein und habe niemanden getroffen. Auch sie nicht, jedenfalls nicht seit letztem Donnerstag, als sie bei mir zu Besuch war. Sie ist gegen Mitternacht oder kurze Zeit später gegangen, glaube ich.«

      »Aber davon haben Sie gar nichts gesagt.«

      »Meines Erachtens hat das nichts mit der Sache zu tun. Ich habe keinen Grund gesehen, sie in diese Sache reinzuziehen.«

      »Ach, nein?«, fragte Magnusson. »Ist sie vielleicht Ihre Freundin?«

      Lindberg zögerte, ehe er antwortete.

      »Wir treffen uns, kann man sagen. Ziemlich oft.«

      »Sie haben ein Verhältnis?«

      Lindberg hob die Hände. Er kniff die Augen zusammen und wirkte zum ersten Mal verärgert.

      »Ich schlafe mit ihr, wenn es das ist, was Sie interessiert!«

      »Aber Sie wohnen nicht zusammen?«, fuhr Magnusson unbeirrt fort.

      »Nein.«

      »Und seit ungefähr vierundzwanzig Uhr am Donnerstag, in der Walpurgisnacht, haben Sie sich also nicht mehr gesehen? Obwohl sie das Gegenteil behauptet?«

      »Nein.«

      »Sie lügt also.«

      »Sie hat sich wohl geirrt und die Tage durcheinander gebracht.«

      »Ein bisschen komisch ist das schon, oder? Dass sie sich ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt irren sollte? Ausgerechnet der Zeitraum, für den wir uns interessieren. Bei mir erweckt das den Anschein, als versuchte sie, Ihnen ein Alibi zu verschaffen. Für irgendetwas. Woran könnte das, Ihrer Meinung nach, liegen?«

      Bosse Lindberg lehnte sich zurück und verschränkte die Arme über der Brust.

      »Stimmt, es sieht so aus, als wollte sie mir helfen. Man muss schon ziemlich beschränkt sein, um das nicht zu merken. Aber ich habe sie nicht darum gebeten und nichts damit zu tun. Ich habe ausgesagt, wo ich mich in den besagten Tagen aufgehalten und was ich gemacht habe. Habe Ihre Fragen beantwortet. Mehr kann ich nicht tun, und mehr ist auch nicht nötig, finde ich.«

      Magnusson nickte.

      »Sie haben Recht«, sagte er. »Sie haben ganz Recht. Vielleicht ist es an der Zeit, dass wir Sie etwas ausführlicher darüber informieren, warum Sie hier sitzen. Damit Sie den Ernst der Lage begreifen ...«

      Er unterbrach sich und beugte sich vor.

      »Das sieht entzündet aus. Wir müssen dafür sorgen, dass jemand da mal einen Blick draufwirft.«

      Er deutete mit dem Kopf auf Lindbergs rechte Hand, deren gerötete Handfläche ein breites Pflaster bedeckte. Bosse Lindberg schüttelte den Kopf.

      »Das? Das ist nur eine Schramme ...«

      »Ja, darüber sprechen wir später«, fuhr Magnusson geradezu gut gelaunt fort.

      »Ich habe Sie gefragt, ob Sie die Gegend von Jädraås und Åmot an der Grenze zu Hälsingland kennen. Ob Sie sich in den letzten Tagen an einem dieser Orte aufgehalten haben. Sie haben das verneint.«

      Lindberg schüttelte den Kopf.

      »Das ist schon Jahre her«, erwiderte er. »Und damals bin ich auch nur durchgefahren, soweit ich mich erinnern kann.«

      »Der Ortsname Rönnåsen sagt Ihnen auch nichts?«

      »Nein, überhaupt nichts.«

      Magnusson musterte ihn und spitzte die Lippen.

      »Ein recht abgelegener Hof. Die Besitzer heißen Haglund. Dort haben wir Ihre Brieftasche gefunden.«

      Er wartete einen Augenblick, zog die Zeitung aus der Tasche, schlug sie auf und legte sie auf den Tisch.

      »Hier. Das hier sollten Sie sich einmal anschauen.«

      »Bestialischer Doppelmord. Hier wurde ein altes Paar massakriert. Verdächtiger in Haft.« Die Schlagzeile nahm die Hälfte der ersten Seite ein. Darunter war das Foto eines Hauses vor düsterem Hintergrund zu sehen.

      Lindberg saß reglos da, starrte erst das Bild an und überflog dann den Text. Magnusson zog die Zeitung wieder zu sich heran.

      »Ja, im Augenblick reicht das vielleicht. Wir werden noch mehr über diesen Fall sprechen. Ich wollte Ihnen nur eine Kostprobe präsentieren.«

      Er rieb sich das Kinn.

      »Wir haben Ihnen bereits mitgeteilt, dass Ihre Brieftasche am Tatort gefunden wurde und dass wir deswegen mit Ihnen reden wollten. Später wurde dann im Hinblick auf die Art des Verbrechens ‒ Mord beziehungsweise Totschlag ‒ beschlossen, Sie vorläufig festzunehmen. Wie Sie sehen konnten, haben wir kaum übertrieben. Es geht also um ein älteres Paar, das auf eine Art ums Leben gebracht wurde, wie ich es noch kaum gesehen habe, obwohl ich schon recht lange dabei bin.«

      Er hielt inne und hob mahnend den Zeigefinger.

      »Und Ihre Brieftasche, Bosse, lag in dem Haus, in dem die Morde verübt wurden. Ja, sie wurde in der Tat unter einem der Opfer gefunden! Vieles spricht also dafür, dass sie dorthin gelangte, als das Verbrechen verübt wurde. Der Täter, oder jemand anders, der sich ebenfalls im Haus befand, hat sie einfach verloren. Was sagen Sie dazu, Bosse?«

      Der Mann auf der gegenüberliegenden Seite des Tisches reagierte nicht. Dann zuckte er zusammen.

      »Ich bin nicht ...«

      Er verstummte und schüttelte mehrmals den Kopf.

      »Was sind Sie nicht?«, fragte Magnusson.

      Lindberg holte tief Luft.

      »Ich bin ... ich bin nie dort gewesen!«, fuhr er fast keuchend fort.

      »Ja, ja. Dafür gibt es auch keine Indizien. Dass Sie sich dort befunden hätten. Jedenfalls jetzt noch nicht. Aber in diesem Fall gibt es noch so viele Ungereimtheiten und offene Fragen, dass Sie damit rechnen müssen, noch eine Weile bei uns zu bleiben.«

      Er steckte die Zeitung wieder in die Jackentasche.

      »Außerdem brauchen wir noch eine Blutprobe von Ihnen«, fuhr er beiläufig fort. »Wir erledigen das, wenn sich jemand um die Verletzung Ihrer Hand kümmert.«

      Er hielt inne.

      »Und noch etwas. Ein Rechtsanwalt. Als wir gestern


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